Verlorene Liebe. Sassika Büthe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sassika Büthe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738053180
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sagte sie leise und ihre Stimme hörte sich ein wenig heiser an.

      „Was machst du hier so ganz alleine am Strand?“

      „Ich fliehe vor meiner nervigen Schwester.“

      Er lachte und Julia entspannte sich ein wenig.

      „Ja, das kenne ich. Kleine Schwestern sind immer ein bisschen anstrengend. Darf ich mich zu dir setzen?“

      „Äh, ja… gut“, stotterte Julia und rutschte ein Stück zur Seite, damit er sich neben sie setzen konnte und trotzdem noch genug Abstand zwischen ihnen war.

      „Danke, ich heiße übrigens Marcos“, sagte er.

      „Ich bin Julia.“

      „Julia, ein schöner Name.“

      Darauf wusste sie nichts zu erwidern. Sie lächelte deshalb nur und erst da fiel ihr mit einem Mal auf, dass er erstaunlich gut ihre Sprache sprach. Man konnte zwar deutlich seinen Akzent heraushören, aber sie hatte überhaupt keine Schwierigkeiten ihn zu verstehen. Erstaunt sah sie ihn an.

      „Wieso sprichst du so gut deutsch?“

      „Es wird von uns verlangt, dass wir die Sprache unserer Gäste lernen, damit wir sie verstehen können. Außerdem arbeite ich schon sehr lange hier, und da ein Großteil unserer Gäste aus Deutschland kommt, bekommt man eben viel mit und lernt sehr schnell.“

      „Wie lange arbeitest du denn schon hier?“, wollte Julia wissen.

      „Oh, schon ein paar Jahre.“

      Sie sah ihn überrascht an. Ein paar Jahre? Sie hätte ihn nicht viel älter als sich selbst geschätzt. Sie konnte sich deshalb auch die Frage nicht verkneifen.

      „Wie alt bist du?“

      „Ich bin achtzehn, und du?“

      „Siebzehn.“

      „Ja, ich dachte mir schon, dass wir ungefähr ein Alter haben. Was machst du so? Arbeitest du?

      „Nein, ich gehe noch zur Schule.“

      „Oh, geht man in Deutschland so lange zur Schule?“

      „Ja, ich… nein. Nicht unbedingt. Es kommt darauf an, welche Schule man besucht.“

      „Das kann man sich aussuchen?“

      „Ja. Das heißt manchmal.“ Als sie seinen verwirrten Gesichtsausdruck sah, musste sie lachen. „Er kommt darauf an, wie gut man in der Schule ist. Wenn man gut ist, geht man eben länger.“

      „Oh, also bist gut?“

      „Nein.“

      Immer noch sah er sie verwirrt an und sie musste erneut lachen, was ihr dann einen schmollenden Gesichtsausdruck seinerseits einheimste.

      „Tut mir leid, ich wollte dich nicht verwirren.“

      „Also bist du nun gut in der Schule oder nicht?“

      „Eher nicht, aber ich war mal gut.“

      „Oh, und warum jetzt nicht mehr?“

      „Ich weiß nicht. Ich habe die Schule in letzter Zeit ziemlich schleifen lassen.“

      „Warum?“, fragte er ernst.

      Julia lächelte. „Ich weiß nicht. Ich habe einfach keinen Spaß daran und ich habe viele Freunde, die mir wichtiger sind.“

      „Freunde kann man doch trotzdem haben, deshalb solltest du dir nicht deinen Weg verbauen lassen.“

      „Mmh, vielleicht hast du recht.“

      „Ich habe recht. Ich wäre gerne länger zur Schule gegangen und wäre gerne Arzt oder Lehrer geworden, aber ich habe diese Möglichkeit leider nicht. Die wenigsten haben hier die Möglichkeit, weil ihnen das Geld fehlt und so ist das auch bei uns in der Familie. Ich musste früh anfangen zu arbeiten, um die Familie mit zu ernähren.“

      „Tut mir leid. Ja, du hast vermutlich wirklich recht. Du hältst mich jetzt sicher für eine verwöhnte deutsche Göre, die nur an sich selbst denkt.“

      „Oh, ihr Deutschen seid alle verwöhnt.“

      Julia sah ihn an und wusste im Augenblick nicht, ob sie beleidigt sein sollte. Doch er hatte es mit einem Grinsen und einem schelmischen Unterton gesagt, dass sie ihm nicht böse sein konnte. Stattdessen brach sie in schallendes Gelächter aus.

      „Ja, das stimmt wahrscheinlich.“

      Er sah sie lächelnd an, dann sagte er leise:

      „War nicht so gemeint. Aber wenn du mal gut in der Schule warst, solltest du dein Talent nicht vergeuden.“

      „Werde ich mir merken“, sagte sie lächelnd und sah auf ihr Füße im Sand.

      „Du hast ein wunderschönes Lächeln“, sagte Marcos, während er sie von der Seite musterte.

      Sie sah verlegen zu ihm auf und ihre Blicke trafen sich. Wieder war sie unfähig, den Blick abzuwenden und sofort machten sich wieder die Schmetterlinge in ihrer Magengegend bemerkbar.

      „Danke“, krächzte sie.

      Er lächelte nur, doch dann hörte sie jemanden seinen Namen rufen. Sie sah über Marcos Schulter und entdeckte wieder den Mann, mit dem sie ihn bei ihrer Ankunft zusammen gesehen hatte. Auch Marcos hatte sich zu ihm umgewandt und ihm etwas auf Spanisch zugerufen. Dann wandte er sich wieder ihr zu.

      „Tut mir leid, ich muss leider los.“

      Julia nickte und stellte die Frage, die sie eigentlich nicht zu stellen brauchte, weil es so offensichtlich schien. „Dein Vater?“

      „Ja. Er arbeitet auch hier. Wir arbeiten alle hier, meine Mutter und meine jüngere Schwester auch. Ich habe noch zwei weitere Geschwister, doch die sind noch zu jung, um zu arbeiten.“

      Julia versuchte sich zu erinnern, ob sie seiner Mutter oder seiner Schwester schon begegnet war, doch sie konnte sich nicht erinnern.

      „Also ein Familienbetrieb, ja?“

      Marco lachte. „Ja, so in der Art. Also, wir sehen uns dann.“

      Julia nickte.

      „Wie lange bleibst du hier?“, wollte Marcos wissen, ehe er ging.

      „Drei Wochen.“

      „Das ist gut. Dann bis morgen.“

      „Ja, bis morgen.“

      Er winkte ihr noch ein letztes Mal zu, dann wandte er ihr den Rücken zu und lief den Strand entlang Richtung Hotel. Julia sah ihm noch nach bis er aus ihrem Blickfeld verschwand, und sie lächelte immer noch. Sie konnte gar nicht mehr damit aufhören. Marcos sah nicht nur unheimlich gut aus, er war zudem auch noch wahnsinnig nett, und sie hatte ihre Verlegenheit und Schüchternheit während seiner Anwesenheit vollkommen vergessen. Sie hatte sich so gut und entspannt mit ihm unterhalten, dass sie sich gar nicht albern vorkam. Es hatte richtiggehend Spaß gemacht, mit ihm zu reden, auch wenn sie jetzt etwas zittrig Luft holte. Er war einfach ein toller Typ und spätestens in diesem Augenblick hatte sie ihren Schwarm Michael zu Hause komplett vergessen. Sie freute sich nur auf den nächsten Tag, denn dann würde sie Marcos wiedersehen.

      Nachts bekam sie kaum ein Auge zu, immer wieder schweiften ihre Gedanken ab und sie musste ständig an Marcos denken. Wann würde sie ihn wohl am nächsten Tag sehen?

      Sie musste nicht lange warten, denn schon direkt nach dem Frühstück als sie ihren Eltern und ihrer Schwester zum Strand folgte, sah sie ihn. Er verteilte die Klappliegen am Strand und spannte die Sonnenschirme auf. Als er sie sah, winkte er ihr zu. Julia lächelte und hielt sich die Hand an die Stirn um die Sonne, die ihr in die Augen schien, abzuschirmen. Er kam auf sie zu und Julias Herz machte einen Satz.

      „Hallo, guten Morgen“, begrüßte er sie.

      „Hallo, wie geht’s?“