Das Geschlechtsleben in der Deutschen Vergangenheit. Max Bauer. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Max Bauer
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066113483
Скачать книгу
wenn ein Edelmann

      Sein Kind jetzt nicht vermählen kann

      Und hat kein Geld ihr mitzugeben,

      So muss sie in dem Kloster leben;

      Nicht dass sie Gott sich weih' darin,

      Nur dass er sie nach seinem Sinn

      Und seiner Hochfahrt mit seinem Gut

      Versorge, wie man dem Adel thut,«

      sagt Murner. Wen aber wirklich Herzensneigung in das Kloster trieb, der wurde, wenn er nicht von ganz aussergewöhnlicher Willensstärke war, von dem unaufhaltsam dahintosenden Strome der in den Klöstern herrschenden Unmoral mitgerissen; er versank in den Strudel, gleich seinen Brüdern und that ebenso, wie sie es alle machten. Das schlechte Beispiel ging von den Kirchenfürsten selbst aus. Würdenträger, die ihren Beruf ernst nahmen und streng auf die Beobachtung der Gelübde hielten, waren weisse Raben. Einer dieser wenigen, Ferdinand von Fürstenberg, Fürstbischof von Paderborn (1661 bis 1683), ging so weit, einen Gesalbten ausstossen und hinrichten zu lassen, weil er ein ausschweifendes Leben führte.[66] Die Mehrzahl der anderen hohen Herren liess sieben gerade sein, da sie es meistens noch toller trieben, als die ihnen Unterstellten.

      Bezeichnend für die sich unter dem geistlichen Habite breit machende Lasterhaftigkeit war das Treiben in den geistlichen Ritterorden. Dem Orden der Tempelherren machte bekanntlich der energische König Philipp IV. der Schöne von Frankreich ein schreckensvolles Ende. 1312 wurde gegen die Ordensbrüder die Anklage auf die gleichbedeutenden Verbrechen Ketzerei und Sodomiterei seitens des Papstes Clemens V. erhoben, die zu ihrer Ausrottung mit Feuer und Schwert führte. Glücklicher waren die sich unter gewichtigem Schutze bergenden deutschen Ritter, die »allein im Dienste ihrer himmlischen Dame Maria« stehend, den Namen der göttlichen Jungfrau auf das Gröblichste missbrauchten und unter seinem Deckmantel himmelschreiende Missethaten vollführten. Von ihren Menschenschlächtereien abgesehen, den berüchtigten »Heidenfahrten« auf wehrlose und harmlose Naturkinder, die man aus purem Sport hinschlachtete, waren sie Wüstlinge schlimmster Sorte, denen kein Laster versagt blieb. Die Bürger Marienburgs, ihrer Residenz, mussten sich wiederholt beschweren, dass kein ehrsamer Bürger abends sein Haus verlassen dürfe, ohne fürchten zu müssen, die zu Hause gelassenen Frauen und Mädchen von den Rittern auf die Hochburg geschleppt und dort gemissbraucht zu sehen. »Ein Teil der Schlossfreiheit heisst noch von der Zeit her, wo die Ritter ihr unheiliges Wesen da trieben, ›der Jungferngrund‹. Noch jetzt« – um die Mitte des 19. Jahrhunderts – »wird von jener Zeit her beim Magistrat von Marienburg die Kasse des ›Jungferngrund-Hospitals‹ verwaltet, worin zu Grunde gerichtete Frauenzimmer aufgenommen wurden. Aus den Strafakten des Marienburger Ordenshauses hat sich ergeben, dass unter dem Deckmantel der christlichen Beichte Jungfrauen und Ehefrauen systematisch verführt, Vergewaltigungen selbst an neunjährigen Mädchen von den Ordenskaplänen verübt wurden. Das Bezeichnendste, was von den auf das votum castitatis verpflichteten deutschen Ordensrittern gesagt werden kann, ist, dass der Ordensmeister Conrad von Jungingen bereits zu Ende des 14. Jahrhunderts Verbote erlassen musste, kein weibliches Tier im Ordenshause zu Marienburg zu dulden.«[67]

      Die Reformation fand in den Klöstern beiderlei Geschlechtes begeisterte Anhänger, die mit fliegenden Fahnen in das feindliche Lager übergingen. Namentlich in den Nonnenklöstern beeilten sich viele der Schwestern, die verhassten, drückenden Fesseln zu zerbrechen, die ihnen Familienrücksichten, Tradition und Egoismus geschmiedet, um in das weltliche Leben zurückzukehren. Wieviel heisses Ringen, was für mächtige Seelenkämpfe mögen die düsteren Zellen gesehen haben, ehe in manchem zaghaften Gemüte der Entschluss zu der für eine Frau heroischen That reifte, das gewohnte Nonnenkleid für immer abzustreifen.

      Gelang es diesen Exnonnen nicht, Unterkunft bei ihren Familien zu finden, Stellungen als Lehrerinnen zu erlangen, oder in den heiligen Ehestand zu treten, manchmal sogar, wie dies mehrfach passierte, mit dem vordem geliebten Mönch, so fielen sie dem unverhüllten Laster anheim. Nonnen der gesperrten Klöster zogen als landfahrende Dirnen einher, wenn sie nicht sofort nach Aufhebung des Klosters den Weg nach dem Bordelle eingeschlagen hatten. In Nürnberg war dies im Jahre 1526 der Fall, als die Pforten des berühmten St. Clara-Klosters für immer geschlossen und die Schwestern auf die Strasse gesetzt worden waren.

      Vom Erhabenen zum Lächerlichen, vom Kloster zum öffentlichen Hause, war schon lange vor Napoleon nur ein Schritt!

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAWgA4QDASIA AhEBAxEB/8QAHgAAAAYDAQEAAAAAAAAAAAAAAgMEBQYHAAEJCAr/xABgEAABAwIEBAQEBAMFBQUC AB8BAgMEBREABhIhBxMxQRQiUWEIMnGBCRUjkUJSoRaxwdHwFyQzYuFDcoKi8SU0U5KyY3ODkxgm OHaztMIZNoSj0tM1N2RlREZ0dYWUlf/EABYBAQEBAAAAAAAAAAAAAAAAAAABAv/EABkRAQEBAQEB AAAAAAAAAAAAAAABESFBMf/aAAwDAQACEQMRAD8A5iYyxtftjdvTpjN9Jt0wGe/bGEWxhB0i/TGy DYXwGrdvXGW7Yw3vv1xux1dd8AGx/bGwD2xgBJ264wXsfTAZbvbbGbje22MF7H0xhvYemAzfvjLG /TrjLGw9MCUk39cEBtjLG/0xux19d8YkG+3XAatfGrbXwIA2NumNAHSfTBWAd8ZY2xhuQPTAtwjf 7YIDv0t1xmn/ANMbUDffrjdlauu+ADa/bpjAD2wIJN/fGyBbb74AFu/bGrbYEBsd9sbKSRtuMAC1 uuN2Nx742UmwucYQb79cBrGBJudumN2Vq98bSCenXBQbXxlu+MAVY4wA2J7YDANr9sYRjar6R6Yw ggD+mADY36dcbtvbGKB1e+N+bV13wAbf0xuxPTGAG+3XGwDY2++ADY2vjfvbbGwDpPpjRB0i/TAY RbGWPT16Ywg2HpjDe+/XAaxsg+nTrjdjq6740m99uuAwC+MI79sbF7G33xoX0n0wGrd8btbGEGw9 MbINhf7YAOk36dcbHUY2Qb79cZY6uu+AxY85tjQGNi/brjQvY26YDLd+2NWOBC9vbvjCDYemCNWI 64yx6euNm9hfp2xhBvv1wAbYEb/t1xljq98aF77dcFYL9sZba/bG97G2NC9j6YDVtr43YjrjN7D0 xshVhgNW9uuMt2xtQN9+uMsrV74DVu2NWvgSQb7dcYEnfAaI722xre22BIt1Py98DLlkEBI0nv3w QWQQLkdcZY/vjZvYXOMUDq364K1btjLG/Tpje+rr5saF77dcBrr0xlja+BA+UgffGhex9MBog2vj drDfrjZB074yxI9sEa3HbrjaUknBiGdVyTgSikIsL674ABA026q7nARvjE3Jv0xhBF7b+2BgJ9R0 xhue2BJbUdrdcGFkpFr4Am1uuMt2tucGafXAFA6t+uCtWxmk/tjfm1dd8aTe+3XAYAT0xhHftjYB sbdO+NC9j6YDB09satbrjZvYemMINhgNgHp69MBxtV779cbsdXvgNW9sZa+NpBJ2640L2NumAwja /bGW72xsA6T6Y0b2HpgMtbGWPp1xhvYYwg3364DVsZY4FY6uu+NAG+3XAYAT0xhHftjYBsbffGhe x9MBqxtftjLW64Eb2HpjRvYXwGWO23XpjLb4xV779cbsdXvgNWPT064y18Ym99uuNgEg2++ADY2v 2xlu+NgHSfTGEGw9MBliOuNWP742QbD+