Salvator. Александр Дюма. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Александр Дюма
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Ausschuß in Permanenz bleiben.

      Man trennte sich um ein Uhr des Morgens.

      Gibassier befürchtete nur Eines: vor der Thüre den Assiliirten zu treffen, dessen Platz er eingenommen; dieser war nicht da. Ohne Zweifel war er gekommen; doch da er seine vier Gefährten nicht hatte kommen sehen, so hatte es ihm Langweile gemacht, auf sie zu warten, und er war im Glauben, die Sache sei verschoben, nach Hause zurückgekehrt.

      Herr Sarranti verließ seine vier Gefährten vor der Thüre, und Gibassier, der nicht bezweifelte, er kehre nach dem Hotel du Grand-Turc zurück, verschwand an der Ecke der ersten Straße, lief über Hals und Kopf, kam ihm zehn Minuten zuvor, trat in das Gasthaus ein, setzte sich zu Tische und aß mit dem Hunger eines Reisenden« welcher mit verhängten Zügeln fünfunddreißig bis vierzig Meilen gemacht, und die Befriedigung eines Menschen hat, der sich bewußt ist, er habe gewissenhaft seine Pflicht erfüllt.

      Er empfing auch den süßen Lohn für alle seine Mühewaltungen, als er auf der Treppe den Tritt von Herrn Sarranti hörte, den er schon studiert hatte, um ihn unter tausend zu erkennen.

      Die Thüre von Nummer 6 öffnete sich und schloß sich wieder.

      Alsdann hörte Gibassier das Knirschen des Schlüssels, der zweimal im Schlosse gedreht wurde. Das war ein sicheres Zeichen, daß Herr Sarranti nach Hause gekommen war, um nicht mehr auszugehen, – wenigstens bis am andern Morgen.

      »Gute Nacht, lieber Nachbar,« murmelte Gibassier.

      Dann klingelte er dem Kellner.

      Der Kellner erschien.

      »Sie werden bei mir morgen früh oder vielmehr heute um sieben Uhr,« sagte Gibassier sich verbessernd, »einen Commissionär eintreten lassen. Er wird einen sehr pressanten Brief in die Stadt zu tragen haben.«

      »Will der Herr den Brief mir geben,« erwiderte der Kellner, »so wird man ihn wegen einer solchen Kleinigkeit nicht aufwecken.«

      »Einmal ist mein Brief keine Kleinigkeit,« sagte Gibassier, »und dann wird es mir gar nicht unangenehm sein, wenn man mich so frühzeitig weckt.«

      Der Kellner verbeugte sich zum Zeichen des Gehorsams und nahm das Couvert weg; nur bat ihn Gibassier, im Zimmer ein herrliches kaltes Huhn, und was von seiner zweiten Flasche Bordeaux übrig war, zu lassen, indem er sagte, wie König Ludwig XIV. liebe er es nicht« zu schlafen, ohne ein en cas1 im Bereiche seiner Hand zu haben.

      Der Kellner stellte aus den Kamin das unberührte Huhn und die angegriffene Flasche.

      Hiernach entfernte er sich mit dem Versprechen, den Commissionär am Morgen auf den Schlag sieben Uhr eintreten zu lassen.

      Als der Kellner weggegangen war« schloß Gibassier seine Thüre doppelt, öffnete den Secretär, in welchem eine Feder, Tinte und Papier zu finden er sich vorher schon versichert hatte, und fing an für Herrn Jackal seine Reiseeindrücke von Kehl nach Straßburg zu schreiben.

      Wonach er sich zu Bette legte.

      Um sieben Uhr klopfte der Commissionär an die Thüre.

      Schon auf, schon angekleidet, schon bereit, ins Feld zu ziehen, rief Gibassier:

      »Herein!«

      Der Commissionär trat ein.

      Gibassier warf einen raschen Blick auf ihn, und ehe dieser Mensch nur ein Wort gesprochen, erkannte er den Vollblut-Auvergnat: er konnte ihm seine Botschaft mit vollem Vertrauen übergeben.

      Er gab ihm zwölf Sous statt zehn, erklärte ihm alle Winkel des Palastes der Rue de Jerusalem, und sagte ihm, die Person, an welche der Brief gerichtet sei, müsse an diesem Morgen von einer großen Reise zurückgekommen sein, oder werde im Verlaufe des Tages zurückkommen.

      Sei diese Person zurückgekommen, so soll er ihr den Brief zu eigenen Händen im Aufträge von Herrn Bagnères de Toulon, – das war der aristokratische Name von Gibassier, – übergeben; sei sie noch nicht angekommen, so soll er den Brief bei ihrem Secretär zurücklassen.

      Der Auvergnat ging völlig unterrichtet ab.

      Es verlief eine Stunde. Die Thüre von Herrn Sarranti blieb geschlossen; nur hörte man ihn hin und hergehen und die Meubles seines Zimmers verrücken.

      Um etwas zu thun, beschloß Gibassier, zu frühstücken.

      Er klingelte dem Kellner, ließ sich sein Gedeck legen, sein Huhn und seinen Rest von Bordeaux vorsetzen, und schickte den Kellner wieder weg.

      Gibassier hatte schon seine Gabel in den Schlägel seines Huhns gesteckt, er hatte schon sein Messer dem Gelenke des Flügels genähert, in dessen Gliederfuge er es schlüpfen zu lassen sich anschickte, als die Thüre feines Nachbars auf ihren Angeln knarrte.

      »Teufel!« sagte er, indem er aufstand, »mir scheint, wir gehen sehr frühzeitig aus.«

      Seine Augen richteten sich auf die Pendeluhr: sie bezeichnete ein Viertel nach acht.

      »Ei! Ei!« fügte er bei, »es ist nicht mehr so früh.«

      Herr Sarranti ging die Treppe hinab.

      Wie am Tage vorher lief Gibassier ans Fenster, aber er öffnete es diesmal nicht, sondern schob nur die Vorhänge auseinander: doch er wartete vergebens: Herr Sarranti erschien nicht auf dem Platze.

      »Ho! Ho!« sagte Gibassier zu sich selbst, »was macht er denn unten? sollte er seine Rechnung bezahlen? denn er kann unmöglich so schnell hinausgegangen sein, daß ich zu spät ans Fenster gekommen wäre . . . Wenn er nicht etwa an der Mauer hingegangen ist,« dachte er; »selbst in diesem Falle könnte er noch nicht fern sein.«

      Und rasch das Fenster öffnend neigte sich Gibassier hinaus, um den Platz in allen Richtungen auszukundschaften.

      Nichts, was Sarranti glich.

      Er wartete ungefähr vier bis fünf Minuten, und da er nicht errathen konnte, warum Herr Sarranti nicht hinausging, so schickte er sich an hinabzugehen, um sich nach ihm zu erkundigen, als er ihn endlich die Thürschwelle überschreiten und sich, wie am vorhergehenden Tage, nach der Rue Saint-André-des-Arcs wenden sah.

      »Ich vermuthe wohl, wohin Du gehst,« murmelte Gibassier; »Du gehst in die Rue du Pot-de-Fer. Du hast gestern Niemand zu Hause getroffen, und Du willst sehen, oh Du heute glücklicher bist. Ich könnte es wohl unterlassen, Dir zu folgen, doch die Pflicht vor Allem.«

      Und er nahm seinen Hut und sein Cache-nez, ließ sein Huhn unberührt, und erkannte die Güte der Vorsehung, die ihm diesen kleinen Morgengang auferlegte, um seinen Appetit zu reizen.

      Doch zu seinem großen Erstaunen wurde er auf der letzten Stufe der Treppe von einem Manne angehalten, in dem er an seinem Gesichte und an seiner Miene sogleich einen untergeordneten Agenten der Polizei erkannte.

      »Ihre Pariere?« fragte ihn dieser.

      »Meine Papiere?« wiederholte Gibassier erstaunt.

      »Bei Gott! Sie wissen wohl, daß man, um in einem Hotel-garni zu wohnen, Papiere haben muß.«

      »Das ist richtig,« sagte Gibassier, »nur glaubte ich nicht, man habe um von Bondy nach Paris zu gehen, einen Paß nöthig.«

      »Hat man seine Wohnung in Paris, oder man wohnt bei einem Freunde – nein; wohnt man aber in einem Hotel garni – ja.«

      »Ah! das ist richtig«« sprach Gibassier, der besser als irgend Jemand aus der Erfahrung, die er in der Vergangenheit hierüber gemacht hatte, die Nothwendigkeit eines Passes, um ein Lager zu finden, kannte; »man wird Ihnen auch seine Papiere zeigen.«

      Und er störte in allen Taschen seiner Castorine.

      Die Taschen der Castorine von Gibassier waren leer.

      »Was Teufels habe ich denn mit meinen Papieren gethan?« sagte er.

      Der Agent machte eine Geberde, die man mit den Worten übersetzen konnte: »Sobald ein Mensch seine Papiere nicht sogleich findet, findet er sie nie.«

      Und durch einen Wink empfahl er Wachsamkeit zwei in schwarze Ueberröcke gekleideten Männern, welche, dicke Stöcke tragend, unter dem


<p>1</p>

Für den Fall, daß er Hunger bekäme.