Der Waldläufer. Gabriel Ferry. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Gabriel Ferry
Издательство: Public Domain
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Жанр произведения: Зарубежная классика
Год издания: 0
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die gewohnt sind, mitten durch die dornigen Gebüsche der amerikanischen Savannen zu galoppieren, und die auf ihren Expeditionen – mögen diese nun den Zweck einer Treibjagd oder irgendeine andere Ursache haben – gleichgültig unter einem Dach oder unter freiem Himmel schlafen, in der Ebene oder im Wald. Im ganzen straften seine Adlernase, seine dicken Augenbrauen, seine schwarzen Augen, die nicht selten in unheilbringendem Feuer glänzten, den zuweilen lächelnden Ausdruck seines Mundes zu sehr Lügen, um nicht beim ersten Anblick einen lebhaften, mit Schrecken verbundenen Widerwillen einzuflößen.

      Ungeachtet der anscheinend großen Kraft seiner hohen Gestalt und des schrecklichen Ausdrucks seiner Züge ließen doch seine beinahe zart gebauten Hände und Füße und sein etwas verschleierter Blick das immer unvollständige Wesen des amerikanischen Kreolen erkennen.

      Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß Gott nur dem Europäer, dem ewigen Eroberer der drei anderen Welten, das gegeben hat, was er dem Amerikaner des Südens, dem Afrikaner und dem Asiaten verweigerte, nämlich den Forschergeist, der sichtet und scheidet; die Einsicht, die begreift; das Genie, das schafft; die Kraft, die ausführt – mit einem Wort eine vollständige Organisation, eine Seele von Stahl in einem Körper von Eisen.

      Eine kurze Büchse, die neben dem Reiter lag, vollendete nebst dem langen Messer in seinem Stiefel seine Ausrüstung und machte ein Zusammentreffen mit ihm in diesen Einöden zu einem gefährlichen Ereignis.

      Es war bei seiner nachlässigen Stellung offenbar, daß er jemand erwartete; aber da in der Steppe alles größere Verhältnisse annimmt, so schien auch der Bandit (denn alles an ihm schien ihn als einen Menschen außerhalb des Gesetzes zu bezeichnen), nachdem er vielleicht drei Tagesmärsche gemacht hatte, um an den Ort zu gelangen, wo er sich befand, die fieberhafte Spannung nicht zu empfinden, die so oft inmitten einer volkreichen Stadt den zuerst am Bestimmungsort Angekommenen ergreift. In der Steppe kann derjenige, der hundert Meilen zurückgelegt hat, hundert Stunden warten, während dagegen in den großen Städten, wo das Leben wie ein Sturzbach zwischen zwei eingeengten Ufern dahinströmt, eine Stunde Wegs nur eine Viertelstunde ruhigen Wartens gestattet, denn der Weg wird hier eine Reise, die Viertelstunde ein Jahrhundert.

      Auch begnügte sich der Unbekannte, als das Geräusch der Schritte eines Pferdes mitten durch die hallenden Tiefen des Waldes an sein Ohr schlug, ruhig seine Stellung zu ändern, während sein Pferd freudig wieherte und den Kopf hob. Er lauschte. Die Schritte wurden langsamer, als ob der Reiter zweifelte: endlich an dem Punkt, wo die beiden Wege sich kreuzten, ein neuer Ankömmling. Es war ein Mann von hohem Wuchs, mit dickem, schwarzem Bart, in Leder gekleidet wie der erste; er saß auf einem Pferd, das ebenso dauerhaft als schnellfüßig schien. Diese beiden Männer machten, als sie einander erblickten, dieselbe durch ihre gleich verdächtige Miene gerechtfertigte Bemerkung.

      »Caramba!« murmelte der neue Ankömmling. »Wenn mir nicht im voraus gesagt worden wäre, daß dies der Reiter ist, an den ich gesandt bin, so würde ich glauben, ein schlechtes Zusammentreffen gefunden zu haben!«

      Der Mann auf der Erde sagte leise zu sich: »Wenn diese verdammte Sieben in Bastos mir noch einige Piaster in der Tasche gelassen hätte, so würde ich sie, bei Gott, in großer Gefahr glauben!«

      Indessen schien der Reiter nicht mehr ungewiß zu sein; er spornte sein Pferd an, das sich bei den Feuerbränden des Herdes aufbäumte, nahm höflich den Hut in die Hand und sagte: »Ohne Zweifel habe ich die Ehre, mit Don Pedro Cuchillo zu sprechen?«

      »Mit ihm selbst, mein Herr!« sagte der Mann, der mit Cuchillo angeredet war, und erhob sich mit nicht geringerer Höflichkeit.

      »Ich bin der Abgesandte von Don Arechiza, dem ich nur um einige Stunden voraus bin«, sagte der zuletzt Angekommene. »Mein Name ist Manuel Baraja, Euch zu dienen.«

      »Gut; Eure Herrlichkeit steige gefälligst ab«, sagte Cuchillo.

      Der neue Ankömmling ließ sich diese Einladung nicht zweimal sagen; darauf schnallte er von seinen Fersen ungeheuer große Sporen, sattelte hurtig sein Pferd ab, wand ihm einen langen Riemen um den Hals und ließ es mit einem kräftigen Schlag seiner flachen Hand auf die Hüfte ohne Umstände laufen, um die magere Kost seines Gefährten zu teilen.

      In diesem Augenblick begann das Fleisch, das über den Kohlen röstete, einen Geruch zu verbreiten, der mit dem einer verlöschenden Lampe verglichen werden konnte. Baraja warf einen lüsternen Blick darauf. »Es scheint mir, Señor Cuchillo«, sagte er, »daß Ihr Euch nichts versagt. Caramba! Tortillas aus Käse und trockenem Fleisch! Das ist ein fürstliches Mahl!«

      »O ja«, erwiderte Cuchillo mit einer gewissen Geziertheit, »ich pflege mich ziemlich gut. Übrigens«, setzte er hinzu, »freut es mich, daß dieses Gericht nach Eurem Geschmack ist, denn es steht Euch ganz zu Diensten.«

      »Ihr seid allzu gütig, und ich nehme ohne weitere Umstände an; die Morgenluft hat mir Appetit gemacht. – Darf ich Euch alles Gute sagen, Señor Cuchillo, was ich von Euch beim ersten Anblick gedacht habe?« sagte Baraja, indem er mit der Spitze seines langen Messers eines der trockenen Fleischstücke mitten aus den Kohlen herausholte.

      »Ihr würdet meine Bescheidenheit erschrecken!« erwiderte Cuchillo. »Ich möchte Euch lieber sagen, wie sehr mich der erste Blick zu Euren Gunsten eingenommen hat.«

      Die beiden neuen Freunde wechselten eine freundliche Verbeugung miteinander und machten sich wieder an ihre Mahlzeit.

      Cuchillo nahm das Wort: »Ist es gefällig, Señor Baraja, ein wenig über unsere Geschäfte zu reden!«

      »Sehr gern!«

      »Don Estévan Arechiza hat doch die Nachricht empfangen, die ich ihm habe zukommen lassen?«

      »Er hat sie empfangen«, erwiderte Baraja. »Aber was sagt diese Nachricht? Nur Ihr und er wißt es.«

      »Ich glaube es wohl«, murmelte Cuchillo.

      »Herr Arechiza«, fuhr der Abgesandte fort, »wollte nach Tubac aufbrechen, als er Euren Brief erhielt. Ich sollte ihn begleiten, aber er ließ mich mit den Worten vorausreiten: ›In dem kleinen Dorf Huerfano werdet Ihr einen Mann namens Cuchillo finden; Ihr werdet ihm sagen, daß das Geschäft, das er mir vorschlägt, eine ernste Besprechung verdient; und da der Ort, an dem er mich erwartet, auf dem Weg nach Tubac liegt, so werde ich ihn bei meiner Durchreise sehen.‹ Das ereignete sich«, fuhr der Bote fort, »am Tag vor der Abreise Don Estévans; ich bin schneller geritten als er, um seine Befehle auszuführen, und bin, wie ich Euch schon gesagt habe, ihm nur einige Stunden voraus.«

      »Gut!« antwortete Cuchillo. »Wohlan denn, Señor Baraja; wenn – wie ich nicht daran zweifle – mein Geschäft abgeschlossen wird, so werde ich ebenso wie Ihr einer der Teilnehmer dieser Unternehmung sein; das Gerücht davon, das mir zu Ohren kam, ist eben die Ursache des Vorschlags gewesen, den ich demjenigen gemacht habe, der deren Führer ist. Aber Ihr müßt«, fuhr der Bandit fort, »Euch ohne Zweifel wundern über den sonderbaren Ort, den ich dazu gewählt habe, um Don Arechiza zu erwarten.«

      »Keineswegs«, antwortete Baraja; »ich habe mir gedacht, daß Ihr Gründe hättet, die Einsamkeit zu lieben. Wer sehnt sich nicht zuweilen nach ihr?«

      Das verbindliche Lächeln in den Mienen Cuchillos bewies, daß sein Freund richtig geraten hatte. »Ganz recht … Das schlechte Betragen eines Freundes gegen mich und der lästige Haß des Alkalden von Arizpe haben mich in diese unruhige Zurückgezogenheit fliehen lassen. Das ist der Grund, warum ich mein Hauptquartier mitten in diesem verlassenen Dorf, wo niemand an mich denkt, aufgeschlagen habe.«

      »Ich habe eine zu gute Meinung von Eurer Herrlichkeit«, sagte Baraja, indem er ein Stück gebratenen Fleisches verschlang, »um nicht überzeugt zu sein, daß das Unrecht ganz und gar auf Seiten des Alkalden und besonders auf seiten Eures Freundes ist.«

      »Ich danke Euch für Eure gute Meinung«, antwortete Cuchillo, indem er seinerseits mit vollkommenem Gleichmut einen auf der einen Seite noch rohen, auf der anderen verkohlten Fladen zu sich nahm; »Ihr werdet darüber urteilen.«

      »Ich höre«, sagte Baraja, indem er sich in eine horizontale Stellung brachte; »nach einer guten Mahlzeit liebe ich nichts so sehr als eine gute Geschichte.« Und nun schien der Gefährte Cuchillos ganz glückselig, das Gesicht gegen den Himmel gekehrt,