SpaltenReise | Erotischer Roman. Noelle Jordan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Noelle Jordan
Издательство: Bookwire
Серия: Erotik Romane
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783862776092
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unsere Beziehung auch ist. Ich möchte nicht respektlos sein, denn diese Aktion hat die Grenze eigentlich bereits überschritten«, sagte sie nachdenklich.

      »Na ja, wenn man es genau betrachtet, hattest du keinen Sex. Zumindest nicht nach Bill Clintons Auslegung.« Helen grinste und seufzte dann tief. »Ich werde heute Abend mit Andrew reden. Ich denke, das war’s.«

      ***

      Mit Herzklopfen betrat Helen am Abend leise die Wohnung. Sie war früher als sonst zu Hause.

      Die Wohnzimmertür war geschlossen. Ungewöhnlich. Normalerweise waren alle Türen offen, damit die Katzen problemlos durch die Wohnung laufen konnten.

      Sie hielt auf dem Gang inne und lauschte. Aus dem Wohnzimmer hörte sie lautes Stöhnen. Ihr Herz schlug schneller. Sie zog die Schuhe aus, tippelte zur Tür und legte das Ohr dran. Lauschangriff.

      »Ja, ja ... tiefer rein, fick mich, fester!«, schrie es lautstark aus dem Wohnzimmer.

      Sie hörte Andrew keuchen und stöhnen. Drei-zwei-eins ... Helen riss die Tür auf.

      Auf der Couch saß Andrew splitterfasernackt auf einem Handtuch. Den harten Schwanz in der Rechten, getränkt in Gleitgel, auf und ab bewegend. Im Fernseher lief ein Porno. Eine pralle Silikonblondine ließ sich gerade von hinten, über einen Tisch gebeugt, von einem Afroamerikaner den Schwanz in den Arsch rammen.

      Andrew starrte sie fassungslos an, bevor er aufsprang und mit seinem Fahnenmast fluchend an ihr vorbei ins Bad flüchtete.

      »Was machst du denn hier?«, keifte er sie an.

      »Ich wohne hier.«

      »Kannst du nicht vorher anrufen?«

      »Spinnst du, oder was? Dann wichs dir halt irgendwann anders einen, du Arsch!«, schrie sie ihn durch die Badezimmertür an.

      »Noch nie was von Privatsphäre gehört?«

      »Jetzt halt bloß die Luft an. Mein Gott, hast dir halt einen runtergeholt. Na und? Ist ja nicht so, dass ich deinen Schwanz noch nie gesehen hätte. Also benimm dich nicht wie ein kleines Kind, das gerade beim Onanieren erwischt wurde. Oder hast du gedacht, ich weiß nicht, dass du dir Pornos anschaust?« Sie ging zurück ins Wohnzimmer, starrte noch ein wenig amüsiert auf das immer größer werdende, inzwischen tierisch gedehnte Arschloch der Silikonmaus und schaltete den Fernseher ab.

      Andrew kam in einer Jogginghose zurück. Er war stinksauer.

      Helen starrte ihn an. »Wir müssen reden«, sagte sie mit einem Seufzer und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich auf die Couch zu setzen. Er ließ sich widerwillig in die Kissen fallen.

       VIER

      »Kommst du für die nächsten zwei Wochen auch wirklich zurecht?«, fragte Sarah besorgt und starrte ihre Freundin über den Tassenrand mit gerunzelter Stirn an.

      Sie saßen in einem Café am Flughafen. Nach ihrem Gespräch vor sechs Wochen war Andrew am nächsten Tag sofort zu einem Freund gezogen. Seitdem hatten sie keinen Kontakt mehr gehabt. Helen fummelte abwesend am Rand ihres Papp-Kaffeebechers herum und nickte.

      Sarah blickte ihre Freundin durchdringend an. »Bereust du es?«

      »Nein, ich denke nicht.«

      »Du denkst nicht?«

      »Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war. Ist halt nur eigenartig, nach so vielen Jahren plötzlich wieder von vorn anzufangen.«

      »Süße, du bist jung, knackig, sexy. Beine bis zum Hals, dicke Titten, dicke Lippen und lange Haare. Wo ist das Problem?«

      Helen lächelte. In Augenblicken wie diesen war sie sehr dankbar für Sarah. »Danke fürs Egopolieren.«

      »Stürz dich in die Fluten, geh aus, lass die Sau raus, mach die Clubs und Bars unsicher, setz dich auf jeden Schwanz, den du finden kannst, lass dir das Hirn rausficken. Sobald ich wieder da bin, machen wir die Stadt gemeinsam unsicher, okay?«

      »Okay«, Helen lachte. »Wir müssen los, dein Flieger fliegt sonst ohne dich.«

      Sie setzten sich Richtung Gate in Bewegung. Die Anzeigentafel blinkte. Der Flug nach Hawaii war nun zum Einsteigen bereit.

      »Komm her, lass dich drücken«, Sarah schlang ihre Arme um Helens Hals. »Ich lass dich nur ungern allein, aber das konnte ja keiner wissen.«

      »Mach dir keinen Kopf. Hab einen tollen Urlaub. Wir sehen uns in zwei Wochen.«

      Sarah ging zur Passkontrolle, drehte sich noch einmal um und winkte ihrer Freundin zu, bevor sie im Gate verschwand. Helen stand noch einen kurzen Augenblick im Gang, bevor sie zum Auto zurückging.

      ***

      Es war Freitagabend. Helen stand allein in der Wohnung. Seit Andrews Auszug war es still geworden. Aber sie fühlte sich wohl. Sie warf ihren mit Jasminduft eingeölten Luxuskörper in ein enges rotes Minikleid und rote High Heels. Sarah hatte ihr eine Liste mit den angesagten Clubs und Bars der Stadt gegeben und Helen hatte versprochen, zumindest einige von ihnen abzuklappern, bis sie zurück war.

      Die »Indigo-Bar« stand an erster Stelle. Sie nahm Schlüssel und Handtasche und verließ die Wohnung.

      Vor der Bar stieg sie aus dem Taxi. Ihr Herz raste und einen Augenblick überlegte sie, umzudrehen und wieder nach Hause zu fahren. Sie kam sich vor, wie eine kleine Göre.

      »Reiß dich zusammen, Bitch«, murmelte sie, ballte die Faust und stolperte entschlossen in den Schuhen erst einmal den Randstein hoch. Der Türsteher fing sie gerade noch auf.

      »Vorsicht, meine Hübsche«, grinste er breit, als sie sich mit hochrotem Kopf bei ihm bedankte. Bereitwillig öffnete er ihr die Tür. »Viel Spaß und einen schönen Abend.«

      Sie nickte ihm lächelnd zu.

      Die Bar war groß, dunkel und angenehm gefüllt. Sie sah sich neugierig um. An den Wänden rosa Beleuchtung. Überall schwarze Tische und weiße Stühle. Das Herzstück aber war eine riesige runde Bar in der Mitte des Raumes. An ihr standen sie, die Schönen und Reichen der Stadt. Helen humpelte vorsichtig zu einem freien Platz am Tresen, fluchte noch ein wenig über die Wahl ihrer Peeptoes und den lädierten großen Zeh. Sie nahm eilig die Getränkekarte zur Hand. Nur nicht gesehen werden, hieß die Devise, was angesichts des Outfits ein Widerspruch in sich war.

      »Was darf es sein?«, fragte ein gut aussehender Barmann mit hochgekrempelten schwarzen Ärmeln.

      Hinter der Bar standen ausschließlich Männer, einer besser aussehend als der andere. Sehr clever von der Geschäftsleitung. Schöne Männer hinter der Bar ziehen die Frauen an wie Motten das Licht. Und wenn viele Frauen da sind, kommen die Jäger und Resteficker von allein. Helens Barkeeper war groß, muskulös, hatte kurz geschorene Haare, dunkle intensive Mandelaugen, hohe Wangenknochen, einen voll tätowierten linken Arm und ausgesprochen schöne Hände.

      Eyecandy!, ging es ihr kurz durch den Kopf, bevor sie bestellte. »Gin-Tonic, bitte.«

      »Gern.«

      Er stellte das Glas vor sie hin. Sie rührte mit dem Holzstäbchen um, nahm einen großen Schluck und entschloss sich dann, das Glas in einem Zug komplett runterzukippen.

      Der Barmann nickte zustimmend. »Noch einen?«

      »Unbedingt.«

      Er stellte ein weiteres Glas vor sie. Bereits nach einigen Minuten begann der Alkohol zu wirken. Helen kam sich irgendwie saudämlich, total überflüssig und wie ein Dinosaurier vor. Sie hatte noch nie in ihrem Leben einen Mann in einer Bar aufgerissen und wenn sie ehrlich sein sollte, wusste sie auch gar nicht, wie man sich als Single zu benehmen hatte. Sie war einfach zu lange vom Markt weggewesen und hatte zudem das Gefühl, deutlich älter als alle anderen zu sein. Obwohl man das in dem schummrigen Licht nicht so genau sagen konnte. War vielleicht auch besser so.

      »Entschuldige, aber kannst du mal meine Geldklammer halten? Ich muss mir das Sakko ausziehen«, fragte ein kahlköpfiger Anzugschnösel von rechts.