Bei den gegenwärtig (in der letzten Hälfte des Octobers 1838) statt findenden Wahlen für den im December zusammenkommenden Congreß in Washington ergiebt es sich deutlich, wie sehr der größere Theil der Handelswelt darauf hinarbeitet, den frühern Schwindel wieder einzuführen, der durch die Vorsicht des Präsidenten so ziemlich beseitigt wurde. Das Manufactur-Waarengeschäft, welches, wie schon früher bemerkt, die Hauptbranche ist, und mit welchem sich mehrere Millionen beschäftigen, weiter auszudehnen, ist der Wunsch Vieler. Obgleich die Handels-Bilanz Manchem brillant scheint, so könnte diese in der Wirklichkeit brillant sein, wenn es genug Fabrikanten gäbe, um den Bedarf für die Bewohner des Landes zu erzeugen; indessen es fehlt noch immer an Arbeitern jeder Art, und da die Regierung vernünftiger Weise dem Ackerbau mehr Aufmerksamkeit schenkt, als dem Fabrikwesen, so ist es natürlich, daß der größere Theil der Einwanderer zum ersten Zweck verwendet wird. Die Regierung sieht wohl ein, daß der Werth nicht in der Prima-Materie, sondern zum großen Theil im Arbeitslohn steckt, und überläßt es lediglich den Waarenhändlern, die Handels-Bilanz zurecht zu setzen. — „Wir müssen eine National-Bank haben!“ ist das Geschrei der Waarenhändler, „denn nur diese kann uns in Stand setzen, unser Geschäft auszudehnen; haben wir eine solche Bank, so sind wir im Stande, die doppelte, drei- oder vierfache Quantität Waaren von Europa einzuführen.“ Die Regierung muß vernünftiger Weise einem solchen Etablissement entgegen sein, weil die Actionaire sammt und sonders nicht im Stande sind, eine Bank auf solchen soliden Fuß, wie die Hamburger oder Bank of England, zu errichten. Wer Grundstücke besitzt, will Actionair werden, ohne daran zu denken, daß die Grundstücke um das Zehnfache über den Werth bezahlt worden sind, und demzufolge dem etwanigen Inhaber der Noten (von der zu errichtenden National-Bank) nicht die mindeste Sicherheit gewähren würden. So lange mithin nicht so viel nobles Metall vorhanden ist, den Inhabern von Banknoten damit zu begegnen, so ist jedes Etablissement gefährlich, und aus diesem Grunde widersetzt sich die Regierung dem Etablissement einer National-Bank, welche zu nichts Anderem führen würde, als das Land mit den Fabrik-Erzeugnissen Europa’s dermaßen zu überschwemmen, daß schon in Zeit von Einem Jahre das ganze Gebäude zusammenfallen würde, welches ohne National-Bank vielleicht noch zwei Jahre stehen kann.
Daß der im Jahre 1835 hier stattgefundene Brand zum großen Glück der Fabrikwelt war, bin ich jetzt überzeugt. Ohne diesen würden jetzt alle Waaren, statt daß sie seitdem nur etwa um 25 bis 30 Procent im Preise gesunken sind, um das Doppelte herunter gegangen sein. Feuersbrünste, wie der hiesige war, sind bei dem jetzigen Fabrikations-System, ähnlich wie der Krieg in andern Verhältnissen, ein nothwendiges Uebel, und alle zwei Jahre erforderlich. Die Assekuranz-Compagnieen würden hierbei freilich die Leidenden sein; sie würden indessen nur immer einen geringen Theil von dem viele Jahre hindurch Gewonnenen zurückgeben. Viele der hiesigen Compagnieen haben, trotz des ungeheuern Brandes, von welchem nur derjenige einen Begriff haben kann, der den Platz kennt, das Volle des versicherten Quantums, und einige unbedeutende Compagnieen 75 Procent desselben bezahlt.
Sieht man die Waaren-Massen in allen Städten der V. S., so gelangt man zur Ueberzeugung, daß die Art und Weise, wie jetzt fabricirt wird, den Wohlstand sehr Weniger befördern, aber den Untergang sehr Vieler herbeiführen muß, indem 31⁄32 aller Geschäfte Creditgeschäfte sind, und dennoch mit einem sehr unbedeutenden Gewinn abgeschlossen werden. Jeder drängt sich zum Verkauf, und Jedem werden ohne Bedenken Waaren verkauft und abgeliefert. Sieht man des Commissionairs Verkaufrechnungen über die an diesen zum Verkauf überschickte Waaren, so findet man, daß er sie auf 8 Monate Zeit verkauft hat, wobei er 2½ Procent für die Garantie aufführt, und mehrere, oder wohl gar die meisten der Commissionaire befinden sich in der Lage, die garantirte Summe nicht bezahlen zu können, wenn sie dieselbe nicht bezahlt erhalten, wie dies im Jahre 1837 der Fall war. Die übermäßige Production, die immerwährenden Modenveränderungen, dazu der immerwährende Geldmangel in den V. S., dies alles muß nachtheilig auf die Waaren-Vorräthe einwirken, Bankerotte herbeiführen, und zerstörende Resultate für Commissionaire erzeugen.
Kein Land ist in dieser Hinsicht gefährlicher als Amerika, weil die handelnde Welt kein reelles Vermögen besitzt, und Jeder sich nur so lange halten kann, als sich Alle halten; stockt ein kleiner Theil in der Gesellschaft, so stockt nicht lange darauf ein größerer, und bald das Ganze.
Besucht man die Ausstellung der Industrie-Erzeugnisse, so wird man bemerken, daß, wenn die Regierung es wollte, die V. S. vielleicht in einem Zeitraum von etwa 15–20 Jahren Manufactur-Waaren jeder Art exportiren, und mit jeder Nation zu koncurriren im Stande sein würden. Folgende Tabelle enthält über die Fabrikation der V. S. die interessantesten Data.
Manufactur-Fabriken. | Capitalien. | Arbeiter- Anzahl. |
Baumwollen-Waaren | 60,000,000 | 80,000 |
Wollene Waaren | 30,000,000 | 104,000 |
Seidene Waaren | 4,000,000 | 12,000 |
Pelz-Waaren | 6,000,000 | 15,000 |
Kämme | 1,000,000 | 2,000 |
Säge-Mühlen | 12,000,000 | 20,000 |
Sägen | ,230,000 | ,300 |
Taschenbücher | 1,000,000 | ,250 |
Oefen von Gußeisen | 1,500,000 | ,600 |
Parfümerieen | ,500,000 | ,500 |
Bürsten | 1,000,000 | ,900 |
Neu-Silber | , 20,000 | , 15 |
Geschwind-Wagschale | 1,090,000 | ,600 |
Reise-Mützen aller Art | 1,500,000 | 1,200 |
Lampen | ,300,000 | ,220 |
Eiserne Geldkasten | ,170,000 | , 89 |
Dampfmaschinen | 2,000,000 | 3,000 |
Leinwand | 2,490,000 | 2,500 |
Porzellan | , 30,000 | , 60 |