Fabeln und Parabeln. Tatjana Sindeeva-Burova. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tatjana Sindeeva-Burova
Издательство: Издательские решения
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9785449836717
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Sie ist nur im Fliegen lebendig…

      die Last, Beleidigungen, der Schmerz… brechen ihre Flügel…

      Fliege, lebe, mein Lieber… und vergiss nicht! Alles, was du hören

      wirst, die Worte, die aus den bösen Mündern fliegen, nimm dir

      nicht so sehr zu Herzen, achte nicht darauf! Bis du es nicht

      angenommen hast, bleiben sie auf der Zunge eines Dummkopfes!»

      2017

      Die Füchsin und der Biber

      Eine Füchsin hatte einen reichen Biber geheiratet, er hatte viele

      Wälder und Dämme in Besitz…

      Sie selbst besaß nur ein ansehnliches Fell und hatte einen

      schlauen und gewandten Charakter…

      Der Biber war gierig und übertrieben geizig, er behütete jede

      Münze, jede Sache…

      Die Füchsin war im Gegenteil verschwenderisch, sie mochte sich

      verwöhnen und hätschelte sich grenzenlos…

      Zwei Seelen, zwei unterschiedliche Charaktertypen begegneten

      sich auf der Kreuzung ihrer Lebenswege…

      Der Eine arbeitete hart, zählte seine unzähligen Habseligkeiten,

      behütete sie manchmal bis zum Herzschmerz…

      Die Andere lebte leicht, mochte die Gesellschaft, das ganze

      Vermögen ihres Mannes aufbrauchend…

      Der Biber wurde einmal krank, war müde zu bosseln, seine Schätze

      zählend…

      Er rief seine Frau, die rothaarige Füchsin… er wollte seine

      Gedanken ihr zum Abschied mit auf den Weg geben:

      «Meine liebe Frau… es scheint, meine Zeit ist gekommen, ich habe

      keine Kraft mehr zu arbeiten…

      So schade, dass ich die Welt nicht gesehen habe, mein ganzes

      Leben verbrachte ich beim Kalkulieren…

      Du hast ausgegeben und ich habe geackert, das ist ein Paradox, wo

      ist die Gerechtigkeit?

      Ich schonte meine Hände, Beine nicht… Dabei wurde dein Fell

      immer glänzender…

      Ich gehe, die Zeit ist gekommen, und du läufst weiter auf dem

      Lebensweg…

      Es ist nun bitter, ich habe wahrscheinlich nicht verstanden, wie ich

      leben musste, was ich hätte tun müssen?»

      Die Füchsin antwortete darauf: «Mein lieber Mann, da hast du es

      zu spät besonnen…

      Was bringen die Gespräche jetzt? Du hast den Moment verpasst,

      jetzt lässt er sich nicht mehr nachholen…

      Du hast gar nicht versucht, die Welt zu sehen, du hast sie nicht

      gemocht, und darauf hattest du dein Recht…

      Aber sei nicht traurig, ich habe es für dich getan, die ganze Welt

      gesehen!

      Ich habe sie gesehen und erfahren, wie lecker, süß sie ist… Du hast

      geschwitzt, ich habe den Geschmack genossen…

      Es wäre alles wunderbar, aber ich bin von einer Sache beunruhigt.

      Wenn du gehst, wie laufe ich weiter ohne einen einzigen Cent

      in meiner Tasche?…

      Während du hier gelegen hast, waren die Vorräte erschöpft, und

      die Welt ist für mich nicht mehr von Interesse, ich habe schon

      alles gesehen, ich weiß alles…»

      Der Biber stellte sich das Licht vor, das in den Augen spielte, ließ

      eine Träne übers Gesicht laufen und ging mit Bedauern…

      Die Füchsin weinte ihrem zukünftigen Leben bittere Tränen nach

      und lief weiter…

      Einige kommen, sparen und sehen die Welt nicht…

      Die Anderen lernen dieses Leben kennen bis es ihnen nicht mehr

      schlecht geht…

      Und jeder bedauert das, was er nicht erfahren hat…

      Diese goldene Grenze… diese wichtige Mitte…

      2017

      Zwei Regenwürmer

      Im nassen Boden und in der ewigen Dunkelheit schlossen zwei

      Regenwürmer eines Tages eine Wette ab… sie entschieden sich,

      einen Marathon zu laufen…

      Wo? Auf der Erdoberfläche! Wenn schon laufen, dann richtig!

      So krochen unsere Sportler heraus… riefen aus und liefen los!

      So liefen, krochen sie, der Eine nach dem Anderen, bis zu dem

      Blumenbeet, bis zur Ziellinie!

      Etwa fünfzehn Minuten waren vergangen… es gab aber kein Ende,

      nicht mal die Mitte hatten sie erreicht, der Weg ging nicht zu

      Ende, die Regenwürmer verloren ihre Kräfte, und die Sonne

      schien… vom ganzen Herzen…

      So sagte ein Regenwurm dem anderen: «Hör zu, mein Freund, was

      für ein Dummkopf bin ich!

      Ich habe vergessen, dass ich kein Licht mag… es ist so heiß, die

      Kräfte gehen mir aus!

      Vielleicht sollen wir zurückkehren, solange wir noch können?»

      «Du bist ein Schwächling! Das sage ich dir ehrlich, mein Freund!

      Du hast die Wette angenommen, so tue es! Heule nicht, schau

      mich an, denn ich laufe doch!

      Ich werde erster sein, das musst du wissen, schon wieder! Das ist ja

      nicht zum ersten Mal!»

      Und sich beschleunigend zeigte er dem Freund seine Fähigkeiten…

      Plötzlich sah er ein Hindernis… Woher denn plötzlich? Es war

      doch alles sauber!

      Der Weg war für den Marathon frei! Der Regenwurm richtete den

      Kopf in die Höhe… Im Nu.. flog er schon im Himmel… Vor

      Kopfschwäche, Kraftverlust und Hitze dachte der Regenwurm

      plötzlich… er hatte Flügel, er war am Ziel, er war ein Stern!

      Der Andere… der auf dem Boden geblieben war, beobachtete diese

      Szene von unten, er sah eine schwarze Krähe und, dass sie seinen

      Freund mitgenommen hatte, er flog schon in den Wolken.

      Aus Leid krampfte sich seine Kehle angstvoll zusammen… Wo

      sollte er laufen? Man sah keine Kanten, wo Start und wo Ziel

      waren – man sah nichts, die Sonne schien und brannte heiß…

      Der Regenwurm kroch niedergeschlagen weiter… Wie kam man

      ohne dem zurecht, der eine treibende Kraft gewesen war?

      Der