Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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hätte ich dem Rancher gern gesagt.«

      »Suchen Sie einen Job?«

      »Vielleicht.«

      Gibbons ließ seinen Blick forschend über die hochgewachsene Gestalt des Fremden gleiten. Das war ganz zweifellos ein harter, drahtiger Bursche. Wie ein Weidereiter sah er eigentlich nicht aus, aber Mac wußte, daß man sich da täuschen konnte. Er dachte im Augenblick vor allem daran, daß die Ranch jetzt jeden halbwegs nützlichen Mann brauchen konnte. Immerhin hockten drüben im Bunkhaus acht Leute, die eine ganze Zeitlang nicht arbeiten konnten.

      »Können Sie mit Rindern umgehen?«

      »Ich denke schon.«

      »Und mit einem Lasso?«

      Der Fremde wandte sich um, nahm mit einem Griff einen leichten ledergeflochtenen Pferdelasso vom Sattelknauf und blickte zum abgegrenzten Teil des Corrals hinüber. »Zeigen Sie mir einen Gaul, den ich Ihnen einfangen soll.«

      Um die Lippen Mac Gibbonss kroch ein hinterhältiges Grinsen. »Well, Mister. Das soll ein Wort sein.« Er ging mit dem Fremden zum Pferch hinüber und deutete auf einen samtschwarzen Hengst, der in einer Ecke stand. »Den da, den fangen Sie mir mal ein!«

      Der Fremde warf einen kurzen Blick auf das Tier, sah dann den Cowboy an, und Mac hatte das unbehagliche Gefühl, daß dieser Brusche ein winziges spöttisches Lächeln in den Augenwinkeln stehen hatte. Na, Mister Black, der Wildhengst, den keiner hier unter ein Lasso bringen konnte, würde ihm das Lachen schon vertreiben.

      Da hatte der Fremde das hohe Gatter schon überstiegen und sprang drüben in den Corral.

      Mac preßte den Kopf zwischen zwei Latten. »He, Mann – nicht so hastig. Der Gaul ist ziemlich nervös…«

      »Ja, das wird er wohl. Wildpferde haben das so an sich – vor allem, wenn Menschen in ihre Nähe kommen«, gab der andere gelassen zurück. Dann machte er ein paar Schritte vorwärts auf das Tier zu.

      Der Hengst stellte die Ohren hoch, ließ sie dann spielen und legte sie nach hinten zusammen.

      Der Fremde hatte die Schlingen des Lassos in der Linken. Jetzt erst merkte Mac, daß er es also mit einem Linkshänder zu tun hatte. Diese Burschen waren meist für eine Überraschung gut. Dennoch dachte Mac vor allem daran, daß er einen gesunden Mann brauchte und keinen halbtotgeschlagen, deshalb rief er: »He, Mister – kommen Sie zurück. Ich will Ihnen ja glauben, daß Sie mit dem Riemen umgehen können. Aber kommen Sie endlich zurück. Der Gaul ist gefährlich!«

      Der Fremde wandte sich um. Verwundert zog er die linke Augenbraue hoch. »He, ich dachte, ich soll Ihnen das Tier einfangen?«

      Mac winkte ab. »No, ist nicht nötig. Wir sind froh, daß es dem Boß gelungen ist, den schwarzen Teufel hier hereinzubringen. Kommen Sie wieder raus.«

      »Jetzt bin ich drin. Ich mache keinen halben Kram!«

      »Sie sollen rauskommen, Mann! Das Vieh hat Speedy zusammengeschlagen. Den Vormann und zwei andere Cowboys!«

      »Tut mir leid«, versetzte der Mann und blickte sich nach dem Hengst um, der gerade den Kopf vorstieß und vorwärtsschoß.

      Der Mann sprang gedankenschnell zur Seite, stand aber sofort wieder und warf die linke Hand hoch. Die Lassoschleifen flogen hoch, und die Schlingen standen einen Augenblick in der Luft über dem hochgereckten Kopf des zum Stehen gekommenen Tieres.

      Da zog der Mann an.

      Die Schlinge fiel über den Pferdehals und zog sich zusammen.

      Da warf sich das Tier herum, sprang auf den Gegner zu, warf sich erneut herum und schlug mit beiden Hinterhufen wild aus.

      Der Mann blieb ruhig stehen.

      »Vorsicht!« brüllte Mac. »Loslassen, das Lasso loslassen!«

      Aber der Mann dachte nicht daran.

      Der Gaul preschte los. Zum anderen Ende des kleinen Corrals hinüber – er schleifte den Mann hinter sich her. Als der an das Holz des Gatters anschlug, warf er blitzschnell das Lassoende um einen Pfahl, riß sich hoch und zog die Schlinge fest.

      Es gab einen Ruck, ein hartes Krachen im Holz, dann stand das Pferd.

      Der Mann ging am Lasso entlang auf das Tier zu, blieb neben ihm stehen und tätschelte zum Entsetzen der Cowboys den Hals des Wildpferdes. Dann griff er nach der Schlinge, löste sie vom Pferdehals, rollte sie seelenruhig wieder auf und kam zum Gatter zurück. Er saß schon auf der obersten Sprosse, als der Hengst wieder heranschoß, sich herumwarf und mit den Hufen gegen die Planken schlug, daß das Holz dröhnte und sang.

      Der Fremde lachte leise auf.

      Mac schob sich den grauen Hut ins Genick und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      »Reicht’s?« fragte der Fremde.

      »Yeah –«, stöhnte Mac und sah sich nach dem Ranchhaus um. »Wenn Sie nun auch schießen können, sind Sie unser Mann!«

      »Schießen?«

      »Yeah.«

      Der Fremde blickte auf ein dünne helle Latte, die in etwa dreißig Yards Entfernung zwischen Stall und Scheune stand.

      »Braucht ihr das Holz da?«

      »No, nicht mehr. Da hing im Winter eine Kerosinlampe, weil wir nachts am Scheuentor arbeiten mußten.«

      Wie der schwere Revolver in die Linke des Fremden gekommen war, hatte Mac überhaupt nicht sehen können. Jedenfalls krachte plötzlich eine Schuß, brüllte über den Hof – und die helle Latte drüben war um die Länge einer Männerhand kürzer geworden.

      Mac grinste. »Heavens, war das ein Schuß! Klappt das öfter?«

      Da brüllte der große Revolver wieder auf. Viermal hintereinander. Und jedesmal fehlte ein handgroßes Stück von der Latte.

      Der Mann lud seinen Revolver seelenruhig auf, während Mac steifbeinig über den Hof lief und drüben neben der Scheune, die einzelnen Lattenstücke aufsammelte und andächtig betrachtete.

      Da flog am Ranchhaus die Tür auf.

      Austin Portland stand in ihrem Rahmen. Er blickte zu dem Fremden her­über und hob dann den Arm. »Mac!«

      Der Cowboy zuckte zusammen. »Yeah – Boß?«

      »Wer ist das?«

      Mac kam mit den Hölzern in der Hand zur Pferdetränke zurück. »Das – das ist ein Mann, der Arbeit sucht.«

      Portland warf den vierkantigen Schädel herum. »Wie heißen Sie?«

      »Jonny Scott«, antwortete der Mann.

      »Kommen Sie her!«

      Der Fremde blieb einen Augenblick neben seinem Pferd stehen und legte das Lasso um den Sattelknauf. Dann kam er langsam mit großen Schritten auf die Veranda zu. Seine tiefblauen Augen ruhten forschend auf dem Rancher.

      Der blickte ihn scharf an. »Ich bin Austin Portland, der Rancher. Im allgemeinen habe ich es verdammt ungern, wenn auf meinem Hof herumgeschossen wird. Aber«, er warf einen langen Blick auf die Lattenstücke in Gibbons Hand, »aber das hat sich ja direkt gelohnt. Die blöde Latte störte mich schon lange. Und die Sache mit dem Schwarzen drüben, die habe ich auch beobachtet. Scheint so, daß Sie ein brauchbarer Mann sind. Fast zu gut für die Weide.«

      Der Fremde hatte sein winziges Lächeln in den Augenwinkeln. »Kann man zu gut sein für die Weide, Boß?«

      Dieses Boß hörte der große Austin Portland zu gern. »No, Jonny Scott, da haben Sie recht. Ich will Ihnen sogar etwas sagen. Ich brauche einen neuen Vormann. Stimmt’s, Mac?«

      Der olivgesichtige Cowboy nickte.

      »Yes.«

      »Neunzig Dollar im Monat!«

      »All right!« versetzte der Fremde.

      Portland