»Weißt du, was ich nicht verstehe, Zoe? Wieso ist Florentin nie nach Hause gekommen? Wie weit kann ein noch nicht einmal Volljähriger gekommen sein? Wo soll er hingegangen sein?«, bombardierte Frau Fehring die verhasste Freundin ihres älteren Sohnes mit Fragen, bei denen Zoe sich der Magen umdrehte, und das nicht nur, weil sie die Verzweiflung in Frau Fehrings Stimme nur zu deutlich hörte.
»Ulrike, bitte, ich hasse dieses Biest auch, aber hör auf, der Familie das zu unterstellen, was Nathanael behauptet. Das ist Mist! Sie ist keine Mörderin, sondern nur ein verzogenes Mädchen«, mischte Herr Fehring sich nun entnervt ein. Ohne dass er es wusste, war er Zoes Retter.
Der Rest des Abendessens verlief schweigend. Niemand traute sich, die Stimme zu erheben. Zoe hielt ihren Kopf über ihrem Teller gesenkt. Sie wagte nicht aufzublicken, denn zu groß war ihre Angst, ihr Blick könnte die Augen von Thomas' Eltern treffen. Sie wollte nicht noch mehr Hass sehen. Sie war erleichtert, als das Essen für beendet erklärt wurde und sie zur Tür gehen konnten. Sie zog ihre Jacke an, während Thomas mit seinen Eltern noch ein paar Worte wechselte. Zum Abschied sagte seine Mutter: »Es war dennoch schön, dass du dich mal wieder zu Hause hast blicken lassen. Du kannst gern öfter vorbeischauen.«
Thomas nickte nur, umarmte seine Eltern und öffnete die Tür, durch die Zoe schlüpfte. Auch sie murmelte Worte des Abschieds, doch diese wurden ignoriert. Als endlich die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, meinte Thomas enttäuscht: »Das war wohl eher kontraproduktiv.«
Zoe nickte und ergriff seine Hand, während sie zum Auto gingen. Das waren die schlimmsten anderthalb Stunden ihres Lebens gewesen. »Ich geh dort nie wieder hin«, stellte sie klar. Es war nicht nur so dahingesagt. Sie meinte es ernst.
»Aber sie sind meine Eltern«, widersprach Thomas, als sie ins Auto einstiegen.
»Du kannst doch zu ihnen gehen. Ich muss ja nicht mitkommen.«
Thomas verzog traurig das Gesicht und startete den Motor. Er schwieg eine Weile und es wirkte, als überlegte er, ob er es wirklich aussprechen wollte. Schließlich rang er sich dazu durch: »Möchtest du denn nicht, dass unsere Kinder ein gutes Verhältnis zu ihren Großeltern haben. Du tust gerade alles, um mit meiner und auch deiner Familie zu brechen. Ich will, dass sie außer uns auch noch eine Familie haben.«
Zoe schwieg eine Weile. Diese Aussage war wie ein Schlag ins Gesicht. Sie war davon vollkommen überfordert. »Du … du denkst jetzt schon über Kinder nach? Wie viele willst du denn und vor allem wann?«
»Keine Ahnung, drei und … vielleicht in vier Jahren«, überlegte er.
»Da bin ich zweiundzwanzig. Ich mache dieses Jahr erst mein Abi. Ich weiß, dass das bei dir bereits sechs oder sieben Jahre her ist und du in der Zwischenzeit promoviert hast, aber ich stehe noch ganz am Anfang …«
»Ich will nichts überstürzen. Ich habe nur darüber nachgedacht. Tut mir leid. Das war blöd«, entschuldigte er sich und ein wenig Röte zeichnete sich auf seinen Wangen ab.
Zoe schüttelte schnell den Kopf. Sie wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen. »Planen wir doch erst einmal, wann wir zusammenziehen. Ich will nach dem Abi unbedingt von zu Hause weg.«
»Wenn du an meiner alten Uni studierst, kannst du gern zu mir ziehen«, bot Thomas lächelnd an.
Zoe erwiderte sein Grinsen. »Genau das wollte ich hören!« Sie beugte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen. Sie war so glücklich. Sie hatte den Mann fürs Leben gefunden!
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