„Ich hole uns erst mal einen Kaffee“, sagte Tom. Es dauerte nicht lange bis er zwei Tassen mit rabenschwarzem Espresso vor uns hinstellte. „Massimo! Der arme Kerl! Jetzt auch noch das! Zuerst die verdammten Koliken und Unfälle und jetzt vielleicht noch ein Mord!“, seufzte er.
Ich schüttelte mich vor Kälte. Mir war, als ob sämtliche Finger und Zehen taub würden. Ich schüttete das schwarze Gesöff in einem Zug hinunter; der Espresso brachte meine Lebensgeister allmählich wieder in Schwung und mit ihnen kam das blanke Entsetzten.
„Meinst du wirklich, Massimo ist ermordet worden?“ fragte ich.
„Wenn jemand tot auf einem Parkplatz mit einer Schusswunde im Genick gefunden wurde?“
„Was? Genickschuss? Das haben mir die Polizisten nicht gesagt!“
„Ich glaube, sie wollten erst einmal überprüfen, ob du als Täterin in Frage kommst.“
„Ich? Warum sollte ich meinen Chef hinterrücks umbringen, von dem ich finanziell abhänge?“
„Siehst du, da hast du es schon!“
„Was habe ich? Tom, deine Logik ist mir zu hoch. Wenn du mich fragst, was hinter diesen krummen, schrecklichen Dingen steckt, dann …“ Ich schwieg betreten.
Mir wurde auf einmal klar, dass ich nicht nur um meinen Chef Massimo trauerte, sondern auch selbst ziemlich tief im Morast steckte. Jetzt stand ich vielleicht sogar unter Mordverdacht.
„Ich hab keinen Job mehr!“
Tom nickte und vergrub das Gesicht in den Händen. „Mörderisches Schicksal!“
In diesem Augenblick klopfte es an der Tür. Die beiden Polizisten! Wollten sie mich jetzt schon verhaften?
„Frau Roth, wären Sie eventuell bereit, Ihren Chef zu identifizieren? Wie es scheint, hat er keine nahen Verwandten hier in Heidelberg, Sie sind die einzige, die …“. Ich nickte mechanisch, obwohl ich am liebsten Nein gesagt hätte.
„Gut, dann melden wir uns bei Ihnen.“
Ich schaute auf die Uhr. Die Reitstunde hatte ich verpasst, ich war richtig froh, dass ich nicht mehr zuschauen musste. Was hätte ich denn von Tissas Vorführung lernen können? Ich griff in meine Westentasche, aber statt eines Papiertaschentuchs, das ich dringend für meine laufende Nase benötigte, stieß ich auf einen zusammengeknüllten Zettel.
„Eine Rechnung?“, fragte Tom mitfühlend.
„Nein, ein Geschenk von Tissa.“
„Von unserer Hof-Astrologin?“
„Ich dachte, sie ist unsere neue Futterlieferantin?“
„So würde ich sie nicht nennen. Sie sorgt eher für Futterergänzungsmittel“, sagte Tom.
Ich faltete das Papier auseinander und strich es glatt. Stier stand auf dem Zettel, es stimmte, ich hatte im Mai Geburtstag.
„Es ist mein Tageshoroskop. Woher weiß sie eigentlich mein Sternzeichen?“ Von Gerson, dachte ich und fühlte einen schmerzhaften Stich im Herzen.
„Lies vor“, sagte Tom, es klang wie ein Kommando.
„Okay, auf deine Verantwortung.“ Ich las langsam und stockend; ich brauchte dringend eine Lesebrille, aber wann hätte ich denn bei all dem Trubel zum Optiker gehen sollen?
„Scheint Ihnen der heutige Tag beschwerlich? Vermutlich stoßen Sie auf Hindernisse und müssen diese mühsam aus dem Weg räumen. Ihr Vorgehen hat Konsequenzen.“
„Und was sagst du dazu?“, fragte Tom.
„Keine Ahnung“, sagte ich.
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