ALTE WUNDEN (Black Shuck). Ian Graham. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ian Graham
Издательство: Bookwire
Серия: Black Shuck
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958351257
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geplantes Attentat.«

      »Ich weiß, aber die Baktayews waren nicht allein dafür verantwortlich. Dahinter zog ein Iraner namens Sa'adi Nouri die Fäden und ließ seine Beziehungen spielen.«

      Declan nickte. Er hatte den Namen bereits in unterschiedlichen Zusammenhängen gehört.

      »Abidan hatte keine Angst um sich selbst«, betonte Harel. »Er dachte an andere Menschen, denen Baktayew schaden könnte.«

      »Er sagte zu mir, dass dieser Kerl schon an einigen ziemlich abscheulichen Anschlägen beteiligt gewesen war – den Geiselnahmen im Moskauer Dubrowka-Theater und in Beslan … bestimmt auch an vielen weiteren.«

      »Ja, das stimmt. In erster Linie konzentrierte er sich aufs Landesinnere Tschetscheniens und den Konflikt mit Russland, doch es gibt mehrere Bekenntnisvideos von ihm, in denen er unverhohlen Ziele in Westeuropa und den Vereinigten Staaten bedroht. Durch eine dieser Aufnahmen erhielten wir einen ersten Hinweis darauf, dass ihm daran gelegen war, sich an Abidan zu rächen.«

      Declan nahm das mit einer Kopfbewegung zur Kenntnis. Solche Videos hatte er früher schon zu Gesicht bekommen, sowohl aus direkter Quelle als auch in Abendnachrichten.

      »Der Grund dafür, dass ich mit Ihnen sprechen wollte, ist folgender«, fuhr Harel fort, als sie an den Rand der Rampe traten. »Für diesen Angriff gilt das Gleiche wie damals in Boston: Wir dürfen nicht außer Acht lassen, unter welchen Umständen er erfolgte. Er war genauso geschickt eingefädelt und übertraf alles bei Weitem, was wir bisher von diesem Mann außerhalb des russischen Kaukasusgebietes gesehen haben.«

      »Was wollen Sie damit sagen?«

      »Dass Abidan glaubte, wer auch immer Baktayew aus der Strafanstalt holte, müsse äußerst wohlhabend und sehr einflussreich sein. Er ging davon aus, dass die Person, mal abgesehen davon, einen gleich gesinnten Krieger des Islam zu befreien, ein weiteres Motiv hatte, ihn zu unterstützen. Im Übrigen arbeitete Abidan lange Zeit für den Mossad und begegnete vielen überzeugten Muslimen. Ich weiß nicht, ob sein Tod diesem oder einem anderen Zweck dienen soll, aber seine größte Befürchtung war ein Anschlag wie in Beslan in den USA oder Israel. Ist Ihnen geläufig, was dort geschah?«

      »Definitiv«, versicherte Declan. Er erinnerte sich daran, damals gedacht zu haben, dass es sich bei einigen der involvierten Soldaten aller Wahrscheinlichkeit nach um Bekannte von ihm handelte. Die IRA-Truppe Black Shuck hatte für zwei volle Jahre gemeinsam mit einer russischen Spezialeinheit namens Wympel – übersetzt »Vega« – in einem Ausbildungslager trainiert. »Beinahe 60 schwer bewaffnete Terroristen hielten über 1.000 Geiseln fest, größtenteils Kinder. Ein russisches Sonderkommando stürmte die Schule nach drei Tagen, als man Explosionen im Inneren hörte. Was folgte, war eine heftige Schießerei, bei der die Geiseln ins Kreuzfeuer gerieten. Wenn Sie mich fragen, definierte dieses Geiseldrama den Begriff ›Tragödie‹ neu.«

      »Das stimmt«, erwiderte Harel bedächtig nickend. »Aber was Sie vermutlich nicht wissen, ist die Tatsache, dass in der zweiten Septemberhälfte 2004 nur wenige Wochen nach dem Vorfall in Breslan ein Dutzend Islamisten die Grenze von Mexiko zu den Vereinigten Staaten überquerte. Eine weitere Woche später kamen noch zwölf Männer hinterher. Seinerzeit befürchtete man, sie wären im Land, um ein zweites Breslan heraufzubeschwören. Monatelang arbeitete der Mossad unermüdlich mit der CIA zusammen, doch keiner der 24 Männer wurde je gefunden. Sie lösten sich einfach in Luft auf. Alle hatten Kontakt zu Baktayew und einer tschetschenischen Extremistengruppe namens Roter Halbmond.«

      Die Männer blieben mehrere Minuten schweigend stehen. Declan versuchte, die Informationen zu verinnerlichen. Die Gefahr einer Geiselnahme an einer Schule war etwas, das den Leitern der amerikanischen Instanzen zur Terrorbekämpfung seit fast zehn Jahren schlaflose Nächte bereitete.

      Schließlich sprach Harel weiter: »Sollte es sich bei den Gesuchten um die Männer handeln, für die der Mossad sie hält, warteten sie darauf, dass Baktayew hier in den USA zu ihnen stieß, um dann aktiv zu werden. Als sie aber erfuhren, dass er festgenommen worden war und im Gefängnis saß, tauchten sie unter und galten seitdem als Schläfer.«

      »Und Sie vermuten, wer auch immer Baktayew aus dem Knast geholt hat, gehört zu dieser Gruppe?«

      »Davor graute es auch Abidan, ja.«

      »Gestern Nachmittag hätte ich es als weit hergeholt erachtet, überhaupt in Erwägung zu ziehen, dass Baktayew in die Vereinigten Staaten gelangen könnte, aber jetzt erscheint mir alles denkbar.«

      »Wenn das, was gestern Abend geschah, ein Indiz gewesen sein sollte, fürchte ich, dass wir Ruslan Baktayew wiedersehen werden, und zwar bald. Die Möglichkeit ist sogar noch beängstigender, falls Abidan recht hatte und es wirklich einen mächtigeren Hintermann gibt.«

      Declan konnte wieder nur beipflichten. Überall schien man nun die Möglichkeit eines weiteren Anschlags zumindest nicht auszuschließen, überall – außer beim leitenden Ermittler des FBI, der Baktayews Tod in Declans Augen bereitwillig für einen Fakt hielt.

      Harel bot ihm wieder die Hand an, und Declan drückte sie kräftig, während er Blickkontakt hielt. Dann ging Harel zurück zu den beiden anderen Männern in Anzügen – Bodyguards, wie Declan nun erkannte. Als er von der Rampe des Flugzeugs stieg, blickte er in die Autos, die ringsum standen. In jedem Fahrzeug konnte er Gesichter ausmachen, die aussahen, als sei nicht mit ihnen zu spaßen. Nun war eindeutig klar, dass sie dem Schutz des ehemaligen Premierministers dienten.

      Leicht fröstelnd im kalten Wind, der von Süden her übers Rollfeld wehte, ging Declan zu Osman und Nazari zurück, die bei David und Zeva Kafni standen.

      »Ich möchte, dass du uns besuchst, Declan«, sagte die Mutter. »Ich würde deine Frau gerne kennenlernen.«

      »Wir kommen«, versprach er. »Gib uns Bescheid, wenn ihr wieder zu Hause seid.«

      Sie legte eine Hand auf seinen Arm und lächelte. »Danke für alles, was du im Laufe der Jahre für uns getan hast.«

      Declan bewegte sich auf das Tor des Hangars zu, während er beobachtete, wie die beiden Leibwächter die Kafnis an Bord begleiteten, wo sie einer langen Reise zurück nach Israel entgegensahen. Wenige Augenblicke später brausten die Triebwerke der Boeing ohrenbetäubend laut auf, und die Maschine rollte zum Anfang der Startbahn. Declan atmete tief durch, als er Zorn in sich emporsteigen spürte. Bilder von Ruslan Baktayews Messer, dessen Klinge die Luft zu Abidans Hals hin zerschnitt, schossen ihm durch den Kopf, und die Erkenntnis, dass er selbst vergeblich zur Rettung hatte schreiten wollen, kratzten an seinem Bewusstsein wie Glassplitter. Der brüllende Lärm des Flugzeugs übertönte alle anderen Geräusche in der Umgebung, während es die Bahn entlangraste. Binnen Sekunden war es zu einem kleinen Punkt am dunkler werdenden Horizont geschrumpft – und mit ihm, das wusste Declan, verschwand Abidan Kafni für immer aus seinem Leben.

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