Verlorene Liebe. Sassika Büthe. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sassika Büthe
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738053180
Скачать книгу
Sie würde den kompletten Tag mit Marcos allein verbringen, und sie mussten sich vor niemanden verstellen oder ihre Gefühle füreinander verbergen.

      Das Wetter war jetzt schon, wie immer, einfach wunderbar. Keine einzige Wolke war am Himmel zu sehen und die Sonne hatte sogar schon zu so früher Stunde enorme Kraft. Es versprach, ein sehr warmer Tag zu werden. Marcos wartete bereits am verabredeten Punkt auf sie, angelehnt an einen Motorroller. Sie staunte nicht schlecht. Zwar schien der Motorroller schon älteren Baujahres zu sein, aber immerhin.

      „Guten Morgen, Sonnenschein“, sagte er zur Begrüßung, zog sie in seine Arme und gab ihr einen langen Kuss.

      „Ich wusste gar nicht, dass du einen Motorroller hast.“

      „Er gehört eigentlich auch meinem Vater, aber ich durfte ihn mir heute ausleihen. So kann ich dir immerhin etwas mehr von der Schönheit der Insel zeigen. Zu Fuß würden wir nicht allzu viel schaffen. Du hast doch keine Angst?“

      „Nein… du kannst doch fahren?“ Sie war nun doch etwas unsicher geworden. Als Marcos ihr ängstliches Gesicht sah, lachte er auf.

      „Ja, natürlich. Komm steig auf.“

      Gemeinsam fuhren sie los. Sie hielt Marcos Körper von hinten eng umschlungen. Sie war noch nie mit einem Motorroller oder Motorrad gefahren und die ganze Angelegenheit war ihr nicht ganz geheuer, doch mit der Zeit gewöhnte sie sich daran und fing an, die Fahrt zu genießen. Sie fuhren durch Straßen, die von Palmen umgeben waren und ließen den Ort nach einiger Zeit hinter sich. Hier, außerhalb des Touristengebiets, war es sehr viel ruhiger. Sie fuhren eine Zeit lang an der Küste entlang, und sie blickte auf das türkisblaue Meer. Dann bog er zwei- oder dreimal ab, und sie waren in einer kleinen Bucht. Marcos stellte den Motor ab. Es war wunderschön hier. Er half ihr beim Absteigen und dann zog er sie an der Hand mit einen kleinen Pfad entlang. Sie überquerten ein paar Hügel und waren bald im Wald. Sie ging die ganze Zeit schweigend hinter ihm her und war völlig hingerissen von der Natur.

      „Ist das hier der Regenwald?“ fragte sie schließlich.

      „Ja.“

      „Es ist wunderschön hier.“

      Marcos lächelte. „Ja und es wird noch sehr viel besser.“

      „Wo führst du mich hin?“

      „Lass dich überraschen, wir sind gleich da.“

      Kurze Zeit später blieb er stehen und sagte: „Schließ die Augen.“

      Dann bedeckte er mit seiner Hand ihre Augen und schob sie vor sich her durch ein paar Palmenwedel.

      „So, öffne deine Augen“, sagte er. Sie gehorchte und für einen Augenblick verschlug es ihr den Atem. Was sie hier sah, war bisher das Schönste, was sie auf der gesamten Insel gesehen hatte. Sie waren auf einer kleinen Lichtung umgeben vom Regenwald, und direkt vor ihnen plätscherte Wasser von einem fantastischen Wasserfall in einen See. Sie waren völlig allein hier.

      „Wow!“ Mehr konnte sie nicht sagen.

      „Schön oder?“

      Sie nickte. Marcos zog seine Schuhe und sein T-Shirt aus. Julia konnte kaum hinsehen. Zwar lief er immer in kurzen T-Shirts herum, ab oben herum so völlig nackt hatte sie ihn noch nicht gesehen.

      „Komm lass uns schwimmen gehen.“

      „Schwimmt hier auch nichts Ekliges drin rum?“, fragte sie, denn ihr war alles krabbeliges Ungeziefer zuwider. Marcos lachte laut auf.

      „Nein, komm schon, du Feigling.“

      Damit ließ er ihre Hand los und sprang ins Wasser. Etwas zögerlich zog sie dann auch ihr T-Shirt und ihre Shorts aus und folgte ihm. Das Wasser war erfrischend und doch überraschend warm. Sie tauchte unter und schwamm dann zu Marcos, der direkt am Wasserfall stand. Er zog sie näher zu sich heran, und es fühlte sich so gut an, seine Haut an ihrer zu spüren. Lange küssten sie sich, und sie wollte am liebsten diesen Ort nie wieder verlassen. Später lagen sie noch eine Weile auf einer Decke am Ufer, sahen dem Wasserfall zu und küssten sich immer wieder. Marcos wollte ihr eigentlich noch ein paar andere Sachen zeigen, doch Julia zweifelte daran, dass es einen noch schöneren Ort geben würde als diesen. Deshalb blieben sie noch eine ganze Weile, und so konnte ihr Marcos nur noch ein paar Sehenswürdigkeiten zeigen, ehe sie sich dann wieder auf dem Heimweg machten. Marcos wollte sie noch mit zu sich nach Hause nehmen und sie seiner Familie vorstellen, auch wenn Julia schon einen Teil der Familie kannte. Sie war sich ziemlich unsicher und vielleicht auch ein wenig ängstlich, aber Marcos hatte nur gelacht und ihr gesagt, dass sie sich keine Sorgen machen solle. Seine Eltern wüssten schon seit längerem Bescheid und würden sich freuen, wenn sie ihnen beim Essen Gesellschaft leisten würde. Julia hatte schließlich eingewilligt, weil sie gemerkt hatte, wie wichtig es ihm zu sein schien.

      Als sie sich seinem Wohnort immer mehr näherten, bemerkte sie, dass sie sich hier in einem völlig anderen Teil der Insel befanden. Sie wusste zwar, dass seine Familie in einer ärmeren Gegend lebte, doch über das genaue Ausmaß war ihr nichts bekannt. Der Kontrast zu der Gegend, in der sich das Hotel befand und diesem Ort hätte nicht größer sein können. Es wollte ihr einfach nicht in den Kopf, dass die schönen Orte, die sie heute gesehen hatte und dieser Ort ein- und dieselbe Insel sein sollten. Nichts erinnerte mehr an das viele Grün des Regenwaldes. Hier war alles eher grau, und die trockene Erde staubte. Die vielen Häuser waren zum Teil notdürftig zusammengebaut oder repariert worden. Wäsche hing an Leinen, die einfach über die Straße von Haus zu Haus gespannt waren und überall waren Menschen, die in den Häuserecken den Schutz vor der Sonne suchten und Kinder, die in dem staubigen Sand spielten. Auch Marcos Haus war nicht viel ansehlicher. Für einen Augenblick wäre Julia am liebsten einfach wieder davongefahren, aber sie wollte sich ihr Entsetzen gegenüber Marcos nicht anmerken lassen. Sie ließ sich von ihm ins Haus ziehen, und sofort waren sie von zwei kleinen Kindern umzingelt. Er stellte ihr seine Geschwister namentlich vor, doch sie konnte die Namen kaum wahrnehmen. Denn im Hintergrund stand seine Mutter und sah sie an. Julia wusste nicht, was sie machen sollte. Sie wusste nicht, ob sie hier wirklich willkommen war. Doch ihre Angst war tatsächlich unbegründet, denn das Gesicht seiner Mutter verzog sich augenblicklich zu einem liebevollen Lächeln.

      „Julia, wie schön, dass du uns mal besuchen kommst. Komm herein. Es gibt gleich Abendbrot.“ Sie sprach nur halb so gut deutsch wie ihr Sohn, aber Julia hatte sie trotzdem verstanden. Julia war völlig überrascht von der überschwänglichen Begrüßung seiner Mutter und ließ sich von ihr mit an den gedeckten Tisch in der Küche ziehen, wo schon die restliche Familie saß, einschließlich seinem Vater und Lucia, sowie seiner Großmutter. Sie alle begrüßten sie überschwänglich, und Lucia zog sie augenblicklich neben sich auf dem Stuhl. Mit der Zeit fing Julia an, sich zu entspannen. Seine komplette Familie war nett und herzlich zu ihr, und sie fühlte sich wohl und geborgen. Das hier war eine richtige Familie, die zusammenhielt und wo sich alle liebten und respektierten.

      Später am Abend brachte Marcos sie zurück zum Hotel und gab ihr zum Abschied einen langen Kuss.

      „Das war ein wundervoller Tag. Der beste in meinem ganzen Leben und deine Familie ist wunderbar.“

      „Danke, ich hoffe morgen wird genauso schön.“

      Nach einem letzten kurzen Kuss, fuhr er auf seinem Motorroller davon. Noch lange lag Julia in der Nacht wach und ließ den Tag Revue passieren und eines war ihr an diesem Tag auch klar geworden. Sie war verliebt. Sie hatte sich wahnsinnig in Marcos verliebt.

      Den darauffolgenden Tag blieben sie in der näheren Umgebung. Marcos entführte sie zu dem nahegelegten kleinen Hafen. Er hatte ihr eine Bootstour versprochen, und Julia war ganz aufgeregt, sie liebte Boote und vor allem das Segeln. Sie gingen an den schönen Yachten und Segelschiffen vorbei und blieben letztendlich vor einem älteren kleinen Segelboot stehen.

      „Ist das dein Boot?“

      „Nein, gehört einem Freund von mir, aber ich darf es mir ausleihen. Ich hoffe, du kannst segeln?“

      Sie sah ihn mit großen Augen an. „Ja ein bisschen.“

      „Na, dann los,