SpaltenReise | Erotischer Roman. Noelle Jordan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Noelle Jordan
Издательство: Bookwire
Серия: Erotik Romane
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783862776092
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      Morgens, sechs Uhr dreißig. Der Wecker neben Helens Bett brüllte in bestialischer Lautstärke los. Schlaftrunken streckte sie den Arm aus, verfehlte den Wecker und erwischte die Wasserflasche, die mit Riesengetöse zu Boden polterte. Jetzt war sie wach. Ihre Fingerspitzen suchten am Weckerrand nach dem erlösenden Schalter. Klick. Endlich Ruhe. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihr, dass Andrew noch immer fest schlief.

      »Andrew, wach auf«, versuchte sie ihn zu wecken und schüttelte ihn sachte am Oberarm. Keine Reaktion.

      »Soll er doch verschlafen, der Arsch«, murmelte sie vor sich hin, streckte vorsichtig den Fuß unter der Decke hervor und berührte den Boden. Brrr ... kalt. Sie krallte sich den flauschigen schwarzen Bademantel, der über der Stuhllehne hing und schlüpfte fröstelnd mit Gänsehaut samt steifen Brustwarzen hinein. Auf Zehenspitzen tippelte sie über den eisigen Parkettboden aus dem Schlafzimmer, schnurstracks zur Toilette und ließ sich schwungvoll auf die Klobrille plumpsen. Im letzten Augenblick erinnerte sie sich daran, dass der Gürtel des Morgenmantels an ihrem Hintern in die Kloschüssel hing. Mit einem kurzen Ruck zog sie ihn gerade noch rechtzeitig nach oben, bevor sie dem Rotwein vom Vorabend ihren freien Lauf ließ.

      Zu ihrem Leidwesen begann sich der Strahl – einer Gießkanne gleich – in alle vier Himmelsrichtungen zu verteilen, wie üblich nachdem sie Sex gehabt hatte.

      »Die Niagarafälle sind nix ... autsch. Fuck!«, begann sie nach den ersten Tropfen zu fluchen. Der Urin brannte wie Feuer an ihrer Scheide. Vermutlich hatte sie kleine Einrisse vom Vögeln.

      »Wie ich dieses Trockengeficke hasse!«, murmelte sie vor sich hin. Sie nahm etwas Klopapier und tupfte vorsichtig den Urin und das restliche heraustropfende Sperma vom Vorabend ab. Ein Handspiegel musste Klarheit bringen. Ein Bein auf der Klobrille, drehte sie ihr Becken ins Licht, hielt den Spiegel zwischen ihre Schenkel und betrachtete die noch immer geschwollene Spalte. An der Seite konnte sie deutlich einen rötlichen Riss sehen. Nichts Schlimmes, aber schlimm genug, um ihr den Tag zu vermiesen. Sie nahm eine Tube Wund- und Heilsalbe aus dem Arzneimittelschränkchen und rieb vorsichtig eine dicke Schicht davon auf die betroffene Stelle.

      »Besser«, murmelte sie, schraubte den Verschluss wieder auf die Tube, wusch sich die schmierige Salbe von den Händen und ging zur Küche, um sich endlich einen Kaffee zu machen.

      Die beiden Katzen Neo und Trinity warteten bereits auf sie. Vorbildlich beide Vorderpfoten nebeneinander, den Schwanz elegant um dieselben geschwungen, saßen sie mit dem freundlichsten und erwartungsvollsten Blick vor ihren Futternäpfen. Sofort besserte sich Helens Stimmung. Sie kraulte die beiden liebevoll am Kopf, bevor sie eine Dose Futter öffnete.

      Andrew und sie waren seit mehr als zehn Jahren Vegetarier. »Animal Respect« war ihre gemeinsame Motivation. Daher hatte sie versucht, auch die Katzen entsprechend umzustellen. Beim Trockenfutter klappte es erstaunlicherweise recht gut, doch beim Feuchtfutter zeigten ihr die Stubentiger demonstrativ die Mittelkralle.

      Sie schaute den beiden eine Weile zu, wie sie schmatzend ihr Frühstück genossen, bevor sie kochendes Wasser über den zuvor frisch gemahlenen Kaffee goss und durch den Filter laufen ließ.

      Trinity saß bereits vor dem Kühlschrank, denn sie hatte den Zusammenhang zwischen Kaffeemühle, Wasserkocher, Kühlschrank und Milch schon lange begriffen. Sobald sie die Kaffeemühle hörte, raste sie von draußen aus dem Garten durch die Katzenklappe in die Küche. Als Belohnung gab es immer einen kleinen Schluck Milch. Man teilt ja gern.

      Helen nahm einen Eiweißriegel mit Bananengeschmack aus dem Küchenschrank, schnappte sich die Kaffeetasse und schlurfte hinüber ins Wohnzimmer, um sich auf die Couch zu fläzen. Wie jeden Morgen war dies ihr Frühstücksritual. Hungrig stopfte sie den Riegel hinein und stürzte anschließend gierig den heißen Kaffee hinunter, bis die Tasse leer war. Wohlig räkelte sie sich in den großen Kissen des Sofas.

      Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie spät dran war. Das Büro wartete. Mit einem Seufzer erhob sie sich und verschwand im Bad in der Duschkabine. Das warme Wasser war die reinste Wohltat. Zumindest bis es ihr zwischen den Beinen durchlief. Für einen kurzen Augenblick brannte es wie Feuer und erinnerte sie an den Fickriss. Sie duschte ausgiebig und rubbelte sich anschließend mit einem fliederfarbenen Handtuch trocken. Ein geöffneter roter Cremetiegel stand vor ihr. Helen hielt die Nase rein und sog den süßlichen Duft von Honig, Mandel und Kokos ein. Er hatte etwas Sinnliches. Eine Mischung aus Sonne, Strand und Erotik. Sie liebte diese Körperbutter und verteilte sie überall auf ihrem noch leicht feuchten Körper.

      Vor dem Kleiderschrank stehend dachte sie kurz nach, entschied sich aber rasch für eine schwarze Hose und eine hellblaue langärmlige Bodybluse aus weichem fließendem Stoff. Dazu passend trug sie schwarze Stiefel in Wildlederoptik mit halbhohen Pfennigabsätzen. Die langen dunklen Haare band sie, wie fast immer, zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie legte ein dezentes Make-up auf, schnappte sich ihre Hand­tasche, den Schlüsselbund und hüllte sich in den langen Mantel. Noch der letzte Blick in den Spiegel, ein wenig rosa Lipgloss auf die prallen Lippen und weg war sie. Als sie die Tür hinter sich schloss, lag Andrew schnarchend im Bett.

      ***

      Der Herbststurm tobte noch immer. Graue Regenwolken jagten sich gegenseitig am dunklen Himmel und große Tropfen liefen unaufhörlich an den Scheiben hinunter. Helen saß in ihrem Büro auf dem Drehstuhl und blickte vom zwanzigsten Stock über den Central Park. In Gedanken versunken kaute sie ohne Unterlass an ihrem Kugelschreiber und drehte sich in ihrem Stuhl von links nach rechts. Die Fensterfront ihres Büros war gigantisch. Die Panoramafenster reichten von der drei Meter hohen Decke bis hinunter auf den Boden des Zimmers, wo sie sich nahtlos mit dem weichen, dunkelblauen Teppich verbanden. Helles Mobiliar, eine warme LED-Beleuchtung an Wänden und Decke machten den Raum behaglich. Sie liebte dieses Büro. Aber noch mehr liebte sie die Aussicht, die sich ihr jeden Tag aufs Neue bot, hoch oben wie ein Vogel, der frei über allem schwebte: Die Menschen auf dem Gehweg mit ihren bunten Regenschirmen, winzig wie Ameisen, die Autos so klein wie die Spielzeugautos einer Carrerabahn. Verträumt beobachtete sie das anonyme geschäftige Treiben weit unter ihr.

      »Hey, Helen«, sagte ein kleiner rundlicher Mann mit dunkelblonden Haaren und einem grauen Anzug. Er stand im Türrahmen ihres Büros. »Bist du soweit? Meeting in zehn Minuten.«

      Helen zuckte zusammen und biss vor Schreck fast den Stift durch. Sie drehte sich Richtung Bürotür.

      »Schon so spät?«, fragte sie und starrte auf ihre Armbanduhr, die zehn vor zehn anzeigte.

      »Alles okay mit dir?«

      »Alles bestens, danke, Bob. Geh einfach schon vor, ich komme gleich nach, muss noch schnell ein paar Sachen zusammenpacken. Ich hab es irgendwie ... verpennt.«

      Bob schaute sie prüfend an, bevor er sich wortlos umdrehte und auf dem Gang verschwand. Sie blickte ihm hinterher. Er war einer ihrer Lieblingskollegen und ein wahrer Freund. Immer freundlich, immer hilfsbereit, stets gut gelaunt und um ihr Wohl besorgt. Sie wusste, dass er sie mehr als gern hatte, aber wie so oft im Leben war er gefühlstechnisch eben nur ein Kumpel und optisch überhaupt nicht ihr Fall.

      Sie klinkte den Laptop aus der Ladestation, nahm den angekauten Kugelschreiber, einen Block und wollte gerade den Schreibtisch verlassen, als das Telefon klingelte. Andrews Nummer blinkte auf dem Display. Sie zögerte kurz, wohlwissend was kommen würde, hob den Hörer dennoch ab.

      »Hey, Baby«, sagte sie freundlich, wurde aber unterbrochen.

      »Warum hast du mich nicht geweckt? Deinetwegen habe ich verschlafen und bin zu spät zur Arbeit gekommen.« Der vorwurfsvolle Unterton war nicht zu überhören.

      »Tut mir leid, ich dachte du warst wach«, log sie.

      »War ich nicht!«

      »Der Wecker ist so laut, wie kann man ihn bitte überhören?«, begann sie sich zu verteidigen.

      »Ich höre den fast nie, und du weißt das!«

      »Dann stell dir bitte noch einen zweiten Wecker auf deiner Seite des Bettes, das Thema hatten wir doch schon.«

      »Ach so, jetzt ist es also