Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
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Год издания: 0
isbn: 9783956178993
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      Sein Gegenüber schien zu dieser Sache nicht mehr sagen zu wollen.

      Vielleicht wäre es gut, mehr über den Namenlosen zu erfahren, kam es Kryll in den Sinn.

      "Erzähle mir vom Schattenland!", forderte der König jetzt.

      Der Namenlose wandte sich wieder von Kryll ab und starrte hinaus auf das dunkle Meer.

      Nach einer kurzen Pause begann er zu sprechen.

      "Im Schattenland herrscht ewige Dämmerung. Es gibt dort einen See, der so schwarz wie die Finsternis selbst ist. Die Bewohner des Schattenlandes nennen ihn das Schattenauge. Genau in der Mitte dieses Sees gibt es eine Insel, auf der Tarak sein Schloss errichtet hat!"

      Der Namenlose wandte den Kopf zur Seite. Die Finsternis unter seiner Kapuze erschien Kryll blicklos.

      "Wir werden aus dieser Welt eine zweite Schattenwelt machen! Du und ich! Wir werden es schaffen, dessen bin ich mir sicher, denn wir haben Tarak auf unserer Seite, den Herrn des Schattenlandes!"

      Ungezügelter, wilder Fanatismus war aus diesen Worten herauszuhören.

      Kryll hob die Augenbrauen.

      "Ein Land der ewigen Dämmerung mag für die Wesen des Schattenlandes gut sein. Aber für Menschen...?"

      Der Namenlose schwieg daraufhin eine ganzer Weile lang, bis er schließlich vor sich hin murmelte: "Ich vertraue auf Tarak."

      "Ich ebenfalls." Krylls Bekenntnis war wenig überzeugend.

      Auf einmal spürte Kryll, dass jemand hinter ihm war. Blitzartig wirbelte er herum und blickte dann in das Gesicht von Norjan.

      "Was gibt es?"

      "Mein König, Ihr solltet Euch auch ein wenig schlafen legen. Morgen ist ein anstrengender Tag."

      Aber Kryll schüttelte den Kopf.

      "Ich noch nicht schlafen Norjan. Ich würde keine Ruhe finden..."

      "Müdigkeit und Trägheit können schlimmere Feinde sein, als eine ganze Horde von Remuriern."

      Als Norjan dem Blick des Königs begegnete, dachte der alte Ritter: Kryll hat an Sicherheit gewonnen!

      Norjan zuckte mit den Schultern. "Nun, wie Ihr meint, mein König. Ich werde mich jedenfalls aufs Ohr legen."

      Mit diesen Worten ging Norjan davon.

      "Mir ist aufgefallen, dass du dir von diesem einfachen Ritter eine Menge sagen lässt, Kryll", stellte der Namenlose fest.

      "Norjan ist für mich mehr, als nur irgendein Ritter."

      "Tarak hätte so etwas nie von einem Untergebenen geduldet!"

      Die Stimme des Namenlosen klang absolut kalt und gefühllos.

      Der König bedachte den Mann aus dem Schattenland mit einem nachdenklichen Blick. Wenn er glaubt, dass ich bereits ein Sklave dieses Tarak bin, dann irrt er sich aber gewaltig, durchzuckte es es Kryll.

      Er hatte einen Entschluss gefasst.

      Er wollte den Herrn des Schattenlandes betrügen!

      *

      Die See bot bei Nacht einen düsteren, fast unheimlichen Anblick. Der Mond leuchtete fahl auf das unruhige Wasser herab und tauchte alles in sein bleiches Licht.

      Vom Horizont her sah Kryll etwas durch die Luft herannahen.

      Etwas Flatternders, Helles... Etwas Weißes!

      Ein Vogel!

      Doch je näher dieser Vogel herankam, desto deutlicher wurde es Kryll, dass dies kein gewöhnliches Tier seiner Art sein konnte.

      Der Vogel war von riesiger Gestalt und war ganz und gar weiß. Er strahlte in einem merkwürdigen, übernatürlichen Licht, dass sich deutlich vom Licht des bleichen Mondes unterschied.

      "Seht dort!", hörte Kryll einen der Seeleute rufen.

      Die Männer der GEEDRA blickten wie gebannt in Richtung dieses seltsamen Geschöpfes.

      "Dieser Vogel ist gefährlich", zischte die Stimme des Namenlosen an Krylls Ohr. Den düsteren Mann aus dem Schattenland hatte mit einem Mal eine kaum erklärliche Unruhe gepackt. Kryll glaubte sogar so etwas wie Furcht aus seinen Worten heraushören zu können.

      "Ha!", machte der König. "Wir haben uns vorgenommen, den Ring von Kuldan zu erobern - da werden wir doch keine Angst vor solch einer fliegenden Kreatur bekommen!"

      Mit den Augenwinkeln sah Kryll flüchtig, wie Norjan sich wieder von seiner Schlafstatt erhoben hatte. Nachdenklich betrachtete der alte Ritter den weißen Vogel, der mit ruhigen, würdevollen Flügelschlägen auf die GEEDRA zusteuerte.

      "Gebt mir Pfeil und Bogen!", krächzte der Namenlose. "Schnell! Worauf wartet ihr?"

      Niemand rührte sich, keiner sagte ein Wort.

      "Na los!", forderte der Namenlose grimmig.

      "Soll ich ihm einen Bogen geben?", fragte Lathor, der Kapitän, unsicher an den König gewandt.

      Aber Kryll schüttelte energisch den Kopf.

      "Nein!"

      "Dieses Wesen ist gefährlich!", rief der Namenlose nochmals.

      "Nein, der Vogel stellt keine Gefahr dar!" Der König wandte seinen Blick an die Männer, die noch immer wie gebannt waren.

      Der Vogel kreiste jetzt direkt über der GEEDRA.

      Er ist so groß wie ein erwachsener Mann, durchfuhr es Kryll. Und auch der König war fasziniert von diesem geheimnisvoll leuchtenden Wesen.

      "Lasst mich den Vogel töten!", kreischte Namenlose fast außer sich. Aber der König hörte ihm kaum zu. Er blickte wie die anderen Männer gebannt auf den Vogel...

      "König Kryll!", rief ihm der Vogel dann mit mit sanfter Stimme zu.

      Einen Moment lang war Kryll wie erstarrt.

      Aber es war kein Zweifel möglich. Dieses rätselhafte Wesen hatte ihn angesprochen.

      "Wer bist du?", rief Kryll zurück.

      Norjan stürzte herbei und packte ihn bei den Schultern.

      "Mit wem redet Ihr, mein König?", fragte er besorgt.

      Kryll sah den alten Ritter erstaunt an.

      Hatte er den Ruf des Vogel nicht gehört?

      "Kryll!", kam es erneut von oben an das Ohr das Königs. Kryll blickte hinauf zu dem weiß leuchtenden Vogel hinauf. "Kehrt um, Kryll von Arkull! Dient nicht länger dem König der Schatten oder Ihr werdet großes Unglück über die Welt bringen! Rührt den Ring von Kuldan nicht an und kehrt zurück nach Arkull!"

      Kryll schüttelte stumm den Kopf und löste sich aus der Umklammerung, in der Norjan ihn noch immer hielt.

      "Nein!", schrie Kryll. "Ich kann nicht zurück!"

      "Ihr werdet Eure Entscheidung bereuen, Kryll", prophezeite der weiße Vogel mit schrecklicher Endgültigkeit.

      *

      In diesem Moment vernahm Kryll ein hässliches, pfeifendes Geräusch, das ihn abrupt aus einem Zustand herausriss, der einer Art Trance nahekam.

      Es war ein Pfeil! Es folgte verzweifeltes Flügelschlagen, ein Kreischen und wenig später platschte es, als der tote Körper des Vogels ins Meer stürzte.

      Kryll wirbelte herum und sah den Namenlosen, in dessen dünnen, feingliedrigen Fingern sich ein Bogen befand. Kalter Grimm stieg in Kryll