Mao und das Vermächtnis von Atlantis. Mario Klotz. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mario Klotz
Издательство: Bookwire
Серия: Mao
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750211612
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wird, gibt es einen Aufstand, den Sie noch nie erlebt haben. Das schwöre ich Ihnen!“, brüllte der Giftzwerg außer sich und bekam einen knallroten Kopf.

      „Nein, wir werden dieser Angelegenheit auf den Grund gehen! Ich werde meinen Männern befehlen, Sie zum Waisenhaus zu begleiten.“, gab der königliche Berater der Forderung von Ano nach.

      „Aber…!“, wollte Lan protestieren, da er von der Unschuld des Jungen überzeugt war, doch bekam von Wik ein Zeichen still zu sein. Nachdem die Männer die Halle verlassen hatten, blickte der Berater zu dem königlichen Inspektor.

      „Ich weiß, dass es nicht Wea war, doch ich konnte keine weiteren Unruhen provozieren. Wenn alles gut verläuft, erwischen Sie den Richtigen heute Abend und der Junge wird wieder frei sein.“, erklärte er sein Handeln.

      Lan fand es dessen ungeachtet nicht richtig, auch wenn er die Vorgehensweiße von Wik verstand. Dennoch beschloss er den Jungen zu warnen und bat deshalb Wik, ohne einen Grund zu nennen, seine Männer kurz hinzuhalten. Der königliche Berater verstand sofort, was Lan vorhatte, atmete tief ein, seufzte und nickte zustimmend.

      Obwohl Lan schon großen Hunger hatte und die Müdigkeit ihm zusetzte, nahm er sich keine Zeit zum Essen und Schlafen. So schnell wie möglich versuchte er das Armenviertel zu erreichen und Wea zu finden, bevor es die anderen taten.

      Sein erster Weg führte ihn ins Waisenhaus. Das Gebäude wirkte genauso, wie der Ruf des Hauses war. Verwahrlost und verwildert!

      Das Dach hatte viele größere Löcher, durch die der Regen bestimmt in das Innere drang. Der Holzverschlag unter dem Dachvorsprung hing zum Teil nur noch lose herab und drohte jeden Moment abzustürzen. Die einst gelben Wände waren grauschwarz. Auch der große Garten, der das Haus umgab und von einem hohen Zaun umrundet war, wirkte sehr verwildert. Die wildgewachsenen Bäume und Sträucher, die vertrockneten Blumen, der vermoderte Rasen und die kleine heruntergekommene Holzhütte im Garten, bescherten eher eine Gänsehaut als Erholung.

      Vor dem Gebäude standen in einem engen Kreis drei Mädchen und drei Jungen auf einem Kiesweg und tuschelten miteinander. Lan freute sich schon, da er dachte, er habe den unschuldig Verdächtigen bereits gefunden, doch er hatte sich zu früh gefreut. Denn der Junge, den er sah, war nicht Wea. Dieser sah ihm nur verdammt ähnlich. Trotzdem schritt er auf die junge Gruppe zu und sprach sie an: „Guten Tag, Kinder!“

      Die Mädchen wirkten schüchtern, die Jungen eher skeptisch, als sie den Gruß erwiderten. „Ihr wohnt doch bestimmt in diesem Haus?“, sprach der königliche Inspektor weiter. Die Kinder nickten nur stumm. „Kennt ihr Wea, ein Junge in eurem Alter? Er wohnt ebenfalls hier.“, erkundigte sich Lan, und als er die misstrauenden Blicke erkannte, fügte er schnell hinzu: „Er ist ein Freund von mir und ich muss ihn dringend sprechen!“

      „Nein, wir kennen keinen Wea! Außerdem hat uns unsere Leiterin verboten mit fremden Menschen zu sprechen.“, antwortete einer der Jungs.

      ‚Ach ja? Warum?‘, wunderte sich der königliche Inspektor in seinen Gedanken und startete einen neuen Versuch: „Aber ich bin kein Fremder, sondern ein Freund!“

      Doch keiner antwortete mehr. Dafür wurde die Tür geöffnet und eine streng wirkende Frau blickte ihn wütend an. Ihr langes, pechschwarzes Haar kräuselte sich angsterregend um ihre tiefen Furchen im Gesicht, während sie mit kreischender Stimme Lan anfuhr: „Wer sind Sie und was wollen Sie?“

      „Guten Tag!“, erwiderte er erstmals freundlich, da er dieses schroffe Verhalten nicht für nötig hielt und diese Art, nebenbei bemerkt, hasste. Nun hob er zur Begrüßung seinen Hut und legte eine kurze Pause ein. Er wartete ab, ob die Frau ihre Haltung änderte. Als er die Hoffnung aufgegeben hatte, setzte er fort: „Ich suche Wea, einen Jungen, der bei ihnen wohnt.“

      „Warum wollen Sie ihn sprechen?“, hakte die Frau wütend nach. Dem königlichen Inspektor kam der Verdacht, dass es sich bei der Frau um die Leiterin des Hauses handeln könnte und er musste vorsichtig sein, was er antwortete. Er überlegte, ob er sich als Inspektor vorstellen sollte, ließ es jedoch bleiben. Ano und seine Gefolgsleute sollten nicht erfahren, dass er hier war.

      „Es ist sehr wichtig!“, wich Lan der Frage fürs Erste aus.

      „Wer sind Sie eigentlich?“, ließ die Leiterin des Waisenhauses nicht locker.

      „Nur ein Freund von Wea, und ich muss ihn dringend sprechen! Sofort!“, betonte Lan die Wichtigkeit und Hast.

      „Der Junge ist nicht zu Hause, er hat sich abgemeldet.“, erklärte sie kurz und befahl unhöflich: „Und nun verschwinden Sie endlich, oder ich hole die königliche Wache!“

      „Ich bin schon weg! Auf Wiedersehen!“, versicherte Lan, dabei fiel ihm ein Junge mit kurzen strubbligen, blonden Haaren auf, der bei der Eingangstür erschienen war und das Gespräch belauscht hatte. Als sich die beiden in die Augen blickten, deutete der Bursche aufgebracht auf die kleine Holzhütte im Garten.

      Die Leiterin bemerkte, dass Lan an ihr vorbei starrte und drehte sich energisch um. Der Junge war jedoch bereits wieder verschwunden. Mit nachdenklichem Blick musterte sie Lan und erkundigte sich: „Was ist?“

      Der königliche Inspektor hob die Augenbrauen, dachte kurz über den Burschen nach und meinte schließlich: „Nichts! Wünsche noch einen schönen Tag!“, drehte sich um und marschierte Richtung Ausgang.

      Währenddessen spürte er in seinem Rücken den festen Blick der Leiterin und hörte, wie sie den Kindern befahl: „Wie oft muss ich euch noch eintrichtern, dass ihr nicht mit Fremden sprechen sollt?!? Gerade jetzt, in dieser schweren und schrecklichen Zeit. Und nun ab ins Haus!“

      Der Sprung

      Das Herz von Sem raste, als er den Hauptmann und den Herzog über die Klippe springen sah. Soviel Mut hatte er letzterem nicht zugetraut!

      Ein brennender Schmerz keimte in ihm auf, als ein Pfeil seinen rechten Oberarm streifte. Blut überströmte seine Kleidung, doch er achtete nicht darauf. Er konzentrierte sich nur auf die Klippe vor ihm. Nur noch wenige Schritte lag diese entfernt.

      Seine Verfolger hatten längst bemerkt was er vorhatte und ein Reiter war stehengeblieben um besser zielen zu können, der andere kam immer näher an Sem heran. Die Angst vor dem Sprung breitete sich in ihm aus. Würde er diesen überleben? Was befand sich hinter der Klippe?

      Sem hatte den Punkt überschritten, um noch vor dem Abgrund anhalten zu können. Nun gab es kein Zurück mehr! Er lief ganz knapp zu dem Fluss zu, der sich noch immer neben ihn erstreckte und ebenfalls in die Tiefe schoss. Er hoffte, unbeschadet in der Gischt, die vom Wasserfall rühren würde, zu landen.

      Ein weiterer Pfeil segelte knapp über seinen Kopf vorbei und den Abhang hinunter, doch das bemerkte der junge Mann nicht mehr. In seinem Innersten herrschten nur noch Panik und der Wille zum Überleben. Sein Herz raste vor Anstrengung und Furcht. Sein Körper reagierte nur noch. Vor seinem geistigen Auge sah er die Bilder seines bisherigen Lebens. Vor allem dachte er an seine Schwester und seinen Bruder.

      ‚Werde ich sie wiedersehen? Oder werde ich am Grund der Schlucht zerschellen?‘, schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Er sah nur den Bruchteil eines Augenblicks in die Tiefe und konnte im letzten Moment noch ein wenig die Richtung, in die er springen würde, bestimmen.

      Bei diesem Anblick wurde ihm schlecht. Die Schlucht reichte viel tiefer, als er erhofft hatte. ‚Haben die anderen das überlebt, oder sind sie schon tot?‘, dachte er, als er ins Ungewisse fiel.

      Mit weitaufgerissenen Augen sah er auf den Fluss unter ihm, der sich über die gesamte Schlucht erstreckte. Noch weit entfernt von dem jungen Mann schäumte und sprudelte die Oberfläche des Gewässers. Wie geplant wird er genau in dieser Gischt landen.

      Verzweifelt ruderte er mit den Händen und versuchte seinen Körper aufrecht zu halten. Kurz bevor er in den Fluss stürzte, holte er instinktiv Luft und schloss die Augen. Kaum hatte ihn das Gewässer verschluckt, wurde er von den Kräften des Wassers erfasst und herumgewirbelt. Kurz hatte er die Orientierung verloren, doch als er seine Augen