Sie gingen hinunter und tranken das Wasser. Am Abend feierte das Dorf ein Freudenfest. Die Leute tanzten und sangen – der König war wieder zur Vernunft gekommen!
Die Menschheit ist in den Klauen eines tiefen und unausrottbaren Wahnsinns – und wir übertragen diesen Wahn auf jede neue Generation. Und alle Kinder, die sich dagegen sträuben, werden für Rebellen gehalten. Die Kinder, die diesen Wahn nicht übernehmen wollen, halten wir für wahnsinnig; und um sicherzustellen, dass auch sie wahnsinnig werden, zwingen wir ihnen unsere Lebensweise auf.
Auf dieser Welt vernünftig zu sein, ist äußerst gefährlich; ein vernünftiger Mensch muss für seine Vernunft einen hohen Preis zahlen. Dem einen droht eine Kugel, der andere muss Gift trinken, der dritte gehört gekreuzigt. Vernünftige Leute haben in einer Welt voller Verrückter nichts zu suchen. Je verrückter einer in dieser Welt ist, desto sympathischer wirkt er, da er einer von uns zu sein scheint. Er scheint demselben Weg zu folgen wie wir auch.
Also werde ich darüber zu euch sprechen, wie man diesen Zustand tiefen Wahnsinns loswerden kann, der die Menschheit im Griff hat. Wenn ihr keinen Ausweg zu finden versucht, kommt unweigerlich der Tod. Ihr könnt euch noch sosehr auf den Kopf stellen, am Ende wird der Tod euch ereilen – nicht unbedingt in ferner Zukunft. Es kann euch schon morgen erwischen, er kann euch heute erwischen. Es kann euch auf der Stelle erwischen.
Heut Abend also bedenkt und erwägt Folgendes: Wenn alles, was ihr tut, euch nur zum Tod führt, was für einen Sinn hat es dann, es zu tun? Wenn alles, was ihr tut, eure Füße nicht zur Unsterblichkeit lenkt, wenn eure Augen nicht auf die Unsterblichkeit gerichtet sind, und wenn euer Leben nicht dorthin geht, wo kein Tod vorkommt, was für einen Zweck hat es dann? Warum dann überhaupt?
Das Leben ist eine Chance. Alle Zeit, die wir verloren haben, ist einfach unwiederbringlich. Die Chance, die das Leben bietet, kann man auf vielerlei Art und Weise nutzen. Was immer wir auch damit anfangen, verändert unser Leben entsprechend. Die einen nutzen sie, um Geld zu machen. Ihr ganzes Leben lang nutzen sie jede Gelegenheit, die sich ihnen bietet, wenden sie all ihre Energie daran, Reichtum anzuhäufen. Doch wenn sie dem Tod ins Auge sehen, wird all ihr Reichtum nutzlos. Manche rackern sich ihr Leben lang damit ab, diese Chance zu nutzen, um berühmt und angesehen zu werden und ihr Ego zu befriedigen. Doch wenn der Tod kommt, nützt ihnen all ihr Ego, Ruhm und Ansehen nichts.
Woran also erkennt ihr, dass ihr nicht umsonst gelebt habt? Nur daran, dass alles, was ihr im Leben verdient habt, nicht umsonst gewesen sein darf, wenn der Tod vor eurer Tür steht. Aug in Auge mit dem Tod, muss all das, wofür ihr die Chance des Lebens genutzt habt, wofür ihr euer Leben aufs Spiel gesetzt habt, seine Gültigkeit behalten. Nur das hat angesichts des Todes Bedeutung, was wahrhaft bedeutend ist; alles andere ist wertlos. Ich wiederhole: Einzig und allein das ist bedeutend, was auch angesichts des Todes bedeutend bleibt, und alles andere ist wertlos.
Nur ganz wenige bedenken dies; nur ganz wenige nehmen hierauf, auf diese Perspektive Rücksicht. Ich möchte euch bitten zu überprüfen, ob ihr es tut. Fragt euch: „Alles, was ich dadurch angehäuft habe, mein Leben lang gerannt zu sein – sei es Gelehrtheit oder Reichtum, ob ich gefastet habe, um mich abzuhärten oder berühmt zu werden, oder Romane geschrieben, Bilder gemalt, Lieder gesungen habe … – werden diese Dinge am Ende, angesichts des Todes, wenn mein ganzes Leben auf dem Prüfstand steht, noch irgendeine Bedeutung haben oder nicht?“
Wenn nicht, macht euch das besser heute schon klar. Und geht besser gleich in die Richtung, wo ihr die Art von Reichtum, von Macht, von Energie in eurem Dasein erwerben könnt – die euch, wenn der Tod vor euch steht, in die Lage versetzen wird, etwas Inneres vorzuweisen, dem der Tod nichts anhaben kann, das selbst der Tod euch nicht nehmen kann.
Das ist möglich. Wäre es nämlich nicht möglich, wären alle Religionen einfach Unfug und nichtig. Das ist schon früher geschehen, das kann sogar heute geschehen. Das kann im Leben eines Jeden geschehen. Aber es fällt weder vom Himmel noch erhält man es als Almosen oder kann man es stehlen. Und man bekommt es auch nicht umsonst … einfach indem man sich einem erleuchteten Meister zu Füßen setzt. Niemand kann es dir überreichen; du kannst es nur selber gebären. Es kommt nur durch deine eigenen Bemühungen zustande, durch dein eigenes Leben und die Entschlossenheit, all deine Energie dafür aufzubringen.
Aber solange wir meinen, alles vollkommen richtig zu machen, solange wir an unserem Lebenswandel nichts auszusetzen haben, tun wir keinen Schritt in jene Richtung. Irgendwo ist unser Leben im Irrtum, irgendwo stimmt etwas nicht. Wir müssen uns klarmachen, dass die Richtung, die wir in unserm Leben eingeschlagen haben, uns auf Wege bringt, die nirgends hinführen.
Die Art und Weise, wie diese Bewusstheit zustande kommt, besteht darin, euer Leben so zu prüfen, als müsstet ihr gleich sterben. Eines Tages werdet ihr es ohnehin angesichts des Todes prüfen müssen, aber dann könnt ihr es nicht mehr ändern. Wer es jedoch schon vorher prüft, kann an ihm noch etwas ändern. Dann wird sich bestimmt etwas in seinem Leben ändern … wird sich eine gewisse Revolution in seinem Leben intensivieren. Also kommt es darauf an, sein Leben von heute an einzuschätzen, es jeden Tag einzuschätzen. Bernard Shaw hat einmal gesagt, es müsse Gerichte auf der Welt geben, vor denen jeder alle drei Jahre erscheinen müsse, um nachzuweisen, dass er in diesen drei Jahren sinnvoll gelebt habe. Das war als Scherz gemeint.
Wären solche Gerichte irgendwo möglich? Selbst wenn dem so wäre, gäbe es Probleme. Wie wollt ihr beweisen, sinnvoll gelebt zu haben? Welche Beweise könnten den Sinn eures Lebens belegen: „Hier haben Sie summa summarum, wie ich gelebt habe – alles, was sinnvoll und wichtig war“?
Vergesst es; solche Gerichte gibt es nicht. Aber vorm geistigen Auge hat jeder so ein Gericht der eigenen Weisheit nötig, dem er jederzeit Rechenschaft schuldet. Tag für Tag sollte er vor ihm erscheinen und sich fragen: „Wie lebe ich? Kommt etwas Handfestes dabei zustande? Was gewinne ich dabei? Wo führt es mich hin? Wird es mein Gerenne beenden? Wird es mein Leiden beseitigen? Wird es das Dunkel vertreiben? Wird es den Tod zerstören?“
Wer sich all diese Fragen mit aller Dringlichkeit zu stellen vermag, in dessen Leben wird Religiosität geboren. Das geschieht aber nicht, indem man lediglich die heiligen Schriften liest, sondern indem man ständig sein Leben wertet. Man muss es jeden Tag werten; man muss es ununterbrochen werten.
Daher möchte ich euch zunächst bitten, hierüber nachzudenken. Das ist die Grundlage für die nächsten drei Tage, an denen ich zu euch über den Weg sprechen werde, auf dem wir von der Richtung zum Tod abbiegen können, und die Richtung zur Unsterblichkeit einschlagen können. Auch euch wird es nicht gleichgültig sein, wenn euer Leben unsterblich wäre. Euch dürfte der Wunsch nicht fremd sein, dass es gut wäre, wenn ihr den Tod vermeiden könntet. Im Innersten dürftet ihr euch fragen, wie ihr die Unsterblichkeit erlangen könnt.
Erst wenn uns die völlige Vergeblichkeit unseres jetzigen Lebens klar wird, erst wenn die Wertlosigkeit all unserer jetzigen Lebensweisen, unserer Gewohnheitsmuster, unserer Gedankengänge und Bewegungen in unserem Leben erkannt wurde – und uns bewusst wird, dass alles, was wir tun, absolut wertlos ist –, erst dann kann ein authentischer Wunsch nach Unsterblichkeit in uns geboren werden. Solange wir keine Unruhe, keine Nervosität, keine Angst wegen der Bedeutungslosigkeit dessen verspüren, was wir tun, wie kann die Idee, der Gedanke in uns aufsteigen, dem Bedeutenden zuzustreben?
Daher möchte ich euch heute auffordern, euch dem Tod Auge in Auge zu stellen. Wir alle verleugnen den Tod. Wir wenden ihm den Rücken zu, aber jeder, der dem Tod seinen Rücken zukehrt, macht sich ständig was vor.
Einmal war ich während des Monsuns unterwegs, als ich an der Seite eines Gebirgsflusses anhalten musste. Mein Auto musste dort anhalten, weil der Fluss mit aller Macht über seine Ufer stieg. Hinter meinem Auto mussten auch ein oder zwei andere Autos anhalten.