„Ja“, antwortete Degenfeld nickend. „Informieren Sie mich regelmäßig. Ich wünsche Fotos und Beweise, egal, was meine Frau treibt. Sie erhalten per E-Mail ein Foto von Julie, den Termin ihrer nächsten Reise, die genaue Anschrift ihres Elternhauses in Toulon und natürlich meine Handynummer.“
„Wann ist die nächste Reise Ihrer Frau geplant?“
„Bereits übermorgen. Würde das bei Ihnen klappen?“
„Ja. Ich habe derzeit keine anderen Verpflichtungen und freue mich über eine Ablenkung aus meinem Alltag.“
„Wünschen Sie eine Anzahlung auf Ihre entstehenden Kosten?“
„Nein, nicht nötig. Ich bevorzuge eine Pauschale für eine erfolgreiche Erledigung.“
„Und die wäre?“
„Ich verlange als Bezahlung eine Flasche Rotwein“, antwortete Toby und lächelte.
„Eine Flasche Rotwein? Das meinen Sie jetzt nicht ernst, oder?“
„Doch. Aber es sollte ein Château Lafite Rothschild aus dem Jahrgang 2000 sein.“
„Ist das ein besonderer Wein?“
„Ja, das ist er. Aber angemessen für einen besonderen Auftrag. Einverstanden?“
„Einverstanden.“
2
Der neue Auftrag von Toby Weston begann, als er am Münchner Hauptbahnhof eine Zugfahrkarte nach Toulon an der Côte d’Azur erwarb.
Er hatte einen Tag nach dem Treffen am Starnberger See von David Degenfeld eine E-Mail mit allen notwendigen Informationen erhalten. Am nächsten Morgen verließ er mit einer Reisetasche seine Penthouse Wohnung in Schwabing und fuhr mit einem Taxi zum Bahnhof.
Am Schalter legte er die Reservierung vor, die er im Internet gebucht hatte. „Toulon, Côte d’Azur. Schlafwagenabteil Economy.“
Der Schalterbeamte nickte mürrisch und tippte auf einer Tastatur herum. Kurz darauf hielt er das Ticket in der Hand. Toby bezahlte und trottete zum Bahnsteig. Die Luft roch nach Eisen, Staub und Öl. Kofferträger, Gewühl und Geschrei, rennende Menschen; dies alles erzeugte ein romantisches Fieber in ihm. Er fühlte eine innere Erleichterung für ein paar Tage München verlassen zu können. Unverändert war die Angst vor einer Rückkehr der Schläger des Russen. Aber der Reiz auf ein neues Abenteuer war stärker, als die Angst vor weiteren Schmerzen. Vielleicht sollte ich mal zu einem Psychiater gehen, überlegte Toby nachdenklich. Etwas stimmte doch nicht mit mir. Aber das hatte Zeit. Es zählte immer nur das heute und jetzt. Die Vergangenheit war vorbei und ließ sich nicht mehr ändern. Die Zukunft ist noch völlig offen. Daher beschloss, er den Augenblick zu nutzen und sich auf den neuen Auftrag zu konzentrieren.
Er kaufte sich zwei Croissant und einen Cappuccino im Pappbecher. Er trank einen Schluck und blickte sich dabei um. Fast alle Bahnsteige waren voller Menschen. Von Julie Degenfeld war nichts zu sehen.
Als der Zug einlief, drängelte er sich durch die Menschenmasse und fand das reservierte Schlafabteil. Er stellte seine Reisetasche am Boden ab und packte die die nötigen Utensilien aus, die er während der Nacht gebrauchen würde. Er legte die Croissant auf das Klapptischchen, und die Toilettenartikel ins Netz. Dann setzte er sich auf das Bett und probierte die Matratze, sie war noch nicht ausgelegen.
Nun war er bereit für das neue Abenteuer. Plötzlich hatte er keine negativen Gedanken mehr, die er zuletzt ständig mit sich herumgetragen hatte. Die Sorgen blieben hinter ihm zurück, als der Zug sich in Bewegung setzte, zuerst schwerfällig, dann immer schneller.
Die Reise hatte begonnen.
Toby öffnete das Fenster und lehnte sich hinaus. Menschen winkten und riefen sich zu. Dann verschwand München, und der kalte Wind ließ ihn das Fenster schließen. Von der Eisenbahn aus gesehen zeigten sich die Städte niemals von der besten Seite.
Eine junge Frau lehnte weit aus dem Nebenabteil. Sie lachte Toby an und winkte ihm zu. Er hatte sie sofort erkannt: Julie Degenfeld!
Sie war hübsch anzusehen, mit rabenschwarzen Haaren, einem sonnengebräunten Gesicht und schelmischen Augen.
„Hey“, rief Toby ihr zu.
„Ist es nicht himmlisch zu reisen?“, antworte Julie Degenfeld.
„Ja, aber doch recht kühl und unfreundlich - ich meine natürlich das Wetter“, sagte Toby lachend.
„Wo ich hinfahre; ist es immer warm und sonnig.“
„Wohin fahren Sie denn?“
„Nach Südfrankreich, an die Côte d’Azur.“
„Wie sich das trifft, auch ich will dorthin.“
„Es ist immer aufregend, heimfahren zu können“, sagte sie.
„Heimfahren?“
„Ja, nach Südfrankreich.“
„Dann leben Sie dort?“
„Nein, aber ich wurde dort geboren. Und Sie?“
„Ich muss geschäftlich an die Côte d’Azur.“
Toby versuchte, das Gespräch weiterzuführen, aber ihm fiel und fiel einfach nichts ein. Er war wie auf den Mund gefallen, was sehr ungewöhnlich für den professionellen Verführer Toby Weston war. Aber er schob es auf das negative Erlebnis mit den zwei Gorillas zurück.
Julie Degenfeld hatte sich mit einem Winken zurückgezogen. Auch Toby zog sich zurück und schloss endgültig das Fenster.
Vielleicht sollte er an die Verbindungstür klopfen und sie zu einer Tasse Kaffee einladen; aber über was sollten sie reden?
Draußen vor dem Fenster sausten Häuser vorbei. Der Zug wurde schneller, und unter ihm ratterten die Räder ihre monotone Musik. Es war warm, und er fühlte sich wohl. Ab und zu blickte er hinaus. Wenn sie durch eine Stadt kamen, fuhr der Zug etwas langsamer. Die Zeitschrift, die er am Bahnhof gekauft hatte, fiel ihm aus der Hand, und er schlief ein.
Langes Tuten der Lokomotive sickerte in seinen Schlaf, und irgendwann hörte er den Gong zum Essen. Er fühlte sich noch gesättigt und war viel zu faul, diesen gemütlichen Platz zu verlassen; es war ihm so mollig warm.
Er ließ sich wieder vom Geratter der Räder in den Schlaf lullen. Doch die anhaltende Vibration, das eintönige Rattern der Räder, die gemütliche Wärme und die neue Umgebung machten alles irgendwie erotisch.
Langsam, während die Räder ihre eintönige Vibration über seinen Körper verteilten, begann ihn ein Traum zu umgaukeln:
Lange Haare bewegten sich über seinen Körper, berührten seine Lippen, seine Haut, und bleiche Nippel glitten sanft über seine Brust. Er fühlte warme Hände auf seinen Schultern, spürte warmen Atem an seinem Ohr. Darauf verschwand sein ganzes Ohr in einem saugenden Mund, und nasse Worte flüsterten tiefe Geheimnisse. Er fühlte die Spitze einer Zunge in seinem Ohr, sie erregte die empfangsbereiten Nervenenden.
Toby genoss dieses Erlebnis und legte die Hand auf seinen steifen Schwanz. Nun wollte er auch helfend eingreifen. Seine Finger waren nur zu bereit, den Tanz an seiner Eichel zu beginnen.
Sein Schwanz fühlte sich heiß und geschwollen zwischen seinen Fingern an, und das Vergnügen, zu wichsen, begann jetzt stärker zu werden. Er nahm seinen Riemen in die ganze Hand und rieb die Haut rauf und runter. Ach, er war so steif, so leicht zu bewegen, und das juckende Gefühl in ihm erzeugte ein riesiges Vergnügen.
Auf seinem Hals spürte er den warmen streichelnden Atem einer Frau. Ihre Lippen glitten hauchzart und feucht über seine Schultern, ihre Augen waren geschlossen, und ihre