Leben und Sterben aus Sicht unserer Tiere. Ingrid Rose Fröhling. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ingrid Rose Fröhling
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения:
Год издания: 0
isbn: 9783946959847
Скачать книгу
hatte. Ich redete mir immer wieder zu, dass ich ja jederzeit gehen könnte, es kannte mich ja niemand aus der großen Teilnehmergruppe, und brachte irgendwie doch all meinen Mut auf, mit Virginias Antworten zu Amelia zu gehen. Sie hörte mir aufmerksam zu. Dann bemerkte ich Tränen in ihren Augen, und Amelia umarmte mich. Da wusste ich, dass ich nicht abreisen musste.

      Diese unerwartete Prüfung hatte ich also bestanden. Darüber hinaus erweiterte Virginias Mitteilung mein Weltbild, und sogar Amelia gesteht, dass die Botschaft ihrer Katze ihr Leben veränderte.

      Darf ich Sie also einladen, etwas vielleicht bislang als unwahrscheinlich Eingestuftes einmal „für wahr“ zu nehmen, und wenn es nur versuchsweise ist? Die Schöpfung lässt uns in ihrer Genialität an unzähligen Wundern und Überraschungen teilhaben; sie hält sich nicht an die begrenzten Vorstellungen der Menschen, sondern weitet unser Bewusstsein, wenn wir uns dafür öffnen!

      Kapitel I

       Die optimale Einstimmung

      Haustiere sind Familienmitglieder

      Je besser sich die menschlichen Gefährten – ich verwende diese Bezeichnung lieber als „Tierhalter“ – auf den Abschied einstimmen, desto leichter und entspannter kann der Übergang, die Vollendung eines Tiergefährten werden. Dank der telepathischen Tierkommunikation können wir die Tiere schon einige Zeit vor ihrer Vollendung fragen, was sie ihren Menschen dazu sagen wollen, natürlich auch und vor allem dann, wenn die Anzeichen ganz deutlich zu erkennen sind.

      Wie Sie also in dieser Zeit sinnvolle Hilfe und Begleitung geben können, anstatt in hilflosen Aktionismus zu fallen, wie Sie Ruhe bewahren, eine besinnliche und feierliche Atmosphäre schaffen können für diesen bedeutsamen Augenblick, wenn das geliebte Tier in die andere Welt hinübergeboren werden will, statt Stress und Panik zu verbreiten … darüber möchte ich in diesem Buch schreiben und Ihnen so viele Anregungen und Hilfestellung wie möglich geben.

      Haustiere sind Familienmitglieder, ob sie als solche betrachtet werden oder nicht. Der Tod eines Tieres ist für die meisten Menschen mindestens so gravierend wie der Tod eines menschlichen Familienmitglieds, zumal gerade bei älteren und alleinstehenden Menschen das Haustier die einzige emotionale Beziehungsmöglichkeit ist, und oft sind Tiere auch Partnerersatz.

      In unserer westlichen Gesellschaft werden Altwerden und Sterben vermehrt aus dem Familienleben ausgegrenzt, es gibt immer mehr Altenheime und Hospize. Nichts gegen diese Einrichtungen an sich, sie sind wichtig für die Menschen, die sonst wirklich niemanden haben.

      Bei alten und kranken Tieren machen es sich manche Menschen noch einfacher: das Tier wird eingeschläfert, sobald es nicht mehr zufriedenstellend funktioniert. Wer hat schon noch Zeit, sich intensiv um ein krankes Tier zu kümmern, wenn man doch berufstätig und die Karriere so wichtig ist? Da spricht man dann vom „Erlösen“. Das Tier soll erlöst werden … Stimmt das?

      Viele meiner Klientinnen und Klienten haben eine solche Entscheidung eben aus den genannten Gründen getroffen, doch sie haben danach gespürt, dass es nicht gut und richtig war, und wurden von Schuldgefühlen gequält. Sie wollten es dann beim nächsten Tier anders machen, hörten von Tierkommunikation … und kamen zu mir. Sie gaben zu, voller Reue, dass sie diese Erlösung hauptsächlich für sich taten, denn sie hatten keine Zeit, wollten in Urlaub fahren, waren vom Anblick ihres kranken oder alten Tieres überfordert, kamen an ihre Grenzen, fühlten sich hilflos und ohnmächtig. Sie konnten damals auch noch nicht reflektieren, dass sie an die eigene Vergänglichkeit erinnert wurden. Ich glaube, dieser Punkt ist besonders schwerwiegend: mit der Angst vor Krankheit und Bedürftigkeit sowie der eigenen Endlichkeit konfrontiert zu werden.

      Wenn es möglich ist, in einer Partnerschaft und Familie offen mit diesem Thema umzugehen, darüber zu sprechen, kann man Sterbebegleitung und schließlich gelebte Trauer parallel mit der weiteren Teilnahme am Leben verbinden. Damit hilft man nicht nur sich selbst, sondern ist auch tröstendes und stärkendes Beispiel für andere Menschen.

      Sind wir uns unserer Vergänglichkeit bewusst, können wir präsenter im Hier und Jetzt leben und uns der Verantwortung für das Jetzt bewusster werden. Im Hier und Jetzt leben heißt auch, wichtige Anliegen und Herzenswünsche nicht ständig auf morgen oder eine noch fernere Zukunft zu verschieben, sondern zu erledigen bzw. zu realisieren, was jetzt und heute möglich ist. Und das ist meist mehr, als man so glaubt, wenn wir diese Dinge erstmal hinterfragen …

      Bewusst im Hier und Jetzt zu leben heißt auch, dankbar zu sein und das zu schätzen, was man gerade hat: die Familie, den Partner, die Freunde, die Tiergefährten, das Haus oder die Wohnung und alles, was wir sonst noch haben, nutzen und teilen dürfen. Das bedeutet auch, sich über die einfachen schönen Dinge des Lebens zu freuen: an der Natur, an einem wärmenden und lichtspendenden Sonnenstrahl oder auch an einem erfrischenden und auf der Haut prickelnden Regentropfen, über einen unerwarteten tiefen bis ins Herz gehenden Blick eines Tiergefährten, ein unerwartet echtes Lächeln von der Dame an der Kasse im Supermarkt, einen lieben Gruß per Postkarte, eine gelungene Arbeit, eine gelöste Aufgabe, mag sie uns noch so unbedeutend vorkommen.

      Da die meisten Haustiere eine viel kürzere Lebenserwartung haben als Menschen, kommen sie gar nicht drum herum, sich mit dem Thema Altwerden und Sterben ihrer tierlichen Begleiter auseinanderzusetzen. Doch diese kürzere Lebensspanne hat den Vorteil, dass die Menschen daran erinnert werden, sich mit jeder Faser ihres Lebens über jede Sekunde mit ihrem Tier und über sein Wesen zu freuen und die Zeit mit ihm zu genießen.

      Was ich in diesem Buch vermitteln möchte, ist natürlich stark von meinen Erfahrungen als Tierkommunikatorin und dem, was ich aus unzähligen Tiergesprächen schöpfen durfte, geprägt. Ein Tierarzt oder ein Landwirt würde anders an dieses Thema herangehen. Nun ist es ja sowieso unmöglich, allumfassend über Leben, Sterben und Tod zu schreiben. Schier unendlich viele Betrachtungsweisen, Facetten, Untersuchungen, Theorien und Erfahrungen – und vor allem ganz viel Nicht-Wissen oder noch Unbekanntes, Unerforschtes gibt es da.

      So begab ich mich also in aller Demut und Ehrfurcht vor dem Leben und dem, was wir das Jenseits nennen, an dieses Buchprojekt. Ach, und hätten die Tiere mich nicht beauftragt, mich dringlich gebeten, Sterben, Tod und das Danach aus ihrer Sicht zu beschreiben und aus dem Material für Kurse über Sterbebegleitung für Haustiere, die ich viele Jahre lang gab, ein Buch zu verfassen, ich wäre vermutlich nicht auf die Idee gekommen, meine vielen Erfahrungen und all das Wissen, das ich von den Tieren erhalten habe, niederzuschreiben.

      Ich hoffe sehr, dass ich viele Ihrer Fragen, die Sie zu diesem so tiefgreifenden Thema haben, beantworten und Ihnen dienliche Hinweise und Möglichkeiten an die Hand geben kann. Antworten auf Fragen, auf die Sie hier keine Antwort finden, dürfen Sie sich von Ihren geistigen Ratgebern erhoffen, die Sie kennenlernen werden, wenn Sie sich auf die Übungen bzw. geführten Meditationen einlassen, und manche Fragen bleiben vielleicht noch eine Zeit lang offen …

      Wenn ich bedeutsame Fragen in mir bewege, noch keine Antwort in Sicht ist und ich deshalb aufgeregt oder besorgt bin, finde ich in diesen Zeilen von Rainer Maria Rilke oft wieder zur inneren Ruhe:

      Über die Geduld

      Man muss den Dingen

      die eigene, stille

      ungestörte Entwicklung lassen,

      die tief von innen kommt

      und durch nichts gedrängt

      oder beschleunigt werden kann,

      alles ist Austragen – und

      dann Gebären …

      Reifen wie der Baum,

      der seine Säfte nicht drängt

      und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,

      ohne Angst,

      dass dahinter kein Sommer

      kommen könnte.

      Er kommt doch!

      Aber er kommt zu den Geduldigen,

      die da sind, als ob die Ewigkeit

      vor