Die Vampirschwestern 11 - Vorsicht, bissiger Bruder!. Franziska Gehm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franziska Gehm
Издательство: Bookwire
Серия: Die Vampirschwestern
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783732004492
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Gurken schwebte, nicht aus den Augen. „Der ist aber älter als drei Monate.“

      „Eben! Älter bedeutet größere Pupse, also mehr Luft in der Windel“, erwiderte Helene.

      Daka hielt es nicht mehr aus. Wozu gab es Regeln, wenn man sie nicht ab und zu mal brach? Nur ganz kurz, höchstens eine Sekunde, hob sie vom Boden ab, streckte die Arme aus und schnappte sich ihren Bruder, der gerade auf den Ventilator an der Decke zusteuerte. „Hab dich!“

      Baby Franz machte ein Geräusch, das wie „Fumpfs“ klang, kniff Daka in die Nase und grinste. An vier Stellen kamen bereits die ersten Zähnchen durch. Es waren die Eckzähne.

      „Ich hab dich auch furchtbar lieb“, flüsterte Daka und küsste Franz auf die Stirn. „Aber mach nicht immer so einen Scheiß. Dafür bin ich in dieser Familie zuständig.“ Daka klemmte sich ihren kleinen Bruder kurzerhand unter den Arm, drehte sich zu den anderen um und lächelte. „Alles unter Kontrolle. Sind wir hier fertig?“

      „Fertig. Fix und fertig“, murmelte Gemüse-Gisela.

      Helene reichte ihr die Tüte mit den Tomaten und drei Bananen.

      Doch Baby Franz war noch lange nicht fertig. In diesem Laden gab es so viele wundersame Dinge in allen Farben und Formen – alles viel spannender als sein rasselndes Spielzeug zu Hause. Niemand bekam mit, wie Franz seine Händchen nach einer Pflanze ausstreckte, die genau auf seiner Höhe in einer Holzkiste lag. Sie war rund, weiß mit zarten lila Streifen und roch sehr interessant.

      Gemüse-Gisela wog die Tomaten und Bananen und reichte Helene ihren Einkauf. „Das macht drei Euro und –“

      „NEIN! FRANZ!!!“ Silvania stürzte sich auf ihren Bruder.

      „Was ist los?!“ Helene drehte sich verwundert um.

      „Er hat etwas in den MUND gesteckt!“ Silvania versuchte Franz’ Kopf zu sich zu drehen, doch er wackelte damit, als wollte er „Nein, nein, nein“ sagen.

      „Nichts wie raus hier!“ Daka setzte Franz in den Kinderwagen, schnallte ihn an und kämpfte dabei mit seiner rechten Hand. Er hielt etwas fest umklammert. Für ein zehn Monate altes Baby war er erstaunlich stark. Schließlich gelang es Daka, ihrem Bruder das etwa golfballgroße, weißgraue Stück zu entreißen.

      „KNOBLAUCH!!! Igitt! Er hat KNOBLAUCH gegessen!“ Daka warf die Knoblauchknolle schnell über die Schulter. Ihr wurde schlecht. Sowohl vom Knoblauchgestank als auch vor Angst um Franz.

      Knofi-Rülps

      Helene beugte sich über Franz, genau wie ihr Vater sich über seine Patienten in der Zahnarztpraxis. Sie steckte ihm entschlossen den Finger in den Mund, pulte einen Moment darin herum und holte schließlich eine Knoblauchzehe heraus. Ein gutes Stück davon fehlte.

      „Er hat sie verschluckt! Er hat KNOBLAUCH gegessen! Er wird sterben!“, jammerte Silvania.

      „Na, na, na. Von meinem Knoblauch ist noch niemand gestorben“, wandte Gemüse-Gisela ein. Sie hob die Knoblauchknolle auf, die Daka weggeworfen hatte.

      „Sie verstehen nicht“, sagte Daka. „Er ist … er hat … eine Allergie. Eine Knoblauch-Allergie.“

      „Was denn noch alles? Drei-Monats-Koliken, Knoblauch-Allergie …“, murmelte Gemüse-Gisela. „Hab ich noch nie gehört.“

      „Tja, den Rote-Bete-Baby-Saft kannten sie ja auch nicht!“ Silvania ließ ihren Bruder keine Sekunde aus den Augen. „Was machen wir denn jetzt?“

      Baby Franz sah seine Schwestern unschuldig an. Er wusste es auch nicht.

      „Habt ihr kein Gegenmittel?“, fragte Helene. „Heimaterde, Schuhcreme, frische Nashornmilch oder so was?“

      Baby Franz beobachtete die drei Mädchen aufmerksam, als diese überlegten. Offenbar hatten sie ein Problem. Plötzlich wurde sein blasses Gesicht knallrot. Auf der Stirn trat eine dunkelblaue Ader hervor. Franz zog die Augenbrauen zusammen. Offenbar hatte Baby Franz ein Problem. Dann knatterte es ungefähr zwanzigmal laut und kräftig. Problem gelöst.

      „Puh!“ Silvania wedelte sich Luft zu. „Das stinkt ja schlimmer als Onkel Vlads dreihundert Jahre alte Socken.“

      Helene trat einen Schritt zur Seite und tat so, als würde sie sich für Blumenkohlköpfe interessieren.

      Franz’ Gesicht war wieder wunderbar blass, die blaue Ader verschwunden. Dann riss er den Mund auf wie ein kleiner Vogel, der darauf wartete, dass ihn jemand fütterte. Doch seine Schwestern reagierten nicht. Da sie scheinbar nicht die Hellsten waren, musste Franz selber in Aktion treten.

      Bevor Daka reagieren konnte, bäumte Franz sich auf, schnappte sich eine weitere Knoblauchknolle aus dem Regal, umklammerte sie fest mit seinem Händchen und stopfte sie sich in den Mund.

      „NEEEEIIINNN!“, riefen Silvania, Daka und Helene.

      Franz bekam eine Zehe ab und schluckte sie hinunter. Dann riss er die Ärmchen hoch und schrie ebenfalls: „Jeeeeehhh!“

      „Sieht mir nicht nach Knoblauch-Allergie aus, sondern nach Knoblauch-Sucht.“ Gemüse-Gisela hatte sich über die Theke gelehnt und musterte das zufrieden schmatzende Baby.

      „Aber Franz! Du bist doch ein …“ Silvania beugte sich über ihren Bruder und flüsterte: „Halbvampir. Du kannst keinen Knoblauch futtern. Das ist gegen deine Natur.“

      Franz blähte als Antwort die Bäckchen auf und machte: „Rülps.“

      Sofort wichen Silvania und Daka zurück. Das Knofi-Bäuerchen stank dermaßen, dass sich die Vampirschwestern am liebsten aus dem Laden geflopst hätten. Doch erstens durften sie nicht flopsen (radikale Regel Nummer sechs). Und zweitens konnten sie ihren Bruder nicht alleine lassen. Keine Sekunde, wie ihnen erst soeben wieder klar geworden war.

      „Er mag Knoblauch.“ Daka sah Franz fassungslos an.

      Es knatterte abermals in der Windel und Franz gluckste vor Freude.

      „Hört man“, sagte Helene. „Und riecht man.“

      „Das ist dann eben seine menschliche Seite“, schlussfolgerte Silvania.

      „Wollt ihr noch etwas Knoblauch mitnehmen? Nachdem ihr ihn schon verkostet habt“, warf Gemüse-Gisela ein.

      „Bloß nicht!“ Daka klappte schnell das Sonnensegel nach unten und schob den Kinderwagen auf die Tür zu.

      Silvania riss die Tür auf und schnappte gierig nach Luft.

      „Auf Wiedersehen! Und viel Erfolg mit dem Rote-Bete-Saft.“ Helene winkte der Gemüseverkäuferin mit ihrer Einkaufstüte, bevor sie die Tür hinter sich schloss.

      „Ein Halbvampir, der gerne Knoblauch isst“, murmelte Daka. „Wenn Papa das hört, wird ihm der Kopf brummen wie nach drei Loopings.“

      „Dafür ist Franz sonst total vampirisch“, fand Silvania. „Er kann jetzt schon fliegen. Das haben wir erst viel später gelernt. Und seine Eckzähne kommen schon durch.“

      Daka nickte neidisch.

      „Passt bloß auf, dass er in der Krabbelgruppe kein anderes Baby beißt!“, riet Helene.

      „Krabbelgruppe? Franz braucht eine Fluggruppe!“ Daka grinste. Sie stellte sich einen Raum voller lustig durch die Luft eiernder Babys vor. Dann wurde ihr Gesicht ernst. „Schade, dass Ludo gerade nicht mit uns babysitten kann. Ich meine … so wegen Hellsehen und so. Mit ihm wäre das eben nie passiert. Er könnte uns rechtzeitig Bescheid sagen, bevor Franz jemanden beißt, durch Gemüseläden flattert oder –“

      „Knofi-Rülpser rauslässt“, sagte Silvania.

      „Wie lange ist Ludo eigentlich weg?“, fragte Helene.

      Ludo war mit seinem Russisch-Kurs nach St. Petersburg gefahren.

      „Zwei Wochen.“ Daka seufzte.

      Silvania schielte zu ihrer Schwester und lächelte vor sich hin.

      Dunkle Vergangenheit

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