Tödlicher Scherz. Rüdiger Kaufmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rüdiger Kaufmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847673453
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hätte gerne für mich und meine Frau ein Zimmer. Es sollte ruhig und abgeschieden sein. Wo wir ganz ungestört sind“, zwinkerte ich dem Mann zu und schob ihm eine 50-Dollar Note über den Tresen.

      Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, nahm er das Geld an sich und reichte mir einen Schlüssel.

      „Zimmer 863. Es liegt ganz am Ende gegenüber vom Parkplatz. Das macht hundert Dollar die Nacht.“

      „Ich wollte den Laden hier nicht kaufen!“

      „Wenn es Ihnen nicht passt, können Sie ja wieder gehen.“

      „Nein, hier haben Sie Ihr Geld.“

      Ich gab dem Mann die hundert Dollar, nahm den Schlüssel an mich und ging zurück zum Wagen. Betty wartete bereits auf mich.

      „Alles in Ordnung, Schatz?“, fragte mich Betty.

      „Ja, ich habe etwas Schickes für die Nacht bekommen. Da wird uns sicher keiner stören.“

      Ich nahm die Koffer und wir begaben uns auf die Suche. Kurz darauf hatten wir es auch gefunden. Ich öffnete die Tür und staunte nicht schlecht. Es war seine hundert Dollar wert. Im Schlafzimmer stand ein riesiges Bett in Herzform, an der Decke befand sich ein Spiegel und ein Flachbildfernseher stand auf einer Kommode. Ein separates Bad mit Dusche und Toilette, sowie eine kleine Küche gab es zusätzlich. Da hatte sich die Investition von einhundertfünfzig Dollar wahrhaft bezahlt gemacht. Ich freute mich bereits auf eine heiße Nacht ...

      „Pete? Ich wollte mich ein wenig frisch machen. Kannst du derweil die Koffer auspacken?“

      „Lass dir ruhig Zeit, Liebling“, sagte ich und gab ihr einen Klaps auf den Hintern.

      Wieder funkelten mich ihre smaragdgrünen Augen an und zogen mich abermals in ihren Bann. Eine Stunde später kam sie aus dem Bad. Splitterfasernackt stand sie nun mit ihrem wohlgeformten Körper vor mir und warf mich rücklings aufs Bett. Wie ein Raubtier fiel sie über mich her. Riss mir mein Hemd vom Leib und bedeckte mich überall mit Küssen. Als ihre Hand in meine Hose fuhr, stoppte ich sie.

      „Warte ... nicht so schnell. Lass mich nur kurz duschen. Dann bin ich für dich da ...! Die ganze Nacht lang.“

      Ich ging ins Bad und schloss die Tür hinter mir. Nachdem ich mich meiner Kleider entledigt hatte, wollte ich duschen und zog den Vorhang beiseite. Mir stockte der Atem bei dem, was ich sah. Als ich aus meiner Starre erwachte, stieg das Grauen in mir auf. Panik hatte mich fest in der Hand. Ich stieß einen lauten Schrei aus. Nur raus aus dem Zimmer, dachte ich bei mir und wollte fluchtartig den Raum verlassen. Doch dazu kam ich nicht mehr, denn wie aus dem Nichts stand Betty hinter mir.

      „Was schreist du denn so?“

      „Weshalb ich schreie? Bist du blind? In der Dusche hängt eine riesige Spinne von der Decke!“, stammelte ich.

      „Ich weiß nicht, was du hast? Da ist nichts …“, erwiderte Betty nüchtern.

      „Du hast sie doch nicht mehr alle! Sie hängt mitten in der Dusche!“, brüllte ich sie an.

      Langsam drehte ich mich um und konnte nicht glauben, was ich nun sah.

      Nichts! Rein gar nichts. Da war weder eine Spinne noch ein Netz.

      „Aber ich kann mich doch nicht so getäuscht haben. Die Spinne war da.“

      „Komm mit ins Bett, Schatz. Es ist spät und die Fahrt hat dich zu sehr angestrengt.“

      „Keine Ahnung … doch irgendetwas ist da gewesen.“

      „Da ist aber keine Spinne. Hier gibt es auch keine Schwarzen Witwen. Wenn du jetzt mit ins Bett kommst, verspreche ich dir, dass du diese Nacht nicht vergessen wirst“, umgarnte mich Betty.

      Dabei fasste sie mir direkt in den Schritt und ihre smaragdgrünen Augen funkelten mich wieder an. Das wollte ich mir unter keinen Umständen entgehen lassen und duschte rasch, trotz eines mulmigen Gefühls in der Magengegend. In dieser Nacht war ich nicht so ganz bei der Sache. Immer wieder waren Bilder dieser Spinne in meinem Kopf. Mit jedem Traum wurde sie größer und größer, bis ich schließlich schweißgebadet aufwachte. Betty lag schlafend neben mir. Alles war, wie es sein sollte ...

      Nach einem ausgiebigen Frühstück am Morgen machten wir uns wieder auf den Weg zu der Hütte ihrer Eltern in den Rocky Mountains. Mehr als die Hälfte der Strecke war bereits geschafft. Die restliche Zeit der Fahrt über herrschte Schweigen. Irgendwie wollte dieser Vorfall nicht aus meinem Kopf. Nach gut fünf Stunden waren wir fast am Ziel.

      „Schatz, ich werde noch mal kurz tanken, bevor wir zur Hütte fahren.“

      „Kannst du das nicht ein anderes Mal machen?“, forderte mich Betty auf.

      „Nein. Außerdem muss ich mir kurz meine Beine vertreten“, gab ich zur Antwort.

      Betty schien der Gedanke, kurz zu halten, nicht zu gefallen, aber sie sagte nichts weiter dazu. Bevor wir die Bergstraße zur Hütte hinauffuhren, hielt ich an einer kleinen Tankstelle an. Der Tankwart saß auf einer Bank vor seinem Geschäft und wartete auf Kundschaft. Ich stoppte den Wagen an einer Zapfsäule und stieg aus. „Hallo! Könnten Sie bitte einmal volltanken?“, fragte ich ihn.

      „Kein Problem, Sir.“

      Sogleich machte sich der Tankwart ans Werk. Innerhalb kürzester Zeit hatte er den Wagen getankt und säuberte noch die Scheiben. Nachdem er einen Blick in den Wagen geworfen hatte, wurde er kreidebleich und ging zurück ins Geschäft. Ich folgte ihm, um zu bezahlen.

      „Wie viel kriegen Sie?“, wollte ich wissen.

      „Das macht dann genau fünfundvierzig Dollar.“

      „Bitte sehr, der Rest ist für Sie.“

      „Danke. Warten Sie, ich gebe Ihnen noch die Quittung.“

      Nachdem mir der Tankwart einen kleinen, weißen Zettel ausgehändigt hatte, war ich im Begriff das Geschäft zu verlassen. Im Hinausgehen las ich den handschriftlichen Text auf der Rückseite. „… fahren Sie zurück … verlassen Sie diese Frau … Gefahr!"

      Ich hielt es für einen makabren Scherz und ging zurück zum Auto.

      „Hat der Tankwart noch etwas zu dir gesagt?“, wollte Betty jetzt wissen.

      „Nein, wie kommst du darauf? Er wollte nur sein Geld fürs Tanken. Dabei verschwieg ich ihr den Zettel, den er mir gegeben hatte.

      „Ach, nur so.“

      Und wieder war da dieses Funkeln in ihren Augen. Nach einer halben Stunde hatten wir die Hütte endlich erreicht. Schnell brachte ich die Koffer rein. Geschlaucht von der Autofahrt und dem Erlebten, hatte ich nur noch zwei Wünsche: eine heiße Dusche und ein warmes, kuschliges Bett.

      „Pete, ich gehe kurz in den Wald ein paar Pilze sammeln. Heute Abend gibt es meine spezielle Pilz-Soße.“

      „Dann dusche ich kurz und hau mich eine Stunde aufs Ohr.“

      „Nach meiner Rückkehr wecke ich dich“, sagte Betty zu mir. Dann schloss sie die Haustür hinter sich.

      Meine Anziehsachen legte ich bereits im Schlafzimmer auf eine Kommode. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend betrat ich das Bad. Ich befürchtete wieder die Begegnung mit einer Spinne. Im ersten Moment sah alles normal aus. Gegenüber der Badezimmertür befand sich ein großer Spiegel mit einem darunterliegenden Waschbecken. Rechts war eine Dusche, deren Vorhang glücklicherweise aufgezogen war und links stand eine kleine Toilette.

      Vorm Duschen wollte ich mir die Zähne putzen. Ich beugte mich nach vorne, um die Zahnpaste auszuspucken, und meinen Mund zu spülen. In dem Moment, als ich wieder hochkam, blickte ich in den Spiegel und mir stockte der Atem …

      Mein Herz verkrampfte und ich schrie laut auf. Im Spiegel sah ich, wie sich Hunderte Spinnen hinter mir von der Decke herabgelassen hatten. Mit einem Ruck drehte ich mich um und …

      Nichts! Da war rein gar nichts. Keine Spinnen, keine Netze. Aber ich hatte