Waldröschen II. Der Schatz der Mixtekas. Karl May. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Karl May
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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Seiten geschützten Anhöhe, die steil in die Schlucht niederfiel, durch die sie vorhin gekommen waren und die auch die Komantschen passieren mußten, wenn sie die Verfolgung wirklich fortsetzten.

      Der Apache stieg vom Pferd und pflockte dasselbe an. Die anderen taten ebenso.

      »Jetzt die Gewehre zur Hand!« gebot Helmers. »Wir werden nicht lange warten müssen.«

      Seine Gefährten gehorchten dem Gebot, sogar die beiden Mädchen ergriffen die erbeuteten Büchsen, schritten vor bis an den Rand und legten sich dort auf die Lauer.

      »Bst, Señor!« winkte der Deutsche dem Majordomo. »Den Kopf zurück, damit wir nicht bemerkt werden. Diese Komantschen haben scharfe Augen.« – »Späher vorüber lassen!« sagte der Apachenhäuptling in seiner kurzen Weise. – »Was meint er?« fragte einer der Vaqueros. – »Das ist doch sehr einfach«, antwortete der Deutsche. »Die Komantschen werden natürlich vermuten, daß wir auf den Gedanken kommen, ihnen aufzulauern. Daher werden sie wohl einen oder zwei Kundschafter voranreiten lassen, um sich zu überzeugen, ob wir einen Hinterhalt gelegt haben; sie kommen dann in sicherer Entfernung nach. Wir lassen also die Späher vorüber, die unserer Fährte weiter folgen werden, und warten, bis die anderen kommen. Aber wir schießen nicht aufs Geratewohl, sondern in der Reihenfolge, wie wir liegen, damit keine Kugel verschwendet wird. Der erste von uns schießt auf den ersten Komantschen, der zweite auf den zweiten und so weiter. Verstanden?«

      Die Vaqueros nickten zustimmend, und nun entstand eine Pause der Erwartung.

      Da endlich hörte man vorsichtig den Hufschlag zweier Pferde, und zwei Komantschen kamen langsam durch das Felsengewirr. Ihre scharfen Augen suchten jeden Schritt der Umgebung ab, wurden aber getäuscht, da die Spur der Mexikaner weiterführte. Daß diese seitwärts einen Bogen geschlagen hatten und zurückgeritten waren, daran dachten die Wilden nicht. Sie ritten vorüber und verschwanden hinter den Steinen.

      Nach einigen Minuten hörte man erneutes Pferdegetrappel. Die übrigen kamen und ritten unbesorgt heran, da sie ihre Kundschafter vor sich wußten. Als der letzte von ihnen in der Schlucht erschienen war, streckte der Apache sein Gewehr vor, und der Deutsche kommandierte:

      »Feuer!«

      Die Büchsen krachten, diejenigen des Deutschen und des Apachen zweimal, und ebenso viele Feinde stürzten von den Pferden. Die anderen stockten einige Augenblicke. Sie wußten nicht, sollten sie fliehen oder den verborgenen Feind angreifen. Ratlos blickten sie ringsumher, bis sie endlich den Pulverdampf oben auf der Höhe gewahrten.

      »Nlate tki – dort sind sie!« rief einer, mit der Hand empor deutend.

      So kurz diese Pause war, die Unentschlossenheit der Wilden hatte den Weißen doch Zeit gegeben, schnell wieder zu laden. Ihre Schüsse krachten von neuem, und die Zahl der Gefallenen verdoppelte sich. Nun gab es für die wenigen Verschonten keinen Halt mehr. Sie rissen ihre Pferde herum und flohen im gestreckten Galopp davon.

      »Der Komantsche ist ein Feigling!« meinte der Apache stolz und stieg langsam die Stellung nieder, um sich die Skalpe der vier von ihm erschossenen Feinde zu holen. Auch die anderen folgten, um sich der Waffen und reiterlosen Pferde zu bemächtigen. Nach einem kurzen Aufenthalt konnte der Weg wieder fortgesetzt werden.

      »Nun werden wir für alle Zeiten sicher sein«, meinte Emma. – »Glauben Sie das nicht, Señorita!« sagte Helmers. – »Nicht? Ich dächte, die Lehre, die wir ihnen gegeben haben, sei hart genug!« – »Gerade deshalb werden sie auf Rache sinnen. Sehen Sie, daß der Apache da links hinüberblickt?« – »Ja. Was will er?« – »Dorthin führt die Fährte der beiden Späher, die gleich den anderen geflohen sind. Sie werden die übriggebliebenen treffen und uns folgen, bis sie wissen, wo wir sind und wo wir bleiben. Dann kehren sie um und holen genug Krieger, um die Hazienda zu überfallen.« – »Oh, die Hazienda ist fest. Sie ist eine kleine Festung.« – »Ich kenne diese Art von Meiereien oder Gutshöfen. Sie sind aus Stein gebaut und gewöhnlich mit Palisaden umgeben. Was aber hilft das gegen einen Feind, der unvermutet kommt?« – »Wir werden wachen.« – »Tun Sie das!« – »Und Sie mit. Ich will hoffen, daß Sie doch unser Gast sein werden!« – »Ich muß sehen, was Bärenherz dazu sagt. Von ihm kann ich mich nicht trennen.« – »Er wird bleiben!« – »Er ist ein Freund der Freiheit. Er hält es in einem Gebäude nie längere Zeit aus.« – »Oh«, lächelte sie, »ich sehe, daß er es aushalten wird.« – »Woher vermuten Sie das?« – »Aus den Blicken, mit denen er Karja betrachtet.« – »Ha! Sie beobachten richtig, wie ich auch schon bemerkt habe. Aber ich denke, die Indianerin liebt bereits den Grafen?« – »Gewiß. Bärenherz sollte mich dauern, wenn er sich hinreißen ließe.« – »Dauern? Pah! Er ist von einem eisenharten Stoff gemacht. Er wird nie um Liebe winseln und sich auch einer unerwiderten Neigung wegen nicht zu Tode jammern.« – »Aus welchem Stoff sind denn Sie gemacht?« neckte sie. – »Vielleicht aus demselben.« – »So würden auch Sie nicht jammern?« – »Nie!« – »Und doch habe ich gehört, daß der Deutsche ein Herz hat, wie kein anderer, so tief und so weich. Er soll sogar ein Herzenswort besitzen, das in keiner anderen Sprache vorkommt.« – »Sie meinen das Wort ›Gemüt‹? Ja, dieses Wort hat kein anderes Volk. Der Deutsche allein hat ein Gemüt und zugleich einen Charakter. Und ein Präriemann, mag er nun stammen von welchem Volk es nur immer sei, bettelt selbst um die Liebe nicht.« – »Das ist stolz!« – »Aber richtig. Das Weib, das ich liebe, soll mich auch achten. Aber bitte, wir bleiben zurück! Der Apache eilt, weil es vor allen Dingen gilt, einen sicheren Lagerplatz aufzusuchen, und das wollen wir ihm durch unser Zögern nicht erschweren.«

      Es ging nun in munterer Schnelligkeit vorwärts, bis sie einen breiten Wasserlauf erreichten. Der Apache folgte demselben, bis das Flüßchen einen Bogen bildete. Hier hielt er an.

      »Hier sicher?« fragte er Helmers in seiner kurzen Weise.

      Der Gefragte musterte mit prüfendem Blick die Umgebung und nickte zustimmend.

      »Hier ist‘s gut«, sagte er. »Von drei Seiten schützt uns der Fluß, und die andere können wir recht gut bewachen. Steigen wir also ab!«

      Sie sprangen alle von den Pferden und richteten das Lager vor. Innerhalb des Dreiviertelkreises, den der Fluß bildete, und hart an dem Ufer desselben wurden die Pferde postiert; dann kam das Feuer, um das sich die Gesellschaft lagerte, und die vierte, die Landseite, wurde von Büschen abgeschlossen, in die man eine Wache legte.

      Helmers richtete für Emma aus Zweigen und Laub ein weiches Lager vor; Bärenherz tat dasselbe für die Indianerin. Es war dies von seiten des Apachen eine ganz ungewöhnliche Auszeichnung, denn kein Wilder läßt sich herbei, eine Handreichung zu leisten, die die Frau oder das Mädchen selbst tun könnte.

      Nachdem man die Ereignisse des Tages ausführlich besprochen hatte, wozu jedoch der Apache kein Wort sagte, legte man sich zur Ruhe.

      Es war die Anordnung getroffen, daß ein jeder drei Viertelstunden wachen sollte. Bärenherz und Helmers hatten die letzten Wachen übernommen, da die Zeit kurz vor Beginn des Tages, in der die Wilden ihre Angriffe am liebsten zu unternehmen pflegen, die gefährlichste ist.

      Doch verging die Nacht ohne alle Störung, und man brach am Morgen mit erneuten Kräften auf. Während des Weiterritts ließen sich die Komantschen nicht wieder sehen; man kam nach und nach in kultiviertere Gegenden und erreichte am Nachmittag das Ziel.

      4. Kapitel

      Unter einer Hazienda versteht man eine Meierei; doch sind diese mexikanischen Haziendas sehr oft mit unseren größten Rittergütern zu vergleichen, da zu ihnen zuweilen ein Länderkomplex von der Größe eines deutschen Fürstentums gehört.

      Die Hacienda del Erina war ein so fürstlicher Besitz. Das massive Gebäude war aus Bruchsteinen erbaut und von Palisaden umgeben, die gegen räuberische Überfälle einen starken Schutz gewährten. Das Innere des einem Schloß gleichenden Herrenhauses war auf das feinste ausgestattet und zeigte eine solche Geräumigkeit, daß Hunderte von Menschen da Wohnung finden konnten.

      Umgeben wurde das Haus von einem großen Park, in dem die prachtvollste tropische Vegetation in den strahlendsten Farben schimmerte und die üppigsten Düfte verbreitete. Hieran schloß sich auf der einen Seite der dichte Urwald, auf der anderen ein ausgedehnter Feldwuchs, und auf