Tödlicher Scherz. Rüdiger Kaufmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rüdiger Kaufmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847673453
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plagten mich diese Albträume. Eine Schar von Spinnen griff mich an. Dann landete ich in dem riesigen Spinnennetz einer Schwarzen Witwe. Meine Arme und Beine wurden von Spinnenfäden umschlungen. Unaufhaltsam näherte sich ein Schatten. Es war ein überdimensional großes Insekt. Die schwarzen Fangzähne blitzen und ihre smaragdgrünen Augen funkelten mich an. Schweißgebadet wachte ich erneut auf. Was hatte das alles zu bedeuten? Das Erlebnis in dem Motel, die Warnung des Tankwartes, die Sache hier im Bad und zu guter Letzt die Albträume. Was stimmte hier nicht? Oder stimmte mit mir etwas nicht? Ich war ratlos und wusste nicht, was ich weiter machen sollte.

      Betty kam von ihrem Waldspaziergang zurück. Ich ging zu ihr und begrüßte sie mit einem Kuss.

      „Schatz! Schön, dass du wieder zurück bist. Hast du viele Pilze gefunden?“

      „Oh … ja äh … ich habe leider keine gefunden.“

      „Dabei hatte ich mich schon so auf deine Pilz-Soße gefreut.“

      „Im Moment habe ich keinen Hunger. Lass uns später essen. Ich habe jetzt Lust auf was völlig anderes …“, lächelte mich Betty an.

      Ich wusste genau, was damit gemeint war. Wer konnte da schon nein sagen? Betty war einfach der Wahnsinn, aber meine Albträume wurden immer schlimmer. Erzählen konnte, beziehungsweise wollte ich es nicht. Sie hätte mich für verrückt erklärt. Vielleicht war ich auch verrückt, denn diese Visionen kamen auch jetzt tagsüber immer häufiger.

      Eines Abends kam Betty ins Wohnzimmer, um mir eine freudige Nachricht zu überbringen.

      „Schatz, ich habe hier etwas für dich“, sagte Betty und hielt mir einen Schwangerschaftstest entgegen. In dem kleinen Fenster waren zwei rote Striche zu sehen.

      „Soll das heißen, wir bekommen ein Kind?“, fragte ich freudestrahlend.

      „Ja, mein Liebling. Das ist doch ein Grund zum Feiern.“

      „Na, auf jeden Fall.“

      „Kannst du nicht vielleicht in den Keller gehen und uns eine Flasche Wein holen?“

      „Meinst du nicht, du solltest jetzt auf Alkohol verzichten?“

      „Nein. Ein Glas ist nicht so schlimm.“

      „In Ordnung. Ich bin gleich wieder da.“

      Langsam ging ich die Kellertreppe hinunter. Gerade als ich die letzte Stufe erreicht hatte, fiel das Licht aus.

      „So ein Mist! Wo ist denn der verdammte Lichtschalter?“, fluchte ich leise.

      Vorsichtig tastete ich mich auf der Suche nach dem Schalter voran. Plötzlich fasste ich in eine klebrige Substanz.

      „Scheiße, was ist das?“

      Ich verfing mich immer mehr in diesem klebrigen Zeug, bis ich mich nicht mehr rühren konnte.

      „Hilfe! Hilfe! Betty! Ich sitze fest! Hilf mir bitte …“

      Ich hörte Schritte. Jemand kam die Treppe herunter.

      „Betty? Bist du das? Was ist hier los?“

      „Bleib ganz ruhig Pete. Du kannst dich nicht befreien.“

      „Was heißt, ich kann mich nicht befreien? Was soll das hier?“

      Angst machte sich in mir breit. Dann schaltete sie das Licht an. Aus Angst wurde Panik. Ich war in einem riesigen Spinnennetz gefangen. Je mehr ich mich bewegte, desto enger zogen sich die Schlingen.

      „Bitte, lass mich gehen!“, flehte ich Betty an.

      „Das kann ich nicht Pete. Wenn meine Babys zur Welt kommen, werden sie Hunger haben. Sehr großen Hunger …

      Jetzt wurde mir alles klar. Betty war eine „Schwarze Witwe“ und wollte mich töten. Alle Warnungen hatte ich in den Wind geschlagen. Jetzt bekam ich dafür die Rechnung. Sie öffnete ihren Mund und zum Vorschein kamen zwei große, schwarze Fangzähne. Ihre smaragdgrünen Augen funkelten mich an.

      „Los, meine Lieblinge, es ist an der Zeit.“

      Betty hob die Arme und Hunderte von Schwarzen Witwen krabbelten auf mich zu.

      „Aaaaaaaaah …“

      Meine Schreie verhallten in der Dunkelheit der Nacht.

      1 Jahr später - zurück in Las Vegas

      Eine Frau mit langem, schwarzen Haar und smaragdgrünen Augen betrat eine kleine Bar auf dem Las Vegas Boulevard. Zielstrebig ging sie auf einen jungen Mann zu, der alleine an einem Tisch saß.

      „Hallo, ist der Platz noch frei?“

      Der junge Mann schaute hoch und sah in die Augen der Frau.

      „Sicher doch … Bitte setzen Sie sich. Ich heiße Steve. Wie heißen Sie?“, fragte der Mann.

      „Freut mich sehr, Steve. Ich bin Betty. Betty Clarksen …“

      Flucht

      Langsam senkte sich die Sonne und verschwand hinter den Bergen am Horizont. Lisa wanderte alleine die Landstraße entlang. Vor genau einem Monat verließ sie ihr Elternhaus. Außer einem Rucksack mit einigen Habseligkeiten hatte sie nichts mitgenommen. Sie wollte nur noch von ihren Eltern weg. Ganz weit weg … Denn immer wenn ihr Vater betrunken nach Hause kam, ging er geradewegs in das Zimmer seiner Tochter, schloss die Tür hinter sich und prügelte auf sie ein. Ständig trug Lisa blaue Flecken und Prellungen davon und sie weinte sich jede Nacht in den Schlaf.

      Was tat ihre Mutter in dieser Zeit? Warum hatte sie nicht eingegriffen? Die eigene Tochter vor der Brutalität ihres Mannes beschützt. Ihre Mutter war auch dem Alkohol verfallen und lag betrunken auf dem Sofa im Wohnzimmer. Ihr war einfach alles und jeder vollkommen egal. Als Lisa 16 Jahre alt geworden war, hielt sie es einfach nicht mehr aus. Sie musste diesen Ort ihrer Qualen verlassen. Nachdem sie ein paar Anziehsachen und alles Geld aus der Wohnung in Ihren Rucksack gestopft hatte, verließ sie umgehend die Wohnung.

      Seit diesem Tag zog sie nun von Ort zu Ort. Nachts schlief Sie unter Brücken und am Tage wanderte sie die Landstraßen entlang. Ab und zu wurde Lisa auch von einem Autofahrer ein Stückchen mitgenommen. Würden ihre Eltern sich Sorgen um sie machen? Nein, mit Sicherheit nicht. So wie sie behandelt worden war, würde es ihnen nicht einmal auffallen.

      Dunkelheit legte sich über das Land. Lisa wollte schnell noch einen Platz zum Schlafen finden, als eine blaue Limousine mit getönten Scheiben neben ihr hielt. Der Fahrer öffnete die Scheibe der Beifahrerseite und sprach das Mädchen an.

      „Hallo Kleines. Wo willst du denn so spät noch hin? Soll ich dich ein Stückchen mitnehmen?“

      „Nein, danke. Ich komme schon klar.“

      „Hast du etwa Angst vor mir? Ich beiße nicht.“

      „Hm, nein ich weiß nicht …“

      Lisa konnte das Gesicht nicht erkennen, doch die Stimme klang angenehm und nett.

      „Schau mal ich habe selbst zwei Mädchen in deinem Alter.“

      Der Mann zeigte auf das Armaturenbrett, an dem ein Foto mit den Gesichtern zweier Mädchen zu sehen war.

      „Außerdem fängt es sicher gleich an zu regnen. Dann wirst du nass und erkältest dich noch. Das wäre doch schade …“

      Eigentlich wollte sie nachts nie mit einem Fremden mitfahren, doch je größer die Distanz zwischen ihr und ihren Eltern wurde, desto besser. Außerdem schien der Mann ja ganz nett zu sein.

      „Und kommst du mit? Zudem ist es besser, wenn du nicht alleine unterwegs bist. Hier treibt sich überall lichtscheues Gesindel herum.“

      Wider dem gesunden Menschenverstand stieg sie in die Limousine ein.

      „Hallo.“

      „Hallo