Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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der erste Posten das Geräusch vernahm und Alarm schlug, rief ihm der Marshal entgegen: »Ich bin es, Wyatt Earp! Ich bringe ein paar Freunde mit!«

      Boswell war einer der ersten, der auf den Beinen war. Mit runden Kinderaugen betrachtete der Ingenieur den stummen Trupp.

      »Hallo, Marshal – das ist doch nicht Ihr Ernst?« entfuhr es ihm.

      Wyatt rutschte aus dem Sattel, nahm eine seiner geliebten schwarzen Zigarren aus der Jackentasche und zündete sie an. Erst dann erklärte er dem Ingenieur, was sich ereignet hatte.

      Joe Boswell rieb seine Hände. »Damned! Ist das ein Ding! Das glaubt mir kein Mensch, wenn ich es daheim erzähle!«

      »Ist auch nicht so wichtig. Es war ziemlich einfach und hat besser geklappt, als ich gehofft hatte.«

      Die Cowboys und ihr zähneknirschender kahlhäuptiger Boß wurden gefesselt und in die Nähe des Feuers gelegt, wo sie bewacht werden konnten.

      Der Marshal nahm seinem Tier den Sattel ab, legte ihn auf den Boden, wickelte seine Schlafdecke aus und legte sich nieder. Er schob sich den schwarzen breitrandigen Hut ins Gesicht und schlief seelenruhig ein.

      Jetzt hatte er ja ein Dutzend Männer um sich, die für ihn wachten – und sie taten es gern, die Californier. Wußten sie doch, daß sie nur ihm den ruhigen Fortgang der Arbeit verdankten.

      Aber die Ruhe, die jetzt herrschte, war trügerisch. Sie sollte nur kurze Zeit währen.

      Wyatt Earp hatte zwei Stunden geschlafen, als er sich erhob und zu Boswells Schlafplatz hinüberging. Er weckte den Ingenieur.

      Der schrak hoch. »Marshal! Sie?« stieß der Californier schlaftrunken hervor.

      »Ich sagte Ihnen doch, daß einer der Männer entkommen ist. Die Sache läßt mit keine Ruhe. Sehen Sie nach, ob die Wache auf dem Posten ist. Ich reite jetzt los und werde das Camp unserer Schwellenleger aufsuchen.«

      »All right…«

      *

      Wyatt legte seinem Falben den Sattel auf und ritt in scharfem Trab durch die Nacht nach Süden. Er brauchte sich nur auf der planierten Strecke zu halten, dann mußte er auf das Camp stoßen. Aber aus einem ihm selbst unerklärlichen Grund blieb er nicht auf der Strecke. Er hielt sich weiter westlich.

      Das Bergland gestattete keinen weiten Blick. Und jedes Geräusch, das an das Ohr des Reiters schlug, mußte aus der Nähe kommen.

      Plötzlich hielt Wyatt inne. Er hob den Kopf und lauschte angestrengt in die Dunkelheit.

      Ganz deutlich hörte er den Hufschlag eines Pferdes.

      Wyatt wußte sofort, daß der Reiter von Nordosten kam.

      Wyatt stieg aus dem Sattel und führte seinen Falben in eine kleine Geröllhalde. Er selbst kauerte sich am »Weg« auf den Boden hinter einen großen Stein.

      Das Geräusch des nahenden Pferdes wurde immer deutlicher und härter. Schließlich konnte der Missourier gegen den Nachthimmel schon die Silhouette des Reiters erkennen.

      Der Marshal wartete noch einen Augenblick, dann rief er halblaut: »Stop!«

      Der Reiter zügelte erschrocken sein scheuendes Pferd. »He! Was soll das?« kam eine rauhe, schnarrende Stimme an Wyatts Ohr.

      »Steigen Sie ab!«

      »Wer sind Sie?«

      »Ich bin es, der hier fragt!«

      »Nicht so eilig, Mister. Zu Ihrer Information: Ich habe mein Schießeisen auch in der Hand!«

      »Das nutzt Ihnen nicht viel. Ich bin in Deckung. Steigen Sie ab.«

      Ganz langsam rutschte Colorado-Bill aus dem Sattel.

      »Wo wollen Sie hin?« fragte der Marshal.

      Der Schießer wußte nicht, wen er da vor sich hatte. Es war immerhin möglich, daß es einer der Leute Portlands war; in diesem Falle wäre es Selbstmord gewesen, wenn er gesagt hätte, daß er Wyatt Earp und die Bahnarbeiter suchte.

      Und sagte er, daß er mit Portland zusammentreffen wollte – und der Mann da vorn gehörte zu Wyatt Earp, dann saß er ebenso in der Tinte.

      Deshalb schwieg der Revolverschwinger.

      »Heben Sie die Hände hoch!«

      Colorado-Bill grinste. »Yeah – das ist aber eine schöne Übung. Ich mache Sie aber darauf aufmerksam, daß ich nicht viel Spaß daran finde. Ich bin ziemlich müde und habe wenig Lust, hier in der Nacht mit erhobenen Händen herumzustehen.«

      Die Silhouette des Schießers zeichnete sich jetzt messerscharf gegen den Himmel ab. Wyatt sah, daß der Mann die Hände träge erhob, aber nur bis in Brusthöhe.

      »Höher, Mister! Sie sind müde – und ich bin ziemlich ungeduldig.«

      »Well!« Bill merkte, daß mit dem Fremden nicht zu spaßen war.

      Da erhob sich der Missourier. »Ich bin Wyatt Earp. Wer sind Sie?«

      »Wyatt Earp?« Der Coltmann ließ die Arme sinken.

      Da knackte der Revolverhahn des Marshals. »Hände oben lassen!«

      Bill stieß eine unangenehme Lache aus. »He, Sie sind Wyatt Earp! Das ist ja großartig! Ich suche Sie.«

      »Aha, ausgerechnet in den Bergen?«

      »Ja – ich muß Sie warnen vor Austin Portland. Er will mit seiner Mannschaft Ihr Lager überfallen.«

      Wyatt kam langsam an den Mann heran, nahm ihm die beiden Revolver aus den Halftern und blickte dann forschend in sein Gesicht. »Ich habe Sie schon irgendwo gesehen!«

      Bill würgte heiser hervor: »Yeah – ich Sie auch. Ich würde Ihnen sonst schwerlich so schnell geglaubt haben, daß Sie Wyatt Earp sind. Schließlich ist es nicht so ohne weiteres…«

      »Colorado-Bill«, unterbrach der Marshal ihn scharf.

      Der Schießer nickte. »Yeah.«

      Wyatt blickte forschend in das vom Sternenschein nur schwach beleuchete Gesicht. »Sei reiten also jetzt für Portland?«

      »Im Gegenteil, Marshal. Er hat mich in Raton eingesperrt, weil ich gegen ihn war. Ich hatte ihm gesagt, daß das, was er mit Ihnen und den Bahnarbeitern vorhätte, eine Schweinerei sei, und…«

      »Sicher haben Sie das«, unterbrach ihn der Marshal kühl.

      »Sie glauben mir nicht?«

      Wyatt nahm eine Zigarre aus der Tasche und zündete sie an. »Es ist schwer, einem Mann zu glauben, der einmal auf dieser und einmal auf jener Seite steht.«

      »Marshal!« empörte sich der Schießer nicht sehr überzeugend. »Ich habe oben in Denver mit den Blaujacken gegen eine Bande von Rustlern gekämpft und…«

      »… und dafür haben Sie bei Colorado Springs mit einer Bande von Wegelagerern eine Farm überfallen.«

      »Das ist eine Verleumdung, Marshal. Wenn Sie das glauben, dann kann ich es nicht ändern. Es wird soviel über mich erzählt. Ich bin ja fast so ein bekannter Mann wie Sie. Nur, daß ich eben keinen Stern trage.«

      »Hören Sie zu, Bill McLean, ich habe Portland mit seinen Jungens längst geschnappt…«

      Der Schießer feixte: »Das weiß ich besser. Sie haben seinen Vormann und die halbe Crew zerschlagen, aber der Rancher startet selbst einen neuen Angriff.«

      »Auch der ist schon gescheitert, McLean. Vielleicht macht es Ihnen nicht viel Spaß, aber ich will Ihnen was sagen. Die Bahn wird gebaut! Daran ändert kein Mensch etwas. Weder der Rancher Portland noch sonst irgend jemand. Ich weiß nicht, wie weit Sie in die Sache verwickelt sind, aber ich gebe Ihnen einen guten Rat: Wenden Sie Ihren Gaul und verlassen Sie das Land so rasch wie möglich.«

      Er warf dem Schießer seinen Revolver zu.

      Colorado-Bill