Last Hope. Inka Loreen Minden. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Inka Loreen Minden
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783963700439
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machtlos und ausgeliefert vorkam. Außerdem hatte das Fieber sich verschlimmert, weshalb sie befürchtete, gleich wieder ohnmächtig zu werden. Sie durfte jetzt keine Schwäche zeigen, sondern musste irgendwie zu Kevin kommen. Sobald sie zu Hause war, würde sie den Mann freundlich verabschieden, die Haustür dreimal absperren und sich in ihr Bett fallen lassen.

      Okay, das war nicht gerade nett von ihr, schließlich hatte Blake sie vor dem Tumber gerettet und ohne ihn wäre sie jetzt wahrscheinlich schon tot. Kevin hätte keine Mutter mehr und … Nein, solche furchtbaren Gedanken führten in dieser Welt zu gar nichts. Sie musste stark sein – für sich und ihren Sohn.

      »Da vorne wohne ich. Im Central-Building.« Sie bemühte sich um einen festen Ton, doch das leichte Zittern in ihrer Stimme war nicht zu überhören gewesen.

      Blake brummte nur zustimmend, denn er konnte ihr unmöglich sagen, dass er genau wusste, wo sie lebte. Schließlich hatte er sie mit dem Fernglas vom gegenüberliegenden Gebäude ausspioniert, in das er sich einquartiert hatte. Sie bewohnte das Penthouse. Sie würde sich nur noch unsicherer fühlen und ihn für einen perversen Spanner halten.

      Immer wieder versuchte er unauffällig auf sie zu blicken oder sie aus den Augenwinkeln zu beobachten. Keena war mindestens einen Kopf kleiner als er. Ihr Haarband hatte sich gelöst, und die geflochtenen Strähnen hingen wirr vor ihr hübsches Gesicht mit den schmalen Lippen und dem spitzen Kinn. Auf ihrer Stirn glänzten feine Schweißtropfen, während sie leicht schwankte. Er befürchtete, dass sie gleich vor ihm auf den Boden sacken würde. Doch die Frau war zäher, als er dachte. Sie schaffte es tatsächlich bis in das zehnte Stockwerk, bevor sie neben ihm zusammenbrach. Blake erwischte mit seiner freien Hand gerade noch ihren Oberarm, sonst wäre sie wahrscheinlich die Treppen hinuntergestürzt. Vorsichtig lehnte er ihren erschlafften Körper gegen das Geländer und stellte den schweren Rucksack ab.

      Blakes Rücken schmerzte. Hatte sie ernsthaft vorgehabt, das schwere Teil allein die ganzen Stufen raufzuschleppen? Dafür musste er sie glatt bewundern.

      Diesmal versagten alle Versuche, sie wach zu bekommen. Also blieb Blake nichts anderes übrig, als sie sich über die Schulter zu werfen, damit er sie die letzten Stockwerke bis nach ganz oben tragen konnte. So viel schwerer als der Rucksack schien sie ja wirklich nicht zu sein. Mit einem kräftigen Griff um ihre Oberschenkel machte er sich weiter aufwärts. Das Fleisch an ihren Beinen fühlte sich warm und fest an. Wieder dachte er, wie ungewohnt es für ihn war, nach so langer Zeit des Alleinseins einem anderen Menschen nahe zu sein, noch dazu einer wunderschönen Frau.

      Um sich den mühsamen Aufstieg zu versüßen, rief er sich noch einmal den gestrigen Tag ins Gedächtnis, als er sie abermals bis zum See verfolgt hatte. In einer Art Leiterwagen, den sie hinter sich hergezogen hatte, türmte sich ein Berg Wäsche, den sie am Ufer des Sees in einem großen Eimer gewaschen hatte. Das geschmeidige Spiel ihrer Muskeln, als sie die Kleidungsstücke in dem großen Bottich eingeweicht und geschrubbt hatte, war so anregend für ihn gewesen, dass die Welt um ihn herum nicht mehr existiert hatte. Fast wäre er zu ihr geeilt und hätte ihr geholfen, doch als sie sich vollkommen nackt ausgezogen hatte, um zu baden, hatte er es für ehrbarer gehalten, seinen Posten nicht zu verlassen.

      Ihm fiel ein, dass sie heute keinen BH trug. Wieder schoss ihm das Bild ihrer wundervollen Brüste in den Kopf. Verflixt Blake, bekomm dich mal wieder in den Griff!

      Vor ihrer Wohnungstür musste er Keena auf dem Boden ablegen, damit er wieder zu Kräften kommen konnte. Sein schwarzes Shirt und die Jeans klebten ihm wie eine zweite Haut am Körper. Schwer atmend ließ er sich gegen die Tür fallen.

      ***

      Kevin hatte ein Poltern vernommen, woraufhin er zur Wohnungstür lief. Endlich war seine Mami wieder da! »Mami, hast du mir was mitgebracht?« Aufgeregt sprang er von einer Ecke zur anderen.

      Blake hörte die Stimme des Jungen durch die dicke Tür, weshalb er sich sofort aufraffte. »Hey, Kleiner! Mach die Tür auf!«

      Erschrocken wich Kevin ein paar Schritte zurück und Furcht befiel ihn. Das war die Stimme eines Fremden! »Hau ab, du blöder Tumber!«, rief er ängstlich und lief in sein Zimmer, wo er sich mit seiner Armbrust unter dem Bett verkroch. Wo war bloß seine Mami? Würde sie je wieder zu ihm zurückkommen? Hatte der Tumber sie vielleicht geschnappt? Obwohl er tapfer und ein großer Junge sein wollte, stahlen sich Tränen in seine Augen.

      Es donnerte gegen das dicke Holz der Tür. »Mach endlich auf, Junge! Ich bin kein Tumber. Außerdem ist deine Mutter bei mir.«

      Sollte er das diesem Tumber glauben? Zögerlich robbte er unter dem Bett hervor und spannte die Armbrust. »Mami?!«

      Doch wieder ertönte nur diese energische Männerstimme. »Sie ist krank! Mach jetzt auf!«

      »Du lügst!« Langsam wurde Kevin mutiger, aber nur, weil er wütend war. »Hau ab, oder ich erschieße dich!«

      Blake hatte jetzt nicht die Nerven, sich mit dem Kind herumzuärgern. »Geh von der Tür weg, Junge!« Er würde diese verdammte Tür eintreten, wenn es sein musste. Doch als er den massiven Stahlrahmen betrachtete, ließ er sein Vorhaben bleiben. Verdammt!

      »Kennst du unser geheimes Zeichen?«, drang die Stimme des Jungen zögerlich durch die Tür.

      Welches Zeichen? Wovon redete der Knirps? »Ich hab jetzt keine Zeit für Spielchen. Deine Mutter ist sehr krank!«

      »Dann musst du draußen bleiben. Meine Mami hat gesagt, ich darf nur aufmachen, wenn ich unser geheimes Klopfen höre.«

      Blake fluchte. Gerade als er zu einem Donnerwetter ansetzen wollte, erklang wieder die Stimme des Jungen. »Wenn meine Mami bei dir ist, warum sperrt sie dann nicht einfach auf? Ich bin kein Baby und falle nicht auf deinen blöden Trick rein, Tumber!«

      Blake schlug sich gegen die Stirn und stöhnte kurz auf. Warum war er nicht von selbst darauf gekommen? Sein erhitzter Körper sowie der kräftezehrende Aufstieg hatten wohl seinen Verstand vernebelt.

      Er ging auf die Knie und tastete Keena ab. Deutlich spürte er ihre Körperwärme durch den Stoff der Hose. Sie fühlte sich viel zu heiß an! Kurze Zeit später zog er einen Schlüsselbund aus ihrer rechten Tasche.

      Kevins Herz machte einen Sprung, als er hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, doch sofort verließ ihn sein ganzer Mut, als ein riesiger fremder Mann durch die Tür trat, in den Armen seine schlafende Mami.

      Blake stieß mit einem Fuß die Tür zu, schob sich an dem Kind vorbei, obwohl es eine Armbrust auf ihn richtete, und ging schnellen Schrittes durch das geräumige Penthouse. Anschließend legte er Keena im Schlafzimmer auf einem riesigen Bett ab und ließ sich schwerfällig neben sie fallen. Er war mit seinen Kräften beinahe am Ende.

      Kevin setzte sich zu ihnen auf das Bett, damit er den Hünen mustern konnte. »Du bist kein Tumber, oder?«

      »Nein«, war seine knappe Antwort, als er sich aufrichtete und Keena die Schuhe auszog, wobei er ihr den Rücken zukehrte.

      Da sah Kevin, wie seine Mami ihren Revolver aus dem Hosenbund des Mannes zog und ihn unter dem Kopfkissen verschwinden ließ.

      Keenas einzige Gedanken kreisten um sich und ihr Kind. Dieser Mann würde ihrem Sohn kein Haar krümmen, oder sie würde ihn schneller erschießen als er bis drei zählen konnte. Als sich seine Hände an ihrer Hose zu schaffen machten, glitt ihre Hand vorsichtig unter das Kissen. Dieser Blake würde weder ihr Kind noch ihren Körper bekommen, dafür würde sie jetzt sorgen. Gerade als sich ihre Finger um den Griff der Waffe legten, verlor sie wieder das Bewusstsein.

      Blake hatte natürlich bemerkt, wie Keena ihm den Revolver entwendet hatte, doch er ließ es sich nicht anmerken. Wenn sie sich damit besser fühlte, sollte sie ihn haben, und im Moment ging von ihr keine Gefahr aus. Ihre Reflexe waren die einer Schnecke. Sie wollte lediglich sich und ihr Kind beschützen.

      Hoffentlich bemerkte sie bald, dass er nicht beabsichtigte, ihnen Schaden zuzufügen, und traute ihm. Und dann würde er sie in sein Geheimnis einweihen.

      Als er die Finger unter den Bund ihrer Hose steckte