Bassanio.
Nun gut, wir werden sehn, wie Ihr Euch nehmt.
Graziano.
Nur heute nehm ich aus; das gilt nicht mir,
Was ich heut abend tu.
Bassanio.
Nein, das wär schade;
Ich bitt Euch, lieber in den kecksten Farben
Der Lust zu kommen; denn wir haben Freunde,
Die lustig wollen sein. Lebt wohl indes,
Ich habe ein Geschäft.
Graziano.
Und ich muß zu Lorenzo und den andern,
Doch auf den Abend kommen wir zu Euch.
(Alle ab.)
DRITTE SZENE
Ein Zimmer in Shylocks Hause
Jessica und Lanzelot kommen
Jessica.
Es tut mir leid, daß du uns so verläßt;
Dies Haus ist Hölle, und du, ein lustger Teufel,
Nahmst ihm ein Teil von seiner Widrigkeit.
Doch lebe wohl; da hast du 'nen Dukaten!
Und, Lanzelot, du wirst beim Abendessen
Lorenzo sehn als Gast von deinem Herrn.
Dann gib ihm diesen Brief, tu es geheim;
Und so leb wohl, daß nicht etwa mein Vater
Mich mit dir reden sieht.
Lanzelot.
Adieu! – Tränen müssen meine Zunge vertreten, allerschönste Heidin! allerliebste Jüdin! Wenn ein Christ nicht zum Schelm an dir wird, und dich bekommt, so trügt mich alles. Aber adieu! Diese törichten Tropfen erweichen meinen männlichen Mut allzusehr. (Ab.)
Jessica.
Leb wohl, du Guter!
Ach wie gehässig ist es nicht von mir,
Daß ich des Vaters Kind zu sein mich schäme;
Doch, bin ich seines Blutes Tochter schon,
Bin ich's nicht seines Herzens. O Lorenzo,
Hilf mir dies lösen! treu dem Worte bleib!
So werd ich Christin und dein liebend Weib. (Ab.)
VIERTE SZENE
Eine Straße
Graziano, Lorenzo, Salarino und Solanio treten auf
Lorenzo.
Nun gut, wir schleichen weg vom Abendessen,
Verkleiden uns in meinem Haus und sind
In einer Stunde alle wieder da.
Graziano.
Wir haben uns nicht recht darauf gerüstet.
Salarino.
Auch keine Fackelträger noch bestellt.
Solanio.
Wenn es nicht zierlich anzuordnen steht,
So ist es nichts und unterbliebe besser.
Lorenzo.
's ist eben vier; wir haben noch zwei Stunden
Zur Vorbereitung.
Lanzelot kommt mit einem Briefe.
Freund Lanzelot, was bringst du?
Lanzelot.
Wenn's Euch beliebt, dies aufzubrechen, so wird es gleichsam andeuten.
Lorenzo.
Ich kenne wohl die Hand; ja, sie ist schön;
Und weißer als das Blatt, worauf sie schrieb,
Ist diese schöne Hand.
Graziano.
Auf meine Ehre, eine Liebesbotschaft.
Lanzelot.
Mit Eurer Erlaubnis, Herr.
Lorenzo.
Wo willst du hin?
Lanzelot.
Nun, Herr, ich soll meinen alten Herrn, den Juden, zu meinem neuen Herrn, dem Christen, auf heute zum Abendessen laden.
Lorenzo.
Da nimm dies; sag der schönen Jessica,
Daß ich sie treffen will. – Sag's heimlich! geh;
(Lanzelot ab.)
Ihr Herrn,
Wollt ihr euch zu dem Maskenzug bereiten?
Ich bin versehn mit einem Fackelträger.
Salarino.
Ja, auf mein Wort, ich gehe gleich danach.
Solanio.
Das will ich auch.
Lorenzo.
Trefft mich und Graziano.
In einer Stund in Grazianos Haus.
Salarino.
Gut das, es soll geschehn.
(Salarino und Solanio ab.)
Graziano.
Der Brief kam von der schönen Jessica?
Lorenzo.
Ich muß dir's nur vertraun: sie gibt mir an,
Wie ich sie aus des Vaters Haus entführe;
Sie sei versehn mit Gold und mit Juwelen,
Ein Pagenanzug liege schon bereit.
Kommt je der Jud, ihr Vater, in den Himmel,
So ist's um seiner holden Tochter willen;
Und nie darf Unglück in den Weg ihr treten,
Es müßte denn mit diesem Vorwand sein,
Daß sie von einem falschen Juden stammt.
Komm, geh mit mir und lies im Gehn dies durch;
Mir trägt die schöne Jessica die Fackel.
(Beide ab.)
FÜNFTE SZENE
Vor Shylocks Hause
Shylock und Lanzelot kommen
Shylock.
Gut, du wirst sehn mit deinen eignen Augen
Des alten Shylocks Abstand von Bassanio.
He, Jessica! – Du wirst nicht voll dich stopfen,
Wie du bei mir getan – He, Jessica! –
Und liegen, schnarchen, Kleider nur zerreißen –
He, sag ich, Jessica!
Lanzelot.
He, Jessica!
Shylock.
Wer heißt dich schrein? Ich hab's dir nicht geheißen.
Lanzelot.