Ich zog mir schnell eine enge Jeans an und den viel zu großen Pulli aus. Da drunter trug ich einen roten Body, das musste reichen. So ging ich zurück in die Stube.
„Was für ein Unterschied!“ meinte Frank.
„Besser?“
Matthew kam zu mir und zog mir mein Zopfband aus den Haaren.
„Jetzt schon!“
Gemeinsam gingen wir los. Während der Hinfahrt fuhr Frank seinen kleinen, zweitürigen Ford Fiesta. Toni und ich setzten uns nach hinten.
An unserem Ziel angekommen, drückte Frank mir gleich seinen Autoschlüssel in die Hand, dann ging er mit Matthew vor. Antonia wich nicht von meiner Seite, begeistert sah sie sich alles an, traute sich aber nicht sich zu einer der Gruppen zu gesellen oder jemanden anzusprechen.
„Toni, langsam!“ mahnte ich sie, als sie ein Glas Sekt in einem Zug runterstürzte.
„Ich will mir bloß Mut antrinken!“
Das hatte ich befürchtet. Stellte sich nur die Frage, wie viele Gläser sie dafür brauchen würde.
„Hallo Julia!“
Ich drehte mich um, hinter mir war Desiree aufgetaucht. Sie war im selben Semester wie ich und hatte dieselben Fächer belegt.
„Hallo Desiree! Bist du öfter auf diesen Partys?“
„Nein, eigentlich nicht. Bist du allein hier?“
Ich wollte ihr gerade Toni vorstellen, da musste ich feststellen, dass sie verschwunden war.
Ich erzählte ihr von meiner Mitbewohnerin.
„Wenn du willst, helf’ ich dir suchen“, bot sie gleich an.
Während wir durch die Zimmer gingen, erfuhr ich, dass sie zwar in Gesellschaft hergekommen war, er sich aber mittlerweile mehr für seine Kumpels interessierte.
In einem der hinteren Räume entdeckte ich Antonia, sie tanzte ausgelassen und ich beschloss sie im Auge zu behalten, ohne dass sie mich sah. Ich wollte nicht, dass sie sich bemuttert fühlte, konnte mich aber noch sehr gut an meine eigene erste Studentenparty erinnern. Damals hatte ich auch hemmungslos getrunken…
So unterhielt ich mich angeregt mit Desiree.
„Trinkst du gar nichts?“ fragte sie mich.
„Ich darf mal wieder fahren! Wie kommst du nach Hause?“
„Keine Ahnung, wahrscheinlich hat Karl mich schon vergessen…“
„Ich könnte Frank fragen, ob wir dich mitnehmen“, bot ich gleich an.
„Das wär’ klasse!“ freute sie sich.
Ich sah Matthew und Frank an uns vorbei gehen.
„Behältst du Antonia kurz im Auge? Ich bin gleich wieder da!“
Schnell rannte ich den beiden hinterher.
„Frank!“
Sie blieben stehen.
„Was gibt’s denn?“
„Können wir nachher eine Kommilitonin von mir mitnehmen?“
„Ist sie hübsch?“ wollte Matthew sofort wissen.
Ich überlegte kurz.
„Um mit Matthews Worten zu sprechen: sie sieht mir sogar ähnlich!“
Also stimmte er dem sofort zu. Ich sah noch immer fragend Frank an.
„So viel hab’ ich noch nicht getrunken, Julia! Ebenso gut hättest du auch sagen können, dass sie eine Frau ist.“
„Bitte!“
Grinsend betrachtete er mich von oben bis unten.
„Was krieg’ ich dafür?“
„Was willst du denn haben?“
„Da wird mir schon noch was einfallen!“
„Nehmen wir sie dann mit?“
Frank nickte und ich suchte Desiree. Sie stand noch immer in Tonis Nähe und war froh, eine Mitfahrgelegenheit zu haben.
Es machte mir Spaß mit Desiree zu quatschen, wir zogen schonungslos über unsere Professoren her und lästerten über einige Studenten, die wir hier entdeckten.
Plötzlich fing Desiree an zu lachen. Ich folgte ihrem Blick und erkannte, wie Toni dabei war auf einen Tisch zu klettern und dort weiter tanzte, allerdings konnte man bei den torkelnden Bewegungen kaum noch von Tanzen reden. Um den Tisch herum versammelten sich einige junge Männer. Wahrscheinlich genossen sie die Aussicht unter ihren Rock. Jetzt war wohl der richtige Zeitpunkt, Toni nach Hause zu bringen. Also ging ich zu dem Tisch, kämpfte mich zwischen den Männern durch und fasste Toni dann ans Bein, um sie auf mich aufmerksam zu machen. Allerdings hatte sie überhaupt kein Interesse an mir. Ich stieg auf den Tisch und packte Toni bei den Schultern. Dann wies ich sie auf ihren Minirock hin und endlich war sie bereit mit mir zu gehen. Nur gut, dass Desiree ihr auch half, alleine wäre sie sicherlich vom Tisch gefallen.
Dann machten wir uns zu dritt auf den Weg zum Wagen, dabei ging Toni in unserer Mitte und ließ sich von uns stützen. Kurz vor dem Wagen wurde ihr schlecht und in dem Moment, als sie sich übergab, drehte sie sich zu mir. Erschrocken sah Desiree mich an. Toni hatte perfekt getroffen, mein Body sah schlimm aus und es roch unangenehm. Während Desiree Toni hielt, wischte ich mir mit einigen Taschentüchern das Erbrochene von meinem Body, danach schloss ich den Wagen auf und half den beiden sich nach hinten zu setzen.
„Ich geh’ die Jungs holen!“
Vorher verschwand ich noch kurz im Bad, um mir Hände und Gesicht zu waschen. Dabei fiel mir auf, dass sich noch einige Rückstände in meinen Haaren befanden. Ziemlich angewidert versuchte ich auch das zu entfernen, danach machte ich mich auf die Suche.
„Du stinkst!“ begrüßte Matthew mich.
„Ist dir nicht gut?“ erkundigte sich Frank.
„Ich muss Toni nach Hause bringen. Kommt ihr mit oder soll ich euch später abholen?“
Zu meiner Verwunderung kamen sie mit.
„Was ist mit Antonia? Hat sie keine Lust mehr?“ wollte Frank wissen.
„Wahrscheinlich fühlt sie sich ohne uns einsam“, flachste Matthew.
„Ehrlich? Und ich dachte, die beiden wollten hier Männer aufreißen!“
Ich blieb stehen, drehte mich um und sah Frank an.
„Was wollten wir?“
Frank hatte bereits zu viel getrunken, um schnell genug zu reagieren, also rannte er mich um.
Von der Wucht des Aufpralls und seines Körpergewichts fiel ich um. Als ich auf meinem Hintern saß, lachten Frank und Matthew. Sie fanden das auch noch witzig. Anscheinend hatten es heute alle auf mich abgesehen. Erst Toni, dann Frank… Was sollte als nächstes kommen? Trotzdem war das Lachen der beiden ansteckend.
Als wir am Wagen ankamen, entdeckten sie Toni und Desiree.
„Ich sitz’ vorne!“ verkündete Matthew sofort.
„Vergiss es, Alter!“
Ich stellte den Fahrersitz weiter nach vorne und ließ dann Matthew einsteigen. Er quetschte sich in die kleine Lücke, die noch frei war. In der Mitte saß nun Toni und hinter Frank war Desiree. Sie hatten nicht viel Platz, aber es war auch keine lange Fahrt.
Bereits zehn Minuten später stieg Frank aus, um Desiree rauszulassen. Als sie den Rücksitz verließ, kippte Toni zur Seite.
Ich drehte