Mit funkelnden Augen und erfreuten Blickes beobachtete der Fürst der Druiden seinen Schützling. Mit jedem Tag spürte er, dass sein Wiggo, die große Macht die er in sich trägt, noch viel intensiver hervorrufen und beherrschen konnte. Er benötigte noch etwas Übung, aber eines Tages würde er sie voll einsetzen können.
Diesen Stolz spürte Tekk, und es setzte noch mehr Macht in ihm frei. Doch er bemerkte auch die Eifersucht des Murlocks, der auf der anderen Seite des Labors stand und ihn ebenfalls beobachtete.
Murlocks waren Gehilfen der Druiden. Tekk erinnerten diese kleinen Wesen mit dem langem spitzem Kinn und den großen schwarzen Augen an Wichtelmännchen, wie er sie von Geschichten aus Kindheitstagen kannte. Sie waren fleißig und halfen den Druiden in ihren Laboratorien. Doch der Junge wusste auch, dass sie sich nicht ohne Grund unterordneten. Sie selbst sind kleine hilflose Kreaturen, voll Egoismus und Bosheit und besitzen keine eigene Stärke. Aus diesem Grunde suchten sie sich schon immer die mächtigsten Geschöpfe aus, um ihnen zu dienen. Sie hofften dadurch, dass etwas Macht auf sie abfällt und fühlen sich dadurch anderen gegenüber überlegener und bedeutender.
Aus Eifersucht gegenüber den Wiggos säen sie allerdings Zwietracht und verbreiten Unruhen. Deshalb kann Tekk sie nicht besonders leiden. Vor allem Liam, der persönliche Murlock des Fürsten, war dem Junge ein Dorn im Auge. Da dieser besonders abscheulich und gefühlskalt ist. Zudem ist er nur auf seinen Vorteil bedacht. Tekk weiß jedoch auch, dass Liam außergewöhnlich viel Wissen und Erfahrung in sich trägt und der Fürst ihn deshalb immer in Schutz nimmt. Der Druidenjunge versuchte sich nicht von dem Murlock ablenken zu lassen.
Die Wolke war inzwischen so groß wie sein Kopf und Wassertropfen perlten herab. Sie fielen jedoch nicht auf dem Boden sondern schwebten knapp darüber. Das Wasser sammelte sich und formte eine Welle die sich ausdehnte und zusammenzog.
Dem Wiggo kam eine Idee. Mit spöttischem Grinsen formte Tekk die Flüssigkeit mit Hilfe seiner Gedanken zu einem fliegenden Drachen. Es kostete ihn viel Kraft und Energie, doch je mehr er sich anstrengte, desto detailierter wurde das Tier aus Wasser. Der Drache schlug mit den Flügeln und erhob sich bis an die Decke empor. Es warf einen giftigen Blick auf den Murlock und spie einen Wasserstrahl direkt auf ihn. Liams Augen traten vor Entsetzen und Ärger hervor, und er versuchte dem Wasser zu entkommen, doch er hatte keine Chance. Als der Drache in einem Sturzflug jagt auf Liam machte und dabei sein Maul aufriss, brüllte der Murlock vor Angst laut auf.
Nun mischte sich der Fürst ein. Er sprang nach vor, klatschte in die Hände und die Wolke aus Nebel und das Tier aus Wasser lösten sich in Luft auf. Die Kerzen flackerten wieder wie von Geisterhand und die konzentrierte Macht im Labor verflüchtigte sich.
„Ich bin sehr erfreut, dass dir dieses Experiment so hervorragend gelungen ist. Das Wasser zu beherrschen ist eine große Herausforderung für einen Druiden und nur wenigen würde dies auf Anhieb gelingen, doch dass du meinen Murlock so erschreckt hast, darüber bin ich sehr enttäuscht. Du weißt doch, dass Murlocks vor Wasser besondere Angst haben.“, setzte der Fürst zu einer Strafpredigt an.
‚Ja, das weiß ich! Und auch, dass Liam die Drachen nicht leiden kann. Aber er hat es verdient!‘, dachte Tekk höhnisch und musste ein Lächeln unterdrücken.
Der Junge spürte plötzlich die Müdigkeit und Leere in sich. Das Experiment hatte deutlich an seinen Kräften gezerrt und ihn überkam die Müdigkeit.
Auch der Fürst bemerkte wie die Erschöpfung über den Jungen hereinbrach und entließ seinen Schützling aus dem Labor. Etwas mürrisch aber dennoch erfreut über die guten Resultate sprach der Fürst: „Nun ruh dich aus, sonst überanstrengst du dich noch! Wir treffen uns später.“
Tekk brach sofort auf. Während er durch die Gänge im Haus des Lebens zu seinem Zimmer schritt, dachte er über das gelungene Experiment und die Zeit nach, die er im Haus des Lebens verbracht hatte.
Mit voller Begeisterung war er jeden Tag vor den Aufzeichnungen und Büchern gesessen und sog wie ein Schwamm das Wissen aus ihnen. Darin verbargen sich viele Erfahrungen und Kenntnisse von den Druidenmeistern. Er konnte nicht genug Weisheiten in sich aufnehmen.
Vor allem bei dieser Arbeit kam ihm zugute, dass er ein hervorragendes Gedächtnis besaß und sich alles einprägen konnte, was er einmal gelesen hatte. Während dem Lesen wollte er die Schriftrollen beiseite legen und alles was er erfahren hatte ausprobieren, doch dafür fehlte vorwiegend die Zeit. Nur selten durfte er das Labor benützen, obwohl er sich so gern darin aufhielt. In diesem Raum fühlte er sich so wohl, da er spürte, dass darin so viel Magie vorhanden war. Es war bestimmt kein Zufall, dass das Haus des Lebens mit dem Laboratorium an diesem bestimmten Ort errichtet wurde. Tekk vermutete, dass sich hier ein Magiefeld oder etwas Ähnliches befinden musste.
Auf Tekk wirkte sich die Aura sehr positiv aus, da er tolle Experimente durchführen konnte und den Fürst der Druiden jedesmal in Erstaunen versetzte, da ihm vieles auf Anhieb gelang.
Er mixte verschiedene Rezepte aus unterschiedlichen Kräutern, Blättern oder Teilen von Tieren, so wie es ihm vorgegeben wurde und erhielt viele geheimnisvolle Tränke, die unterschiedliche Fähigkeiten und Heilkräfte besaßen.
Überdies wagte er sich an Versuche mit den vier Elementen heran, bei denen er besonders viel Energie investieren musste, doch sie blieben zum Teil erfolglos. Nur bei dem Element des Wassers fruchteten seine Bemühungen oft.
Auch der Versuch, das Licht von Endreu heraufzubeschwören, von dem er schon so viel gelesen hatte, ist ihm bis jetzt noch nicht gelungen. Dennoch probierte er es unermüdlich, denn in seinen Aufzeichnungen stand, dass es vor Gefahren und dunkler Magie schützen soll und er spürte, dass ihm dies in Zukunft sehr nützlich sein könnte. Seine neueste Entdeckung war eine uralte, vergilbte Schriftrolle, dessen Inhalt sich mit dem Fels der Verwandlung beschäftigte. Doch gab es diesen Ort tatsächlich? Es hörte sich zu fantastisch an, als dass er daran glauben vermochte. Allerdings hat er in letzter Zeit soviel erlebt, woran er zuvor ebenfalls gezweifelt hätte.
Heimlich versuchte er mit seinem Raben Badi „eins“ zu werden und sich mit dessen Seele zu verflechten, doch es gelang ihm wegen der auftretenden Schmerzen nicht. So sehr er sich auch bemühte, er schaffte es einfach nicht sie zu überwinden. Es schien so, als würde ihm die Symbiose mit Tieren bloß in gefährlichen Situationen gelingen.
Im Zimmer angekommen warf er einen Blick aus dem Fenster und genoss die Aussicht auf den Wald der Druiden. Hier gab es Pflanzen und Tiere, die es sonst nirgends gab. Der Junge konnte sein Glück, sich hier befinden zu dürfen, noch immer nicht fassen. Zufrieden legte er sich auf sein Bett.
Er schloss erschöpft seine orangen Augen und genoss die Stille. Der Fürst hatte wieder einmal recht, er durfte sich nicht überanstrengen, auch wenn er nicht aufhören wollte.
Seine Gedanken schweiften in die Vergangenheit. Zurück an jenen Tag, an dem der Fürst der Druiden unerwartet vor der Haustür seines Elternhauses stand.
Wie sie nach einem kurzen Experiment, bei dem der Junge beweisen musste, ein echter Druide werden zu können, in den Wald der Druiden aufgebrochen waren.
Seine Gedanken kreisten um das Eintreffen im Haus des Lebens und der ersten Begegnung mit dem unsympathischen Phig und seiner erfolgreichen Symbiose mit einem Wildschwein.
Wieder erwachte die Neugier in ihm, als er an das Treffen der Druiden dachte, das er und sein Freund Arpp belauscht hatten. Was hatte der Druidenfürst für eine Bitte an den keltischen Häuptling? Und warum machte er so ein Geheimnis daraus?
Auch das Ereignis um den Kristall war ihm noch immer dubios. Dieser hatte sich schwarz verfärbt, was angeblich bedeuten sollte, dass ein Retter kommen würde. Aber was sollte das für ein Retter sein? Wovor sollte dieser sie retten? Drohte Gefahr? Woher ging sie aus? Und wie sollten die anderen Druiden diesen Retter aufspüren?
Tekk erinnerte sich nun auch an die neuentdeckten Kräuter. Diese sollten angeblich besonders magische Fähigkeiten besitzen. Doch warum antwortete ihm niemand auf die Frage, was das Besondere an den Kräutern war und wo die Druiden sie gefunden hatten?
Dem Jungen kam