Wyatt Earp Jubiläumsbox 7 – Western. Mark Belcher William. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mark Belcher William
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740932084
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Morgenmantel und keifte: »Was wollen Sie, weshalb hämmern Sie mich aus dem Schlaf, Marshal? Ich bin herzkrank. Vielleicht interessiert Sie das nicht, aber…«

      »Wissen Sie, daß Ihre sauberen Gäste getürmt sind?«

      »Was…?«

      Wyatt wandte sich ab und ging, von Luke Short und dem Deputy gefolgt, hinaus.

      Er untersuchte das Schloß der Zelle im Office.

      Die Banditen hatten es nicht aufzubrechen brauchen. Der Schlüssel war schließlich nicht schwer zu finden gewesen; Marty hatte ihn gewohnheitsmäßig am großen Stahlring neben der Straßentür hängen lassen.

      Als Wyatt das aus dem stotternden Burschen herausgebracht hatte, verließ er das Office. Er ging hinüber ins Hotel, zahlte seine Rechnung, holte sein Pferd aus dem Stall und kam zehn Minuten später auf die Mainstreet geritten.

      Luke Short saß auf den Stufen der Vorbautreppe des Saloons.

      »Farewell, Marshal!« Er nahm die lange Virginia aus den Zähnen und tippte damit an den Rand seines weißen Hutes.

      Wyatt winkte ihm zu. »Und vielen Dank noch.«

      Der Texaner erhob sich. »Wofür denn? Daß ich einen Tag Wyatt Earp erlebt habe? Dafür muß ich mich bedanken. Morgen ist es hier wieder todlangweilig!« Er wandte sich um und stampfte in den Saloon zurück.

      Wie sehr unterschied er sich doch von Doc Holliday, dachte Wyatt; der Texaner wußte nichts mit sich anzufangen, wenn nicht ohnehin etwas los war.

      Als Wyatt am Sheriffs Office vorbeikam, sah er den Deputy in der Tür stehen. Der Mann tat ihm leid. Er winkte auch ihm zu.

      Da rannte der Bursche vorwärts und blieb neben dem rechten Steigbügel des Missouriers stehen.

      »Es tut mir so leid, Marshal! Ich hatte mich so gefreut, als ich hörte, daß Sie in der Stadt seien. Und durch meine Dummheit ist Hacat nun entkommen.«

      »Ach was, Dummheit – das konnte jedem passieren. Für die Zukunft sind Sie jedenfalls gewarnt.«

      »Was soll ich jetzt tun?« stammelte Anderson und rieb sich den Nacken.

      »Sie schreiben einen Bericht und senden ihn morgen nach Monte Vista zum County Sheriff.«

      »Well, und dann?«

      »Er wird Ihnen schon Nachricht geben.«

      Der Deputy hüstelte vor Verlegenheit. »Marshal, ich habe den Job erst ein paar Monate und habe kaum eine Ahnung. Muß ich jetzt nicht der Hacat-Bande folgen?«

      Wyatt lachte verhalten. »Nein. Bleiben Sie nur hier und passen Sie in Ihrer Stadt auf. Wenn Sie Mut haben, dann bitten Sie den County Sheriff um den Job, der durch den Tod von Mister Hates frei geworden ist. Vorausgesetzt, daß die Leute Sie hier haben wollen.« Dann reichte er Marty die Hand.

      Der Bursche ergriff sie freudig.

      »Good luck!«

      »Thanks, Marshal, und farewell!«

      Der Missourier hob die Zügel und trabte langsam aus der nächtlichen

      Mainstreet.

      *

      Seit dem frühen Morgen schaukelte der schwere Planwagen talabwärts durch die Savanne.

      Auf dem Kutschbock saßen zwei Männer. Der eine hatte einen grauen Bart, helle Falkenaugen, die von struppigen Brauen überschattet wurden, und ein verwittertes, von unzähligen Falten zersägtes Pergamentgesicht. Er trug die Kleidung der alte Trapper und Squatter mit ausgefransten Ärmeln und hohen Stulpenstiefeln. Seine erdbraunen, knochigen Fäuste hatten die Zügelleinen umspannt.

      Der Mann neben ihm war jung, neunzehn oder zwanzig Jahre vielleicht. Er hatte flachsblondes, strähniges Haar, helle wasserblaue Augen wie der Alte und ein frisches Gesicht. Er trug ebenfalls die Kleidung der alten Squatter, überdies zu dem blauen Kattunhemd ein flammendrotes Halstuch. Er hatte die Stiefel gegen das schräge Fußbrett gestemmt und seine kräftigen Hände auf den Oberschenkeln liegen.

      Die beiden kraftvollen Füchse schleppten den schweren Wagen Meile um Meile vorwärts.

      Von den Bergen her wehte ein sanfter Wind, der den Duft des Herbstes und der Wälder mit sich brachte.

      Der schwere Wagen grub eine tiefe Spur ins Gras. Die Räder quietschten, und das Lederzeug der Pferde knarrte.

      »Ist es noch weit?« fragte der Junge den Alten.

      Der kniff das linke Auge ein und blinzelte nach Südosten hinüber, wo sich eine lange Hügelkette am Horizont entlangzog.

      »Ich weiß es nicht, Mat. Einige Meilen werden es schon noch sein. Jedenfalls nach dem, was der Fallensteller uns erzählte.«

      Der Bursche nagte an seiner Unterlippe. »Vielleicht kannte der sonderbare Kauz sich selbst nicht hier in der Gegend aus und wollte sich vor uns nur interessant machen.«

      Der Squatter nahm eine alte, zernagte Maiskolbenpfeife mit der Rechten aus der Tasche, brachte mit der Linken eine Prise gekrümelten Durrham-Tabak hervor, stopfte den halbverkohlten Kolben und setzte das Kraut in Brand.

      Mat verzog das Gesicht und wich der beizenden Tabakwolke aus.

      Die beiden Lawtons waren nun schon drei Wochen unterwegs. Sie kamen vom Washkie Basin, oben in Wyoming und wollten nach Santa Fé. Dort war der Bruder des Alten gestorben und hatte seinen Verwandten in Wyoming einen Mietstall in der Mainstreet von Sante Fé vermacht. Seit die beiden die Nachricht erhalten hatten, waren kaum vier Wochen vergangen. Henry Lawton hatte sofort seine kleine, schlechtgehende Schmiede in der Sandhügelstadt Stocktown verkauft und sich mit seinem einzigen Sohn auf die Reise nach Santa Fé gemacht. Seine Frau war schon damals kurz nach der Geburt des Jungen gestorben.

      Nach einem letzten Blick auf den Grabhügel seiner Frau hatte der Alte gesagt: »Komm, Mat, wir verlieren hier nicht viel. In Santa Fé werden wir ein neues Leben beginnen.«

      Es war ein beschwerlicher Trail durch die hohen Mountains gewesen, aber die beiden Lawtons waren Entbehrungen gewohnt und hatten die lange Fahrt bisher gut überstanden.

      Das Land senkte sich weiter, war buschbestanden und wurde unübersichtlicher. Als der Prärieschooner an einer größeren Buschgruppe vorüber wollte, blitzten plötzlich Schüsse auf.

      Mat stürzte sofort vom Wagen.

      Der Alte preßte die Linke auf die Brust, riß einen alten Revolver hoch und feuerte zwei Schüsse auf die Büsche ab.

      Dann warf auch ihn eine Kugel vom Wagen.

      Die Pferde, plötzlich frei vom Zügelzug und erschreckt durch die Schüsse, stiegen hoch und gingen durch.

      Aus den Büschen sprangen drei Männer. Sie rannten den Pferden entgegen, vermochten sie aber nicht zu halten. Da liefen sie zurück und holten ihre Pferde, die sie hinter dem dichtesten Gesträuch verborgen hatten.

      Als sie schließlich den rumpelnden und gefährlich schaukelnden Wagen eingeholt hatten, schwang sich einer von ihnen auf den Kutschbock. Er lenkte die Pferde herum, und in schneller Fahrt ging es nach Westen.

      Fred Scarpy, Jeff Carpetta und But Alberts hatten einen Fehler gemacht; sie hatten sich nicht davon überzeugt, ob die Männer, die sie vom Wagen heruntergeschossen hatten, tot waren.

      *

      Weit im Westen, wo bereits felsiges Geröll die ansteigende Prärie durchsetzte, hockten mehrere Männer um ein Feuer. Etwas abseits von ihnen lag ein Mann lang ausgestreckt auf mehreren Decken und schlief. Es war der Banden-Chief Jerry Hacat. Er trug auch hier, ungeachtet seiner Umgebung, seinen eleganten grauen Anzug, das weiße Hemd und die blanken Zugstiefel.

      Der Bandit schnarchte. Er schien sich von seinen Leuten gut bewacht zu fühlen.

      Plötzlich sprang der einäugige Chip Boswell auf und deutete mit ausgestrecktem Arm nach Westen. »He, Boß! Da kommt ein Schooner!«

      Hacat