(Mercade tritt auf.)
Mercade. Heil, Fürstin!
Prinzessin.
Sehr willkommen, Freund Mercade;
Nur daß du unsre Lustbarkeit hier störst.
Mercade. Ich nah' euch traurig, Fürstin, meine Botschaft
Weilt auf der Zunge schwer; der König, euer Vater –
Prinzessin.
Tot, fürcht' ich?
Mercade. Ja, mein Auftrag ist gesagt.
Biron.. Jetzt Helden, fort, die Scene wird bewölkt.
Armado.
Ich, meinesteils, atme freier Atem; ich schaute die Tage der Kränkung durch den kleinen Spalt der Klugheit, und werde mir Recht verschaffen wie ein Soldat.
König.
Wie geht's, Eu'r Majestät? –
Prinzessin.
Boyet, trefft Anstalt, ich will fort zu Nacht.
König.
Nicht so, Prinzessin, ich ersuch' euch, bleibt.
Prinzessin.
Trefft Anstalt, sag' ich. – Dank, ihr edlen Herrn,
Für all eu'r hold Bemühen, und ich bitt' euch
Aus neu betrübtem Herzen – ihr entschuldigt,
Oder vergeßt in euerm klugen Sinn
Die Schalkheit und das Necken unsers Scherzes.
Wenn unsre Kühnheit sich zu weit verging
Im Tausch der Rede, – eure Höflichkeit
War schuld daran. Lebt wohl, erlauchter Fürst;
Gebeugtes Herz führt nicht behende Zunge.
Entschuldigt, ist mein Dank nicht angemessen
Der wichtigen Gewähr, so leicht erhalten.
König.
Die Zeit im letzten Augenblick gestaltet
Den Wettstreit oft nach ihrer Eile Maß;
Mit letztem Meisterschusse schlichtet sie,
Was lange Prüfung nicht zu lösen wußte.
Und ob der Tochter gramverhüllte Stirn
Der Liebe heiterm Werben nicht vergönnt
Das fromme Wort, das gern bereden möchte;
Dennoch, weil Lieb' im Feld zuerst erschien,
Laß nicht des Kummers Wolke sie verscheuchen
Aus ihrer Bahn; verlornen Freund bejammern
Ist lange nicht so heilsam, noch gedeihlich,
Als sich des neu gefundnen Freunds erfreun.
Prinzessin.
Ich kann euch nicht verstehn; mein Gram ist taub.
Biron.
Gram faßt ein einfach schlichtes Wort am besten;
Und was der König meint, bezeichn' euch dies.
Um eure Huld versäumten wir die Zeit,
Und spielten falsch mit unserm Schwur; eu'r Reiz
Entstellt' uns sehr und wandelt' unser Ziel,
Daß es sich in sein Gegenteil verlor.
So kam's, daß wir euch lächerlich erschienen;
Denn Lieb' ist voller Eigensinn und Unart,
Mutwillig wie ein Kind, abspringend, eitel,
Erzeugt durchs Aug' und deshalb, gleich dem Auge,
Voll flücht'ger Bilder, Formen, Phantasien,
Und wechselt bunt, wie in des Auges Spiegel
Der Dinge Wechsel schnell vorüberrollt.
Wenn, so gescheckte Tracht leichtsinn'ger Liebe
Anlegend, wir in euren Himmelsaugen
Unziemlich schienen unserm Schwur und Ernst,
Verführt' uns euer Himmelsauge selbst
Zu Fehlern, die ihr tadelt. Deshalb, Holde,
Wie unsre Lieb' eu'r Werk, so ist's der Irrtum,
Den sie erzeugt: abtrünnig wurden wir,
Daß, einmal falsch, euch ewig dauernd bliebe,
Die ihr uns falsch wie treu macht, unsre Liebe.
Und eben jene Falschheit, schlecht an sich,
Läutert sich selbst so und wird tugendlich.
Prinzessin.
Wir nahmen eure Briefe, reich an Liebe,
Die Gaben auch, Botschafter eurer Liebe,
Und schätzten sie in unserm Jungfraunrat
Für Courtoisie und höflich-feinen Witz,
Als müß'ge Zier und Stickerei der Zeit.
Nicht ernstlicher verpflichtet sahn wir uns
In unsrer Würd'gung; deshalb ward eu'r Lieben
Nach eignem Maß als leichter Scherz erwidert.
Dumain.
Die Briefe, Fürstin, zeigten mehr als Scherz.
König.
Auch unser Blick.
Rosaline.
Wir lasen sie nicht so.
König.
Jetzt, mit der Stunde letztem Schlag verheißt
Uns eure Liebe!
Prinzessin.
Viel zu kurze Frist,
Zu schließen solchen endlos ew'gen Kauf.
Nein, nein, Mylord, eu'r Meineid mahnt euch schwer;
Ihr seid mit Schuld belastet. Darum hört mich.
Wenn mir zu lieb' (obgleich kein Grund vorhanden)
Ihr etwas thun wollt, rat' ich dies zu thun:
Schwört keinen Eid mir, aber eilt sofort
In eine Siedlung, still und abgelegen,
Entfernt von allen Freuden dieser Welt;
Dort weilt, bis durch der zwölf Gestirne Kreis
Die Sonnenbahn den Jahreslauf vollendet.
Wenn solche Streng' und abgeschiednes Leben
Nicht ändern, was dein heißes Blut gelobt.
Wenn Frost und Fasten, Klaus' und leicht Gewand
Nicht welkt die heitern Blüten deiner Liebe;
Wenn sie sich prüfungsstark bewährt als Liebe,
Dann, nach Verlauf des Jahrs, erscheine wieder,
Sprich dreist mich an, errungen durch Verdienst,
Und bei der Jungfraunhand, die jetzt die deine
Berührt, ich bin dein eigen. – Bis dahin
Verschließ ich in ein Trauerhaus mein Leid,
In Thränenregen meinen Schmerz ergießend,
Wehmütig eingedenk des Vaters Tod.
Versagst du dies, laß unsre Hände scheiden,
Und aller Herzensanspruch sterb' in beiden.
König.
Versag' ich dies, versag' ich mehr zu halten.
Um meine Kraft der trägen Ruh' zu weihn,