Die Vampirschwestern - Das Buch zum Film. Franziska Gehm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Franziska Gehm
Издательство: Bookwire
Серия: Die Vampirschwestern
Жанр произведения: Книги для детей: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783732003198
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bekam ein wenig Angst.

      Daka bekam ein wenig Langeweile. „Und dann?“, fragte sie.

      „Und dann“, flüsterte Opa Gustav, „dann hat sie plötzlich behauptet, Vampire hätten sie gejagt. Sie seien mit ihr herumgeflogen und hätten sie auf dem Kirchturm ausgesetzt.“ Wieder machte Opa Gustav eine Pause und starrte seine Tochter und ihre Familie mit durchdringendem Blick an. Mihai sah auffordernd zu Elvira und Elvira erschrocken zu ihrem Vater.

      Daka grinste. „Vampire? Hier in Bindburg?“

      „Ja, genau. Vampire!“, bestätigte Opa Gustav und dann lachte er wild und hielt sich zwei Finger an den Mund, als seien es Eckzähne. „Vampire in Bindburg! So was kann sich auch nur eine Frau ausdenken!“ Empört boxte ihm Oma Rose in die Seite. „Aua!“, rief er, doch Oma Rose lächelte nur zuckersüß.

      Mihai versuchte, Elvira mit seinem Blick ein Zeichen zu geben. Doch Elvira schüttelte ihre roten Locken und sagte drohend: „Nein! Nicht jetzt!“

      Opa Gustav bekam davon nichts mit. „Na ja, jedenfalls ist sie prompt im Irrenhaus gelandet und bis jetzt nicht mehr herausgekommen.“

      Noch einmal gab Mihai Elvira mit den Augen ein Zeichen, aber die schüttelte wieder nur den Kopf. Oma Rose sah die Verzweiflung ihrer Tochter und schaltete sich ein. „So, Gustav! Jetzt lass mal die alten Schauergeschichten. Wir freuen uns jedenfalls sehr, dass wir euch endlich hier bei uns haben.“

      Oma Rose umarmte Elvira und Mihai trat blitzschnell vor, um Opa Gustav eine Kopfnuss zu verpassen. Doch Opa Gustav riss schnell seine Hände vor die Stirn und grinste stolz: „Ha! Spitzenreaktion, was?“

      Mihai war beeindruckt. Auch wenn Opa Gustav keine Ahnung hatte, wer sein Schwiegersohn war, so kannte er doch den typisch transsilvanischen Gruß. Lachend schüttelten sich die beiden Männer die Hände.

      „So, jetzt gehen wir aber mal rein. Ich bin schon sehr neugierig“, sagte Oma Rose.

      Oma Rose sollte nicht enttäuscht werden. Auch wenn sie ihre Tochter und ihre Familie schon öfter in Bistrien besucht hatte und um deren Geheimnisse wusste, war sie auf so viel vampwanischen Einfluss doch nicht gefasst gewesen. Elvira bemerkte ihre Blicke und nahm schnell den Kerzenständer vom Wohnzimmertisch. „Puh“, machte sie. „Der gehört unbedingt poliert.“

      Opa Gustav starrte Mihais Familienwappen an. „Äh, was ist denn das für ein Bild?“

      Mihai setzte stolz zu einer Antwort an: „Das ist unser Familienwap…“

      „Moderne Kunst. Mihais Cousin dritten Grades ist ein berühmter Künstler“, unterbrach Elvira ihn und erntete dafür einen wütenden Blick von Mihai. Entschuldigend zuckte Elvira mit den Schultern.

      „Aha. Davon verstehe ich nichts, aber Rose, du bist doch die Kunstexpertin“, wandte sich Opa Gustav an seine Frau. Oma Rose liebte Kunst und arbeitete seit acht Jahren als Museumsführerin im Kunstpalais Bindburg.

      „Ach, ich finde es wunderbar! Ganz wunderbar, Mihai“, säuselte Oma Rose. „Du hast einfach ein Händchen für das Besondere“, fügte sie dann mit Betonung auf Besondere hinzu und sah ihre Tochter eindringlich an.

      Ein Zimmer für zwei

      Für die Vampirschwestern ging der erste Tag in Deutschland zu Ende. Die Nacht kam und mit jedem Strahl des Mondes wurden Silvania und Daka wacher. Silvania nutzte die Zeit, um ihre Sachen auszupacken und ihren riesigen Klamottenberg in den Schrank zu räumen. Dann sortierte sie ein paar Zeitschriften auf ihrem Bett. Zufrieden blickte sie sich um. Ihr neues Reich gefiel ihr – bis zu der Grenze, wo Dakas Zimmerhälfte begann. Überall standen da noch die Umzugskisten. Daka hatte erst ganz wenig ausgeräumt, darunter das Foto von ihrer alten Klasse und das Poster ihrer absoluten Lieblingsband Krypton Krax. Das hing genau über ihrem Schiffschaukelsargbett, in dem Daka gelangweilt herumlümmelte.

      Silvania war genervt. Erstens, weil Elvira ihnen versprochen hatte, dass sie jeder ein eigenes Zimmer bekommen würden. Zweitens, weil Elvira ein paar Klobrillen aus Bistrien mitgebracht hatte, die sie dort günstig erstanden hatte. Drittens, weil es genau 250 Klobrillen waren, die jetzt in dem Zimmer lagerten, das eigentlich Silvanias hätte sein sollen. Sie seufzte. „Ich bin gleich fertig mit Einräumen und du?“, fragte sie betont freundlich, denn sie wollte sich nicht gleich in der ersten Nacht mit Daka streiten.

      „Kein Bock“, antwortete Daka.

      Silvania versuchte, sich nicht aufzuregen, und blätterte in ihrer Pferdezeitschrift. Ihr Blick blieb an einem Poster von einem reitenden Mädchen hängen. Begeistert riss sie es raus und hielt es über ihr Bett. „Daka, wie findest du das? Ist das nicht zensatoi futzi?“

      „Total peinlich!“, befand Daka und flopste sich an eine schwere Eisenkette, die oben an der Zimmerdecke hing. Kopfüber baumelte sie an der Kette und grinste zufrieden. Das hatte sie sich schon die ganze Fahrt über gewünscht. Gepflegt abhängen.

      Silvania fand das gar nicht lustig. „Spinnst du? Komm da sofort wieder runter. Wenn dich jemand sieht!“

      „Ha! Wer soll mich denn hier sehen? Dann müssten unsere Nachbarn schon im zweiten Stock am Fenster vorbeifliegen. Das können Menschen aber nicht! Mal abgesehen davon hängen Menschen doch auch gern ab! Und überhaupt, ich kann hier fliegen und flopsen, so viel ich will. Ich darf mich bloß nicht erwischen lassen.“ Mit einem schwungvollen Salto hob Daka ab und landete KNAUTSCH! auf Silvanias Strohhut. „Hoppla!“

      „Pass doch auf, Daka. Den brauch ich noch!“ Wütend riss Silvania ihrer Schwester den Hut weg.

      Die flopste zurück auf ihr Bett und nahm Karlheinz aus seinem Aquarium. Liebevoll streichelte sie ihn. „Nicht wahr, Karlheinz, du verstehst mich! Ich muss schließlich für meinen Trans-Europa-Flug trainieren.“ Karlheinz antwortete zwar nicht direkt, aber er kroch verständnisvoll auf Dakas Hand herum. „Wenn ich nämlich 2000 Kilometer am Stück draufhab, dann flieg ich zurück nach Bistrien. Hier bleib ich keinen Tag länger als nötig.“

      Silvania versuchte immer noch, ihren eingedellten Strohhut zu retten. „Sei doch nicht so negativ, Daka. Es ist so schön hier in Deutschland. Sieh’s mal so: Wir sind Halbvampire. Halb Mensch, halb Vampir. Jetzt haben wir 12 Jahre als Vampire gelebt. Hier können wir endlich mal unsere menschliche Seite ausprobieren.“

      „Ich will aber kein Mensch sein. Ich will ein Vollblutvampir sein!“

      „Also, ich finde Menschsein toll. Endlich können wir richtige Mädchen sein. Wir können uns schminken, eine beste Menschenfreundin finden und vielleicht sogar süße Jungs kennenlernen. Zum Beispiel dieser Nachbar, der sah doch voll gut aus!“

      „Bäh, dieser uralte Komposttyp? Überhaupt, Menschenjungs. Die interessieren mich so was von gar nicht. Der einzige Mann, der mich interessiert, ist Murdo. Und der ist in Bistrien.“ Daka blickte leicht verträumt zu ihrem Krypton-Krax-Poster auf.

      Silvania sah extrem genervt zu Daka. „Murdo Dako ist 20, also auch uralt, und außerdem Rockstar. Der weiß doch gar nicht, dass es dich gibt! Und jetzt räum dein Zeug endlich mal ein, aber rapedadi. Vielleicht lernen wir schon morgen in der Schule neue Freunde kennen. So können wir die hier ja nie reinlassen.“

      „Ich will keine neuen Freunde. Ich hab schon welche.“

      Daka streichelte wieder Karlheinz, der wohlig pupste.

      „Pfui, Karlheinz. Igitt!“ Angewidert verzog Silvania das Gesicht.

      Dann war Schlafenszeit, obwohl es mitten in der Nacht war. Silvania und Daka hatten ihrer Mutter versprochen, sich den Schlafgewohnheiten der Menschen anzupassen. Hellwach lagen sie in ihren Betten und versuchten, müde zu werden. Ein bisschen klappte es sogar. Nach einer Weile zumindest.

      „Boi noap, kleine Vampirschwester“, flüsterte Silvania, denn auch wenn sie manchmal stritten, hatte sie Daka wirklich gern.

      „Boi noap, große Menschenschwester“, murmelte Daka.

      Nach einer noch längeren Weile brummte Daka: „Silvania, schläfst du schon?“

      „Ja.“

      „Ich