Drachenreiter und Magier: 4 Fantasy Abenteuer. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
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Год издания: 0
isbn: 9783956178993
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Angesicht des Krieges die Loyalität verweigern? Was dann?"

      Norjan machte ein unbestimmtes Gesicht.

      "Ein gewisses Risiko müssen wir in Kauf nehmen, da geht kein Weg dran vorbei! Wenn tatsächlich der von Euch geschilderte Fall eintreten sollte, so müssen wir dann überlegen, was zu tun ist. Aber jetzt sollte uns das nicht belasten." Er machte eine Geste mit der Rechten. "Wer weiß, mein König! Vielleicht kommt es ja gar nicht zum Krieg! Vielleicht geben die Remurier doch noch klein bei und alles war nichts weiter als Donnergrollen ohne Blitz. Wer kann das heute schon voraussagen?"

      Die Remurier werden nicht nachgeben, dachte der König. Wie konnten sie auch? Sollten sie hinnehmen, wie ihre Städte geplündert wurden? Wie praganische Piraten ihre Schiffe überfielen? Nein, für die Remurier gab es keinen anderen Weg, als den, den Graf Yakurul gegenüber König Kryll aufgezeigt hatte.

      "Den Rat der hohen Lords von Pragan werden wir auf jeden Fall nicht einberufen!" Norjans Stimme klang fest und bestimmt.

      "Warum nicht? Nichteinmal, um den hohen Herren meine Entscheidung mitzuteilen?"

      "Nicht einmal dazu. Euren Entschluss werdet Ihr ihnen durch Boten schriftlich überbringen!"

      "Warum das?"

      "Nun, mein König, es ist nicht gut, wenn die Lords alle an einem Ort sitzen. Sie können sich dann untereinander zusammentun und möglicherweise Gegenmaßnahmen aushecken! Ihr wisst so gut wie ich, dass Ihr nicht der erste König von Pragan wärt, der einer Intrige eben jener Lords zum Opfer fiele, die ihn kurz zuvor noch zu ihrem Anführer gewählt hatten!"

      Kryll bedachte Norjan mit einem nachdenklichen Blick.

      Er ist fast wie ein Vater zu mir, dachte er.

      "Wir wollen hoffen, dass alles so kommt, wie Ihr Euch das gedacht habt, Norjan", sagte er dann langsam. Ein Schuss von Traurigkeit und Resignation lag in der Stimme des Königs - etwas, das auch Norjan keineswegs entging.

      "Ich kann Euch verstehen, Kryll! Es ist nicht gerade erfreulich, ein König ohne Macht zu sein. Aber ich werde Euch helfen, dass dieser Zustand geändert wird. Darauf könnt Ihr Euch verlassen."

      Der König nickte schwach.

      Bin ich überhaupt noch im Stande, einen einzigen Entschluss zu fassen?, fragte er sich in Gedanken.

      Kryll erhob sich.

      Er fühlte sich leer und matt.

      Ein König ohne Macht!, dachte er zynisch. Was ist das für ein König!

      Er blickte sich nicht zu Norjan um, als er davonging.

      Mir fehlt die Initiative, etwas an diesem unbefriedigenden Zustand zu ändern, kam es Kryll in den Sinn. Die Initiative und die Kraft.

      Er seufzte.

      Nein, dachte er dann, das Schicksal oder die Götter - oder irgendwelche anderen finsteren Mächte - müssen es sehr schlecht mit mir meinen!

      3. EIN FREMDER OHNE NAMEN

      Kryll saß auf einem einfachen Thron aus Holz. Ein König von Pragan konnte sich den Luxus der südlicheren Länder nicht leisten. Aber dieser Holzthron - er war ohne jegliche Verzierungen - war für Kryll von Arkull so gut, wie es jeder andere Thron gewesen wäre.

      In diesem Augenblick war er völlig allein im Thronsaal.

      Ein so großer Raum für eine einzige Person - und anderswo in Pragan sind die Menschen obdachlos, dachte der junge König.

      Welch eine Ungerechtigkeit!

      Aber so war die Welt nun einmal, ungerecht und schlecht, hier im Norden ebenso wie im Süden. Und Kryll gehörte keinesfalls zu jenen, die glaubten, dass es in ihrer Macht lag, daran irgendetwas zu ändern.

      Einer der königlichen Soldaten betraten den Raum.

      Kryll kannte ihn. Er tat seit langem auf Burg Arkull seinen Dienst.

      Der König blickte auf.

      "Was gibt es, Lorson?"

      "Mein König, ein Fremder bittet um Audienz!"

      Kryll war ziemlich desinteressiert.

      Er zuckte nur die Achseln.

      Schließlich brummte er: "Dann lass ihn herein, Lorson!"

      "Mein König! Ich muss Euch warnen! Dieser Mann macht einen recht merkwürdigen Eindruck! Er ist mir nicht ganz geheuer!"

      "Lass ihn trotzdem herein! Ich habe keine Angst, Lorson, das solltet Ihr wissen."

      "Das weiß ich, mein König!"

      "Außerdem wird der Fremde mich vielleicht etwas unterhalten und aus meiner Langeweile erlösen!"

      "Wir Ihr meint!"

      Der König nickte leicht ungehalten, während Lorson sich verneigte und dann den Thronsaal verließ.

      Kurze Zeit später kehrte der Soldat zurück. Ihm folgte eine sonderbare, in eine schwere Kutte gehüllte Gestalt.

      So sehr Kryll sich auch bemühte, er konnte die Züge dieses Fremden nicht erkennen. Sie waren im Schatten der Kapuze verborgen, die tief ins Gesicht gezogen trug.

      Ohne, dass er von irgendwem dazu aufgefordert worden wäre, trat der Düstere einige Schritte vor. Er stand nun sehr dicht vor dem Thron des Königs.

      Lorson wollte im ersten Moment einschreiten, aber Kryll winkte ab.

      "Lass gut sein", murmelte der König und lehnte sich zurück.

      Und dabei dachte er verwundert: Warum kann ich sein Gesicht nicht erkennen?

      Mit einer Mischung aus Misstrauen und Interesse musterte Kryll den Düsteren.

      "Was willst du von mir?", fragte er dann.

      Er bemühte sich, seiner Stimme keinen unfreundlichen, mürrischen Ton zu geben.

      "Ich muss mit dir sprechen, Kryll!"

      Kryll runzelte unwillkürlich die Stirn. Die ungewohnt persönliche Ansprache des Fremden irritierte ihn. Aber er sagte nichts. Den Grund dafür konnte er nicht erklären.

      "Sprich, Fremder! Worum geht es?"

      Der Düstere schüttelte jedoch den Kopf.

      "Ich muss mit dir allein sprechen, Kryll von Arkull!"

      Kryll lachte heiser.

      "Ist es denn so vertraulich, was du mir zu sagen hast, Fremdling?", fragte er dann mit einer deutlichen Spur Spott in der Stimme. "So wichtig?" Kryll lachte erneut, aber es wirkte gezwungen.

      "Ja, es ist sehr wichtig."

      Kryll gab Lorson einen Wink, worauf der Soldat - zunächst etwas widerwillig und sichtlich irritiert - den Saal verließ.

      Der König beugte sich dann nach vorne.

      "Nun, was gibt es, Fremder?" Er runzelte die Stirn. Das Verhalten seines Gegenübers begann ihm mehr und mehr zu missfallen. "Wer bist du überhaupt?"

      Der Düstere blieb ruhig, fast bewegungslos.

      "Das ist