Hallo, hereinspaziert!. Christiane Fauth. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Christiane Fauth
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783866871595
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geht die Geschichte los. Heute taucht plötzlich die Handpuppe Paula auf, die einfach in den Kisten herumschnüffelt. Wenig später erscheint auch ihr Freund Olli, der den alten Globus von seiner Oma sucht. Doch Paula kann ihm nicht helfen, sie weiß gar nicht, was ein Globus überhaupt ist. Zum Glück kann Olli es ihr erklären, und Paula überlegt: Wie hat Gott das nur gemacht mit der Welt? Olli hat eine Idee und liest in seiner Kinderbibel nach. Nach jedem Schöpfungstag dürfen die Kinder Olli und Paula helfen, auf dem Boden ein Stückchen unserer Erde zu gestalten: Sie setzen Wolken an den Himmel, schütten Erde auf den Boden, legen Blumen, bauen Meere – es gibt viel zu tun. Mit vollem Eifer sind sie dabei. Nach jedem Schöpfungstag wird gemeinsam „Du hast uns deine Welt geschenkt“ gesungen. Bald können alle den Text auswendig – die Kleinen und die Großen – und singen begeistert mit. Und am Ende? Da liegt die ganze Welt in Kleinformat auf dem Boden. Und alle staunen darüber, wie schön Gott alles gemacht hat! Nach dem gemeinsamen Segenslied gehen Kinder und Erwachsene erfüllt nach Hause.

       Ziel eines Erlebnisgottesdienstes

      Ein Erlebnisgottesdienst ist ein Gottesdienst, der den Glauben und Gott spürbar und greifbar macht, der nicht nur Stillsitzen bedeutet, sondern Erlebnis. Ein Erlebnisgottesdienst, bei dem man nicht nur zuhört, sondern mitmacht, der durch seine klare und einfache Sprache die Liebe Gottes und seine Taten Kindern wie auch Erwachsenen nahebringt.

      So werden die Kinder die gute Nachricht nicht nur hören, sondern auch erleben und spüren. Denn das ist das Ziel eines jeden Erlebnisgottesdienstes, dessen Merkmale ich im weiteren Verlauf des Buches noch genauer erklären werde.

       Zielgruppe

      Die Zielgruppe der Erlebnisgottesdienste sind Kinder im Krabbel- und Kindergartenalter, also im Alter von null bis fünf Jahren. Dies ist eine recht große Altersspanne, die sich aber folgendermaßen begründet: Die Kleinsten lernen die Welt vor allem durch ihre Sinnesorgane kennen: durch Sehen, Fühlen, Hören, Riechen und Schmecken (siehe Abschnitt „Mit den Augen der Kinder sehen“). Dies wird bei jedem Erlebnisgottesdienst umgesetzt. Sie erleben die Atmosphäre, sie erleben die Geschichte. Sicher nehmen sie nicht alles auf. Aber so lernen sie einen Raum kennen, in dem sie aktiv dabei sein können und in dem eine liebevolle Atmosphäre herrscht. Die größeren Kinder nehmen durch die Vielfältigkeit und Klarheit der Erlebnisgottesdienste die Botschaft leicht auf. Durch den Wechsel der Methoden fällt es sowohl den lebhaften als auch den ruhigeren Kindern leichter, zu folgen und zu verstehen. Es wird stets drauf geachtet, dass sich Zuhören und Bewegung, Kreativität und Spiel im Gleichgewicht befinden.

      Auch den „großen Leuten“ tut es oft gut, diese einfache und klare Botschaft zu hören. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, auch mal den klassischen Erwachsenengottesdienst durch einen Erlebnisgottesdienst zu ersetzen.

       Warum schon mit den Kleinsten Gottesdienste feiern?

       Aus biblischer Sicht

      „Und sie brachten die Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie“ (Mk 10,13-16 Luther). Diese Bibelstelle begründet sehr gut, warum es so wichtig ist, Gottesdienste schon mit den Allerkleinsten zu feiern:

      •Die Jünger sind zu den Kindern unfreundlich und wehren sie ab. Wie oft erleben kleine Kinder diese Situation in Kirchen und Gemeinden? Sie müssen stillsitzen und leise sein. Sie verstehen nicht, was vorne gesagt wird. Die Kinder lernen: Kirche und Glaube sind langweilig und nur etwas für große Leute. So werden sie durch die Art des klassischen Gottesdienstes ausgeschlossen. Möchte man Kinder auch willkommen heißen, so muss man ihnen einen Raum geben, in dem sie sich entfalten können und wohl fühlen.

      •Jesus wird gegenüber den Jüngern unwillig und bittet die Kinder zu sich! Jesus gefällt das Verhalten der Jünger gar nicht: Er möchte die Kinder bei sich haben! Er möchte, dass auch schon Kinder etwas von ihm erfahren. Für ihn sind sie mündig! Indem er sie zu sich kommen lässt, sagt er: Glaube ist auch etwas für Kinder! Und das muss ihnen vermittelt werden, z. B. bei einem Erlebnisgottesdienst.

      •Jesus segnet sie und herzt sie. So sollen wir Kinder in unseren Kirchen und Gemeinden empfangen: Sie sind ein Segen und geliebt! Das muss ihnen vermittelt werden!

       Aus religionspädagogischer Sicht

      Die Religionspädagogik betrachtet die Dinge aus dem theologischen wie auch aus dem pädagogischen Blickwinkel. Sie hilft, den Glauben für Kinder in ihre Alltagswelt zu übertragen. Dadurch liefert sie uns weitere Gründe, warum Gottesdienste mit und für kleine Kinder wichtig sind.

       Warum ist Glaube so wichtig für Kinder?

      •Die ersten Lebensjahre prägen Kinder grundsätzlich. Während dieser Zeit entsteht das Urvertrauen, welches ihnen eine Sicherheit in ihrem Leben gibt. Lernen Kinder schon früh Gott als den liebenden Vater kennen, schafft dies eine wichtige Grundlage für ihr Leben: Sie wissen, dass sie gewollt und geliebt sind. Dieses Denken ist Grundlage für ein positives Selbstwertgefühl.

      •Kinder benötigen schon früh Orientierung in elementaren Lebensfragen. So stellen sie sich die Frage nach sich selbst: Wer bin ich und wer darf ich sein? Durch den Glauben erfährt das Kind, dass es nicht nur Produkt seiner Eltern und seiner Umwelt ist. Vielmehr lernt es Gott als sein großes Gegenüber kennen, der es gewollt hat und liebt. Dadurch wird das Ich des Kindes gestärkt.

      •Die Frage nach dem Sinn des Ganzen: Warum muss ich sterben? Diese Frage stellen sich Kinder ab ungefähr vier Jahren. Natürlich kann man sie rein naturwissenschaftlich beantworten, doch zeigt sich in dieser Frage der Kinder ihre Suche nach dem Sinn des Lebens. Der Glaube gibt ihnen hier Antwort und Hoffnung.

      •Die Frage nach Gott: Wo finde ich Schutz und Geborgenheit? Kinder suchen von klein auf Schutz und Geborgenheit. Die biblischen Geschichten knüpfen daran an.

      •Die Frage nach dem ethischen Handeln: Was ist richtig und was ist falsch? Nicht zuletzt gibt der Glaube Kindern starke Orientierung bezüglich ihrer Werte und ihres ethischen Handelns (vgl. Schweitzer, Friedrich: Das Recht des Kindes auf Religion, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013, S. 57 ff.).

       Warum sollen wir Gottesdienste mit kleinen Kindern feiern?

      •Religiöse Erziehung wird immer mehr außerfamiliär geleistet: In vielen Familien geschieht heute keine oder nur sehr wenig religiöse Erziehung. Die christlichen Gemeinden müssen sich dieser Verantwortung stellen und Angebote für jedes Alter anbieten.

      •Ein ganz praktischer Aspekt ist die nächste Generation: Jede Gemeinde braucht Nachwuchs. Darum ist es wichtig, auch schon Angebote für die Allerkleinsten zu haben. Auch kleine Kinder benötigen eine Willkommenskultur in der Gemeinde und dürfen spüren, dass sie zur Gemeinschaft dazugehören.

      •Gottesdienst und Liturgie werden von den Kindern mehr verstanden als wir Erwachsenen oft glauben. Gott, den man den Kindern nicht sichtbar machen kann, wird durch den Besuch eines Gottesdienstes verständlicher gemacht.

      Zum Weiterlesen empfehle ich folgendes Buch: Schweitzer, Friedrich: Das Recht des Kindes auf Religion, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013.