Unser Familien-Arzt. Henry Rice Stout. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Henry Rice Stout
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 4064066113162
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Scharlachfieber, Rothlauf und Gedärmentzündung ein.

      Symptome. Sie kann allmählig oder auch ganz plötzlich kommen, allgemein aber ist das Erstere. Wo sie allmählig eintritt, ist der Kranke eine lange Zeit mit Schwere, Niedergeschlagenheit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Ohrenklingen, geringem Appetit, Angst, Traurigkeit, Reizbarkeit, Singen und Lärmen in dem Kopfe, schreckliche Träume, Zittern der Glieder, Uebelkeit, Erbrechen geplagt, die Augen sind mit Blut unterlaufen und sehr empfindlich gegen das Licht.

      Schreitet die Krankheit vor, so hat der Kranke mehr oder weniger Frost und beständig Kopfweh, welches zuweilen außerordentlich heftig wird. Diesem folgt ein heftiges Fieber, heiße, trockene Haut, ängstlicher Gesichtsausdruck, fliegende Hitze, die Pupillen des Auges ziehen sich fast zur Größe eines Nadelstiches zusammen, der Puls schlägt sehr schnell und stark, schnelles Athmen, heiße, zuweilen feuchte Haut, die Zunge klebrig und mitunter mit einem weißen Pelz belegt. Der Kranke leidet stark an Delirien.

      Bei weiterem Fortschritt der Krankheit geht das Delirium in Betäubung über, aus welcher der Kranke nur mit Schwierigkeit zu erwecken ist. Die Pupillen, die vorher ganz zusammengezogen waren, erweitern sich jetzt und die Augen verlieren ihren Glanz. Zuweilen tritt Schielen ein und der Blick wird gedankenlos. Flüssigkeiten im Munde bleiben dort, ohne daß sie verschluckt werden, oder daß sie der Kranke auslaufen läßt. Der Kranke zupft an dem Bettzeuge und hascht in der Luft. Das Gehör ist um Vieles vermindert und alle Sinne sind mehr oder weniger abgestumpft. Der Urin ist sehr spärlich, wird zuweilen willenlos von dem Kranken zurückgehalten, in welchem Falle es nothwendig wird, die Blase zu leeren. Krämpfe können in diesem Stadium an Stelle der großen Aufregung folgen und Zeichen von großer Schwäche und Erschöpfung werden wahrgenommen. Der Puls wird schwach, häufig und zuckend, das Gesicht blaß und eingesunken und die Haut mit einem kalten und klebrigen Schweiß bedeckt. Der Urin geht ohne Wissen des Kranken ab, der in einem Zustande von gänzlicher Unempfindlichkeit stirbt.

      Dies ist der mehr regelmäßige Verlauf der Krankheit, aber er kann abweichen und in vielen Fällen mögen einige von diesen Symptomen nicht vorhanden sein.

      In einigen Fällen gehen dem Anfall Krämpfe voraus, bei deren Aufhören der Kranke ebensowohl bei Bewußtsein als in einem betäubenden Zustande sein kann. Die Krankheit dauert 24 Stunden bis 7 oder 8 Wochen, der Durchschnitt ist aber ungefähr 4 bis 5 Wochen.

       Behandlung.

      Allgemeine. Kalte Wasser- und Eisumschläge sollten auf den Kopf gemacht werden und die Kost muß wie bei allen Fiebern leicht sein. Dem Patienten ist geröstetes Brod, Wasser, Gerstenschleim, Limonade oder Orangensaft, aber immer nur in kleinen Portionen zu gestatten. Während der Wiedergenesung ist die Kost sorgfältig zu ordnen und die Eingeweide und Blase ebenso zu bewachen.

      Homöopathisch. Kaltes Wasser ist das erste von Wichtigkeit. Es sollten hiervon regelmäßige Umschläge auf den Kopf gemacht und das Heißwerden des Kopfes verhindert werden. Kaltes Wasser ist dem Eise vorzuziehen.

      Aconitum. — Wenn der Kranke starkes Delirium hat, brennende Schmerzen im Kopfe, besonders in der Stirne, rothes Gesicht, blutunterlaufene Augen, heiße, trockene Haut. Tritt nach sechs Stunden keine Besserung ein, sollte Belladonna abwechselnd mit Aconitum gegeben werden, besonders bei folgenden Symptomen: große Hitze des Kopfes, rothes und blutunterlaufenes Gesicht, heftiges Schlagen der Adern des Nackens und der Schläfe, Trockenheit des Mundes, der Zunge und des Halses, erschwertes Schlucken, Uebelkeit, Erbrechen, Schwindel, Empfindlichkeit gegen Licht und Geräusch, blutunterlaufene und strahlende Augen bei einem wilden Ausdrucke, heftiges Delirium, Diarrhöe, stechende Schmerzen im Kopfe, leises Murmeln und Krämpfe.

      Hyosciamus. — Betäubung, Bewußtlosigkeit, Delirium, jähes Auffahren, Singen, Murmeln, Lächeln, Zupfen am Bettzeuge, Versuch zu entwischen, unfreiwilliges Ablassen des Urins.

      Stramonium. — Gesicht roth, starren Blick, natürliches Schlafen, aber bei Krämpfen und Herumwerfen.

      Bryonia. — Beständige Neigung zu schlafen, jähes Auffahren aus dem Schlafe, Delirium, Aufspringen, Seufzen, Schreien, brennende und stechende Schmerzen im Kopfe und kalter Schweiß auf der Stirne.

      Bryonia kann ferner gegeben werden, wenn Aconitum und Belladonna angezeigt erscheinen, aber keine Erleichterung gewähren.

      Opium. — Schläferigkeit mit schwerem Athem, hell offenen Augen, Verwirrung und Schwindel nach Erwachen, Frost oder Gleichgültigkeit gegen Alles. Ist der Kranke zu irgend einer Zeit während des Krankheit sehr unruhig und schlaflos, kann man alle Stunden eine Dosis Coffea abwechselnd mit Belladonna geben, während diese Heilmittel gegeben werden, muß die Gabe anderer unterbleiben.

      Andere Heilmittel sind Zincum, Apis Mellitica, Rhus toxicodendron, Lachesis und Sulphur.

      Verordnung der Heilmittel. Löse 12 Kügelchen des gewählten Mittels in 12 Theelöffel voll kalten Wassers und gieb, der Strenge der Symptome angemessen, alle 1, 2 oder 3 Stunden einen Theelöffel voll.

      Allöopathisch. Es ist von großer Wichtigkeit, daß die Behandlung rechtzeitig früh begonnen wird. Ist der Puls voll, sollte zu Aderlässen gegriffen und nicht eher damit nachgelassen werden, bis er schwächer wird. Kann man das Blut nicht am Arme entziehen, so sollten auf Nacken, Rückgrat und Schläfe 12 Blutegel und mehr gesetzt werden. Das Haupt muß rasirt werden und kalte oder Eiswasserumschläge sind anzuwenden, auch gestoßenes Eis kann in einen Beutel auf den Kopf gelegt werden. Eine volle Dosis, 5–10 Grane geläutertes Quecksilber (Calomel) mit einer gleichen Menge Jalappenwurzel (Jalap) kann in diesem Stadium gegeben werden. Zug- und Senfpflaster sind auf die Waden zu legen. Wer sich des Calomels nicht bedienen will, nehme Folgendes:

Pulverisirtes Gummi-Gutti (Pulverized gamboge) 12 Grane.
Pulverisirtes Scammonium-Salz (Pulverized Scammony) 12
Springgurke (Elaterium) 2
Purgirkörneröl (Croton oil) 8 Tropfen.
Stechapfel-Extrakt (Extract of stramonium) 3 Grane.

      Mische es und mache 12 Pillen daraus. Dosis: Alle Stunden eine Pille bis sich die Wirkung einstellt.

      Nachdem das Aufregungs-Stadium vorüber ist und der Kranke schwach wird, Puls kaum fühlbar, Gesicht blaß, Hände und Füße kalt, sollte Wein oder andere Reizmittel gegeben und Zugpflaster auf den Nacken und hinter die Ohren gelegt werden.

      Bei Schlaflosigkeit sind 2 Grane essig- oder salzsaures Morphium (Acetate or muriate of morphine) in 4 Unzen Wasser aufgelöst und davon alle 2 oder 3 Stunden einen Eßlöffel voll, bis Schlaf eintritt, zu geben.

      Die Eingeweide sind offen zu halten und nachdem die erste Dosis Calomel gegeben wurde, möge man folgendes anwenden:

Calomel 6–8 Grane.
Brechwurz (Ipecacuanha) 4
Präparirte Kreide (Prepared chalk) ½ Drachme.
Fingerhut (Digitalis) 3 Grane.

      Theile es in 12 Pulver und gebe eine hinreichende Menge, die Eingeweide offen zu halten.

      Sollte dieses Mittel Erbrechen erregen, so füge man jeder Dosis ein Drittel bis