La San Felice Band 7. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
Sie, Signora, wenn ich ein wenig zu frei mit der Sprache herausgehe –«

      »Du bedarfst keiner Entschuldigung. Du hast eine Familie, sagtest Du, und diese Familie, wolltest Du sagen, wird nicht erlauben, daß Du Neapel verlässest.«

      »Allerdings nicht, Signora, das weiß ich bestimmt,« antwortete Giovannina rasch.

      »Aber,« fuhr Luisa fort, indem sie bedachte, daß es für Salvato weniger grausam sein würde, wenn er in ihrer Abwesenheit Jemanden fände, mit dem er von ihr sprechen könnte, als wenn die Thür verschlossen und das Haus stumm wäre, »aber würde deine Familie Dir wohl erlauben, daß Du als eine vertraute, mit der Bewachung des Hauses beauftragte Person hier bliebest?«

      »O, was das betrifft, ganz gewiß!« rief Nina mit einer Lebhaftigkeit, welche Luisa, wenn sie die mindeste Ahnung von dem gehabt hätte, was in dem Herzen ihrer Dienerin vorging, die Augen hätte öffnen müssen.

      Dann sich mäßigend setzte Nina hinzu:

      »Es wird stets eine Ehre und eine Pflicht für mich sein, Ihrem Interesse dienen zu können, Signora.«

      »Nun dann, Nina, dann wirst Du, obschon ich an deinen Dienst gewöhnt bin, hier bleiben,« sagte Luisa. »Vielleicht dauert unsere Abwesenheit nicht lange. Während dieser Abwesenheit wirst Du zu Allen, welche sich einfinden werden, um mich zu sehen – merke wohl, was ich sage, Nina – Du wirst sagen, die Pflicht meines Gemahls sei, dem Prinzen zu folgen, und meine Pflicht sei, meinem Gatten zu folgen. Du wirst sagen – denn Du, die Du selbst nicht Neapel verlassen willst, begreift besser als irgend Jemand, wie schwer mir dieser Abschied ankommt – Du wirst sagen, daß ich mit thränenden Augen mein erstes und zur Stunde der Abreise mein letztes Lebewohl jedem der Zimmer dieses Hauses und jedem der in diesen Zimmern enthaltenen Gegenstände sagte. Und wenn von diesen Thränen spricht, weißt Du, daß Du es nicht eitle Worte sind, denn Du hast sie selbst fließen sehen.«

      Luisa brach bei diesen letzten Worten in lautes Schluchzen aus.

      Nina betrachtete ihre Herrin mit einer gewissen Freude und benutzte den Umstand, daß Luisa, weil sie das Tuch vor die Augen hielt, nicht den flüchtigen Ausdruck lesen konnte, der über ihr Gesicht zuckte.

      »Und,« hob sie zögernd an, »wenn nun Signor Salvato kommt, was soll ich diesem sagen?«

      Luisa nahm das Tuch vom Gesicht und antwortete mit erhabener heiterer Ruhe:

      »Daß ich ihn immer noch liebe und daß diese Liebe so lange dauern wird als mein Leben. Sage Michele, er solle nicht fortgehen. Ich habe vor meiner Abreise noch mit ihm zu sprechen und ich rechne darauf, daß er mich bis an das Boot geleitet.«

      Nina verließ das Zimmer.

      Als Luisa sich allein sah, drückte sie ihr Gesicht in das auf dem Bett liegen gebliebene Kopfkissen, ließ einen Kuß in der auf diese Weise bewirkten Vertiefung zurück und verließ das Zimmer ebenfalls.

      Es hatte eben drei Uhr geschlagen und der Chevalier trat mit seiner gewohnten Pünktlichkeit, die durch nichts gestört werden konnte, durch die Thür seines Arbeitscabinets in das Speisezimmer, während Luisa durch die ihres Schlafzimmers hereintrat.

      Michele stand draußen vor der Hausthür auf der Terrasse.

      Der Chevalier suchte ihn mit den Augen.

      »Wo ist denn Michele?« fragte er. »Er ist doch nicht schon wieder fort, hoffe ich?«

      »Nein,« sagte Luisa, »hier ist er. Komm doch herein, Michele! Der Chevalier fragt nach Dir und ich habe auch mit Dir zu sprechen.«

      Michele trat ein.

      »Du weißt wohl, was dieser junge Mann gethan hat?« fragte der Chevalier seine junge Gattin, indem er ihm die Hand auf die Schulter legte.

      »Nein,« antwortete Luisa, »jedenfalls aber ist es etwas Gutes gewesen.«

      Dann setzte sie in wehmüthigem Tone hinzu:

      »In der Marinella nennt man ihn Michele den Narren. Die Freundschaft aber, die er für uns hegt, vertritt, wenigstens in meinen Augen, bei ihm die Stelle des Verstandes.«

      »Ach!«, rief Michele, »das war sehr gut gesagt.«

      »Es lohnt allerdings nicht der Mühe, davon zu sprechen,« fuhr San Felice mit seinem gutmüthigen Lächeln fort. »Ich bin so zerstreut, daß ich, als ich nach Hause kam, Dir nichts davon gesagt habe. Er hat mir sehr wahrscheinlich das Leben gerettet.«

      »Na, wenn es weiter nichts ist!« rief Michele dazwischen.

      »Das Leben gerettet! Wieso denn?« fragte Luisa mit einer auffallenden Veränderung in ihrem Ton.

      »Denke Dir, daß ein Bösewicht auf mich zukam, welcher mich zwingen wollte, den Kopf jenes unglücklichen Ferrari zu küssen, und der, weil ich dies nicht wollte, mich einen Jakobiner nannte! Es ist bei jetziger Zeit sehr gefährlich, ein Jakobiner genannt zu werden. Das Wort begann auch wirklich schon eine Wirkung zu äußern, Michele aber warf sich zwischen mich und die Menge, schwang seinen Säbel und der Mann ging fort, während er, glaube ich, noch Drohungen gegen mich ausstieß. Was konnte er denn gegen mich haben?«

      »Nicht gegen Sie, sondern wahrscheinlich gegen Ihr Haus. Sie erinnern sich, was Doctor Cirillo Ihnen von einem Mord erzählte, welcher in der Nacht vom 22. zum 23. September unter Ihren Fenstern verübt ward. Dieser Mensch ist nun eben einer von jenen fünf oder sechs Schurken, welcher von dem, den sie ermorden wollten, selbst so trefflich bedient wurde.«

      »Ah, also unter meinem Fenster hat er die Schmarre davongetragen, welche er unter dem Auge hat?«

      »Sehr richtig.«

      »Dann begreife ich, daß er diesen Ort mit ungünstigem Auge betrachtet. Aber was geht die Sache mich an?«

      »Eigentlich nichts, wenn sie aber auf dem Altmarkt Geschäfte abzumachen haben, so möchte ich sagen: Wenn es Ihnen gleich ist, Herr Chevalier, so gehen Sie nicht ohne mich hin.«

      »Ich verspreche es Dir Und nun umarme deine Schwester, mein Sohn, und setze Dich mit uns zu Tische.«

      Michele war gewöhnt an diese Ehre, welche der Chevalier und Luisa ihm von Zeit zu Zeit erzeigten. Er machte daher keine Schwierigkeiten, die Einladung anzunehmen, besonders jetzt, wo er, zum Capitän ernannt, einige der Sprossen der sozialen Stufenleiter erstiegen, welche ihn früher von seinem edlen Freunde trennten.

      Gegen vier Uhr fuhr ein Wagen an der Hausthür vor und Nina ließ den Secretär des Herzogs von Calabrien ein, welcher mit dem Chevalier in ein Cabinet ging, aber fast sofort wieder herauskam.

      Michele hatte gethan, als ob er nichts sähe.

      Als der Chevalier wieder aus seinem Cabinet herauskam und nachdem er den Secretär des Prinzen bis an seinen Wagen geleitet, gab er Luisa einen Wink, um sie zu fragen, ob er sie Michele anvertrauen könne.

      Luisa, welche wußte, daß Michele noch weit eher für sie als für den Chevalier das Leben lassen würde, antwortete mit »Ja«.

      Der Chevalier sah Michele einen Augenblick an.

      »Mein lieber Michele,« sagte er zu ihm, »Du wirst uns versprechen, keinem Menschen, wer er auch sei, auch ein einziges Wort von dem Geheimniß mitzutheilen, welches ich im Begriffe stehe Dir anzuvertrauen.«

      »Weißt Du, was es ist, Schwesterchen?«

      »Ja.«

      »Und es gilt also zu schweigen?«

      »Du hörst, was der Chevalier Dir sagt.«

      Michele machte sich ein Kreuz über den Mund.

      »Sprechen Sie. – Es ist so gut, als ob der Beccajo mir die Zunge ausgeschnitten hätte.«

      »Wohlan, Michele, diese Nacht reist Alles ab.«

      »Wie so, Alles? Wer denn?«

      »Der König, die Königin, die königliche Familie, wir selbst.«

      Luisa traten die Thränen in die Augen.

      Michele warf einen raschen Blick auf sie und sah diese Thränen.

      »Und nach welchem Lande