Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert Haensel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hubert Haensel
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan Neo Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333830
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Die Agenten Jack Anderson und Carl Stephens kommen zu einer übereinstimmenden ersten Einschätzung: Torrance ist ein harmloser Verschwörungstheoretiker, der nichts über die aktuellen Ereignisse auf dem Mond weiß. Ein bloßer Zufall. Dennoch stimmen sie beide dafür, die Konfrontation mit Professor Langke durchzuführen.

      5.

      27. Juni 2036,

      zwölf Stunden nach der Landung

      der STARDUST in der Wüste Gobi

      »Es ist still geworden«, sagte Crest da Zoltral. Der alte Arkonide lag auf seiner Liege. Er sah zwar schwach aus, aber weniger elend als noch auf dem Mond oder während der Rückreise zur Erde. Offenbar war er etwas zu Kräften gekommen. Seine Stimme hatte ein dunkles, rauchiges Timbre, und jedes Wort schien bis in den letzten Winkel des Cockpits der STARDUST und noch weit darüber hinaus vorzudringen.

      Sein Blick ging zur Seite, durch das Cockpitfenster; Rhodan folgte ihm. Am Horizont erkannte er die chinesischen Truppen, die ihren Aufmarsch seltsam verändert und Abstand zur STARDUST genommen hatten.

      Die Soldaten bildeten winzige Punkte, die sich kaum von der Sandfläche abhoben; jeder einzelne wäre hoffnungslos untergegangen, nur in der Masse hoben sie sich von ihrer Umgebung ab. Sie wirkten wie ein wimmelnder Ameisenhaufen. Zahllose Panzer und Granatwerfer ragten zwischen ihnen auf.

      Perry Rhodan saß auf seinem Pilotenplatz, dicht neben der Liege – direkt vor dem Schutzschirm, der Crest vor dem Kontakt mit der irdischen Luft schützte. Wegen seines geschwächten Immunsystems, das eine Folge der von Manoli diagnostizierten Leukämie war, hätte sonst jeder Atemzug den Tod bedeuten können.

      In dem engen Raum blieb nicht viel Platz. Crests Liege war exakt in einen winzigen Freiraum montiert worden, und sie schwebte fragil auf einem Antigravitationsfeld. Rhodan deutete aus dem Fenster. »Das Militär demonstriert seine Macht, aber es hat einsehen müssen, dass das ständige Granatenfeuer sinnlos ist. Es beweist vielmehr ihre Machtlosigkeit.«

      »Haben sie es tatsächlich eingesehen?«, fragte Crest. »Oder bleibt ihnen keine andere Wahl, weil sie ihre Munition nicht verschwenden wollen? Vielleicht sind sie auch frustriert und wütend.«

      Rhodan nickte langsam. Seine Hände lagen auf den Armlehnen, der Kopf ruhte an der Stütze. Eine vertraute Haltung, die ihn an den mörderischen Flug ins All und zum Mond erinnerte. »Wo liegt der Unterschied bei dem, was Sie aufgezählt haben?«

      »Hier, mein Freund.« Der Arkonide tippte sich sachte an die Schläfe. »Nur hier.« Die Geste wirkte menschlich und allzu geläufig. Sie täuschte über die Fremdheit dieses Mannes hinweg und betonte doch zugleich die Gemeinsamkeiten der beiden Lebewesen in diesem Raum.

      »Wissen Sie, Crest, ich bin immer wieder erstaunt, wie ähnlich wir uns sind.«

      »Sie und ich?«

      Rhodan dachte nach. »Mehr noch. Unsere Völker. Menschen und Arkoniden.«

      »Diese Menschen, die dort draußen militärisch aufmarschieren und in den letzten Stunden tausend Bomben auf uns geworfen haben ... oder solche wie Sie?«

      »Sagen Sie es mir.«

      Doch der Arkonide schwieg. Was in ihm vorging, konnte Rhodan nicht einmal erahnen. Seine Mimik und Gestik blieben undeutbar, entsprangen sie doch einer völlig fremden biologischen Grundlage, einer andersartigen Kultur und Zivilisation.

      »Gibt es solche Unterschiede auch in Ihrem Volk?«, fragte der Astronaut.

      Der Außerirdische drehte sich auf seiner Liege um. Der energetische Schirm rund um ihn dämpfte diese Geräusche ebenso wenig ab wie die Worte. »So viele Fragen? Vergessen Sie nicht, dass wir über die Menschen dieses Planeten sprechen, nicht über die Arkoniden. Sie sind das Thema, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Wer weiß, wann die Zeit kommen wird, darüber hinauszugehen. Sehen Sie, Rhodan, was dort geschieht. Die Soldaten haben den ganzen Tag über auf uns geschossen, um jetzt mit einem Mal das Feuer einzustellen. Glauben Sie wirklich an einen Zufall? Oder an eine späte Einsicht?«

      »Es wäre schön«, erwiderte Rhodan. »Aber Sie haben recht. Ich kann es nicht glauben. Etwas an der Gesamtlage hat sich geändert.« Und es gefällt mir gar nicht, dass sie eine Position in solch weitem Abstand einnehmen, ergänzte er in Gedanken. Denn er konnte die eine, bösartige und beängstigende Überlegung nicht verdrängen – die bange Frage, ob das Militär den Einsatz von stärkeren, weitaus zerstörerischen Waffen plante. Was, wenn in diesen Sekunden ein Atomsprengkopf vorbereitet wurde?

      Crest setzte sich auf. Sein langes weißblondes Haar rutschte über die Schultern auf den Rücken. Seine Gestalt war hager, die Sehnen am Hals traten vor Anstrengung weit hervor. Die roten Augen in dem bleichen Gesicht suchten den Blick seines Gegenübers. »Sie kennen Ihr Volk besser als ich. Was könnte geschehen sein, das eine solche Truppenbewegung erklärt?«

      Wenn ich das nur wüsste, dachte Rhodan. Es bildete für ihn ebenso ein Rätsel wie die Tatsache, dass Crest einem Gespräch über sein Volk, die Arkoniden, stets auswich. »Es gibt neue Befehle«, vermutete er und entschied sich, seine düstere Befürchtung auszusprechen. »Oder man bereitet einen konzentrierten Angriff vor. Mit stärkeren Waffen.«

      Der Außerirdische senkte den Blick. »Ihr Volk ist kriegerisch, aber wenigstens sind Sie sich darüber im Klaren. Es ist gut, seine Natur nicht zu verleugnen. Nur so kann man die schlechten Teile davon überwinden und sich weiterentwickeln.«

      »Nicht alle sind zerstörerisch veranlagt!«, widersprach Rhodan vehement. »Es gibt viele, denen etwas anderes auf dem Herzen liegt und die ...«

      »Lassen Sie es gut sein. Ich verstehe, was Sie sagen wollen.« In Crests Stimme lag eine tiefe Traurigkeit, ein Gefühl von Resignation. »Und ich bewundere Ihre Haltung. Wir sollten jedoch die Ruhe nutzen, die uns momentan vergönnt ist.«

      »Es handelt sich lediglich um die Ruhe vor dem Sturm.« Rhodan erhob sich. »Das ist eine Redewendung meines Volkes. Sie bedeutet ...«

      »Ich verstehe sie. Diese Worte sprechen für sich selbst.«

      »Sie müssen einen denkbar schlechten Eindruck von uns Menschen gewonnen haben, Crest. Was Sie mit eigenen Augen beobachten, spricht gegen uns.«

      »Nein«, antwortete der Außerirdische. »Ich habe noch ganz andere Dinge erlebt.«

      Er hat ein Stück seiner selbst offenbart, aber weiter will und wird er nicht gehen, erkannte Rhodan. Er wird mir nicht erklären, was er wirklich denkt und wieso. Dieser Mann hütet ein Geheimnis, etwas aus der Geschichte seines Lebens, das ihn zu dem gemacht hat, was er nun ist. Es fiel ihm schwer, Crest einzuschätzen. Auch sein Verhältnis zu Thora als Kommandantin des außerirdischen Raumschiffes war ihm ein Rätsel.

      Sicher war nur, dass die beiden Arkoniden ein völlig unterschiedliches Verhalten zeigten. Crest erschien ihm weitaus gütiger, offener und freundlicher als die kühle, distanzierte und disziplinierte Thora. Ganz zu schweigen von den zwei Dutzend Besatzungsmitgliedern der AETRON, auf die sie nur einen kurzen Blick geworfen hatten; jene Arkoniden, die wie apathisch auf ihren Liegen lagen und die Lichtwolken über ihren Köpfen anstarrten.

      Oder täuschte er sich bei der Einschätzung von Crest und Thora? Durfte er denn Wesen aus einer fremden Welt mit menschlichen Charaktermaßstäben und Eigenschaften messen?

      Doch es gab etwas anderes, über das er weitaus dringender nachdenken musste als über die tausend Fragen, die sich im Umgang mit den Außerirdischen stellten.

      »Ich danke Ihnen für die Offenheit«, sagte Rhodan. Es erschien ihm sinnvoll, sich auf diesen Bereich zu konzentrieren und nicht auf die Dinge, die der Arkonide im Verborgenen hielt. Schließlich war es Crests gutes Recht, Geheimnisse zu hüten. Er selbst, Rhodan, brachte auch nicht alles ans Licht. Es wäre überhaupt nicht möglich gewesen in der Kürze der Zeit. »Und auch dafür, dass Sie offenbar an das Gute in meinem Volk glauben.«

      »Müssen wir das nicht, wenn wir überleben wollen? An das Gute in jedem Volk