DIE FARM. Tom Abrahams. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tom Abrahams
Издательство: Bookwire
Серия: Traveler
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958352117
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Antwort für den Captain.

      Der inhalierte noch einmal tief und genüsslich, bevor er mit einer Faust auf den Tisch schlug. Er verzog sein Gesicht vor Wut und schrie. »WARUM WUSSTEN WIR NICHTS VON IHM?«

      Alle Bosse außer Queho versteckten ihre Augen unter den Krempen ihrer Hüte. Keiner von ihnen konnte sich dazu äußern. Der Klumpfüßige allerdings trotzte Skinners Blick.

      »Wir müssen uns um ungefähr zweihundertsiebzigtausend Quadratmeilen kümmern, Skin, und die fallen größtenteils unter dein Kommando. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass uns ein schwerer Junge irgendwo am Arsch der Welt am Ende der allerletzten Landstraße durch die Lappen gegangen ist.«

      Der Captain öffnete und schloss seine Faust, während er auf den Handrücken schaute. »Das ist mir klar, Queho, aber es gibt keine Entschuldigung dafür, drei Männer wegen eines schweren Jungen zu verlieren. Vor allem wenn wir versuchen, eine Frau einzufangen, die uns vor der Nase davongelaufen ist.«

      »Da hast du nicht unrecht. Ich schätze, wir sollten uns jetzt nicht damit aufhalten, was wir getan beziehungsweise unterlassen haben, sondern fragen, wie wir weiter vorgehen. Den Balg haben wir geschnappt. Jetzt müssen wir nur noch die Mutter kriegen und diesen Mad-Max-Typen kaltmachen.«

      Skinner steckte sich eine neue Zigarette in den Mund und zündete sie an. Er atmete den Rauch tief ein und hielt die Luft an, bevor er ihn ausstieß. »Schlag was vor.«

      »Lasst ihn uns schnell angreifen. Mit ordentlich Feuerkraft und vielen Männern.«

      »Mit wie vielen?«

      Queho suchte die Blicke der anderen Gruppenführer. Jeder Einzelne wich ihm aus. Er zog seine Mundwinkel langsam nach oben. Rückgratloses Pack.

      »Fangen wir bei allen Bossen hier am Tisch an«, antwortete er. »Und ich nehme jeweils vier ihrer Leute.«

      »Zwanzig also?« Skinner schnippte Asche auf den Boden. »Mehr nicht?«

      Queho schüttelte den Kopf. »Nein, ich begleite sie und werde Pico mitnehmen. Er weiß, wo der Kerl wohnt, und kennt sich dort ungefähr aus.«

      Der Captain nickte, die Kippe klebte schon wieder an seiner Unterlippe. »Klingt vernünftig für mich. Pico, was hältst du davon?«

      Der Gefragte schaute ihn an. »Ich denke …«

      Skinner würgte ihn ab: »Mir ist egal, was du denkst. Du ziehst mit.«

      Pico zog sich weiter in den Schatten zurück und steckte die Hände tiefer in die Hosentaschen.

      »Danke, Skin.« Queho lachte in sich hinein. »Pico weiß, dass er gebraucht wird … und dass ihm nichts anderes übrig bleibt.«

      »Was brauchst du sonst noch?«, fragte Skinner.

      »Ich werde dir eine Liste geben.« Queho rückte seinen Stuhl vom Tisch und stand auf. Er bedachte jeden der Bosse mit einem Blick. »Ich leite die Aktion.«

      »Wann geht's los?« Skinner zog eine Augenbraue hoch. »Du willst doch schnell zuschlagen, meintest du.«

      »Heute Nacht«, gab Queho an. »Es geht heute Nacht über die Bühne.«

      Kapitel 6

      2. Oktober 2032, 2:00 Uhr – Tag X – östlich von Rising Star, Texas

      Sylvia konnte nicht schlafen. Sie hatte den Fernseher im Schlafzimmer eingeschaltet, gerade liefen Nachrichten.

      »… scheint vorerst nur in einem iranischen Flüchtlingslager ausgebrochen zu sein. Man geht davon aus, dass der Erreger der Lungenentzündung ein tödliches Bakterium ist, das Forscher auf den Stamm Yersinia pestis zurückgeführt haben. Es ist aerogen, verbreitet sich rasend schnell und kann im Extremfall innerhalb von achtundvierzig Stunden zum Tod führen. Unser Korrespondent John Mubarak klärt uns über die jüngsten Entwicklungen in einem Lager nahe der turkmenischen Hauptstadt Aşgabat nördlich der Grenze zum Iran auf.«

      »Müssen wir uns das anschauen?« Marcus war müde, nachdem er die Woche größtenteils mit der Fertigstellung des Sicherheitssystems am Zaun verbracht hatte. Er hatte zwanzigstündige Arbeitstage hinter sich. Nun zog er sich sein Kissen über den Kopf.

      »Das ist wichtig«, hielt Sylvia dagegen und richtete die Fernbedienung auf das Gerät, um lauter zu machen. »Die sagen, das sei wie eine Seuche.«

      »… der Weg durch die Berge im Nordosten des Irans zu diesem Lager war für alle, die ihn bewältigt haben, sehr strapaziös«, berichtete der Reporter. »Doch nach ihrer Ankunft droht ihnen in dieser Zeltstadt auf engstem Raum eine noch größere Gefahr: Eine tödliche Krankheit, die von den Ärzten weltweit schlicht ›Pest‹ genannt wird, ereilt diese Menschen, die schutzloser nicht sein könnten.«

      Jetzt schob Marcus das Kissen zur Seite, um auf den Bildschirm zu schauen. »Pest? Das finde ich ein bisschen dramatisch, meinst du nicht auch?«

      »Angesichts der Tatsache, dass du der weltgrößte Vorbereiter bist, hätte ich erwartet, dass du es genauso dramatisch findest, wie es dargestellt wird.«

      »Ich will nicht unterstellen, dass es harmlos ist, aber die Krankheit so zu nennen, ist übertrieben.«

      »Nur solange deine Familie davon unbescholten bleibt.«

      »Mag sein.«

      »Diese Pest beginnt mit Fieber, Kopfschmerzen und Schwächegefühl, woraus sich rasch ein Lungenleiden entwickelt. Sollten nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden Medikamente verabreicht werden, beträgt die Sterbewahrscheinlichkeit fünfundneunzig Prozent.«

      Marcus richtete sich im Bett auf. »Das ist ja fürchterlich.«

      »In Lagern wie diesem stellt eine durch die Luft übertragene Krankheit den schlimmsten …«

      Er nahm sein iPad, das neben dem Bett lag, und öffnete den Webbrowser »Wie hieß der Erreger noch gleich?«

      »Die Rede war von Lungenentzündung«, sagte Sylvia.

      »Nein, ich meine den Erreger.«

      »Weiß nicht.«

      »Spiel's noch einmal ab.«

      Sie rief die Stelle kurz vor Beginn der Berichterstattung vor Ort auf. Die Nachrichtensprecherin im Studio saß vor einer breiten Grafik mit den Worten: »Eine neue Pest?«

      Sylvia betätigte die Starttaste.

      »… ein tödliches Bakterium, das Forscher auf den Stamm Yersinia pestis zurückgeführt haben. Es ist aerogen …«

      »Yersinia pestis«, wiederholte Marcus, während er den Fachbegriff eintippte. Er bewegte die Lippen beim Lesen der Suchergebnisse, seine Augen wurden beim Scrollen immer größer.

      »Was ist es?« Sylvia drückte auf Pause. »Was hast du gefunden?«

      »Hier steht, es sei wirklich die Pest«, antwortete Marcus. »Lungenpest eben, ein von Ratten und Flöhen übertragener Erreger. Es gibt kein Impfmittel, aber normalerweise hilft die zügige Behandlung mit Ampicillin oder Tetracyclin. Der Reporter meinte ja, eine schnelle Reaktion würde helfen.«

      »Trotzdem …«

      »Trotzdem was?«

      Marcus schaltete sein iPad ab. »Dort drüben gibt es viele Flüchtlingslager. Fünf oder sechs in Turkmenistan und noch ein halbes Dutzend in Afghanistan, was echt verrückt ist. Wer will schon nach Afghanistan fliehen? Da kannst du dir vorstellen, wie übel es im Iran zugeht. Dabei sind jetzt nicht einmal die Heerscharen von Syrern mitgezählt, die außer Landes geflohen sind und in Elendssiedlungen an den Grenzen hausen … nicht zu vergessen die Ukrainer. Sie haben sich der Gewalt der Russen entzogen und nach Norden durchgeschlagen, um in vorübergehende Notunterkünfte in Weißrussland zu gelangen, oder sind nach Moldawien im Westen gegangen. Dort leben Hunderttausende in Zeltlagern.«

      Sylvia lehnte sich gegen Marcus und legte eine Hand auf