PRIMORDIA 2 - Die Rückkehr zur vergessenen Welt. Greig Beck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Greig Beck
Издательство: Bookwire
Серия: Primordia
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958354210
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      Drake warf ihm das Gerät zu und Andy zog es sich über den Kopf, woraufhin er einen Knopf drückte. Der Mund, der unter den Plastik- und Gummiteilen herausschaute, begann zu grinsen.

      »Das Waffentraining beginnt morgen früh um neun Uhr am Grand River Schießplatz in Bistolville.«

      »Passt das für euch?«, fragte Emma die Paläontologen.

      Andy nickte und Helen zuckte mit den Schultern.

      »Es wird noch weitere Trainingseinheiten geben, bevor wir abreisen. Es gibt viel zu lernen und nicht viel Zeit. Aber ihr solltet es als Pauken für den wichtigsten Test eures Lebens ansehen!« Drake lächelte grimmig.

      Den Rest des Nachmittags verbrachten sie mit Fragen und nutzten die Zeit, sich noch etwas besser kennenzulernen. Drake verzog sich irgendwann nach draußen zum Rauchen und Emma gesellte sich zu Cynthia auf die Couch.

      »Meinst du, sie sind bereit?«, fragte die alte Dame, da Emma etwas skeptisch dreinschaute.

      »Nein.« Sie wandte sich ihr zu und versuchte sich an einem Lächeln. »Aber ich denke, es wird reichen.«

      »Ja, das muss reichen. Ben wartet auf dich, ich weiß es ganz genau.« Sie griff nach Emmas Hand und drückte sie. »Ich weiß, dass du ihn finden wirst.«

      Emma biss sich auf die Unterlippe und blieb stumm. Sie hoffte wirklich, dass Ben dort sein würde und sie es schaffen würde, ihn nach Hause zu bringen. Doch eines würde sie nicht tun, und zwar Versprechen geben, die sie vielleicht nicht halten konnte.

      Sie tätschelte die Hand der alten Dame und stand dann auf. »So, jetzt muss ich einen Heißluftballon bestellen.«

      ***

      Drake saß auf der Veranda und rieb sein Kampfmesser an einem kleinen Schleifstein. Die langsame, kreisende Bewegung wurde von einem zischenden Geräusch begleitet.

      Die Soldaten der Spezialeinheiten wussten, wie sie ihr Equipment im bestmöglichen Zustand hielten, doch die Gleichförmigkeit des Schleifens hatte etwas besonders Meditatives an sich und ließ Drakes Gedanken davonschweifen. Das war nicht unbedingt positiv, denn Erinnerungen tauchten dann aus den dunkelsten Ecken seines Verstandes auf, und sie waren nicht unbedingt willkommen.

      Über Ben Cartwright hatte Drake schon jahrelang nicht mehr nachgedacht. Der Captain war ein harter Bursche und einer der Besten gewesen, mit denen er je Dienst getan hatte. Hätte es Cartwright nicht gegeben, wäre Drake jetzt nur noch ein Haufen gebleichter Knochen in der syrischen Wüste.

      Die Erinnerungen an diese Mission holten ihn ein – es war ein Nachteinsatz tief hinter feindlichen Linien gewesen. Sie hatten ein Munitionsdepot zerstören sollen. Acht Mann waren sie gewesen, einige der besten Special-Forces-Soldaten, ihre Einheit trug den Spitznamen Die Totengräber. Zwei von ihnen hatten den Trupp angeführt; Gino Zimmer und Ron Jackson. Beide gute Soldaten, aber in diesem Moment nicht gut genug.

      Die Nacht war komplett finster gewesen, nicht einmal der Mond hatte geschienen. Jeder von ihnen hatte ein Nachtsichtgerät auf dem Kopf gehabt und mit diesen futuristischen Linsen und den schussfesten Uniformen hatten sie ausgesehen wie gepanzerte Roboter.

      Als sie ein merkwürdig leer aussehendes Fleckchen der Wüste betreten hatten, standen Drake bereits die Nackenhaare zu Berge. Doch erst, als Cartwright eine Faust nach oben hielt, blieb die Einheit stehen. Der Captain griff sich an seine Optik, vermutlich schaltete er sie von Nachtsicht auf Thermalsicht um.

      Im nächsten Bruchteil einer Sekunde rief ihr Anführer ein Wort, das ihre Welt auf den Kopf stellte: »Feindkontakt!«

      Dann brach die Hölle los.

      Sie waren direkt mitten in ein Terroristennest gelaufen – sie hatten rings herum Löcher gegraben, aus denen sie nur durch schmale Schlitze heraussehen konnten. Mit dem Thermalblick hatte Drake die dünnen Linien im Boden gesehen, die durch die dahinter versteckten Körper sichtbar gemacht wurden.

      Dann flogen Falltüren auf und der Kampf begann – laut, blutig und brutal. Als alles vorbei war, war die Luft mit rotem Sprühnebel angefüllt und es roch nach Schießpulver und kupferigem Blut.

      Sie hatten die Terroristen erledigt, aber vier gute Männer dabei verloren. Zimmer und Jackson waren die Ersten gewesen – ihre mangelnde Aufmerksamkeit hatten sie mit ihrem Leben bezahlt. Aber ohne Cartwrights sechsten Sinn wären sie alle tot gewesen. Alle acht von ihnen.

      Drake führte weiter die kreisenden Bewegungen aus. Er schuldete seinem Captain einiges, und es war an der Zeit, diese Schuld zu begleichen.

      ***

      In ihrem Auto, das sie im Schatten der Bäume so nah wie möglich am Anwesen der Cartwrights geparkt hatte, hielt Camilla Ortega ihr Richtmikrofon hoch. Sie hatte die Augen geschlossen und konzentrierte sich auf die Stimmen. In der anderen Hand hielt sie einen Stift und machte sich blind Notizen von dem, was sie verstehen konnte. Neben ihr saß ein dunkeläugiger Mann, der sich in seinem Sitz zurücklehnte und gelangweilt aussah.

      »Das Meeting löst sich auf«, sagte Camilla.

      »Gut, denn die sind schon den ganzen Morgen da drin, und ich habe Hunger!«

      Juan Marquina atmete laut aus und versuchte, eine bequemere Position zu finden, was sein Sitz mit einem Quietschen quittierte. Die Kamera mit dem Teleobjektiv legte er in seinen Schoß, sodass er sich die schweißigen Hände an seinem Hemd abwischen konnte.

      Camilla warf ihm einen bösen Blick zu. »Das könnte die größte Story in der Geschichte unserer Zeitung sein! Um genau zu sein würde ich sogar wetten, dass wir damit überall Schlagzeilen machen, in Süd- und auch Nordamerika! Also versuche bitte noch kurz, nicht an Donuts zu denken, okay?«

      Er hob die Kamera wieder an. »Klar, weil die Fototypen auch immer die ganzen Preise kriegen!« Er schnaubte abfällig.

      »Mach' dich bereit! Ich will Bilder von den Söldnern haben! Die kann ich gut gebrauchen!«

      Sie leckte sich über die Lippen und ließ das Mikrofon sinken. Dann zog sie sich die Kopfhörer ab.

      »Ich habe keine Ahnung, wie wir diesen Irren im Amazonas folgen sollen. Sie haben Soldaten, Waffen, Geld – und du hast nur eine klitzekleine Spesenkasse und einen sehr liebenswürdigen, wenn auch leicht übergewichtigen Fotografen!« Er grinste.

      »Leicht übergewichtig?« Sie kicherte. »Aber du hast recht. Wir werden ihnen auch gar nicht folgen.« Sie drehte sich zu ihm um. »Denn sie werden uns bitten, mitzukommen!« Sie öffnete die Tür.

      ***

      Als es klingelte, schossen Emmas Mundwinkel nach unten und sie schaute Cynthia kritisch an, doch die schüttelte den Kopf. Alle Blicke wanderten nun zu Emma und die deutete auf die Waffen. Schnell sammelten Fergus und Drake alles ein und fingen an, die Tasche wieder einzuräumen.

      Emma ging zur Tür, öffnete und sah sich einer schwarzhaarigen Mittdreißigerin gegenüber, deren dunkle Augen sie anstarrten, auf ihren Lippen ein leichtes Lächeln. Sie reckte ihr die gebräunte Hand entgegen.

      »Miss Emma Wilson, ich bin hocherfreut, Sie endlich kennenzulernen.«

      Wie automatisch streckte auch Emma ihre Hand aus, die Fremde ergriff sie und schüttelte sie enthusiastisch.

      »Und wer sind Sie?« Emma hielt die Hand fest, um das Schütteln zu beenden.

      »Camilla Ortega, ich schreibe für Nacional De Venezuela

      Emma zog ihre Hand weg und ihre Gesichtszüge erschlafften. Sie spürte Gefahr.

      »Was wollen Sie?«

      »Nennen Sie mich doch bitte Camilla.« Das Lächeln der Frau blieb.

      Emma verschränkte herausfordernd die Arme.

      »Schön haben Sie es hier!« Camilla reckte sich und schaute für einen Moment ins Innere des Hauses. Als ihr Blick zu Emma zurückkehrte, wirkte ihr Lächeln noch etwas künstlicher. »Wissen Sie,