Ding dong, das Schwein ist tot
Nicht schlecht staunte der Autor, als seine Romanfiguren vor ihm standen. Satan schaute sich das Spektakel als unsichtbarer Gast an, genauso wie Kerosin, Dopamin, der Heilige Geist und viele andere Gaffer, die jene absurde Situation miterleben wollten. „Kommen Sie bitte herein! Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ fragte der Autor in die Runde, doch die ernsten Gesichter der von ihm selbst geschaffenen Kreaturen sprachen für sich. „Wir kommen um uns zu beschweren“, ließen sie gemeinsam verlauten. Danach begann die Fragestunde: „Warum bin ich so doof?“ forschte Thea. „Warum bin ich so ungläubig?“ erkundigte sich Bert. „Warum durchschaue ich alle Anderen, aber mich selbst nicht?“ wunderte sich Charlotte. „Warum fresse ich wie ein Tier?“ hakte Marc nach. Solche und viele weitere Fragen stellten sie ihrem Erschaffer, womit der offensichtlich völlig überfordert war. Eine Weile lang druckste er herum, bis er zum großen Befreiungsschlag ausholte, da er es nicht mehr aushielt. Der Autor erzählte aus seinem Leben, von seinen Problemen und Ängsten, er bat um Verzeihung und Mitgefühl und doch wurde deutlich, daß er nichts von dem bereute, was er getan, geschrieben und angerichtet hatte. „Dein Selbstmitleid kotzt mich an. Was kann ich dafür, daß Du Potenzprobleme und Angst vor dem Tod hast?“ warf Bert wütend in den Raum und die anderen Drei nickten zustimmend. „Aber irgendwie muß ich doch die ganzen Sachen verarbeiten“, verteidigte sich der Autor. Seine Figuren zogen sich daraufhin zur Beratung zurück. Derweil unterhielten sich der Heilige Geist und Luzifer: „Ein jämmerliches Schauspiel. Ich verachte diesen Schmierfinken“, offenbarte sie sich. „Na sowas aber auch. Was ist denn in Dich gefahren?“ staunte Luzi. „Ich habe einem Riesenrindvieh geholfen. Dieser Nichtsnutz von einem Affenarsch kann meinetwegen ruhig draufgehen, um den ist es nicht schade. Ich scheiße auf die göttliche Allmacht, die kannst Du gerne haben, Sati.“ „Du enttäuschst mich. Kampflos wollte ich nicht gewinnen, nachdem ich mich so anstrengen habe müssen.“ „Keine Sorge, Du Bi-, Ba-, Butzemann. Du kannst Deinen Kampf gerne haben!“ rief Kerosin und stürzte sich im Verbund mit Dopamin auf den Teufel. Dabei vergaßen sie jedoch, daß sich das Entscheidende in der sichtbaren Welt ereignete, so daß sie ohnmächtig mit ansehen mußten, wie Marc „Wir haben beschlossen, Dich zu töten, da Du uns unserer Würde beraubt und Dich auf unsere Kosten therapiert hast“ verkündete, woraufhin alle Vier zeitgleich auf den Autor schossen. Sekunden später war er tot und landete im Himmel, da es keine andere Möglichkeit mehr gab. Der Himmel war gerammelt voll, überall sah er weiße und rosa Wolken, er sah heterosexuelle und homosexuelle Engelpärchen, er spürte, daß alles gut war und wußte auch, daß er seinen Teil dazu beigetragen hatte. Kurz nach seinem Tod hatte sich auch Gitta erschossen und so kam es, daß ein glücklicher Teufel mit einem noch glücklicheren Gott schlief. Der Heilige Geist fühlte sich so frei wie nie zuvor, hatte die Ewigkeit verlassen und trieb auf der Erde sein göttliches Unwesen. Ente gut, alles gut? Na, aber sicher doch. Gott war liberal geworden und las ihrem Lover jeden Wunsch von den Augen ab, Jesus war total locker und entspannt und selbst Johannes Paul II. hatte kapiert, daß der Himmel nicht so sein konnte, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Hoch lebe die Einsicht!
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