Wyatt Earp Staffel 6 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740912550
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ihm auf dem Gestein stand ein Mann, den er hier am allerwenigsten erwartet hätte:

      Doc Holliday.

      Der Spieler hatte in jeder Faust einen seiner gefürchteten Frontier-Revolver.

      »Gib es auf, Frank. Es wäre schade, wenn Tom dich morgen schon im Graveyard einkarren müßte. – Du mußt nämlich wissen, daß dein lieber Bruder keineswegs schon in die ewigen Jagdgründe eingegangen ist. Der Marshal ist eben zu menschlich!« Und in völlig verändertem Ton fuhr er fort: »Laß den Schießprügel fallen, Junge!«

      Die Winchester glitt aus den rotbraunen Händen des Desperados.

      Holliday trieb ihn hinunter in die Passage.

      Wyatt, der jedes Wort dieser seltsamen Unterhaltung vernommen hatte und bereits zu einem tödlichen Kampf entschlossen gewesen war, warf dem Georgier einen kurzen Blick des Dankes zu und sah auf Tom McLowery nieder.

      Die Kugel hatte den Desperado tatsächlich nur an der linken Schläfe gestreift.

      Auch die anderen waren nicht tot. Aber ihre Verletzungen waren doch teilweise so schwer, daß sie sofort behandelt werden mußten.

      Wyatt Earp sammelte zunächst alle Waffen ein, wickelte sie in eine Satteldecke und schnallte sie auf eines der Banditenpferde.

      Dann zog er sich, nachdem er Hardac aufs Pferd gebracht hatte, in den Sattel.

      »Über diese nette Überraschung unterhalten wir uns später, Frank!«

      Damit nahm er die Zügel auf und ritt davon.

      Doc Holliday stand noch vor den beiden McLowerys, hob den Blick von dem verletzten Tom und blickte in die Augen des älteren Banditen.

      »Wenn ich der Marshal wäre, Brother, hätte ich dich jetzt an deinem verfilzten Knebelbart aufgehängt!«

      Damit zog auch er sich in den Sattel und ritt, ohne die Tramps auch nur noch eines einzigen Blickes zu würdigen, hinter dem Marshal und dem Mörder Hardac her.

      *

      Abe Carruther lehnte über dem obersten Corralgatterbalken und blickte auf die beiden Braunen hinüber, die müde in der Morgensonne dösten.

      Neun Jahre saß der einstige Overlanddriver schon auf dieser Station, hatte dafür zu sorgen, daß die Wechselpferde stets bereit waren, vor die von Osten oder auch von Westen kommende Kutsche gespannt zu werden.

      Es war ein einsames Leben, das der fast siebzigjährige einstige Farmer aus Kentucky hier führen mußte. Aber er hatte keinen anderen Job finden können. Einen so alten Mann wollte niemand mehr aufnehmen. Und da er mehr als ein Vierteljahrhundert die Diligence durch dieses rauhe Land kutschiert hatte, war man bei der Wells Fargo einsichtig genug gewesen, ihm wenigstens diesen Posten hier zu geben, als seine Zeit gekommen war, den Kutschbock zu räumen.

      Das Leben in der Einöde des südlichen New Mexico hatte den Mann, der an die wilden Fahrten jahraus – jahrein auf der Overland gewöhnt war, schneller alt werden lassen, als ihm lieb war.

      Er haßte die Stille dieser endlosen Ebene. Er haßte die Lautlosigkeit, die einen zu erdrücken schien. Er haßte die Weite, die durch keinen Hügel, nicht einmal durch eine Baumgruppe unterbrochen wurde.

      Nur ein paar Kakteen fristeten oben im Norden ihr kümmerliches Dasein. Aber ihr Anblick war nicht dazu angetan, das Blickfeld des alten Pferdewechselstation-Halters zu verschönern.

      Und die Kutsche kam nur einmal innerhalb von acht Tagen auf dieser Route vorbei.

      Acht Tage! Für den Mann, der es gewohnt war, jeden Tag mehrere Städte zu passieren, im wirbelnden Staub auf dem Kutschbock zu sitzen, der das Bild tanzender schweißglänzender Pferderücken gewohnt war, der heute noch die schweren Zügelleinen in seiner Rechten spürte, die Winchester in seiner Linken, der hinter jeder Wegbiegung mit einem Überfall gerechnet hatte – er zerbrach hier lautlos in der Einsamkeit dieses öden Landes.

      Der alte Carruther hatte seine zwei Söhne in dem unseligen Krieg zwischen Süd und Nord verloren. Seine Frau war schon damals, kurz nach der Geburt ihres zweiten Jungen, bei einem Indianerüberfall in Fort Wilkins unten am Brazos ums Leben gekommen.

      Dennoch hatte der alte Carruther die Rothäute nicht gehaßt. Er wußte ja, daß sie einen furchtbaren Verzweiflungskampf um ihre Existenz, um ihr Land und um ihr Leben ausfochten. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn dieses Land mehr Leute wie den alten Overlanddriver Abe Carruther gehabt hätte.

      Der Alte hatte die beiden Braunen so gestriegelt, als ob die Overland jeden Augenblick drüben am Horizont in der üblichen Staubwolke auftauchen würde.

      Aber sie war ja erst vor drei Tagen da und würde fünf weitere Tage auf sich warten lassen.

      Damned, wie er dieses sinnlose Warten haßte. Sie hätten ihn auf dem Kutschbock lassen sollen. Aber Mr. Bancroft oben in Santa Fé hatte entschieden, daß kein Chief Driver mehr älter als sechsundsechzig sein sollte.

      Dagegen war man eben machtlos.

      Dabei war der alte Carruther fest davon überzeugt, daß er seinen Job noch so gut und sicher wie eh und je, zumindest noch für ein halbes Jahrzehnt, ausüben könnte.

      Wenn sie ihn wenigstens noch in einer Stadt in eine Posthalterei gesteckt hätten.

      Aber dazu war ihnen der einstige Driver wohl nicht fein genug. Das mußten ja jetzt schon alle junge Burschen sein, die gut schreiben, lesen, rechnen und obendrein noch Telegraphen bedienen konnten.

      Plötzlich zog der Alte die silbergrauen Brauen zusammen.

      Eines der beiden Pferde hatte die Ohren hochgestellt.

      Jetzt auch das andere.

      Abe Carruther wandte sich um.

      Es war weit und breit nichts zu sehen.

      Er schüttelte den Kopf und murmelte: »He, ihr müßt euch etwas anderes überlegen, ihr beiden Halunken, wenn ihr mich unterhalten wollt. Diese Kiste ist schon alt.«

      Aber die beiden Tiere ließen die Ohren steil nach oben stehen, und die Stute neben dem Wallach schnaubte jetzt sogar leise.

      Da ging der Alte auf das Haus zu, um zu sehen, ob vielleicht ausgerechnet in dem kleinen Winkel, der außerhalb seines Blickfeldes lag, irgend etwas auf die Station zukam.

      Er hatte kaum die äußere Hauskante erreicht, als er auch schon stehenblieb.

      Drei Reiter preschten in rasendem Galopp von hinten auf die Station zu.

      Carruther war steif vor Verwunderung und Schreck.

      Banditen! hämmerte es in seinem Schädel, das mußten Banditen sein!

      Er lief, so schnell ihn seine gichtigen alten Beine noch tragen konnten ins Haus und holte seine alte Kentucky Rifle aus dem Ständer, lud sie durch und blieb hinter der kleinen schießschartenähnlichen Fensterluke stehen.

      Das Hufgetrappel war bald zu hören.

      Und dann schossen zwei Reiter um das Haus in den Hof.

      Zwei!

      Ein Glück, dachte der Alte, daß ich die Halunken noch frühzeitig genug gesehen habe. Er verließ seinen Posten und trat an ein offenstehen-

      des Fenster auf der Rückseite das Station.

      Direkt neben dem Fensterladen stand einer der Männer, mit dem Colt in der Hand.

      Der alte Driver handelte schnell, riß den Gewehrlauf hoch und zog ihn dem Mann über den Schädel.

      Dann trat er wieder vorn an die Luke.

      Draußen konnte er jetzt nur einen der beiden anderen entdecken.

      Aha, der zweite mußte also schon irgendwo am Hauseingang sein.

      Carruther, erfahren im Umgang mit Tramps, wartete.

      Da öffnete sich neben ihm die Tür – und gleich darauf sackte auch der zweite Tramp, von dem schweren