Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740942502
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      »Zugegeben. Aber ein Schütze ist immer nur so schnell, wie es ihm ein Gegner erlaubt. Du bist doch selbst ein Wolf, hast eine schnelle Hand und ein scharfes Auge. Er weiß nicht, daß du ihm auflauerst…«

      »Und wenn meine Kugel ihn verfehlt, bin ich geliefert.«

      »Sicher«, versetzte der Rancher rostig. »Der Marshal bringt dich an den Strick. Hier ein Strick – und dort ein Strick. Dazwischen liegt deine Chance.«

      Er war kein sehr kluger Mann, der Schießer aus den Felsenbergen. Und daß die Leute in drei Staaten seinen Namen kannten, verdankte er nur seiner schnellen Hand. Aber listig war er, der Bursche. Und längst schon überlegte er, daß es ihm vielleicht gelingen könnte, aus der kleinen Chance eine große zu machen. Nie und nimmer dachte er daran, sich ernsthaft gegen den gefürchteten Marshal zu stellen. Ganz davon abgesehen, daß er nicht zu der Sorte Revolverschwinger gehörte, die darauf brennen, sich mit jedem Großen, der ihren Weg kreuzt, zu messen – er rechnete sich auch keine große Chance gegen den Missourier aus. Hatte er doch mit eigenen Augen in einem Holzfällercamp oben bei Sulphur erlebt, wie eben dieser Wyatt Earp drei Burschen, die hart wie Teakholz und rauh wie eine Kerbfeile waren, zusammendrosch. Er hatte einen Tag später gesehen, wie diese Holzfäller den Missourier plötzlich auf einer Lichtung beschossen. Bill hatte sie alle drei fallen sehen…

      No, er würde nicht so irrsinnig sein und sich gegen diesen Mann stellen. Aber er würde den dritten Weg nehmen, zwischen dem Strick und dem Marshal hindurch, irgendwo nach Süden würde er fliehen.

      Da sagte der Rancher, als habe er die Gedanken des Revolvermannes erraten: »Und damit du nicht etwa unnütze Reisepläne wälzt, Bill, werde ich dich begleiten. Ich persönlich – und mein Freund Fred Lonegan. Er ist ein höllischer Gewehrschütze und kann einen Mann noch auf hundertfünfzig Yards mit seiner Winchester aus dem Sattel holen, wenn ich es ihm befehle.«

      Portland lächelte sardonisch.

      Bill wurde aschgrau. »Ich verstehe Sie nicht, Rancher. Was wollen Sie dabei. Wenn dieser Lonegan so gut mit der Rifle ist, weshalb lassen Sie ihn den Marshal nicht aus dem Weg räumen?«

      Portland lächelte immer noch. »Weil der Marshal selbst ein gefährlicher Gewehrschütze ist, sicher weit besser schießt als Fred – und weil zwischen den beiden Gewehrschußlängen der Colorado-Bill reiten wird, weil er eine Coltschußlänge dazwischenlegen wird, die wir genau benötigen, um vor Wyatt Earps Winchester sicher zu sein. Außerdem ist dieser Fred Lonegan mein Freund, und nirgends wartet ein Strick auf ihn…«

      Über das rissige Gesicht des Schießers kroch ein grimmiges Lächeln. »Sie sind ein verblüffend ehrlicher Mann, Mr. Portland. Aber ich habe da noch eine kleine Frage. Habe ich den Marshal und die ganze Arbeiterbande allein auf dem Hals?«

      Der Rancher senkte den Kopf und betrachtete eingehend den einzelnen Blutstropfen, der auf dem hellen Steinboden schimmerte. »Du machst dir unnötige Sorgen, Bill. Du darfst mich nicht für einen Schuljungen halten. Well, Wyatt Earp hat meine Crew zerschlagen. Sechs hat der Halunke in Santa Fé eingesperrt, und die anderen hängen mit zerschundenen Knochen auf der Ranch im Bunkhaus. Aber ich bin Austin Portland, und meine Weide ist groß. Ich habe noch zwölf Männer bei den Rindern stehen, und die vier Parkins-Brüder sitzen oben auf dem Vorwerk. Und wenn es sein muß, bringe ich noch ein halbes Dutzend Männer in die Sättel. Diese Leute reiten in einem bestimmten Abstand hinter uns her, um gegebenenfalls einen größeren Angriff aufzuhalten.«

      Colorado-Bill nickte. Er legte den Kopf ins Genick und meinte: »Sie haben ja alles prächtig vorbereitet. Es kommt mir so vor, als hätten Sie nur auf die Zündladung an Ihrem Sprengkörper gewartet.«

      »Richtig, Bill. Und diese Zündladung bist du.«

      Der Schießer ließ sich auf den Hocker fallen. »Und was geschieht, wenn ich den Marshal nicht treffe, wenn er entkommen kann?«

      »Entkommen?« Portland lachte dröhnend. »Du redest zuviel Unsinn, Bill. Du weißt genau, daß der Kerl niemandem den Rücken zeigen wird.«

      Es blieb eine Weile still, und dann fragte der Mann im schwarzen Kalbslederzeug: »Wann komme ich hier raus«

      »Ich hole Sie um Mitternacht ab.«

      »All right.«

      *

      Es war am späten Nachmittag, als Austin Portland wieder in den Ranchhof ritt.

      Als er an Susan vorbeiging, fragte das Mädchen den Vater: »Hast du ihn getroffen?«

      Der Rancher blieb stehen. Er wandte den Kopf und sagte, ohne das Mädchen anzusehen: »So kann man es auch nennen.« Dann wollte er ins Haus.

      Das Mädchen hielt ihn am Arm fest. »Ist etwas mit John?« Angst stand in ihren Augen.

      Der Rancher knurrte vor sich hin. »Er fiel in den Staub der Frontstreet, als ich ihn sah, von zwei Kugeln getroffen.« Er hatte es so gesagt, als sei es die nebensächlichste Angelegenheit.

      »Hat er sich wieder geschossen?«

      »Geschossen? Der Bursche ist zu weich. Zum erstenmal im Leben steht er vor einem richtigen Schützen, da wird er unfair, zieht den Colt, noch ehe er dazu aufgefordert wird. Das ist mein Sohn. John Portland. Er trägt den Namen meines Vaters, und ich schäme mich seiner. Wie ich mich meiner beiden Kinder überhaupt schämen muß. Du bist eine weiche kränkliche Träumerin wie deine Mutter. Auch sie war keine Frau für den Westen.«

      Da begehrte das Mädchen auf. »Du bist ungerecht, Vater. Mutter hat sich hier tot gearbeitet. Und daß John nicht so ein Klotz ist, wie du einer bist, kannst du ihm nicht vorwerfen. Und daß auch ich dir hier im Wege bin, merke ich seit langem schon. Ich habe mir deshalb vorgenommen, die Ranch zu verlassen. Ich werde nach Santa Fé ins Hospital fahren. Aber das will ich dir noch sagen: Du bist kein glücklicher Mann. Und die Art, wie du mit den Menschen umgehst, kann dir kein Glück bringen.«

      Ganz langsam wandte sich der Mann zur Seite. Er senkte den Kopf, und seine Stimme klang dumpf, als er fragte:

      »Wohin willst du?«

      »Nach Santa Fé.«

      »Nach Santa Fé! Vielleicht bestellst du dann auch Mr. Clyde Henderson einen schönen Gruß von mir! Geh nur!« Seine Stimme war während des Sprechens immer lauter und drohender geworden.

      Mac Gibbons, der den Kopf durch das obere Teil der Stalltür gesteckt hatte, zog sich schnell wieder zurück.

      Der Rancher stampfte ins Haus, ging in die Wohnstube, schenkte sich einen Whisky ein und kippte ihn in seine brennende Kehle.

      Gleich darauf riß er ein Fenster auf und brüllte über den Hof: »Mac!«

      Der olivgesichtige Cowboy erschien im Stalltor.

      »Mac! Sag Collins Bescheid, daß er zum Vorwerk reitet. Cole, Ed und Terry Perkins sollen zur Ranch zurückkommen. Collins reitet dann wieder auf die Weide und sagt Frank, daß er mit sechs Leuten ebenfalls nach hier kommt.«

      »Yeah«, krächzte der Cowboy und stakste davon.

      Es war eine Viertelstunde vergangen, als Mac Gibbons vom Corral in den Ranchhof zurückkam. Er wollte zum Stall hinüber, wo er noch eine Menge Arbeit hatte, als er einen Reiter durch das Hoftor kommen sah.

      Der Cowboy sah dem Reiter forschend entgegen. Es war ein hochgewachsener breitschultriger Mann, der einen Anzug aus derbem schwarzem Tuchzeug trug. Ein graues Hemd und eine schwarze Samtschleife. Den breitrandigen Hut hatte er tief in die Stirn gezogen. Tief auf seinem linken Oberschenkel hing einer jener seltenen, überschweren Buntline-Revolver. Im kleineren Halfter rechts steckte ein Fünfundvierziger Colt.

      Der Mann hatte schwarzes Haar, ein tiefbraunes, ernstes, kantiges Gesicht, und eindringlich blickende Augen. Seine Rechte hielt die Zügelleine über dem Sattelknauf.

      Mac Gibbons war Pferdekenner genug, um sofort zu sehen, daß der hochbeinige Schwarzfalbe ein edles Tier war.

      Der Mann rutschte aus dem Sattel und blieb vor dem Cowboy stehen.

      Er