La San Felice Band 7. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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halb drei Uhr war der Chevalier San Felice, seiner Gewohnheit gemäß, nach Hause zurückgekommen und hatte mit einer Aufregung, die sonst gar nicht in seiner Gewohnheit lag, zweimal gerufen:

      »Luisa! Luisa!«

      Luisa eilte sofort hinaus in den Corridor, denn als sie die Stimme ihres Gatten vernahm, verrieth der Ton derselben ihr sofort, daß etwas Außerordentliches vorgegangen war, und als sie ihn sah, ward sie davon überzeugt.

      Der Chevalier war in der That sehr bleich.

      Von den Fenstern der Bibliothek aus hatte er gesehen, was in der Straße San Carlo geschehen war, nämlich die Ermordung des unglücklichen Ferrari.

      Da der Chevalier trotz seines sanften Aeußern außerordentlichen Muth besaß, und zwar jenen Muth, welcher großen Herzen ein tiefes Gefühl von Menschlichkeit verleiht, so war seine erste Bewegung gewesen, hinunter und dem Courier zu Hilfe zu eilen, in welchem er den des Königs recht wohl erkannte. An der Thür der Bibliothek ward er jedoch von dem Kronprinzen aufgehalten, der mit seiner schmeichelnden kalten Stimme ihn fragte:

      »Wo wollen Sie hin, San Felice?«

      »Wo ich hin will, wo ich hin will?« antwortete San Felice. »Wissen Eure Hoheit denn nicht, was vorgeht?«

      »O doch, ich weiß es. Man ermordet einen Menschen. Ist es aber etwas so Seltenes, wenn in den Straßen von Neapel ein Mensch ermordet wird, daß Sie sich in so hohem Grade damit beschäftigen?«

      »Aber der, welchen man jetzt ermordet, ist ein Diener des Königs.«

      »Ich weiß es.«

      »Es ist der Courier Ferrari.«

      »Ich habe ihn erkannt.«

      »Aber warum erwürgt man einen Unglücklichen unter dem Rufe: Nieder mit den Jakobinern! da doch im Gegentheil dieser Unglückliche einer der treuesten Diener des Königs ist?«

      »Wie? Warum? Haben Sie die Correspondenz Macchiavellis, des Vertreters der herrlichen florentinischen Republik in Bologna, gelesen?«

      »Allerdings habe ich sie gelesen, gnädigster Herr.«

      »Nun, dann kennen Sie also wohl die Antwort, welche er den florentinischen Magistratspersonen in Bezug auf die Ermordung Ramiro's d’Orco gab, dessen Körper man geviertheilt an den vier Ecken des Marktplatzes von Imola auf vier Pfähle gespießt gefunden?«

      »Ramiro d’Orco war wohl ein Florentiner?«

      »Ja und deswegen glaubte der Senat von Florenz das Recht zu haben, von dem Gesandten nähere Auskunft über diesen seltsamen Mord zu verlangen.«

      San Felice dann eine Weile nach und sagte dann:

      »Ja; Macchiavelli antwortete: Erlauchte Herren, ich kann Ihnen über den Tod des Ramiro d’Orco weiter nichts sagen, als daß Cäsar Borgio der Fürst ist, welcher es am besten versteht, die Menschen, je nach ihrem Verdienst, zu erheben und zu vernichten!«

      »Wohlan, entgegnete der Herzog von Calabrien mit mattem Lächeln, »dann steigen Sie nur wieder auf Ihre Leiter, mein lieber Chevalier, und erwägen Sie die Antwort Macchiavellis.«

      Der Chevalier stieg wieder auf seine Leiter und hatte noch nicht die drei ersten Stufen erstiegen, so begriff er auch schon, daß eine Hand, welche Interesse an Ferraris Tod besaß, die Schläge, die ihn getroffen, geleitet hatte.

      Eine Viertelstunde später rief man den Prinzen im Auftrag seines Vaters.

      »Verlassen Sie den Palast nicht eher, als bis Sie mich wieder gesehen haben werden,« sagte der Herzog von Calabrien zu dem Chevalier, »denn aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich Ihnen etwas Neues mitzutheilen haben.«

      In der That trat noch vor Ablauf einer Stunde der Prinz wieder ein.

      »San Felice,« sagte er, »Sie erinnern sich wohl noch des mir gegebenen Versprechens, mich nach Sicilien zu begleiten?«

      »Ja, Hoheit.«

      »Sind Sie immer noch bereit, dieses Versprechen zu halten?«

      »Ja wohl, nur –«

      »Was?«

      »Als ich meiner Gattin erzählte, welche Ehre Eure Hoheit mir zu erzeigen gesonnen sind –«

      »Nun?«

      »Verlangte sie mich begleiten zu dürfen.«

      Der Prinz stieß einen Freudenruf aus.

      »Dank für diese gute Nachricht, Chevalier!« rief er. »Ah, dann wird also die Prinzessin eine Begleiterin haben, die ihrer würdig ist. Ihre Gattin, San Felice, ist das Musterbild der Frauen, dies weiß ich, und Sie werden sich erinnern, daß ich sie zur Ehrendame der Prinzessin verlangte, denn sie wäre nicht blos dem Namen, sondern auch der That nach eine wirkliche Ehrendame gewesen. Sie wollten aber damals nicht. Heute kommt sie von selbst zu uns. Sagen Sie ihr, mein lieber Chevalier, daß sie willkommen sein wird.«

      »Ich werde es ihr sagen, Hoheit.«

      »Warten Sie doch. Ich habe Ihnen noch nicht Alles gesagt.«

      »Ich höre.«

      »Noch diese Nacht reisen wir Alle ab.«

      Der Chevalier machte große Augen.

      »Ich glaubte,« sagte er, »der König hätte beschlossen, nur im äußersten Nothfalle fortzugehen.«

      »Ja, aber durch Ferraris Ermordung sind alle seine Entschlüsse über den Haufen geworfen worden. Um halb elf Uhr verläßt er das Schloß und begibt sich mit der Königin, den Prinzessinnen, meinen beiden Brüdern, den Gesandten und den Ministern an Bord von Lord Nelsons Schiff.«

      »Aber warum nicht an Bord eines neapolitanischen Schiffes? Nach meiner Ansicht ist es eine Beleidigung für die ganze neapolitanische Marine, wenn er auf diese Weise einem englischen Schiffe den Vorzug gibt.«

      »Die Königin hat es so gewollt, und ohne Zweifel zur Entschädigung soll ich die Reise mit dem Schiffe des Admirals Caracciolo machen. Folglich werden Sie sich mit mir an Bord dieses Schiffes begeben.«

      »Zu welcher Stunde?«

      »Dies weiß ich selbst noch nicht. Ich werde es Ihnen sagen lassen. Auf alle Fälle halten Sie sich bereit. Wahrscheinlich wird es zwischen zehn Uhr und Mitternacht geschehen.«

      »Sehr wohl, Hoheit.«

      Der Prinz ergriff die Hand des Chevaliers, sah ihn an und sagte:

      »Sie wissen, daß ich auf Sie rechne.«

      »Sie haben mein Wort, Hoheit,« antwortete San Felice, sich verneigend; »und die Ehre, Sie zu begleiten, ist für mich zu groß, als daß ich nur einen Augenblick lang zögern sollte, sie anzunehmen.«

      Nachdem der Chevalier dies gesagt, nahm er Hut und Regenschirm und entfernte sich.

      Die immer noch grollende Menge erfüllte die Straßen. Auf dem Platze des Palastes selbst hatte man zwei oder drei Feuer angezündet, woran man Fleischstücke von Ferraris Pferd auf den glühenden Kohlenbriet.

      Was den unglücklichen Courier betraf, so war er in Stücke zerrissen worden. Der Eine hatte die Beine, der Andere die Arme genommen; dann hatte man Alles auf spitzige Stöcke – die Lazzaronis hatten damals noch weder Piken noch Bajonette – gespießt und trug diese scheußlichen Trophäen unter dem Rufe: »Es lebe der König! Nieder mit den Jakobinern!« in den Straßen umher.

      Am Riesenhügel begegnete der Chevalier dem Beccajo, welcher sich des Kopfes des Gemordeten bemächtigt, ihm eine Orange in den Mund gesteckt hatte und diesen Kopf auf der Spitze eines Stockes umhertrug.

      Als der Beccajo einen Mann in guter Kleidung – was in Neapel das Kennzeichen des Liberalismus war – erblickte, kam er auf die Idee, den Chevalier zu zwingen, Ferraris Kopf zu küssen.

      Wir haben jedoch schon gesagt, daß der Chevalier nicht der Mann war, welcher sich fürchtete. Er weigerte sich, dem an ihn gestellten Verlangen zu willfahren und stieß den elenden Mörder mit Entrüstung zurück.

      »Verwünschter Jakobiner!« rief der Beccajo; »ich will, daß Du diesen