Tilman Janus
Hammerhart!
13 schwule Erotikgeschichten
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Inhaltsverzeichnis
Du, Tim, ich hab mich verliebt!
Vorbemerkung
Ob Handwerker, Bauer, Polizist, Winzer, Abiturient oder Banker – alle sehnen sich nach Sex. Aber nicht nur! Auch wenn es knallhart zugeht, soll Zärtlichkeit dabei sein. Und vielleicht bleibt „Mann“ zusammen – für immer oder wenigstens vorerst für immer.
Dreizehn schwule Kurzgeschichten voller Erotik, Freundschaft und Liebe.
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Handlung, Namen und Personen sind frei erfunden. Sollte es Ähnlichkeiten mit realen Menschen geben, wäre es reiner Zufall.
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Hammerhart!
Mein größter Fehler ist, dass ich nicht nein sagen kann. Und so hat Onkel Dieter mich wieder mal schamlos ausgenutzt.
»Du erbst doch unser Häuschen sowieso später, Steffen, da kannst du uns wenigstens in deinem Urlaub den Gefallen tun, ein Auge auf die Handwerker zu werfen, wenn wir verreist sind!«, hatte der Onkel gesäuselt. Tante Hannelore hatte eifrig genickt, und ich Idiot habe mich also einwickeln lassen. Nun hocke ich im Chaos, während sich die beiden auf den Malediven in der Sonne aalen!
Das sogenannte »Häuschen« ist ein ziemlich großes Teil mit zwei Etagen und einem Dachgeschoss. Es befindet sich im Grünen, aber trotzdem nicht weit vom Stadtzentrum entfernt, also in bester Lage. Bis ich den Kasten aber erben werde, können noch locker zwanzig, dreißig oder mehr Jahre vergehen, denn Onkel und Tante erfreuen sich bester Gesundheit. Ich selbst bin gerade dreiunddreißig geworden. Ich würde also meine besten Jahre weiterhin in einer Mietwohnung verbringen. Keine Sex-Orgien im Grünen mit ausgesucht schönen Kerlen, keine lauschigen Pool-Partys im weitläufigen Garten.
Okay! Ich habe nun mal ja gesagt und nicht nein, und deshalb stehe ich jetzt im unteren Flur des Hauses und quetsche mich an die Wand, denn die Leute von der Baufirma tragen die neuen, einbruchsicheren Isolierglasfenster ins Haus. Ich habe keine Ahnung vom Handwerkern. Es erscheint mir sehr unwahrscheinlich, dass man innerhalb eines Tages im gesamten Erdgeschoss die Fenster austauschen kann. Außerdem kommen mir die neuen Fenster viel zu groß vor.
»Achtung!«, ruft einer von den Handwerkern. Er jongliert mit seinem Kollegen zusammen eine riesig wirkende Terrassentür mitsamt Rahmen durch die Diele. Ich ziehe den Kopf ein, um nicht erschlagen zu werden. Der eine von den beiden, ein gigantisches, rothaariges Muskelpaket, grinst mich an. Auch der zweite Fensterträger sieht nicht übel aus. Er ist dunkelhaarig und hat einen kurz gestutzten, gepflegten Vollbart. Beide sind ungefähr in meinem Alter, vielleicht ein, zwei Jahre älter. Eigentlich gefallen mir die beiden gut! Ich liebe Kerle, an denen ordentlich was dran ist. Der Rothaarige sticht mir besonders ins Auge. Aber hier geht es ja leider nicht um mich, sondern um Onkel Dieters Fenster.
Zwei weitere Leute kommen ins Haus. Sie tragen Handwerkszeug, das nichts Gutes ahnen lässt: einen fetten, circa einen Meter langen Bohrhammer, zwei Schlagbohrmaschinen, Trennscheiben, mehrere Stemmeisen, Drillbohrer, Vorschlaghämmer und ähnlich gruseliges Zeug. Onkel Dieter hatte gemeint, dass die Baufirma versichert habe, den Fensterumbau ohne jeden Schmutz zu bewerkstelligen.
»Braucht ihr das wirklich alles?«, frage ich beklommen.
Einer der beiden, ein großer, dürrer Blondschopf, zuckt mit den Schultern und antwortet nicht. Der andere, ein südländischer Typ, scheint sowieso kein Wort Deutsch zu verstehen. Okay, da muss ich durch! Ich bin nur froh, dass der Dreck nicht bei mir zu Hause entsteht. Irgendwie vielleicht doch nicht schlecht, nur eine Mietwohnung zu haben …
Weitere Fenster werden vom LKW ins Haus geschleppt. Dann ist alles beisammen. Tante Hannelore hatte die teuersten Möbel mit Tüchern verhängt. Ich zweifle inzwischen daran, dass das viel nutzen wird, denn der dürre Blonde packt schon den elektrischen Bohrhammer aus und setzt ein passendes Stemmeisen in das Bohrfutter ein.
Der rothaarige Hüne begutachtet die Fensterlaibungen im Wohnzimmer. »Da muss ’ne Menge weg!«, verkündet er und wiegt den Kopf hin und her, als müsse er eine Entscheidung von globaler Tragweite treffen.
»Wie meinst du das?«, wage ich zu fragen.
Er schaut mich von oben herab – er ist einen Kopf größer als ich – mitleidig an. Ich bemerke, dass er sehr schöne, blaue Augen hat.
»Kein Normmaß!«, sagt er nur. Hat er wirklich erwartet, dass in einem Haus aus dem Jahre 1920 die Fenster Normmaß haben?
»Aha!«, gebe ich zurück. Ich fühle mich machtlos.
»Also los, Maik!«, sagt der Dunkelhaarige zu dem Rothaarigen. »Fangen wir an! Ich will Weihnachten zu Hause feiern!«
Blöde Sprüche haben sie also auch drauf.
Es geht los! Ich kann gar nicht so schnell gucken, wie sie die alten Holzdoppelfenster herausgerissen haben. Das geht ratzfatz! Ein paar Hammerschläge hier, ein bisschen Stochern mit dem Stemmeisen, dann die alten Bolzen mit der Trennscheibe durchgeschnitten, und schon liegt das große Fenster draußen im Garten, auf den geliebten Dahlien von Tante Hannelore. Handwerker haben bekanntlich keinen Sinn für Blumen. Die milde Oktobersonne schickt ihre Strahlen in Bündeln durch die plötzlich so große Öffnung. Ein Schwall kühler Luft vertreibt den Geruch nach frischem Männerschweiß, der im Zimmer hängt.
»Hopp, Alfredo, den Hammer!«, befiehlt Maik dem Dunkelhaarigen. Alfredo steckt den Stecker ein und reicht ihm den schweren Bohrhammer. Maik hebt ihn so leicht hoch, als wäre er aus Papier, und setzt ihn auf die Mauer. Ein