Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten. Frank Rehfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Rehfeld
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Год издания: 0
isbn: 9783956179129
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wovon leben sie? Selbst wenn sie keinen Schlaf brauchen, müssen doch auch sie irgendwann mal Nahrung zu sich nehmen. Für ein so gewaltiges Heer immer wieder Nachschub heranzuschaffen, erfordert Zeit."

      "Ahnst du es nicht?", antwortete Charalon in einem Tonfall der Maziroc eine weitere schreckliche Enthüllung ahnen ließ. "Wir haben es am ersten Tag des Kampfes entdeckt. Ich bin sicher, du hast kaum irgendwelche Kadaver von ihnen bei den Ruinen von Ai'Lith gesehen. Sie fressen ihre eigenen toten Artgenossen, und vermutlich nicht nur die toten. Wenn einer von ihnen verwundet oder geschwächt ist, werden sie ihn wahrscheinlich ebenfalls wie bei einem Rudel bestimmter Raubtiere verzehren. Du kannst dir vorstellen, welch für ein Festmahl sie gerade erst hinter sich haben."

      Erneut schauderte Maziroc vor Grauen, dabei war es in der Tat eine so naheliegende Erklärung, dass er sie sich selbst hätte zusammenreimen können. Bei Ungeheuern wie den Damonen war kaum zu erwarten, dass sie irgendwelche Gräber aushoben, um ihre Toten zu bestatten. Schließlich waren sie intelligenzmäßig nicht viel mehr als Tiere.

      "Jeden Vorsprung, den wir am Tage herausschinden, verlieren wir nachts fast vollständig wieder, wenn wir rasten müssen", erklärte Eibon. "Zwei Drittel meiner Krieger sind bereits tot, und ich weiß nicht einmal, ob die übrigen diese Flucht noch lange genug durchhalten, um Cavillon lebend zu erreichen."

      "Was ist mit Maramon?", wandte Maziroc ein. "Die Stadt liegt nur zwei Tagesritte von hier entfernt und ist stark befestigt."

      Der Elbenkönig lächelte nur matt. "Maramon wurde bereits aufgegeben, so wie alle anderen Städte und Siedlungen zwischen hier und Cavillon. Zumindest hoffe ich es, denn ich habe schon vor Tagen Boten hingeschickt. Wie sollte irgendeine von Menschen erbaute Stadt dem Ansturm der Damonen länger als ein oder zwei Stunden standhalten können, wenn selbst die Hohe Festung innerhalb von kaum zwei Tagen gefallen ist?" Er schüttelte den Kopf. Selbst diese kleine Bewegung schien fast über seine Kräfte zu gehen. "Nein, alle Hoffnungen ruhen jetzt allein auf Cavillon, und ohne die Hilfe des Zwergenvolkes und seiner Drachen wird auch die Ordensburg fallen."

      "Auch wenn zwischen Eurem Volk und meinem seit langer Zeit Feindseligkeit herrscht, möchte ich Euch meine tief empfundene Trauer über den Untergang Euerer Heimstatt ausdrücken, und ich bin sicher, ich spreche für mein ganzes Volk", meldete sich Marrin erstmals zu Wort. Aufrichtige Betroffenheit klang aus seinen Worten. "Ich wünschte, wir könnten Euch helfen zu vermeiden, dass Cavillon womöglich das gleiche Schicksal ereilt. Aber wie Maziroc schon berichtet hat, befindet sich Ravenhorst in ebenso großer Gefahr, und ich hoffe, Ihr habt Verständnis dafür, dass das Überleben unseres eigenen Volkes für uns Vorrang vor allem anderen hat."

      "Daraus können wir Euch keinen Vorwurf machen", entgegnete Charalon. "Wenn die Damonen Ravenhorst angreifen, werdet Ihr mit Sicherheit jeden Eurer Krieger brauchen, um die Bedrohung abzuwenden."

      "Aber wenn es uns gelingt, und die unmittelbare Gefahr für Ravenhorst gebannt ist, werden unsere Könige nach meinem Bericht bestimmt ein starkes Heer zur Unterstützung nach Cavillon schicken", fügte Marrin hinzu.

      "Ich hoffe nur, dass es bis dahin nicht schon zu spät ist", murmelte Charalon. "Cavillon ist ein gewaltiges Bauwerk, aber im Gegensatz zu Ai'Lith oder Ravenhorst ist es nicht einmal eine richtige Festung. Wir können uns mit Magie wehren und den Damonen sicherlich ebenfalls hohe Verluste zufügen, aber ich bezweifle, dass wir uns sonderlich lange werden halten können. Dennoch ist jede Hilfe natürlich hoch willkommen."

      Unbehaglich trat der Zwerg von einem Fuß auf den anderen. Ungeduld und der Aufenthalt in einem Lager der Elben machten ihn sichtlich nervös. "Wenn Ihr mich nun entschuldigt, würde ich gerne nach Ravenhorst zurückkehren, um meinem Volk die schlimmen Nachrichten zu überbringen", sagte er.

      "Ich kann Eure Ungeduld gut verstehen", entgegnete Maziroc. "Aber es dürfte wichtiger denn je sein, dass Ihr uns nach Cavillon bringt, zumindest Charalon und mich. Ich weiß, dass ich viel von Euch verlange, aber auch ohne Krieger zu unserer Unterstützung zu schicken, könntet Ihr uns auf diese Art sehr helfen, und es wäre für Euch nur ein Umweg von wenigen Stunden."

      Marrin rang kurz mit sich, dann nickte er. "Wenn ich Euch bis Cavillon bringe, dann gibt es allerdings keinen Grund, warum ich nicht auch noch einige weitere Männer mitnehmen sollte", sagte er Er wandte sich an Eibon. "Bitte habt Verständnis dafür, dass ich keine Elben auf den Drache lasse, auch wenn der Streit zwischen unseren Völkern angesichts der Damonen nichts mehr zählt. Aber Ihr könnt vierzig der menschlichen Krieger auswählen lassen, die verwundet oder besonders geschwächt sind. So viele dürfte der Drache tragen können, ohne dadurch nennenswert langsamer zu werden."

      *

      Cavillon hatte sich grundlegend verändert in den Wochen, die verstrichen waren, seit Maziroc zusammen mit den Elben zu der Expedition aufgebrochen war. Stärker noch als Ai'Lith war die Ordensburg stets ein Ort des Friedens gewesen, der Wissenschaft, der Magie und der Künste. Sie hatte für ihn immer etwas klösterlich Besinnliches gehabt, doch nun hatte Cavillon sich in ein Heerlager verwandelt. Nichts war mehr von der einstigen Ruhe und Beschaulichkeit dieses Ortes geblieben, wurde Maziroc schmerzhaft bewusst, während er raschen Schrittes den Innenhof überquerte und dabei seinen Blick umherwandern ließ.

      Zur Verstärkung der zahlenmäßig eher kleinen Garde waren zahlreiche Krieger aus den evakuierten Städten Larquinas, aber auch aus Aslan und dem im Süden gelegenen Caarn herbeigeeilt. Croman, der noch junge larquinische Kaiser, hatte mehrere hundert Bogenschützen und fünf Bataillone schwerer gepanzerter Kavallerie zu ihrer Unterstützung geschickt. Allein diese fünfhundert Reiter würden wie eine unaufhaltsame Woge über jeden anderen Gegner hinwegbrausen und ihn aufreiben, doch Maziroc bezweifelte, dass sie einem zahlenmäßig so überlegenen Feind wie den Damonen ernsthaft gefährlich werden konnten. Aber dass Croman das Herzstück seiner Armee nach Cavillon gesandt hatte, zeigte deutlich, dass er sich der Gefahr deutlich bewusst war. Wenn Cavillon fiel, würden die Damonen bald darauf auch Basla erreichen, seine Residenz.

      Die Ordensburg schien vor Menschen aus allen Nähten zu platzen, doch handelte es sich zum allergrößten Teil um Soldaten. Außer ihnen hielten sich nur noch Magier und Vingala in Cavillon auf, da Charalon auch hier die Evakuierung sämtlicher Zivilisten angeordnet hatte, sogar die der aus Ai'Lith geflohenen Elbenfrauen und -kinder. Selbst seine eigene Frau hatte er fortgeschickt. Schier endlose Flüchtlingsströme zogen auch jetzt immer noch nach Norden, an der Ordensburg vorbei, wo sie sich Schutz erhofft hatten, der ihnen nun nicht gewährt wurde. Es war eine harte Entscheidung, aber die einzig sinnvolle. Sollte auch Cavillon fallen, würden sie nirgendwo sicher sein, wie weit sie auch flohen, doch die Ordensburg war zu klein, um auch nur einen nennenswerten Teil von ihnen aufnehmen zu können, und sie würden während des Kampfes die Verteidigung nur behindern. Schon jetzt herrschte Mangel an Quartieren für die zahlreichen Soldaten.

      Abgesehen von der Zahl und der Art der Bewohner hatte Cavillon sich aber auch in anderer Hinsicht verändert. Wälle waren vor den Mauern aufgeschüttet und Gräben ausgehoben worden, in die man Petroleum leiten und anzünden konnte. Allerdings bezweifelte Maziroc, dass die Maßnahmen sonderlich viel nützen würden. Wenn die Damonen ebenso selbstmörderisch wie beim Sturm auf die Hohe Festung angriffen, würden sie sich mit Todesverachtung in die Gräben stürzen, bis sie das Feuer mit ihren Körpern erstickt und die Gräben gefüllt hätten, sodass die Nachfolgenden über sie hinweg und die Wälle hinauf stürmen konnten.

      Darüber hinaus aber waren auch erfolgversprechendere Lehren aus dem Verlauf der Schlacht um Ai'Lith gezogen worden. So waren die Mauerspitzen durch nach außen überragende Aufbauten aus Holz aufgestockt worden, um ein Überklettern zu erschweren, und die Wehrgänge waren außerdem überdacht worden, um besser gegen Angriffe aus der Luft geschützt zu sein. Ob diese Veränderungen wirklich etwas nutzen würden, würde sich erst beim Angriff zeigen, der nun nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.

      Vor knapp zwei Stunden waren die Elbenkrieger unter der Führung Eibon Bel Churios in Cavillon eingetroffen. Auch Pollus hatte sich bei ihnen befunden, da er darauf bestanden hatte, seinen Platz im Transportkorb des Drachen für einen