Dein Herz hinter den Wolken. Kerry Greine. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Kerry Greine
Издательство: Bookwire
Серия: Verliebt in Hamburg
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783947634279
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zu folgen. Er muss sich regelrecht zwingen, mich nicht länger anzustarren. Um ihn noch mehr zu reizen, lasse ich meine Zunge sanft über meine Lippen gleiten und schenke ihm ein verruchtes Lächeln. Mit offenem Mund starrt er mich an und tritt unruhig von einem Bein aufs andere, als wäre seine Hose gerade ein wenig zu eng geworden. Gut so! Genau das wollte ich erreichen!

      Zufrieden wende ich mich dem Nächsten seiner Bilder zu und spiele beim Betrachten wie zufällig mit einer Locke, die aus meiner Hochsteckfrisur fällt und mein Gesicht umrahmt. Er ist schließlich auch nur ein Mann, auch wenn er ein hochdotierter Künstler ist. Und Männer zu verführen, ist etwas, was ich durchaus draufhabe. Ich bekomme, was ich will – zumindest wenn es um Sex geht.

      Zwischendurch verschwinde ich auf der Damentoilette, um mein Make-up zu richten. Wohlwollend betrachte ich mich im Spiegel, der dort hängt. Ja, ich muss schon sagen, dieses Cocktailkleid ist seinen immens hohen Preis definitiv wert. Es zeigt genau so viel, um ein wenig Appetit zu machen, um aufzufallen in der Masse der Frauen hier, aber ohne zu billig zu wirken. Das Einzige, was mich quält, sind meine High Heels. Auch die sind natürlich alles andere als günstig gewesen. Doch selbst ein hoher dreistelliger Betrag bedeutet anscheinend nicht, dass sie auch halbwegs bequem sind. Die strassbesetzten Riemchen reiben schmerzhaft an meiner Haut, ich hoffe nur, es gibt keine blutigen Striemen. Jeder Schritt tut mir weh, aber ich widerstehe dem Drang, sie auszuziehen. Ein wenig muss ich noch durchhalten, bis die Vernissage beendet ist.

      Als ich aus der Damentoilette komme, ist der Schmerz in meinen Füßen auf einen Schlag vergessen. Überrascht schaue ich auf die gegenüberliegende Wand. Mark Garmont lehnt dort, die Füße locker überkreuzt, die Hände in die Tasche seiner Smokinghose vergraben, und grinst mich an.

      „Hab ich doch richtig gesehen, dass du hier verschwunden bist“, sagt er und geht zum vertraulichen Du über, als wäre es selbstverständlich. Gut, wenn meine Vorstellung vom Rest des Abends auch nur annähernd stimmt, ist die steife Sie-Form wahrscheinlich mehr als überflüssig.

      Er stößt sich von der Wand ab und kommt langsam auf mich zu. Wie ein Tiger, der jeden Moment zum Sprung auf seine Beute ansetzt. Seine erotische Ausstrahlung ist derart fesselnd, dass ich mich zusammenreißen muss, noch ruhig zu atmen.

      „Ja, ich musste mal eben meinen Lippenstift nachziehen!“, antworte ich lächelnd. Sein Blick wandert sofort auf meinen Mund und seine Augen blitzen lustvoll auf.

      „Damit ich ihn dir gleich wieder runterküssen kann?“, fragt Mark frech und zwinkert mir zu. Ich lege den Kopf ein wenig schief und erwidere das Grinsen. Wenn er so rangeht, kann ich das auch!

      „Ja, rote Lippen soll man küssen, heißt es doch in einem deutschen Schlager.“ Mittlerweile ist er mir so nahe, dass ich ganz klar die dichten Wimpern erkennen kann, die seine blauen Augen umgeben. Die Luft scheint zu flirren, solch eine erotische Spannung herrscht zwischen uns.

      „Ist das so?“, fragt er. „Na, dann wollen wir dem doch mal Folge leisten.“ Mit diesen Worten überbrückt Mark auch die letzten Zentimeter zwischen uns. Er packt mich hart an der Taille und drängt mich zurück gegen die Wand neben dem Eingang zur Damentoilette. Bevor ich reagieren kann, presst er seine Lippen auf meine und tastet forschend mit der Zunge, bis ich ihm Einlass gewähre. Leise stöhne ich auf, als seine Zunge meinen Mund erforscht. Dieses Kribbeln, das ich den ganzen Abend schon gespürt habe, wandelt sich in Hitze und droht, mich von innen heraus zu verbrennen. Am liebsten hätte ich mein Kleid hochgerafft und mich direkt hier an der Wand von ihm nehmen lassen.

      „O verdammt, Lillian! Ich halte es nicht mehr aus. Den ganzen Abend über tauchst du ständig vor meiner Nase auf, in diesem sexy Cocktailkleid und den Schuhen, die die Fantasie eines Mannes in nicht-jugendfreie Bereiche lenken. Ich muss dich unbedingt haben. Jetzt!“, keucht Mark zwischen den Küssen und lässt seine Hände von meiner Taille aufwärts gleiten, bis er meine Brüste über dem Kleid umfasst und knetet. „Den ganzen Abend schon denke ich darüber nach, wie es sich anfühlt, mich in dir zu versenken! Los, lass uns eine ruhige Ecke suchen!“

      3

      HIGH HEELS

      Leise stöhne ich auf, als mir die Lust in den Unterleib schießt. Die Art, wie er mich anfasst, wie er mich küsst, zeigt mir, dass er es wirklich kaum erwarten kann. Meine Fantasie hat mir keinen Streich gespielt. All die Blicke den Abend über führten tatsächlich zu diesem einen Ziel. In diesem Moment will ich nichts lieber, als Mark zu spüren, und es ist mir egal, wo das passieren würde – Hauptsache, es passiert bald!

      „Ah, da bist du ja, Mark! Ich hab dich gesucht. Der Bürgermeister möchte sich persönlich von dir verabschieden.“ Eine Stimme lässt uns auseinanderfahren wie Teenager, die vom Schulrektor beim heimlichen Rauchen erwischt wurden. Ein Mann ist am Ende des Ganges, der zu den Toiletten führt, aufgetaucht und grinst wissend zu uns herüber. Verstohlen wische ich mir über die Mundwinkel – ich möchte nicht wissen, welches Bild ich abgebe nach den heißen Küssen. Wahrscheinlich ist mein Lippenstift im ganzen Gesicht verschmiert.

      „Entschuldige, schöne Lillian. Wenn mein Manager ruft, habe ich wohl zu folgen.“ Verschmitzt zwinkert Mark mir zu. „Ich bin gleich wieder bei dir. Lauf nicht weg!“ Er legt seine Hand an meine Wange und gibt mir einen sanften Kuss, bevor er sich seinem Manager zuwendet. Mit zusammengezogenen Augenbrauen mustert dieser mich und lässt mich nicht aus den Augen, bis Mark bei ihm ist. Dann flüstert er Mark irgendetwas zu, was ich nicht verstehe, woraufhin dieser nur lachend mit den Schultern zuckt.

      Nachdem die beiden gegangen sind, verschwinde ich erneut in der Damentoilette, um mein Make-up zu richten. Ganz so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe, ist es dann doch nicht. Der Lippenstift scheint tatsächlich halbwegs kussfest zu sein – zumindest sehe ich nicht aus, als wäre ich ein Wolf, der gerade ein Schaf gerissen hat. Beruhigt kehre ich in die Ausstellungsräume der Galerie zurück. Mittlerweile sind nur noch vereinzelte Gäste anwesend. Wie lange war ich weg? Ich habe komplett das Zeitgefühl verloren. Suchend sehe ich mich um, bis ich Mark entdecke, der der Frau des Bürgermeisters gerade einen formvollendeten Handkuss gibt. Sie und ihr Mann tragen bereits ihre Mäntel und auch die anderen der wenigen verbliebenen Gäste steuern der Garderobe zu. Die Vernissage scheint beendet.

      Als ich mich umdrehe, ist der Platz, an dem Mark eben noch mit dem Bürgermeister gestanden hat, leer. Auch sonst kann ich ihn nirgends entdecken. War es das etwa schon gewesen? Ist meine Chance auf heißen Sex mit dem reichen Künstler einfach so verpufft? Der Manager, der uns vorhin auf dem Gang beim Knutschen gestört hat, steht bei den letzten Gästen an der Garderobe.

      „Haben Sie Mark gesehen?“, frage ich ihn und hoffe, dass ich nicht allzu sehr wie ein verrücktes Groupie klinge. Wie vorhin schon mustert er mich von oben bis unten, bevor er antwortet.

      „Keine Ahnung, wo er hin ist. Vielleicht hat er zu tun.“ Die Art, wie der Manager die Worte „zu tun“ betont und wie er dazu grinst, lässt mich stutzig werden. Was soll das denn bitte bedeuten?

      Da ich Mark noch immer nicht sehe und sein Manager anscheinend auch keine Ahnung hat, wo er sich herumtreibt, lasse ich mir von der Garderobiere meinen Mantel geben. Nachdem ich hineingeschlüpft bin, verlasse ich ein wenig enttäuscht die Galerie. Nach den Küssen, die wir getauscht haben, und seinem so offensichtlichen Begehren habe ich mir den Ausgang des Abends anders vorgestellt.

      Suchend schaue ich mich nach einem Taxi um, als mich eine mittlerweile bekannte Stimme von hinten anspricht.

      „Du willst doch nicht etwa schon nach Hause? Ich dachte, wir hätten noch etwas vor?“ Sofort schnellt mein Puls wieder in die Höhe und lächelnd drehe ich mich zu Mark um.

      „Ich dachte, du hättest mich vergessen“, antworte ich.

      „Wie könnte ich eine Frau wie dich vergessen? Seit unserer ersten Begegnung vorhin denke ich an nichts anderes, und ich habe mir nur gewünscht, dass dieser Abend so schnell wie möglich vorbei ist, damit wir endlich Zeit für uns haben!“ Mark greift nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger ineinander. Zärtlich streicht er mit seinem Daumen über meinen Handrücken, während er mir ohne zu blinzeln in die Augen schaut. „Ich habe nur