Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
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Год издания: 0
isbn: 9783956178993
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      "Ich verstehe...", murmelte Kryll.

      "Auf jeden Fall ist es unsinnig, nach dem Spiegel weiter in Uz zu suchen", erklärte der Namenlose jetzt. "Der Kaiser von Lukkare ist nach Ragal geflohen. Und es spricht eigentlich alles dafür, dass er den Spiegel mitgenommen hat."

      Kryll hob den Blick.

      "Du meinst, wir sollten nicht bis nach Uz, sondern nur bis Ragal segeln?"

      "Ja."

      Kryll musterte den Namenlosen einen Augenblick lang nachdenklich. Dann nickte er. Es war einfach vernünftig, was der Namenlose vorgebracht hatte.

      Kryll wandte sich an Kraynar, den Steuermann.

      "Wir segeln nicht mehr nach Uz, sondern nur bis Ragal!"

      *

      Ragal war ein weitaus weniger bedeutender Hafen, als die Kaiserstadt Uz. Als die GEEDRA in das Hafenbecken einlief, herrschte großer Aufregung in der Stadt. Hunderte von Schiffen lagen momentan hier vor Anker oder hatten an den Anlegestellen festgemacht. Lukkareanische Kriegsschiffe waren ebenso darunter wie Handelsschiffe, die sich aus dem Süden hier her geflüchtet hatten.

      Im Hafen patrouillierten auffallend viele Soldaten umher, darunter auch Abteilungen von gosonesischen Söldnern. Der Krieg lag förmlich in der Luft.

      Kurz nachdem die GEEDRA im Hafen angelegt hatte, bildete sich bereits eine kleine Menschentraube um den Anlageplatz - darunter auch lukkareanische Soldaten.

      Dies war nicht verwunderlich, denn ein praganisches Langschiff in einem Hafen des Südens - das war auch in Ragal etwas Besonderes.

      Kryll stieg souverän an Land, gefolgt von Norjan und dem Namenlosen.

      Er wandte sich an einen der Soldaten, einen Offizier, der den König von Pragan mit einem misstrauischen Blick bedachte.

      "Kannst du mich zum Kaiser bringen?", fragte Kryll. Der Soldat zog zunächst verärgert die Augenbrauen hoch.

      "Zum Kaiser?"

      "Ja. Ich habe gehört, dass er zur Zeit in Ragal weilt"

      Dann lachte der Offizier.

      "Wer bist du, dass du zum Kaiser von Lukkare willst! Normalerweise lassen wir nicht einfach jeden dahergelaufenen Strolch zu unserem Herrscher!"

      "Ich bin jemand, der dem Kaiser zu helfen vermag!"

      "Du?" Der Offizier unterdrückte ein erneutes Gelächter. "Was kann einer wie du schon für uns tun?"

      "Bestimmt mehr, als die gosonesischen Söldner, die bei euch Dienst tun und beim ersten Anzeichen von Gefahr davonlaufen werden!"

      "Wie kommst du dazu, dich so aufzuspielen, Fremder?"

      Kryll zog jetzt die Linke unter seinem Umgang hervor, so dass der Offizierr den Ring von Kuldan sehen musste.

      Kryll hatte ursprünglich vorgehabt, dem Offizier und den Menschen, die noch immer um den Anlegeplatz der GEEDRA herumstanden, eine kleine Kostprobe von der Machtfülle des Ringes zu geben.

      Aber das schien gar nicht notwendig.

      Das Gesicht des Offiziers bekam etwas Ehrfürchtiges. Er schluckte.

      "Der Ring...", flüsterte er.

      "Du kennst diesen Ring?", wunderte sich Kryll.

      Unter der Menschenmenge entstand ein erregtes Raunen.

      "Jeder Lukkareaner kennt diesen Ring", erklärte der Offizier. "Nach ihm sucht unser Volk schon solange, wie wir uns zurückzuerinnern vermögen! Unsere Legenden sagen, dass der Ring zusammen mit dem Spiegel von Uz großes zu bewirken vermag..." Der Offizier tastete ehrfürchtig nach Krylls Hand, um den Ring von Kuldan zu berühren. "Ja", murmelte. "Es gibt keinen Zweifel. Die Beschreibungen passen genau!"

      "Glaubst du mir nun, dass ich deinem Kaiser zu helfen vermag?", fragte Kryll.

      Der Offizier nickte stumm - noch immer wie gebannt von dem weißen Juwel, das an dem Ring funkelte.

      "Ich werde Euch und Eure Begleiter zur Residenz bringen. Ich bin sicher, dass er Euch empfangen wird! Ihr seid der Träger des Ringes..."

      Dann führte der Offizier Kryll, Norjan und den Namenlosen zur Residenz des Kaisers. Kryll konnte kaum glauben, dass der Palast, den er hier zu sehen bekam, lediglich eine Art Notunterkunft des Kaisers war. Für einen König von Pragan blieb derartiger Luxus etwas Unwirkliches.

      *

      Der Kaiser saß plump und bullig auf seinem goldenen Thron. Er war ein feister, dicklicher Mann mit Doppelkinn und bleicher, ungesunder Gesichtsfarbe.

      Er wirkte unbeholfen.

      Der Kaiser erhob sich, als Kryll und seine Begleiter den Thronsaal betraten.

      Die Kunde davon, dass der Träger des Ringes sich in Ragal aufhielt, war Kryll und dem Offizier, der sie hier geführt hatte, wohl vorausgeeilt.

      In der Hand hielt der Kaiser einen Spiegel umklammert.

      Kryll machte nicht viele Worte.

      Er hob seine Linke, so dass der Kaiser den Ring sehen konnte.

      "Ihr Götter", flüsterte der Herrscher von Lukkare. "Es ist wahrhaftig der Ring!"

      Kryll nickte.

      "Ja, so ist es. Du erkennst ihn nicht wahr?"

      "Ja!"

      Der Kaiser setzte sich wieder auf den Thron. Auf seinem fetten Gesicht zeichnete sich die Karikatur eines Lächelns ab.

      "Warum seid Ihr gekommen, Fremder?", fragte der Herrscher jetzt, wobei er sichtlich um Freundlichkeit bemüht schien.

      "Ich will Euch helfen", war Krylls knappe Antwort.

      Das Gesicht des Kaisers entspannte sich nun zusehends.

      "Ihr seid nicht zufällig ein Spion der Skölden, nicht wahr?"

      "Nein."

      Der Kaiser wandte sich seinem Spiegel zu.

      "Er blickt in den Spiegel, um deine Loyalität zu prüfen!", hörte Kryll währenddessen die Stimme des Ringes in seinem Kopf, so dass niemand anderes davon etwas bemerken konnte. "Der Spiegel wird ihm deine wahren Absichten enthüllen, Kryll... Und ich glaube nicht, dass das zu deinem Vorteil wäre... Ich könnte eine Geistsperre aufbauen, so dass des Kaisers Spiegel blind bleibt!"

      "Gut", flüsterte Kryll.

      Der Kaiser blickte indessen angestrengt in den Spiegel und verzog dann das Gesicht. "Aus unerfindlichen Gründen verrät der Spiegel mir nichts über Euch, Fremder! Es bleibt mir wohl nichts anders, als Euch zu glauben!"

      Kryll nickte.

      "Daran tätet Ihr gut!"

      Der Herrscher rülpste ungeniert und Norjan musste ein Grinsen unterdrücken, denn im Norden war es unüblich, dass ein Herrscher öffentlich rülpste. Hier schienen die Sitten andere zu sein.

      "Ihr wollt mir also helfen. Wie ist Euer Name, Fremdling?"

      "Mein Name ist Tharson", erwiderte Kryll.

      "Und Eure Begleiter?"

      "Ihre Namen tun wenig zur Sache."

      Der Kaiser nickte nachdenklich.

      "Gut, Tharson. Ich denke, Ihr habt die Absicht, mir den Ring zu verkaufen."

      Aber Kryll schüttelte entschieden den Kopf.

      "Nein, da irrt Ihr!"

      "Ich werde