PUCKI & POMMERLE: Alle 18 Bücher in einem Band. Magda Trott. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Magda Trott
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9788027221257
Скачать книгу
hat gehört, wie mutig du gewesen bist, nun kommt er, nach dir zu schauen.«

      Pommerle streckte dem Knaben die Hände entgegen. Herbert hatte unter den Arm eine Zigarrenkiste geklemmt, die er auf das Bett des kleinen Mädchens stellte.

      »Ich hab' dir was Schönes mitgebracht.«

      Neugierig machte Pommerle den Deckel auf. Drei große, schwarze Käfer krochen darin herum.

      »Drei schöne Mistkäfer,« sagte Herbert stolz, »ich habe sie für dich aus dem Walde geholt.« Bei diesen Worten nahm er einen der Käfer aus der Kiste und setzte ihn Pommerle aufs Bett.

      »Oh, sieh nur, Tante,« jubelte Pommerle, »das ist der Fauna von der Ostsee!«

      »Und hier hast du noch zwei Faunas,« sagte Herbert stolz, indem er auch die beiden anderen Käfer auf die Decke setzte und dann die Kiste wieder unter den Arm klemmte.

      Pommerle empfand gar keinen Abscheu vor den großen Käfern, die auf der Bettdecke umherkrochen.

      »Sind das nicht süße Tierchen, Tante?«

      Frau Bender war nun gerade nicht dieser Meinung.

      »Ich denke, Herbert, du nimmst die drei Käfer wieder mit hinaus und trägst sie zurück in den Wald.«

      »O nein,« sagte Herbert strahlend, »ich habe die Fauner für die Hanna mitgebracht, sie soll sie behalten. Darüber kann der Herr Pommerle auch ein Buch schreiben.«

      »Ja, die nehme ich mit nach Hirschberg und setze sie in den Garten.«

      Frau Bender verlangte etwas energischer, daß Pommerle den Tee trinke.

      »Du hast sicherlich Zeit, mein Junge, du kannst Pommerle noch ein wenig Gesellschaft leisten, denn ich habe jetzt draußen zu tun. Und nun trinke.«

      Pommerle trank den Tee, stippte mit dem Finger in die Tasse und hielt den feuchten Daumen dem einen Käfer hin.

      »Er soll wenigstens 'mal dran lecken.«

      »Vielleicht trägst du die Käfer doch erst zurück in den Wald, Herbert.«

      Aber Pommerle bat so herzlich, daß man ihr zunächst die drei Käfer noch ließ.

      Frau Bender war aus dem Zimmer gegangen.

      »Ich wollte dir noch 'nen Salamander bringen, Hanna, aber den habe ich nicht gekriegt. Aber ich schenke dir noch einen. Wenn die Mutter zurückkommt, hole ich ihn.«

      »Ist der kaputte Kopf deiner Mutti nun wieder zusammengewachsen?«

      »Der alte Ehlert sagte, die Ärzte haben die Stücken zusammengeklebt, nun geht es wieder.«

      Pommerle horchte auf. »Womit kleben sie denn?«

      »Ich weiß das nicht.«

      »Der Onkel klebt mit Leim.«

      »Da werden sie wohl auch so etwas haben, was sie sich aus der Apotheke holen. Dem einen haben sie 'mal ein Loch im Kopfe zusammengenäht, aber der Ehmke sagte, wenn der Kopf hinten kaputt ist, können sie nicht nähen.«

      »Nein,« sagte Pommerle, »dort ist es zu fest, dort müssen sie kleben. – Wird deine Mutti nun wieder gesund?«

      »Ja, aber es dauert noch eine Weile.«

      »Na, dann sei froh!«

      Während die beiden Kinder noch über Herberts Mutter sprachen, erschien Professor Bender mit einer großen Tüte.

      »Onkel,« rief ihm Pommerle begeistert entgegen, »in meinem Bett krabbelt der Fauna von der Ostsee!«

      Der Professor lachte, als er die drei Käfer sah. »Die könnt ihr nachher wieder in den Wald bringen.« – –

      »Willst du nicht zuerst darüber schreiben, Onkel?«

      »Das hab' ich schon getan, Pommerle, dieselben Käfer haben wir auch im Riesengebirge. Wenn wir erst wieder in Hirschberg sind, zeige ich dir das Bild in dem großen Buche.«

      »Die Käfer haben wir nur hier,« rief Herbert entrüstet, schlug sich aber sogleich wieder auf den Mund und sagte leise: »Und im Riesengebirge, ich weiß schon.«

      »Mistkäfer sind es, Onkel, süße, liebe Mistkäfer! Aber sie riechen gar nicht nach Mist.«

      »Schau 'mal, mein Kleines, was ich dir mitgebracht habe. Weil du so tapfer warst, bekommst du diese Tüte.«

      Pommerle blinzelte mit den Augen. »Ach, Onkel,« sagte das Kind seufzend, »wenn du mir die Hälfte davon gibst, werde ich mich sehr freuen. Die andere Hälfte habe ich nicht verdient.«

      »Nimm doch die ganze,« rief Herbert.

      »Warum hast du denn nur die halbe verdient, Pommerle?«

      »Ich wollte es euch schon vorhin sagen, aber da mußte ich stille sein. – Wegen der Hella hab' ich mir doch gar nicht das Gesicht zerschlagen, und die Nase hat auch schon vorher geblutet. Ich hab' es nur nachher nicht mehr gewußt, weil ich so in Angst war. Als ich auf dem Stein gehüpft bin, bin ich ausgerutscht – da hat die Nase mächtig geblutet. Da ist dann die Hella aufgestiegen – –«

      »Auf deine Nase?«

      »Nein – auf den Stein, ich hab' im Sande gelegen und geblutet, und auf einmal ging es patsch – und da war sie weg!«

      »Du willst also damit sagen, daß das übermütige Pommerle wieder 'mal recht wild gewesen ist?«

      »Ja, Onkel! Aber dann hab' ich der Hella doch den Besen zugeworfen. Die halbe Tüte könntest du mir schon geben.«

      Professor Bender ließ sich ausführlich erzählen, was das Kind erlebt hatte. Es war allerdings ein wenig anders, als man ihm das Rettungswerk berichtet hatte. Aber das stand fest, die Kleine hatte sich auf jeden Fall so überlegt und tapfer gezeigt, hatte gleich an die richtige Hilfe gedacht, daß dem Kinde die Tüte zur Belohnung gegeben werden konnte.

      »Deine Strafe für das wilde Spielen hast du schon weg, vielleicht wäre die kleine Hella erst gar nicht ins Wasser gefallen, wenn du nicht vorher auf dem Stein herumgesprungen wärest. – Du darfst trotzdem die ganze Tüte nehmen, denn durch deine Überlegung hast du doch deiner kleinen Freundin das Leben gerettet.«

      Nun war Pommerle zufrieden. Die schwere Last hatte es sich von der Seele gewälzt, und trotzdem wurde es noch gelobt. Es griff sofort in die Tüte, nahm sich zuerst selbst einen großen Bonbon heraus, reichte einen zweiten dem Herbert und legte einen dritten auf die Bettdecke für die Käfer.

      Da Professor Bender sah, daß das kalte Bad seiner kleinen Pflegetochter nichts zu schaden schien, war es wohl das Beste, wenn Pommerle bald wieder aufstand und man von der Sache nun nicht mehr redete, denn zu viel Lob war für ein Kindergemüt nicht gut.

      Aber es kam ganz anders. Gegen Abend erschien Besuch, und zwar verlangten die Eltern des geretteten Mädchens Pommerle und die Professorseheleute zu sprechen.

      Frau Jäger kam ins Zimmer zu Pommerle und fragte nach Tante und Onkel. Beide waren für kurze Zeit ins Dorf gegangen, um einzukaufen.

      »Pommerle, da ist der Herr Oberstaatsanwalt Wangler und seine Frau, sie wollen dich sprechen.«

      »Oh,« sagte Pommerle nur und legte die Puppe, mit der es soeben gespielt hatte, zur Seite. Wenn in Hirschberg Besuch kam, wollte er stets zum Onkel oder der Tante. Aber heute kamen Erwachsene zu ihm. »Wir lassen die Herrschaften bitten, einzutreten.« So sagte die Tante immer, wenn Anna Besuch anmeldete.

      Was wollte der Ober? – Pommerle griff wieder nach der Puppe, als könne es bei ihr eine Stütze finden. Es hatte eben noch den Schädel des Puppenkindes untersucht und festgestellt, daß man den Schädel nicht nähen könne, daß man ihn wirklich leimen müsse, wenn er 'mal kaputt sei.

      Herr und Frau Wangler betraten das Zimmer, Pommerle legte sich hastig im Bettchen um, zog die Decke bis an die Nase und schaute den Eintretenden neugierig entgegen.

      »Der Herr Professor muß jeden