Winterfunke. Heidi Cullinan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heidi Cullinan
Издательство: Bookwire
Серия: Minnesota Christmas
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958235663
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innerlich für einen weiteren Ansturm potenzieller Dates wappnete, wenn er seine Mutter seine Auffahrt entlangkommen sah. Es gab einen schrecklichen Moment, als er Corrina dabei erwischte, wie sie sich bei Grindr einzuloggen versuchte – wenn sie sein Profil tatsächlich gefunden hätte, na dann Gute Nacht. Obwohl er bezweifelte, dass irgendetwas sie noch überraschen konnte, nachdem sie seine Pubertät überstanden hatte.

      Dass seine Mutter Amor spielen wollte, war problematisch. Nicht nur, weil Arthur niemanden daten wollte, sondern auch, weil er sich niemals mit den netten Jungen befassen würde, wie Corrina ihre zukünftigen Schwiegersöhne immer vorstellte, selbst wenn er daten würde. Es war ihm unmöglich, zu erklären, dass er einen Mann wollte; einen großen, groben, rauen Mann. Ein bisschen Kuscheln war ganz nett, aber erst nach hartem Sex und einer Menge Dirtytalk. Nette Jungs würden einen Chat mit RedBear69 niemals mit einem anzüglichen Bild beginnen. Und bis sie es taten, hatte Arthur keine Zeit für sie.

      Corrina ließ sich von Arthurs Abweisungen nicht abschrecken. Sie begann, häufiger bei seiner Hütte aufzutauchen. Für gewöhnlich hatte sie dann Tupperdosen mit eingefrorenen Essensresten dabei und konnte immer mit Neuigkeiten über einen weiteren zukünftigen Partner aufwarten.

      Am Montag vor Halloween erwartete sie Arthur zu Hause, als er von der Arbeit kam. Sie bereitete gerade einen Braten auf der Anrichte in der Küche vor und strahlte ihn an, als er den Raum betrat. »Arthur, Schatz, du bist aber früh zu Hause.«

      Mit einem Grummeln sank Arthur in seinen Lehnsessel. Heute war ein Tag, an dem er seine Mutter tatsächlich sehen wollte. »Sie haben das Sägewerk bis einschließlich Neujahr geschlossen. Wir haben es gerade erfahren.«

      »Was?« Corrina ließ die Karotte sinken, die sie gerade schälte. »Das Werk wird stillgelegt?«

      »Vorübergehend.« Obwohl es Gerüchte gab, dass sie die Anzahl der Arbeiter um die Hälfte reduzieren würden, wenn der Betrieb wieder aufgenommen wurde.

      »Aber als was arbeitest du denn dann? Als was arbeiten dann alle anderen?« Missbilligend schnalzte Corrina mit der Zunge. »So etwas so kurz vor Weihnachten zu machen, grenzt an ein Verbrechen.«

      »Wir sammeln für die Arbeitslosenunterstützung, das ist immerhin etwas, denke ich. Außerdem kann ich dann mal wieder richtig jagen gehen.« Was er – wie ihm gerade bewusst wurde – das erste Mal seit Ewigkeiten ohne Paul würde durchziehen müssen.

      Für einen Moment beschäftigte sich seine Mutter mit dem Braten. Dann sagte sie viel zu beiläufig: »Da gibt es noch etwas, worüber ich mit dir reden wollte.«

      Arthur schloss die Augen und ließ den Kopf zurückfallen. »Mom, ich werde mit niemandem ausgehen, also spar dir den Atem.«

      Sie fuhr fort, als hätte er nichts gesagt: »Es ist vielleicht gar nicht so schlecht, dass du gezwungenermaßen Urlaub hast, andernfalls hätte ich mir Sorgen gemacht, dass du keine Zeit haben könntest. Es gibt da ein Projekt, das ich für die Bibliothek plane.«

      Die Bibliothek? Stirnrunzelnd richtete Arthur sich auf. Er wusste, dass seine Mutter im Bibliotheksvorstand war, aber wie um alles in der Welt er der Bibliothek helfen sollte, musste er sich anhören. »Was denn?«

      »Der Vorstand will um Weihnachten herum eine Benefizveranstaltung organisieren. Wir haben fast keine Fördergelder mehr, weißt du, und obwohl Gabriel im kommenden Frühling neue beantragen will, dachten wir, dass wir ihm etwas unter die Arme greifen könnten. Wir werden ein paar Spenden einsammeln und dabei helfen, die Finanzlücken zu schließen, um uns ein paar mehr Monate zu erkaufen, sollte das Schlimmste passieren.« Sie strahlte. »Wir werden Schlittenfahrten anbieten.«

      Arthur lachte. »Was, wollt ihr etwa Opa Andersons altes Biest aus dem Schuppen holen?«

      »Daran habe ich gedacht, genau.« Sie lehnte sich gegen die Anrichte. »Ich will eine große Sache daraus machen. Frankies Freunde aus der Stadt einladen, vielleicht auch Leute aus Duluth. Es könnte sowohl der Stadt als auch der Bibliothek Geld einbringen. Alle würden gewinnen. Allerdings… braucht der Schlitten ein wenig Zuwendung. Glaubst du, du könntest ihn dir mal ansehen?«

      Gott, Arthur hatte seit Jahren nicht mehr an den Schlitten gedacht. »Ich bin mir nicht sicher, wie viel ich da retten kann, aber ich werde mein Bestes geben.«

      »Wunderbar. Wenn du das nächste Mal bei uns bist, holen wir ihn aus dem Schuppen und schauen ihn uns an.« Sie stieß sich von der Anrichte ab und nickte in Richtung Ofen, in den sie den Bräter geschoben hatte. »Gib ihm Zeit bis sechs Uhr, Schatz, dann hast du ein leckeres Abendessen. Ich werde auch herumfragen und sehen, ob jemand Arbeit für dich hat. Es würde dir nicht guttun, tatenlos herumzusitzen, jetzt, da das Werk geschlossen hat und Paul weiterzieht.«

      Der Kommentar über Paul bereitete Arthur Sorgen, dass es doch eine Falle war. Dass er ihr dadurch, dass er der Reparatur des Schlittens zugestimmt hatte, eine Verkupplungsmöglichkeit bot. Aber egal, wie er es in seinem Kopf auch drehte und wendete, er konnte sich nicht vorstellen, wie selbst eine Corrina Anderson Schreinern in ein Happy End verwandeln wollte. Also machte er sich daran, mit Thomas über Schlittenrestauration zu recherchieren, während er die kleine Sue hielt und Brianna gebadet wurde. Generell kümmerte er sich um das, was sein Exschwager so vernachlässigte.

      Na also. Er war irgendwie doch Vater, zeitweise zumindest, und wenn er sich irgendwann wieder auf Grindr einloggte, würde er seinen Kink befriedigen können. Es war das Beste aus beiden Welten, sagte er sich selbst.

      Allerdings hatte er jedes Mal, wenn er nach Hause in seine leere Hütte zurückkehrte, Schwierigkeiten zu glauben, dass er alles hatte.

      ***

      Gabriel Higgins hatte sich an viele Dinge in Kleinstadtbibliotheken gewöhnt – Mikrobudgets, monatliche Diskussionen über den Regalinhalt und einen Bibliotheksvorstand voller Rentner, die Fehden und Grolle wie Highschoolschüler handhabten. Aber Corrina Anderson? Er war sich ziemlich sicher, dass ihn nichts im bekannten Universum auf die Präsidentin des Bibliotheksvorstands hätte vorbereiten können.

      Als er die Stelle des Direktors von Minnesotas winziger, erfolgloser Bibliothek in Logan angenommen hatte, hatte er es in dem Wissen getan, dass irgendwann herauskommen würde, dass er schwul war, und dass seine sexuelle Orientierung voraussichtlich einige Spannungen hervorrufen würde.

      Während diese Spannungen eigentlich genau so eingetreten waren, wie er es vorhergesagt hatte – einige seiner Stammkunden bedachten ihn mit Seitenblicken, die offenlegten, dass sie um seine Seele fürchteten –, fand er andererseits auch PFLAG-Flyer unter den Werbeprospekten im Eingangsbereich und natürlich war da noch Corrina. Als sie nach seiner Freundin fragte und er ihr erklärte, dass er schwul war, war sie begeistert – und begann, ihm potenzielle Partner vorzuschlagen. Nie verpasste sie eine Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, dass der-und-der schwul und ungebunden war, und immer hatte sie zufällig die Telefonnummer von dem betreffenden Mann parat. Die Tatsache, dass Gabriel nichts Besseres zu tun hatte, als die Telefonnummern zu zerreißen, hielt ihren Strom nicht auf.

      Er konnte sie noch nicht einmal einfach wegwerfen – sie fischte die Zettelchen aus dem Papierkorb, strich sie glatt und ließ sie auf seinem Tisch liegen.

      Achtzehn Monate lang hatte er ihre Bemühungen ertragen und bereitwillig so getan, als würde er auf ihre Vorschläge für potenzielle Verehrer reagieren, um den Frieden zu wahren. Im Oktober hatte sie allerdings angefangen, Andeutungen in Richtung ihres Sohnes fallen zu lassen, und Gabriel befand, dass die Zeit reif war, um nicht mehr nur unerschütterlich zu sein, sondern vielmehr eindeutig zu werden.

      Er stellte sich vor sie hin und war zum ersten Mal froh über seine 1,90 Meter, weil er weiß Gott jeden Vorteil gegenüber seiner ganz persönlichen Nemesis gebrauchen konnte. »Corrina, ich bin mir sicher, dass Ihr Sohn ein wundervoller Mann ist, aber ich bin nicht interessiert.«

      Resolut wie eh und je verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Sie sind nie interessiert, junger Mann, noch nicht einmal an Freunden. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Frankie Blackburn Sie mehrmals eingeladen hat, ins Kino oder in ein Restaurant zu gehen oder ihn und Marcus in ihrem Haus zum Essen zu besuchen, doch Sie haben jedes Mal abgelehnt. Ebenso