Salvator. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
isbn:
Скачать книгу
besser!« erwiderte der Agent.

      »Ich habe sie im Posthause von Bondy gelassen, als ich meine Courier-Verkleidung ablegte, um meine Postillons-Tracht anzuziehen.«

      »Wie?« fragte der Agent.

      »Ja,« sagte Gibassier lachend ; »zum Glücke brauche ich keine Papiere.«

      »Wie, Sie brauchen keine Papiere?«

      »Nein.« .

      Und sich dem Ohre des Agenten nähernd, sagte er:

      »Ich bin Einer der Ihrigen.«

      »Der Unserigen ?«

      »Ja, lassen Sie mich also passieren.«

      »Ah! Ah! Sie haben Eile, wie es scheint?«

      »Ich folge Jemand,« sagte Gibassier mit einer Miene des Einverständnisses und mit dem Auge blinzelnd.

      »Sie folgen Jemand?«

      »Ich folge einem Verschwörer, und zwar einem der Gefährlichsten.«

      »Wahrhaftig! Und wo ist dieser Jemand?«

      »Ei! Sie mußten ihn sehen: es ist der Mann, der so eben hinabging ; fünfzig Jahre, ergrauender Schnurrbart, bürstenförmig geschnittene Haare, militärische Tournure. Sie haben ihn nicht gesehen?«

      »Doch, ich habe ihn gesehen.«

      »Nun wohl ,« sagte Gibassier immer lachend, »er war es, den Sie verhaften mußten, und nicht ich.«

      »Ja, doch da er seine Papiere hatte, und zwar vollkommen in Ordnung, so ließ ich ihn passieren, und da Sie die Ihrigen nicht haben, so verhafte ich Sie.«

      »Wie! Sie verhaften mich?«

      »Allerdings; glauben Sie etwa,-ich werde mir Zwang anthun?«

      »Sie verhaften mich?«

      »Ja, Sie.«

      »Mich, den speziellen Agenten von Herrn Jackal?«

      »Der Beweis?«

      »Gut! ich werde Ihnen den Beweis geben, und das wird nicht schwierig sein.«

      »Geben Sie also.«

      »Doch mittlerweile entflieht vielleicht mein Mann!« rief Gibassier.

      »Ja, ich begreife, und Sie würden gern dasselbe thun wie er.«

      »Ich, entfliehen? Ah! warum denn? Man sieht wohl, daß Sie mich nicht kennen! Entfliehen, nein; ich finde meine neue Lage zu unangenehm . . . «

      »Gut! Gut!« sagte der Agent, »genug der Worte.«

      »Wie, genug der Worte . . . «

      »Ja, folgen Sie mir, oder . . . «

      »Oder?«

      »Oder man wird bewaffnete Mannschaft requirieren.«

      »Da ich Ihnen aber sage,« wiederholte Gibassier schäumend vor Zorn, »ich gehöre zur speciellen Polizei von Herrn Jackal.«

      Der Agent schaute ihn mit einer Miene der Verachtung an, welche bedeutete: »Sie abgeschmackter Mensch!«

      Und er zuckte die Achseln und winkte den zwei Agenten in schwarzem Ueberrock ihm zu Hilfe zu kommen.

      Sie kamen als zu dieser Uebung dressierte Leute herbei.

      »Nehmen Sie sich in Acht, mein Freund!« sagte Gibassier.

      »Ich bin nicht der Freund von Individuen, welche keinen Paß haben,« erwiderte der Agent.

      »Herr Jackal wird Sie streng bestrafen!«

      »Mein Befehl ist, auf die Polizei-Präfectur die Reisenden zu fuhren, welche keinen Paß haben; Sie haben keinen Paß, ich führe Sie auf die Polizei-Präfectur; nichts kann einfacher sein-« -

      »Aber, Donnerwetter, ich sage Ihnen . . . «

      »Zeigen Sie Ihr Auge

      »Mein Auge?« versetzte Gibassier. »Es ist gut für subalterne Agenten wie Sie, ein Auge zu haben; doch ich, ich . . . «

      »Ja, Sie haben zwei, ich begreife; nun wohl! dann werden Sie den Weg besser erkennen, dem wir folgen. Vorwärts!«

      »Sie wollen es?«

      »Ich glaube wohl, daß ich es will.«

      »Halten Sie sich nur an sich selbst wegen des Schlimmen, das Ihnen widerfahren wird.«

      »Vorwärts! Vorwärts! es ist genug in den Tag hinein geschwatzt; folgen Sie mir gutwillig, oder man wird genöthigt sein, Gewalt anzuwenden.«

      Und der Agent zog aus seiner Tasche ein hübsches kleines Paar Daumeneisen, das nur die Ehre haben wollte, Bekanntschaft mit den Händen von Gibassier zu machen.

      »Gut,« sagte Gibassier, der wohl einsah, in welcher falschen Stellung er sich befand, und in welche noch falschere er sich bringen konnte, »ich folge Ihnen.«

      »Dann werde ich die Ehre haben, Ihnen den Arm anzubieten, während diese zwei Herren hinter uns gehen sollen,« sagte der Agent, »denn Sie scheinen mir ein Bursche zu sein, der im Stande ist, sich an der nächsten Straßenecke aus dem Staube zu machen.«

      »Ich habe meine Pflicht gethan,« sprach Gibassier, indem er die Hand zum Himmel erhob, als wollte er ihn zum Zeugen nehmen, daß er in der That bis zum Ende gekämpft habe.

      »Rasch, Ihren Arm, und noch etwas Besseres!«

      Gibassier wußte, wie sich der Arm eines Menschen, den man verhaftet, aus den Arm des Mannes legt, der verhaftet. Er ließ sich also nicht mehr bitten und gewährte dem Agenten jede Leichtigkeit.

      Dieser erkannte einen Kunden.

      »Ah!« sagte er, »es ist nicht das erste Mal, daß Ihnen das begegnet, mein guter Mann.«

      Gibassier schaute den Agenten mit der Miene eines Mannes an, der in seinem Innern sagt: »Gut! doch wer zuletzt lacht, lacht am Besten.«

      Dann sprach er entschlossen laut:

      »Lassen Sie uns gehen!«

      Und Gibassier und der Agent verließen das Hotel du Grand-Turc wie zwei gute alte Freunde.

      Die zwei Polizeimenschen in schwarzem Ueberrocke kamen sodann, mit der zarten Aufmerksamkeit, daß sie sich den Anschein gaben, als gehörten sie, wie Grippe-Soleil, nicht zu der Gesellschaft von Monseigneur.

       IV

      Der Triumph von Gibassier

      Gibassier und der Agent wandten sich also oder der Polizeiagent wandte vielmehr Gibassier nach der Rue de Jerusalem.

      Man begreift, daß nach den durch den Beglaubiger der Passe genommenen Maßregeln jede Flucht unmöglich war.

      Fragen wir übrigens zum Ruhme von Gibassier bei, daß ihm der Gedanke, zu fliehen, nicht einmal kam.

      Mehr noch: das spöttische Aussehen seiner Physiognomie, das Lächeln des Mitleids, das auf seinen Lippen schwebte, wenn er den Agenten anschaute, die sorglose, ungezwungene, hochmüthige Art, wie er sich auf die Polizei-Präfectur führen ließ, offenbarten ein ruhiges Gewissen. Mit einem Worte, er schien seinen Entschluß gefaßt zu haben und ging mehr als ein stolzer Märtyrer, denn als ein ergebenes Opfer einher.

      Von Zeit zu Zeit warf ihm der Agent einen Seitenblick zu.

      Je näher Gibassier der Präfectur kam, desto mehr, statt sich zu verdüstern, heiterte sich seine Stirne auf; er dachte an den Sturm von Fluchen, den der Zorn von Herrn Jackal bei seiner Rückkehr auf das Haupt des unglücklichen Agenten würde fallen lassen.

      Diese Heiterkeit, welche wie eine Glorie um die reinen Stirnen glänzt, fing an den Führer von Gibassier zu erschrecken. Während des ersten Viertels vom Wege hatte er keinen Zweifel gehabt, er bringe einen wichtigen Fang; auf halbem Wege zweifelte er; aus drei Vierteln war er überzeugt, er habe eine Dummheit begangen.

      Der Zorn von Herrn Jackal, mit dem ihn Gibassier bedroht hatte, fing schon an, wie es ihm schien, schwer über seinem Haupte zu tosen.

      Eine