Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740912550
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Tombstones. Der gelbe Sand war glühendheiß, und von den weißgekalkten Adobewänden prallte die Sonnenglut des Tages zurück.

      Welch ein rätselhaftes Geschick hatte den Mann ausgerechnet hierher in diese Stadt getrieben? Weshalb hatte er sich nicht nach Norden gewandt, oder nach Osten? Ausgerechnet hierher, in die Höhle des Löwen, war er gekommen. Siebenundzwanzig Tage nach seiner Flucht.

      Er ging mit leise klirrenden Sporen zur Alleestreet und steuerte direkt auf den Crystal Palace zu.

      Noch genau eine Stunde sollte seine Freiheit dauern, als die beiden bastgeflochtenen Schwingarme der Pendeltür hinter ihm zufielen.

      Er stellte sich zwischen die anderen Männer an die sehr pompöse Theke, bewunderte wortlos den gewaltigen dreiteiligen Spiegel, der ganz sicher im Westen seinesgleichen suchte, und bestellte sich einen Whisky.

      Langsam schlürfte er das starke Getränk in sich hinein.

      Links neben ihm stand ein ellenlanger Bursche in Kleidung eines Weidereiters. Er hatte ein wahres Bullenbeißergesicht. Triefaugen und Sattelnase. Tief um seine Hüfte saß ein patronengespickter Waffengurt, der an beiden Seiten je einen großen Revolver hielt.

      Plötzlich fuhr die behaarte Rechte des Cowboys nach rechts und fegte wie unbeabsichtigt Hardacs Glas vom Thekenrand.

      Der Oregon Man war erfahren genug, um nicht zu reagieren.

      Er gab dem Keeper ein Zeichen und bestellte sich ein neues Glas. Dann sah er den Riesen an.

      Der wischte sich durchs Gesicht und feixte.

      »He, da muß doch irgendwo ein Stinktier herumhängen, Boys. Hier ist Schafsgestank in der Luft.«

      Das war eine ganz eindeutige Beleidigung; aber der entsprungene Sträfling dachte nicht daran, darauf zu reagieren.

      Er trank den neuen Whisky rasch aus und wandte sich um.

      An einem der mit grünen Filzstoffen bezogenen Tische sah er einen einzelnen Mann sitzen, der sich offenbar eine Patience legte.

      Hardac steuerte auf ihn zu.

      Der Cowboy, der sich gerade mit ihm hatte anlegen wollen und schon den Arm nach ihm ausgestreckt hatte, hielt fast erschrocken inne, als er sah, daß der Bärtige auf den Mann am Spieltisch zusteuerte.

      Der Mörder Jack Hardac steuerte geradewegs auf das Riff zu, an dem er zerschellen sollte.

      Er blieb vor dem Spieltisch stehen und sah dann dem Mann eine Weile zu.

      Es war ein schlanker, hochgewachsener Mann mit scharfgeschnittenem ebenmäßigem Gesicht und eisblauen Augen. Er war sauber frisiert, trug einen Bart auf der Oberlippe und hatte im Gegensatz zu seiner Umgebung, von der er schon durch sein elegantes Äußeres abstach, sauber gepflegte nervige Hände.

      Was hätte der Bandit wohl gesagt, wenn ihm jetzt jemand erklärt hätte, daß dieser Mann da niemand anders als der berühmte Gambler John Henry Holliday war, der unter dem Namen Doc Holliday im ganzen Westen bekannt und gefürchtet war?

      Höchstwahrscheinlich hätte der Outlaw Jack Hardac sich eben noch die Zeit genommen, an den Rand seines schmutzigen Hutes zu tippen und wäre dann eilends geflüchtet.

      So aber nahm er sich, ohne zu fragen, einen Stuhl und ließ sich nieder.

      »Ist das nicht ziemlich langweilig, Mister, was Sie da tun?« meinte er spöttisch.

      Der Fremde beachtete ihn überhaupt nicht. Er legte weiter seine Karten, deckte sie auf und sammelte sie wieder ein.

      Dann zündete er sich eine lange russische Zigarette an und nahm einen Schluck von seinem Brandy.

      Hardac sagte rauh:

      »Machen wir ein Spiel, Mister?«

      Da wandte der andere den Kopf, und der Blick seiner kühlen Augen tastete das Gesicht des Verbrechers ab.

      »Sicher.«

      Sie spielten.

      Jack Hardac war ein gerissener Spieler. Und wenn er jetzt etwas brauchte, dann war es Geld. Das war auch der Grund gewesen, der ihn ausgerechnet hierher geführt hatte.

      Und dieser geschniegelte Stadtfrack da, der aussah, als wollte er für einen St. Louis-Schneider hier Reklame laufen, der war gerade der Mann nach Hardacs Sinn. Ganz sicher gab es bei ihm einige Böcke zu holen.

      Hardac spielte so, wie er immer gespielt hatte: falsch!

      Es war immer gutgegangen; viele Jahre hindurch.

      Bis zu dieser Stunde.

      An der Theke herrschte eine merkwürdige Stille, die Hardac irgendwie unbehaglich anmutete. Aber er sagte nichts. Er spielte weiter –?und suchte seine bösen Tricks anzubringen.

      Dreimal war ihm die Sacramentowelle bereits geglückt, ein übler As-Rutscher. Und als er ihn jetzt ein viertesmal einschieben wollte, blickte der Georgier auf.

      Ganz leise, ohne jede Erregung und ohne drohenden Unterton meinte er:

      »Ich habe die Zahl vier, Mister.«

      Hardac zog die Brauen zusammen.

      Er verstand – und verstand auch nicht. Deshalb fragte er schroff:

      »Was soll das?«

      »Well, jeder hängt doch irgendwie an einer Zahl. Bei mir ist es die vier. Verstehen Sie?«

      »Nein.«

      »All right.« Holliday sah ihm ruhig aber auch fest in die fahlen farblosen Augen. »Sie haben mir dreimal die Sacramentowelle vorgeführt. Nicht ganz schlecht. Aber auch nicht gut genug für wache Augen. Ich weiß nun, daß Sie sie nicht beherrschen, und möchte sie kein viertes Mal sehen.«

      Hardac machte den größten Fehler, den er in dieser Situation überhaupt machen konnte. Er sprang auf und warf den Tisch um.

      Still saß der Fremde auf seinem Stuhl und sah ihn gelassen an.

      »Soll das ein neuer Trick sein?« fragte er kühl.

      Soviel Ruhe verschlug dem Oregon Man für einen Augenblick die Sprache. Dann krächzte er:

      »Sie haben mich des Falschspiels bezichtigt!«

      Holliday zog unwillig die Brauen zusammen und entgegnete fast sanft:

      »Aber – was sind das für harte Ausdrücke, Mister. Setzen Sie sich. Und seien sie so gut und stellen Sie den Tisch wieder auf seine Füße.«

      »Dreckskerl!« schrie Hardac in rasendem Zorn und stieß die Rechte zum Revolver.

      Aber er hielt mitten in der Bewegung inne.

      Der Gentleman Gambler hatte plötzlich einen großen vernickelten Revolver mit elfenbeinbeschlagenem Knauf in der Rechten.

      »Sie sind ziemlich nervös, Mister. Ich sagte, setzen Sie sich!«

      Hardac starrte ihn entgeistert an.

      All thousand devils! So etwas hatte er noch nicht erlebt. Wie war der Colt in die Hand des Fremden gekommen? Das grenzte ja schon an Zauberei.

      Zounds, er hatte Wes Hardin in Dallas gesehen, Ernie Billinger und Joe Corbet. Auch Jonny Sullyvan war ein Blitzzieher gewesen – aber dieser Mann hier übertraf sie alle.

      Hardac hatte plötzlich eine Vision: Er sah wieder den Augenblick, in dem ihm der Dodger Marshal Wyatt Earp oben an der Grenze von Kansas stellte. Er hatte keinen Revolver gezogen. Ganz ruhig hatte er vor ihm gestanden. Und doch war Jack Hardac sicher gewesen, daß der Marshal den Colt gedankenschnell in seiner Faust gehabt hätte, wenn es darauf angekommen wäre.

      Jack Hardac hatte es damals nicht darauf ankommen lassen.

      Weshalb mußte er in dieser heißen Minute an jene bittere Stunde denken?

      Plötzlich wußte er es: Es war etwas in den Augen dieses Gentleman Gamb-lers da, das ihn irgendwie an den Marshal Wyatt Earp erinnerte, an dessen Blick…