Last Hope. Inka Loreen Minden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Inka Loreen Minden
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783963700439
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hatte damals auch die meisten Brände gelöscht.

      Hastig schlüpfte sie aus ihrem Slip, drehte an einem Hahn und schon ergoss sich kühles Wasser vom angebrachten Duschkopf auf sie. Keena seifte sich gründlich ein und schrubbte den Dreck ab. Der warme Wind, der über das Dach wehte, erzeugte auf ihrer nackten Haut ein angenehmes Kribbeln, und sie blickte über die große Stadt, hinter deren Horizont bald die Sonne untergehen würde. Von Osten her zogen düstere schwarze Wolken auf. Heute Nacht würde es wieder ein Gewitter geben.

      Ihr Fieber war merklich gesunken und sie fühlte sich schon wesentlich besser – was sie Blake zu verdanken hatte.

      Als sie ein Räuspern hinter sich vernahm, wirbelte sie herum und bedeckte Brüste und Scham mit ihren Händen. Blake stand vor ihr und schaute auf seine Füße. Hektisch fuhr er sich durchs Haar. »Darf ich auch duschen?«

      Gott, er sah so gut aus! Doch sie kannte ihn nicht, wusste nichts von ihm. Und sie stand nackt vor ihm! Sie musste sich schleunigst etwas anziehen, denn sie wollte einem Mann nie wieder einen Grund geben, über sie herzufallen. »J-ja, natürlich«, stotterte sie und huschte ins Appartement.

      Ihr Herz klopfte wild, als sie blindlings frische Sachen aus dem Schrank riss und sich überstreifte. Oh Gott, Blake hatte sie nackt gesehen!

      Sie drehte den Kopf, um durch das Fenster zu schauen. Er stand, ihr den Rücken zugewandt, auf der Dachterrasse und duschte.

      Nackt. Splitternackt.

      Keena verschlug es den Atem. Blake hatte eine fantastische Figur, kein Gramm unnötiges Fett, breite Schultern, kräftige Arme und einen Wahnsinns-Knackarsch.

      Was hatte sie für ein Glück. Da traf sie auf einen Überlebenden, der kein Zombie war, und dann war es eine Sahneschnitte.

      Als würden unsichtbare Fäden sie lenken, zog sie ein sauberes Handtuch aus dem Schrank und trat auf die Terrasse hinaus. »Für dich, zum Abtrocknen«, sagte sie und reichte ihm das Tuch. Er hatte fertig geduscht und stand weiterhin mit dem Rücken zu ihr.

      »Danke«, sagte er rau und nahm es an sich. Kurz rieb er seinen Körper ab, dann schlang er sich den Stoff um die Hüften und drehte sich zu ihr um.

      Himmel, ihr wurde bei seinem Anblick ganz schwindelig. Der Bartschatten sorgte dafür, dass seine grauen Augen geradezu leuchteten, und auch auf seiner Brust wuchsen ein paar wenige Haare. Ein dunkler Streifen zog sich von seinem Bauchnabel bis unter das Handtuch, unter dem sich eine beachtliche Beule abzeichnete.

      Ja, er war ein richtiger Mann.

      Sie starrten sich an, als würden sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Menschen des anderen Geschlechts sehen. Er atmete schneller, und auch sie schnappte nach Luft. Woher kam diese plötzliche Anziehungskraft? Was war in ihrer Medizin gewesen? Ihr wurde immer schwindeliger.

      Kevin … Sie musste an ihn denken, durfte nicht vergessen, dass er sie hier jederzeit sehen konnte.

      »Danke, dass du mich gerettet hast«, sagte sie leise und fasste sich an den Hals. Sie ertastete die leichte Schwellung. »Hast du mir die Medizin injiziert?«

      »Ja.«

      »Woher …«

      Ein Schatten huschte über sein Gesicht. »Ich bin Arzt. War … es. In einem früheren Leben.«

      Ein Arzt! Gott sei Dank.

      »Was hast du gemacht?«, wollte er wissen.

      »Ich war Kommunikationstechnikerin bei Delta Industries.«

      Er riss die Augen auf. »Eine Frau mit Ahnung von Technik ist genau das, was ich brauche.«

      »Wie meinst du das?«

      Da knurrte sein Bauch und er grinste. »Ich erzähle dir alles, aber erst muss ich was essen.«

      »Ähm, ja …« Sie ging voran und er folgte ihr in die Küche. »Ich wollte etwas aus dem Supermarkt holen, aber …« Ihr Rucksack mit den Lebensmitteln stand auf dem Küchentisch, die Wasserflaschen daneben. Überrascht drehte sie sich zu ihm um. »Du hast das hochgetragen?«

      Grinsend hob er die Brauen. »Du hast wirklich nichts mitbekommen, oder?«

      ***

      Zehn Minuten später saßen sie am Tisch und aßen. Keena hatte ein Nudelgericht aus der Dose auf dem Gaskocher aufgewärmt und Wasser in Gläser gefüllt, während sich Blake eine frische Hose und ein T-Shirt angezogen hatte. Es fühlte sich seltsam an, mit einem Mann zu essen.

      Kevin schlief noch, und sie wollte ihn nicht wecken, da ihn der Ausflug wohl ziemlich angestrengt hatte. Er sollte nicht wieder krank werden.

      »Hast du dir jemals Gedanken gemacht, wie dein Leben weitergehen wird?«, fragte Blake und schob sich eine Gabel Nudeln in den Mund.

      Sie zuckte mit den Schultern. »Wie soll es weitergehen? Ich werde versuchen zu überleben und mein Kind zu beschützen. Was anderes bleibt uns nicht übrig.«

      »Was, wenn ich dir erzähle, dass es eine Alternative gibt? Dass es einen Ort gibt, an dem andere Menschen leben und es zivilisiert zugeht.«

      Ihr Herzschlag beschleunigte sich. »Wo soll das sein? Auf diesem Planeten?«

      »Nein, es gibt einen Vorposten auf einem Lunar-Mond.«

      »Davon weiß ich nichts.«

      »Aber ich. Ich sollte dort hingeflogen werden, wie einige andere Auserwählte, doch es war bereits zu spät, die Quarantänemaßnahmen ließen es nicht mehr zu.«

      Sie nahm ein paar Schlucke aus ihrem Glas und beobachtete ihn beim Essen. »Warum kommt dann keiner und hilft uns?«

      »Weil niemand die Seuche auf den anderen Planeten bringen möchte.«

      »Und was, wenn wir sie in uns tragen und nur immun dagegen sind? Die würden uns doch sofort umbringen.«

      Seufzend fuhr er sich durchs Haar. »Du willst nicht von hier weg.«

      »Natürlich will ich ein besseres Leben, aber nicht noch mehr Risiko.« Sie wollte Kevin keiner unnötigen Gefahr aussetzen.

      »Ich könnte deine Hilfe gebrauchen. Ich weiß nicht, wie ich allein ein Shuttle steuern kann. Dazu braucht es mindestens zwei.«

      »Meinst du, ich kann das?« Sie war noch nicht mal in so einem Ding mitgeflogen!

      »Du scheinst eine kluge Frau zu sein.« Als er schmunzelte, zog es hinter ihrem Brustbein. »Ich kann es dir beibringen. So schwer ist das nicht.«

      Es klang schon irgendwie einladend, was er erzählte.

      »Keine Tumber, kein täglicher Kampf ums Überleben, andere Menschen. Lockt dich das nicht?«

      Sie wollte noch mehr Informationen. »Wo müssen wir hin?«

      »Zum Ankora-Stützpunkt außerhalb der Stadt. Er liegt dort auf einem Berg.«

      »Wie weit ist der weg?«

      »Er ist zu Fuß in etwa einer Woche zu erreichen.«

      Sieben Tage ohne den Schutz des Penthouse! Die meisten Straßen waren verschüttet, ein Durchkommen mit einem Fahrzeug kaum möglich, zumindest nicht innerhalb der Stadt. Wie es danach aussah, wusste Keena nicht.

      Blake griff nach ihrer Hand und legte seine darauf. »Ich werde euch beschützen. Ich bin ein ziemlich guter Schütze.«

      Sie schluckte und starrte auf seine Hand. »Ich dachte, du bist Arzt. Und jetzt kannst du plötzlich ein Shuttle steuern und mit Waffen umgehen.«

      »Ich war auch Soldat, und ich habe gesehen, wie gut du mit dem Bogen schießen kannst. Wir können das schaffen.«

      »Soldat?« Sie erinnerte sich an den Ausnahmezustand. Es hatte Plünderungen gegeben, Aufstände, sogar zahlreiche Morde. Das Militär war teilweise involviert gewesen. Was, wenn Blake einer dieser Männer war, die sich den Rebellen angeschlossen hatten? Wenn er … ein Psychopath war? »D-du hast mich beobachtet?«